Andrea Marcigliano
Die Nachricht bleibt fast unbemerkt. Dabei handelt es sich um eine äußerst wichtige Neuigkeit. In gewisser Weise sogar um eine bahnbrechende.
Die japanische Premierministerin Sanae Takaichi, die erste Frau, die jemals in dieses Amt gewählt wurde, kündigt ihre Absicht an, Friedens- und Kooperationsabkommen mit Rußland wiederherzustellen. Auch, oder vielmehr vor allem, um die für die japanische Wirtschaft unverzichtbaren Importe von Gas und Öl zu niedrigen Kosten zu fördern.
Wie gesagt, handelt es sich hierbei nicht um eine Nachricht von untergeordneter Bedeutung.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Japan fast vollständig den Vereinigten Staaten unterworfen. Es war de facto militärisch besetzt und radikal untergeordnet, unabhängig davon, wer es regierte.

Ein Zustand der Unterordnung, insbesondere im militärischen Bereich. Denn Washington hat Tokio lange Zeit verboten, über eine Streitmacht zu verfügen, die mehr als nur repräsentativ war. Nur Schein. So groß war die Angst der Amerikaner nach dem langen, blutigen Konflikt im Pazifik.
Und gegen diesen Zustand lehnte sich Yukio Mishima auf. Er vollzog das rituelle Seppuku vor jener Scheinarmee, nachdem er die Soldaten angefeuert hatte. Eine extreme Geste von dem, der unbestritten der größte zeitgenössische japanische Schriftsteller war. Kaum über vierzig Jahre alt, galt er bereits als Nobelpreisträger in spe.
Seine Bücher bleiben. Viele Meisterwerke. Allen voran die Tetralogie ›Das Meer der Fruchtbarkeit‹, die bereits im letzten Teil die extreme Entscheidung des Schriftstellers andeutet.

In jüngster Zeit jedoch wollte Washington, daß Japan sich wieder bewaffnet. Um es gegen China einzusetzen, und auch zur Kontrolle Rußlands.
Eine zwingende Entscheidung. Denn die Vereinigten Staaten werden von Tag zu Tag mehr zu einer Macht mit schwindender militärischer Stärke. Atomwaffen allein reichen nicht aus. Es braucht Menschen – ausgebildete und einsatzbereite Soldaten. Und trotz der Rekrutierung von Neuankömmlingen, vor allem Latinos, die die Staatsbürgerschaft anstreben, werden diese langsam knapp.
Also hat Washington Japan erlaubt, sich wieder zu bewaffnen. Mehr noch, es wurde befohlen.
Als würde man einen Hund von seiner Kette lösen. Einen Hund, der zahn und fügsam schien.
Aber eben nur schien…
Denn durch die Wiederbewaffnung hebt Japan wieder den Kopf, den es zu viele Jahrzehnte lang gesenkt hatte.
Und schaut sich um, um seine eigenen, spezifischen Interessen zu verfolgen.
Und das Interesse Japans besteht heute darin, gute Beziehungen zu Rußland zu unterhalten. Indem es massiv Öl und Gas importiert, die für sein Industriesystem notwendig sind.
Und zwar zu einem Preis, der weit unter dem von Washington festgelegten Preis liegt.

Und es war diese freundliche Dame, die erste Premierministerin in der Geschichte Japans, die diesen grundlegenden Schritt vollzogen hat.
Tokio handelt wieder auf eigene Rechnung.
Und alle, wirklich alle, müssen sich mit dieser Realität abfinden.
Mishimas Traum scheint kurz vor der Verwirklichung zu stehen.
Quelle: https://electomagazine.it/il-giappone-prende-le-distanze/
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Das ist eben der Unterschied zwischen Japan und der BRD.
Die Japaner haben nicht auf ihren Tenno verzichtet und lassen sich auch nicht vorschreiben, wem sie zu gedenken haben.
Auch der BRD und der DDR wurde die Wiederbewaffnung befohlen und sie haben das als treue Vasallen der jeweiligen Besatzungsmacht getan.
Auch nach der Teilvereinigung blieb man ein treuer Vasall der NATO, die laut Lord Ismay dazu da ist die Deutschen in Europa unten zu halten.
Daran wird sich auch nichts ändern, so lange die BRD, das Besatzungskonstrukt von Gnaden der USA, besteht.
Die Japaner sind trotz aller Dekadenz, die nun einmal technologischer Fortschritt mit sich bringt, ein stolzes Volk geblieben. Sie zeigen denjenigen, die Entschuldigungen und Kniefälle für Kriegsverbrechen fordern (Gibt es überhaupt einen Krieg ohne Verbrechen?) die kalte Schulter und setzten in ihren Altersheimen lieber Roboter ein, als daß sie fremdvölkische Armutsmigranten ins Land lassen.