Grégoire de Visme

 

Im Sommer 2023 kündigte eine Studie über die Proto-Indogermanen, die vom deutschen ›Max-Planck-Institut‹ vorgelegt wurde, eine Revolution in der Welt der Indogermanistik an: Die Erkenntnisse der Paläogenetik wurden endlich in einer multidisziplinären und internationalen Studie erfaßt, und zum ersten Mal seit Jahrzehnten schien eine neue Hypothese schlüssiger als die halbseidenen steppischen oder anatolischen Theorien zu sein.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts nennen ihre Theorie “Hybrid” und weisen ihr eine hohe Datierung zu, indem sie die Entstehung der proto-indoeuropäischen Ethnie nicht auf das Neolithikum, sondern auf das Paläolitikum zurückführen.

Zu meiner Freude und auch zu meinem Stolz bestätigt diese Studie die meisten meiner Hypothesen, die den Schwerpunkt auf Hochdatierungen legen, die der Trennung zwischen den Haplogruppen R1a und R1b entsprechen, und die Skythien und Anatolien als aufeinanderfolgende Etappen und nicht als Ausgangspunkte betrachten.

Meine Recherchen waren in der Enzyklopädie ›Arya-Dharma, l’héritage indo-européen: Peuples, spiritualités, mythes et divinités (Arya-Dharma, das indoeuropäische Erbe – Völker, Spiritualität, Mythen und Gottheiten) erschienen, was bereits eineinhalb Jahre her ist… Das heißt, eineinhalb Jahre früher als die Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts.

Drei aufeinanderfolgende Phasen der Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen

Seit einigen Jahrzehnten gehört es in bestimmten akademischen und medialen Kreisen zum guten Ton, die Existenz der Indogermanen zu leugnen, da diese nur ein Hirngespinst der ›Supremacists‹ der weißen Rasse seien. Als der Zweite Weltkrieg jedoch in weite Ferne rückte, wurde die indoeuropäische Hypothese wiederbelebt, bereinigt von ihren ideologischen Auswüchsen und gestützt auf Mythographie, Religionsgeschichte, vergleichende Literaturwissenschaft und Linguistik, aber auch auf moderne und unzweifelhafte Instrumente wie die Genetik.

Während es bis vor kurzem noch möglich war, die Existenz eines ursprünglichen proto-indoeuropäischen Volkes anzuzweifeln, ist dies heute nicht mehr möglich. Die Untersuchung der Wanderungen der Haplogruppen während des Jungpaläolithikums hat nämlich gezeigt, daß die genaue Lage der ursprünglichen demografischen Heimat der Proto-Indogermanen zwar immer noch ein Rätsel ist, es aber keinen Grund mehr gibt, an der ethnischen, kulturellen und religiösen Gemeinschaft zu zweifeln, die die Völker mit indoeuropäischen Sprachen, Kulturen und Religionen vereint.

Das renommierte Max-Planck-Institut veröffentlichte 2023 eine Studie mit einer völlig neuen Methodik: Die Arbeiten von Dutzenden von Wissenschaftlern aus den Bereichen Genetik, Archäologie und Anthropologie wurden zusammengeführt, um einen multidisziplinären Ansatz für die indoeuropäische Thematik zu entwickeln.

Die Relevanz dieser Studie beruhte darauf, daß sie die steppische und die anatolische Theorie nicht gegeneinander ausspielte (beides wenig überzeugende Theorien), sondern sie in einer einzigen “hybriden Theorie” vereinte. Diese nahm das Beste der beiden vorherigen Vorschläge auf und fügte eine Hochdatierung hinzu, die die Existenz der Proto-Indo-Europäer näher an das Mesolithikum als an das Neolithikum legte. Schließlich schlug die deutsche Studie den Norden Mesopotamiens und insbesondere die südlichen Ufer des Kaspischen Meeres und die südlichen Hänge des Kaukasus als Ursprungsort vor.

Diese Schlußfolgerungen decken sich weitgehend mit meinen eigenen. Ich argumentierte tatsächlich mit einer Hybridtheorie, die zu 75% der vom Max-Planck-Institut entwickelten Theorie ähnelte; der Hauptunterschied bestand darin, daß ich eine noch höhere Datierung und die nördlichen Ufer des Kaspischen Meeres als Ursprungsherd (in Verbindung mit einem Gebiet zwischen dem Kaukasus und dem Altai) vorschlug.

Kurzum, während einige, je nach Agenda und politischen Scheuklappen, beschlossen haben, die indoeuropäische Forschung zu meiden, engagieren sich andere und fahren fort, die Materie zu erschließen, die vor ihnen Darmesteter und Dumézil bearbeitet hatten… In diesem Zusammenhang sei an die Worte des Letzteren erinnert, als er gefragt wurde, was er von den Theorien über den “indoeuropäischen Herd” halte. Da er weder Archäologe noch Historiker, sondern Anthropologe und Spezialist für vergleichende Mythologie war, antwortete er einfach:

Die hier angewandte Methode hat auf diese viel diskutierten Punkte keinen Einfluß, und die Lösung ist für die hier aufgeworfenen Probleme auch nicht von Bedeutung. Die ›indoeuropäische Zivilisation‹, die wir betrachten, ist eine Zivilisation des Geistes. [L’idéologie tripartie des Indo-Européens, 1958 ]

 

Originalartikel des Deutschen Instituts: https://www.mpg.de/20666229/0725-evan-origin-of-the-indo-european-languages-150495-x

Quelle: https://arya-dharma.com/2024/01/la-theorie-hybride-de-l-institut-max-planck-concernant-l-origine-des-indo-europeens.html

 

Der physische Typus der Indoeuropäer

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