Daniele Perra

 

Es wird nicht mehr lange dauern, bis die „heldenhaften syrischen Rebellen“ (man müßte auch bewerten, wie viele von ihnen tatsächlich Syrer sind) in unseren Medien wieder als Terroristen definiert werden (wahrscheinlich, wenn sie ihre Rolle erfüllt haben und für Tel Aviv und Washington nicht mehr von Nutzen sind – letzteres ist wahrscheinlich schon verärgert über das Ausbleiben von Drohungen gegen russische Stützpunkte).

In der Zwischenzeit hat es Israel selbst als Vorsichtsmaßnahme für angebracht gehalten, durch gezielte und massive Luftangriffe Waffenlager und logistische Strukturen der untergegangenen syrisch-arabischen Armee zu zerstören, um gefährliche Überraschungen zu vermeiden und (vielleicht) zu verhindern, daß einige dieser Waffen unter Ausnutzung des Chaos in den Libanon gelangen.

Das zugrunde liegende Ziel bleibt, Syrien in einem Zustand des „gescheiterten Staates“ (ethnisch und konfessionell zersplittert) zu halten, indem die unzähligen oppositionellen Gruppen gegen Baschar al-Assad ausgenutzt werden, in denen es auch Akronyme gibt, die weniger zu offenen Auseinandersetzungen mit dem Iran und der Hisbollah neigen (in der Regel diejenigen, die Katar am nächsten stehen), sowie bedeutende sunnitische Gelehrte mit einer beachtlichen Anhängerschaft (ich denke an Muhammad Yaqubi, einen Gegner sowohl von Assad als auch des selbsternannten „Islamischen Staates“ von Abu Bakr al-Baghdadi). Es versteht sich von selbst, daß von all diesen Gruppen diejenigen, die zuerst in Damaskus angekommen sind (HTS und Konsorten), zweifellos die schlimmsten sind.

In der Geschichte der letzten Monate des baathistischen Syriens gibt es noch viel zu untersuchen (zwischen der Abkühlung der Beziehungen zur sogenannten „Achse des Widerstands“, der Suche nach Unterstützung bei den Golfmonarchien, die nie kam, und der Ablehnung einer Verhandlungslösung mit der Türkei). Darüber hinaus können der Neo-Osmanismus und Groß-Israel, wie wir bereits bei anderen Gelegenheiten erwähnt haben, geopolitische (und für den jüdischen Staat messianisch-religiöse) Projekte mit Konfliktpotenzial sein, insbesondere im Hinblick auf die Gastransportkorridore und die Beziehung zu den Kurden (eine langjährige Ressource des Westens und Israels, die von Ankara besonders ungeliebt ist). Die offene Konfrontation zwischen der ›Freien Syrischen Armee‹ (unterstützt von Ankara) und den Syrischen Demokratischen Kräften (mehrheitlich kurdisch und unterstützt von den USA) steht unmittelbar bevor.

Zweifellos wird Israel die HTS-Kämpfer gegen die Hisbollah einsetzen und dann, das syrische Chaos ausnutzend, versuchen, seinen Schirm über Damaskus zu spannen (die von der IDF geplante Pufferzone jenseits der Golanhöhen befindet sich direkt am Rand der ehemaligen Hauptstadt Syriens); ein weiterer Grund für einen potenziellen Konflikt mit Ankara.

Dennoch ist es ziemlich unerklärlich, wie einige Mitglieder der Hamas (insbesondere ihres politischen Flügels, der sich, das sei noch einmal betont, von ihrem militärischen Flügel unterscheidet) glauben können, daß ein Regimewechsel in Syrien der palästinensischen Sache zugute kommen wird. Tatsächlich sind wir mit einer Tragödie konfrontiert, die für die Palästinenser dem „Schwarzen Freitag“ nicht unähnlich ist.

Die Zerstörung Syriens ist ein strategischer Schlüsselsieg für Israel. Gleichzeitig verbessert sie den Status des Irak (der ein rasantes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum verzeichnet), der seit der Zeit der kalifalen Dynastien der Umayyaden und Abbasiden einen Teil seiner historischen Existenz in Opposition zu Syrien aufgebaut hat. Insbesondere der Irak könnte schnell wieder in die zerstörerische Umlaufbahn des Westens geraten.

 

Quelle: http://euro-synergies.hautetfort.com/archive/2024/12/11/neo-ottomanisme-et-grand-israel.html
Originalquelle: https://www.ariannaeditrice.it/articoli/neo-ottomanesimo-e-grande-israele