
ᛉ 15. November 1942 in Weißig, Niederschlesien; ᛣ 28. Oktober 2020 in Radebeul
Josef Kneifel war ein Held, ein leuchtendes Beispiel für Kameradschaft, Mut und Widerstandsgeist.
Am 15. November 1942 im niederschlesischen Weißig geboren, wurde Josef Kneifel früh zum Waisenkind, als seine Eltern 1945 von sowjetischen Soldaten getötet wurden. 35 Jahre später, am 9. März 1980, verübte er einen Bombenanschlag auf das Panzerdenkmal eines sowjetischen T-34-Panzers in Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, um gegen die andauernde sowjetische Besatzung zu protestieren. Als die Stasi Josef Kneifel ein Jahr nach der Tat festnehmen konnte, begann sein Widerstand gegen das Regime erst richtig. „Genug den Namen des Volkes mißbraucht, ihr Lakaien”, rief er der Richterin entgegen.
Am 9. März 1981 wurde Josef Kneifel zu lebenslanger Haft verurteilt. In den ersten Tagen seiner Haft begann er einen 14-monatigen Hungerstreik. Sieben Jahre verbrachte Josef Kneifel in Folterhaft; für ihn wurde in Bautzen I ein eigener Zellentrakt errichtet, eine vier Quadratmeter große Zelle ohne Fenster und Tageslicht. Durch Schikanen und Mißhandlungen während der Haftzeit erlitt er schwere gesundheitliche Schäden.
Am 6. August 1987 wurden Josef Kneifel und seine Frau im Rahmen eines Austauschs von Agenten und Dissidenten in die Bundesrepublik entlassen. Sie zogen nach Nürnberg. Er fand Arbeit im Maschinenbau. 1991 versagten seine angegriffenen Nieren, er wurde Dialysepatient. 1993 ging seine Firma pleite. Seine Frau starb an Krebs. Josef Kneifel bekam eine Entschädigung als politischer Gefangener.

Er knüpfte Kontakte zu gleichgesinnten Gruppen und Organisationen und engagierte sich u.a. für inhaftierte Kameraden, die er durch mentale sowie finanzielle Zuwendungen unterstützte. „Ich war ein Durchschnittsmensch von bescheidener Bildung, sonst nichts“, sagte er über seine Vergangenheit. „Das Leben in der DDR war zu wenig. Der Kampf war mir mehr wert.“ Er war und blieb ein Unbeugsamer, konsequent bis zum Schluß.
Am 27. Oktober 2020 um 22:24 Uhr erhielten wir eine letzte Nachricht von ihm. Er schrieb:
Das war’s!
Liebe Gefährten,
unmittelbar vorm Pflegefall stehend, liegend,
nutze ich die Gelegenheit, SELBSTSTÄNDIG
das Licht auszuschalten.
Danke für Ihre stete Arbeit gegen die Unmenschen
Josef Kneifel
Sein Freitod ist Ausdruck seines eisernen Willens und seiner Ehre. Sein heldenhafter Kampf für Gerechtigkeit wird unvergessen bleiben.

Viele Widerständler sind es nicht mit ganzem Herzen und verkünden die Wahrheit bis zum letzten. Sicher nicht umsonst, denn viele wurden bereits für ihre Offenheit bestraft. Gerade habe ich Danielle Ganser gehört, der unsere fehlende Souveränität nicht anprangert, sondern nette Vorschläge macht, wie wir wirtschaftlich mit russischem Gas wieder auf die Beine kommen könnten. Als ob wir Herr im Hause wären, genauso wenig wie seine Schweiz, die nur noch eine Vorspiegelung einer Demokratie ist. Was nützen Volksentscheide, wenn die Presse besetzt ist? Genauso habe ich mich bei apolut über Uwe Froschauer geärgert, der vom Überfall der bösen Deutschen auf die friedliebende UdSSR schreibt. Beide Seiten verschweigen die Verbrechen des anderen, was mir beweist, daß sie seit 80 Jahren eine Gemeinschaft darstellen und ihr Konflikt nur gespielt ist.
Josef Kneifel hat sein Leben unter der Knute der Besatzer verbracht, so wie es uns wohl auch beschieden sein wird. Ich sehe keine Lösung, aus dem Gefängnis zu entkommen.