›Anti-Christ‹ und Visionär einer Religion der Zukunft
Mit Dietrich Schuler verlor das volkstreue Lager am 3.11.2011 einen der radikalsten Gegner des Christentums und einen seiner interessantesten, aber auch eigenwilligsten Schriftsteller und Denker.
Geboren am 2.2.1927 in Stuttgart, aufgewachsen in Nagold im Schwarzwald. Ab Herbst 1943 Flakhelfer; im November 1944 ins mährische Olmütz zur Wehrmacht einberufen. Schuler diente in einer Einheit der Aufklärenden Artillerie − man beachte die Parallele zur Biographie Nietzsches.
Nach der Ausbildung wurde Schulers Einheit im April 1945 nach Prag verlegt. Doch noch vor jenem grausamen Massaker, das 70.000 Deutschen in Prag das Leben kosten sollte, verläßt Schulers Kompanie als eine der letzten Wehrmachtseinheiten Prag. Nach der Kapitulation entzieht sich Schuler der amerikanischen Gefangennahme und schlägt sich alleine in einem dreiwöchigen Fußmarsch nach Oberschwandorf durch. Seit Vater war 1944 im Kurlandbrückenkopf gefallen. Wie sein Vater wählte auch er den Lehrerberuf und besuchte von 1947−1949 das ›Pädagogische Institut‹ in Reutlingen; danach begann er an Grundschulen zu unterrichten.
Mit der politischen Entwicklung im Nachkriegsdeutschland höchst unzufrieden, engagierte sich Schuler auch parteipolitisch im volkstreuen Sinne, war Mitglied der SRP bis zu deren Verbot und später Schulungsleiter im DRP-Landesverband Baden-Württemberg.
Im Juli 1963 wurde bei einer Haussuchung ein nicht zur Veröffentlichung bestimmtes Manuskript unter dem Titel ›Ketzeraphorismen‹ beschlagnahmt, in dem Schuler politische und weltanschauliche Gedanken niedergelegt hatte, die von den Behörden als Generalangriff auf das demokratische System gewertet wurden. Aufgrund dieser Schrift, die später als „staatsgefährdend“ eingestuft wurde, kam er im März 1964 nach Stuttgart-Stammheim in U-Haft. Schuler wurde vom Schuldienst suspendiert und ein Jahr später zu 7 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.
Gleichzeitig gingen die Beamtenrechte, der Oberlehrertitel nebst dem aktiven und passiven Wahlrecht verloren, außerdem die „bürgerlichen Ehrenrechte“. Schuler konnte sich und seine Familie zwei Jahre nur mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. (Über Umwege wurde er einige Jahre später, ›gnadenhalber‹ wieder in den Schuldienst aufgenommen.)
Die DRP hatte ihn schon 1963 ausgeschlossen und war inzwischen in der NPD aufgegangen. Aufgrund dieser politischen wie persönlichen Enttäuschungen enthielt sich Schuler die nächsten 25 Jahre jeglicher öffentlichen Äußerung…
Erst die immer brennender werdende biologische Frage ließ ihn sein Schweigen mit dem Buch Aufstand der Verpflanzten (Tübingen 1988) brechen. (Das Buch wurde 1999 ins Französische übersetzt.)
Obwohl noch unter dem Eindruck der für Europa potentiell tödlichen Ost-West-Konfrontation verfaßt, war Schuler bereits damals das Überleben der Weißen Rasse oberstes Anliegen. Schuler hatte die demographische Katastrophe und ihre Ursachen frühzeitig erkannt und war dabei bei der Bestandsaufnahme nicht stehen geblieben.
Auch sein Werk Untergang der Weltmacht USA. Rettung der weißen Völker?(Kiel 2003), beschäftigt sich mit der existentiellen Bedrohung der weißen Rasse, wobei Schuler hier eine Gesetzmäßigkeit der Geschichte herausarbeitet: das Werden und Vergehen großer Mächte. Die USA, so Schuler, werden die nächste Macht sein, die an dieser historischen Gesetzmäßigkeit zerbrechen muß…
Über das Politische hinaus, bemühte sich Schuler von Anfang an um neue philosophische und religionsphilosophische Grundlegungen, nachdem bereits 1945 Nietzsches Werk Also sprach Zarathustraseine große Liebe geworden war. So wurde er in gewissem Sinne Nietzscheaner, jedoch ohne epigonenhafte Bindung an diesen Philosophen.
Mit der Stunde des Kreatismus(Birkenfeld 1993) entwarf Schuler seine Vision einer das Christentum überwindenden, neuen europäischen Religion. Die Niederlegung seiner als ›kreatistisch‹ konzipierten Weltanschauung bildet unbestreitbar den Hauptertrag des geistigen Ringens von Dietrich Schuler. Nach und nach wurden seine, in der Phase des Schweigens entstandenen Gedanken und Arbeiten veröffentlicht.
Seine Gedanken vertiefte er mit Zeitenwende total! (Birkenfeld 2000) und konnte mit dem in vier Auflagen erschienenen Jesus − Europas falscher Gott erstmals auch ein breiteres Publikum − zumindest innerhalb des nationalen Spektrums − erreichen. Seine Schrift, Bausteine für eine Religion der Zukunft − Urmonergon und Wiedergeburt, ergänzt und rundet sein Werk in einem wesentlichen Punkt ab.
https://ahnenrad.org/produkt/dietrich-schuler-bausteine-fuer-eine-religion-der-zukunft/
Eine Abrundung erfährt Schulers Gedankenwelt durch Kreatismus als geistige Revolution, in dem er seine Hauptgedanken abermals vertieft und umfassend darstellt. Es beinhaltet u.a. auch Schulers Auseinandersetzung mit Gegnern und Kritikern und ist nicht nur als sein letztes und umfangreichstes, sondern darf auch als sein reifstes Werk gelten, in dem die Hauptgedanken des Kreatismus noch wesentlich feiner skizziert werden: Der Kreatismus wird sehr stark von philosophischen Gedanken getragen und durchdrungen, ohne Philosophie im Sinne eines Lehrgebäudes zu sein. Der Kreatismus ist noch keine Religion, aber er ist der Weg dahin − die Bausteine für eine Religion der Zukunft. Er ist eine Weltanschauung im Werden, eine Religion in statu nascendi.
Kreatismus leitet sich vom lateinischen creare (d. h. schaffen) ab. Der Kreatismus ist „die Lehre vom bewußten Schaffen über uns hinaus, denn ‚der Mensch‘ ist etwas, das überwunden werden muß.“ Schuler verbindet im Kreatismus Nietzsches Gedanken des Übermenschen mit der bewußten Hochzüchtung als nächsten Schritt der Evolution.
Ontologisch liegt für den Kreatismus das Sein im Werden, womit das schaffende, schöpferische Leben auch als höchste Bewußtseinsstufe erkannt wird. Der Kreatismus fokussiert die Kreisläufigkeit allen Lebens auf den Wiedergeburtsgedanken, der für Schuler eine Grundvoraussetzung für die dauerhafte Überwindung der Offenbarungsreligionen ist.
Schulers Werk stellt eine der radikalsten und kompromißlosesten Verneinungen des Christentums seit Nietzsche dar. Sein geistiges Vermächtnis, der Kreatismus, als Vision einer das Christentum überwindenden, neuen europäischen Religion harrt noch der Entdeckung. Den Suchenden wird sie ein Kompaß sein, um den Weg aus dem Abgrund zu finden, in den uns die Irreführung − der geistig-seelische Jahrtausendbetrug − des Christentums gestürzt hat.
Ich habe Dietrich Schuler auf Tafelrunden noch persönlich reden hören, mit ihm korrespondiert, seine Christentumskritik durchaus geteilt, allerdings Vorbehalte gegen den Kreatismus als neue Religion erhoben, wollte denselben nur als Naturphilosophie unter anderen gelten lassen. Aber gleich wie auch immer: Schade, daß Dietrich Schuler den aktuellen Untergang (keineswegs übertrieben) des katholischen und protestantischen (d.h. des westlich-jesuanischen) Christentums mit seiner falschen Moral in Europa nicht mehr erlebt hat. Diesen späten Triumpf hätte ich ihm nämlich gegönnt.
Auch der Nachruf auf unseren Gefährten Carlos Dufour ist jetzt online: https://ahnenrad.org/2023/10/15/gefaehrte-carlos-dufour/