Audrey d’Aguanno

Am 7. März vor fünf Jahren ist Guillaume Faye von uns gegangen. Dieser schwefelige, vulkanische, flammende Theoretiker der sogenannten “Neuen Rechten” hat mehrere Generationen von Aktivisten geprägt und die Weltanschauung vieler unserer Zeitgenossen verändert. Doch vielleicht nicht genug, denn sein umfangreiches Frühwerk ist noch immer weitgehend unbekannt.

In diesen Zeilen geht es also nicht so sehr darum, den – vielschichtigen – Mann in Erinnerung zu rufen, sondern neue Leser einzuladen, seine aufschlußreichen Werke zu entdecken: Seine Schriften behandeln zwar die wichtigsten Themen, aber bei ihn gibt es keinen Nerd-Jargon, kein Blabla von Pseudo-Fachleuten, keine unverständlichen Sätze, bei denen man Mühe hat, das Thema von den dreißig Ergänzungen des Objekts zu trennen; seine Lektüre ist für jedermann zugänglich.

Guillaume Faye während des GRECE-Kolloquiums 1978 in Paris.

Denn Faye, obwohl promovierter Politikwissenschaftler und solide in der klassischen Kultur ausgebildet, war Lichtjahre von den langweiligen Leseratten entfernt, die er pikanterweise verspottete (und die Letzteren zahlten es ihm heim!). Er war Essayist, Redner (außergewöhnlich!), Journalist, der sich sowohl mit komplizierten Themen als auch mit den übelsten Nichtigkeiten befaßte, Autor erotischer Kurzgeschichten und Comics, Radiomoderator (der ätzende ›Skyman‹, der auf ›Skyrock‹ für Schlagzeilen sorgte, war er), Organisator von Possen, exzessiv und vielseitig, man sagt ihm sogar einen Ausflug in die Pornoindustrie nach. Er war von einer unersättlichen Neugier getrieben und verkehrte in den unterschiedlichsten Kreisen, immer auf der Suche nach Debatten und dem Austausch von Ideen, wobei er sich gerne mit allen möglichen Realitäten auseinandersetzte, um daraus den Stoff für seine Analysen zu gewinnen.

Guillaume Faye, 1982.

Realität – das ist ein Schlüsselwort!Sie ist die Grundlage all seiner Überlegungen. Als treuer Aristoteliker bekräftigt er, daß “wir von der Realität ausgehen müssen, um unsere Ideen zu ändern, und nicht versuchen sollten, die Realität mit unseren Fantasien zu ändern.”

Psycho-Rigidisten sollten sich zurückhalten

Da Guillaume Faye voraussieht, daß eine ›Konvergenz von Katastrophen‹ zum Ende der westlichen Welt, wie wir sie kennen, führen wird, theoretisiert er den Archäofuturismus, eine Mischung aus Technowissenschaft und der Rückbesinnung auf althergebrachte Werte. Der Archäofuturismus versteht sich als Geist der Postkatastrophe, als die Philosophie, die der Welt von morgen zugrunde liegen sollte. Er propagiert unter anderem die Autarkie der großen Räume und läutet das Ende des Egalitarismus ein, der schnell von der Realität eingeholt wird.

Da der Archäofuturismus mehr als nur ein paar Zeilen Beschreibung verdient, haben wir eine Zusammenfassung in drei Teilen (Teil 1, Teil 2 und Teil 3) hier veröffentlicht:

1: https://www.breizh-info.com/2022/10/27/209857/larcheofutu…

2: https://www.breizh-info.com/2022/10/29/209873/larcheofutu… und

3: https://www.breizh-info.com/2022/10/30/209878/guillaume-f… ).

Wir sollten nicht vergangenheitsorientiert, restaurativ oder reaktionär sein, da die Vergangenheit der letzten Jahrhunderte die “Pocken” hervorgebracht hat, die uns zerfressen. Es geht darum, wieder archaisch und althergebrachter zu werden und sich gleichzeitig eine Zukunft auszudenken, die nicht mehr die Verlängerung der Gegenwart ist. Gegen den Modernismus: den Futurismus. Gegen den Vergangenheitismus: den Archaismus.

Faye zu lesen bedeutet also, mit der entmündigenden Reaktion und der sterilen Nostalgie Schluß zu machen. Faye zu lesen bedeutet, zu verstehen, die Schlüssel zu besitzen, aber mit dem Ziel zu handeln.

Guillaume Faye und Jean-Marc Vivenza, Historiker der futuristischen Avantgarden in Italien und Europa, bei der Sommeruniversität von ›Synergies Européennes‹, Trentino, 1998.

In ›La colonisation de l’Europe, discours vrai sur l’immigration et l’Islam‹, veröffentlicht im Jahr 2000, greift er auf mehrere seiner Artikel zurück, die sich mit der multirassischen Gesellschaft befassen und aus den 1980er Jahren stammen. Seine Weitsicht in Bezug auf die Gefahren der Masseneinwanderung, die er damals als einziger ohne jegliche politische Korrektheit thematisierte, ist bis heute unübertroffen. Er enthüllt darin nicht nur die Mechanismen der “massiven Kolonisierung durch afrikanische, nordafrikanische und asiatische Völker”, sondern geht auch auf den ›Ethnomasochismus‹ und das “geistige Aids” ein, die die europäischen Völker plagen: den Zusammenbruch ihrer Immunabwehr als Folge der egalitären Gehirnwäsche, der sie seit Jahrzehnten ausgesetzt sind. Eine schonungslose und strenge Feststellung, deren Ergebnisse wir heute sehen.

Aus der gleichen Zeit stammen auch die Bücher ›Avant-guerre: Chronique d’un cataclysme annoncé ; Le coup d’État mondial‹ (Vor dem Krieg: Chronik eines angekündigten Kataklysmus; Der globale Staatsstreich); ›Sexe et dévoiement‹ (Sex und Verführung), ein bahnbrechender Text, in dem er Familie, Sexualität, Liebe, Feminismus usw. aus archäofuturistischer Sicht betrachtet (absolut lesenswert!); ›Comprendre l’Islam‹ (Den Islam verstehen), eine Analyse ohne Filter und Tabus über die Religion, die (erneut) den alten Kontinent angreift; ›La nouvelle question juive‹ (Die neue Judenfrage), ein Essay, der weitgehend mißverstanden wurde (wenn er überhaupt gelesen wurde) und sogar Gegenstand gefälschter Interviews war, deren Wahrheit er hier wieder herstellen wird: https://web.archive.org/web/20061005035115/http://fr.novo…;La guerre raciale‹ (Der Rassenkrieg) …

Ein provokantes Werk, das eine Debatte anregen soll, aber äußerst argumentativ ist: Man wird nicht mit allem einverstanden sein, aber es wird oft schwierig sein, ihm Unrecht zu geben.

Faye bei der Sommeruniversität von Synergies Européennes, Lombardei, 2000.

Ein unumgänglicher Denker zum Verständnis des heutigen Westens.

Die erste Phase seiner metapolitischen Produktion um 1975-1987 (insbesondere als er den Bereich ›Studien und Forschung‹ des GRECE leitete) war eine Blütezeit seines Werks. Die Absurdität einer Gesellschaft, in der man “auf dem Kopf steht”, wird unseren Mitbürgern immer deutlicher, und die Traktoren, die nach Brüssel fahren, sind ein Zeichen dafür, dass sie verstanden haben, dass Entscheidungen nicht mehr in den Hauptstädten, sondern in staatenlosen, von der Realität abgekoppelten Gremien getroffen werden. Und genau hier würde das Erstlingswerk von Guillaume Faye von einer Verbreitung profitieren.

Guillaume Faye und Robert Steuckers bei der Sommeruniversität von ›Synergies Européennes‹ in Vlotho im Wesergebirge, 2001.

1981 und in einer genialen Formel bezeichnete er die Staatsmacht als “System, um die Völker zu töten”. In diesem absolut visionären Essay macht er deutlich, wie das technisch-ökonomische System des Westens funktioniert, das die Welt in eine anonyme und uniformierte planetarische Gesellschaft verwandeln will. Doch Vorsicht vor Verschwörungstheorien oder marxistischen Verkürzungen: Dieses System funktioniert wie ein Mechanismus, ohne einen Dirigenten. Das System benötigt keine üblichen Formen der politischen Herrschaft, da es wirtschaftlich und technisch ist und sich selbst reguliert.

Eine Zivilisation, auch eine globale, basiert immer auf einer kulturellen Vergangenheit und zielt mehr oder weniger darauf ab, sich in der Zukunft fortzusetzen. Eine Zivilisation bleibt menschlich. Ein System hingegen hat etwas Mechanisches und Zeitloses an sich.

Das System, wie auch jedes seiner Zahnräder, funktioniert ohne einen anderen Zweck als sein eigenes Funktionieren. (…) Das westliche System läßt die Völker im Rhythmus seiner kurzfristigen Selbstregulierungen leben – oder genauer gesagt: sterben. Es erübrigt sich natürlich zu fragen, wo der Begriff des Schicksals geblieben ist. Er wird nicht einmal bestritten: Er existiert schlichtweg nicht.

An die Stelle der Entscheidungen der Staaten – die spezifisch und einst für die Gemeinschaft getroffen wurden – treten strategische Entscheidungen, die im Rahmen von Netzwerken (große Privatunternehmen, Bankinstitute, Spekulanten, supranationale Ämter) getroffen werden. Es braucht keine Staatsoberhäupter mehr, sondern nur noch Regulierer. Mit der zunehmenden Entpolitisierung der Gesellschaft nimmt auch die Spektakularisierung der Politik zu. Die Aktualität einer solchen Beschreibung ist leicht zu verstehen.

Guillaume Faye und Pierre Krebs, Bayreuth 2007

In seiner ›Critique du système occidental‹ (Kritik des westlichen Systems) unterscheidet er zwischen dem Westen und Europa zu einem Zeitpunkt, als die sogenannnte “Rechte” sich selbst als westlich im Gegensatz zum Kommunismus definierte. Dieser Text wurde vor 44 Jahren verfasst, ist aber bis heute nicht veraltet und diente vielen anderen als Inspiration:

Die westliche Zivilisation ist nicht die europäische Zivilisation. Sie ist das monströse Ergebnis der europäischen Kultur, von der sie ihre Dynamik und ihren Unternehmergeist übernommen hat, der sie aber fundamental entgegensteht, und der egalitären Ideologien, die aus dem jüdisch-christlichen Monotheismus hervorgegangen sind. Sie erfüllt sich in Amerika, das ihr nach dem Zweiten Weltkrieg den entscheidenden Impuls gegeben hat. Die monotheistische Komponente der westlichen Zivilisation ist im übrigen klar an ihrem Projekt zu erkennen, das im Wesentlichen mit dem der sowjetischen Gesellschaft identisch ist: Durchsetzung einer universellen Zivilisation, die auf der Herrschaft der Wirtschaft als Klasse-Leben beruht, und Entpolitisierung der Völker zugunsten eines globalen “Managements”.

La Nouvelle Société de Consommation‹ (Die neue Konsumgesellschaft), ›Contre l’économisme‹ (Gegen den Ökonomismus), ›L’Occident comme déclin‹, (Der Westen als Untergang), ›Le sens de l’histoire‹ (Der Sinn der Geschichte), ›Les héros sont fatigués‹ (Die Helden sind müde), ›Pour en finir avec le nihilisme‹ (Um mit dem Nihilismus abzuschließen), ›Les titans et les dieux‹ (Titanen und Götter), ›La société du non-travail‹ (Die Gesellschaft der Nicht-Arbeit), ›Qu’est-ce que la realpolitik‹ (Was ist Realpolitik), alle Artikel über Technik und den faustischen Geist … mehrere Dutzend brillante, direkte, klare und zeitlose Texte und Interviews, die man unbedingt wieder lesen sollte. Wie sein ›Pourquoi nous combattons‹(Wofür wir kämpfen), das 2001 erschien, aber eigentlich eine Erweiterung des Kleinen Lexikons des europäischen Partisanen ist, das er in den 1980er Jahren verfaßt hatte. Dieses Manifest des europäischen Widerstands, das wie ein Lexikon mit 177 Stichwörtern aufgebaut ist, gibt eine klare Antwort darauf:

Wir kämpfen für das Erbe unserer Vorfahren und für die Zukunft unserer Kinder.

Machtlos auf der internationalen Bühne, ohne den Willen, sich selbst zu verewigen, sind die Völker Europas aus der Geschichte ausgeschieden. Kulturell kolonialisiert, lassen sie sich überrennen. An der Schwelle dieses Zusammentreffens von Katastrophen – Migrationschaos, wirtschaftlicher und finanzieller Ruin, demografischer Zusammenbruch, politisches Vakuum, Zunahme bewaffneter Konflikte auf europäischem Boden… – ist es mehr denn je eine Notwendigkeit, klare Vorstellungen von den Gründen für einen gerechten Kampf um die Identität zu haben, die Welt um uns herum und die Ideologien, die sie tragen, zu verstehen, sein Denken zu schulen und stichhaltige Argumente vorbringen zu können. Das Lesen oder Wiederlesen von Guillaume Faye gehört dazu.

Wir danken Robert Steuckers für seinen Beitrag und die Bereitstellung dieser unveröffentlichten Fotos.

Quelle: http://euro-synergies.hautetfort.com/archive/2024/03/07/l-oeuvre-meconnue-de-guillaume-faye-le-penseur-incontournable-du-systeme-a.html
Originalquelle: https://www.breizh-info.com/2024/03/07/230764/loeuvre-meconnue-de-guillaume-faye-le-penseur-incontournable-du-systeme-a-tuer-les-peuples/
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