Dr. Carlos Alberto Dufour wurde am 23. August 1950 in Buenos Aires geboren. Dort studierte er Philosophie und Wirtschaftswissenschaften und erhielt 1973 seinen Bachelor in Philosophie (Magister Artium) mit einer Arbeit über die ›Kontroversen um den Freiheitsbegriff im Barockzeitalter.‹ Während er an der dortigen Universität unterrichtete, widmete er sich hauptsächlich der Forschung in den Bereichen Logik und Wissenschaftstheorie.

Nach der Veröffentlichung seines ersten Buches ›Relaciones y Contenidos‹, Ergon, Buenos Aires, 1977, erhielt er ein Stipendium für die Universität Erlangen, Deutschland, um seine Doktorarbeit vorzubereiten.

Nach weiteren Studien in Philosophie, Mathematik und iberoromanischer Philologie wurde er 1985 mit „summa cum laude“ promoviert.

Seine Dissertation über mittelalterliche Logik wurde 1989 unter dem Titel ›Die Lehre der Proprietates Terminorum. Sinn und Referenz in mittelalterlicher Logik‹, Philosophia-Verlag, München veröffentlicht.

Carlos Dufour lernte in Erlangen den Historiker und Schriftsteller Hellmut Diwald kennen. Er besuchte und nahm an mehreren seiner Seminare und Vorlesungen teil. So entstand zwischen den beiden Wissenschaftlern ein Verhältnis gegenseitiger Wertschätzung.

Dufour setzte seine Lehrtätigkeit in Deutschland, Argentinien und an ausländischen Universitäten fort und verfasste zahlreiche, zumeist kulturgeschichtliche Aufsätze auf Spanisch; neben Englisch blieb Deutsch stets seine Arbeits- und Studiensprache.

Während einer Forschungsarbeit über die Rekonstruktionen von Freges System (Grundgesetze der Arithmetik) lenkte Professor Héctor-Neri Castañeda seine Aufmerksamkeit erneut auf die Ontologie und die Paradoxien der Identität.

Kurze Zeit später wurde er Referent der amerikanischen philosophischen Zeitschrift ›Noûs‹. Zu dieser Zeit betrachtete Dufour intentionale Erfahrungen als Modell für die Grundbeziehungen der allgemeinen Ontologie; er arbeitete daran mehrere Jahre lang mit einem Postdoktorandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Seine Habilitation in Philosophie, die aus niederen politischen Gründen blockiert wurde, erlaubte es ihm nicht, seine Lehrtätigkeit an der Universität fortzusetzen.

Im Jahr 2005 erschien sein Werk ›Inhärenz. Ontologische Untersuchungen zu Eigenschaften und Inhärenz‹, Philosophia, München. Dieses Werk gibt seine letzten Ansichten nur unvollständig wieder, da er sich ab 2005 einer Vertiefung seiner Philosophie gewidmet hatte. Für weitere Veröffentlichungen blieb ihm keine Zeit mehr.

2017 erschien in unserem Verlag seine Monographie Das Wesen des Systems. Politische Radiographie, Ahnenrad der Moderne, Thule-Bibliothek, Kassel-Horn-Bad Wildungen.

Carlos Dufour lebte in München, der Stadt, in der er am 15. Oktober 2020 von uns gegangen ist. Sein Tod hinterläßt in unseren Reihen eine klaffende Lücke. Doch wir wissen, daß er im Geiste mit uns weilt.

 

 

Carlos Dufour in memoriam (1950–2020)

 

Um der Persönlichkeit von Carlos Dufour auf die Spur zu kommen, muss man den vier Himmelsrichtungen folgen, die der Kompass seines Lebens anzeigt: Er glaubte an die Freundschaft, er war mit einem unbestechlichen Intellekt ausgestattet, er hatte eine künstlerische Sensibilität, er hatte einen festen Charakter, der weder in seinem Handeln noch in seinem Denken zerbrach. Zu diesen Eigenschaften gesellte sich ein Humor, der unwiderstehlich ansteckend war. Wir erweisen Carlos die Ehre, diejenigen zu erinnern, die ihn kannten, , zu ermutigen diejenigen, die ihn nicht kannten, und zu trösten diejenigen, die ihm Respekt, Bewunderung und Freundschaft entgegenbringen.

ARGENTINISCHE ZEIT

Carlos Dufour wurde 1950 in Buenos Aires als einziger Sohn von Eltern (Federico und Ada de Dufour) geboren, die ihn ermutigten, zu lesen, zu lernen und Freunde mit nach Hause zu bringen. Beide Eltern hatten ihren Anteil am Geist, am Humor und an der Phantasie ihres Sohnes. Ein belgischer Schäferhund, sein bester Freund, vervollständigte die Familie.

Angeregt durch seine gymnasiale Ausbildung begann Carlos, sich für die Werke der Kirchenväter und Thomas von Aquin zu interessieren, von dem er zu sagen pflegte, daß ihm die Gründe für die Existenz Gottes mit mehr Mühe und weniger Überzeugung einfielen als die Gründe dagegen – als ob ein vielseitiger mittelalterlicher Kobold, ›advocatus diaboli‹, sie ihm zugeflüstert hätte. Er besuchte auch eine Akademie, die ›Escuela Panamericana de Arte‹, die seine ästhetische Ader nährte.

Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Buenos Aires und gleichzeitig Philosophie an der Universidad del Salvador. Dort lernte er Izurieta Craig kennen, einen verehrten Lehrer, Mentor und Freund irischer Herkunft, der Philosophie und Rechtsphilosophie lehrte und schrieb. Izurieta erkannte und förderte seine philosophische Berufung.

Carlos hatte ein hervorragendes Verhältnis zu dem Philologen und Patrioten Carlos A. Disandro, las mit besonderer Aufmerksamkeit einige seiner Werke, besuchte seine Vorlesungen und führte einen wichtigen Briefwechsel mit ihm.

Er verteidigte sein Diplom 1973 mit einer Arbeit über die ›Kontroverse zwischen Determinismus und freiem Willen im Barock‹ (Molinismus). Er erhielt einen Lehr- und Forschungsauftrag an der Universität für Logik und Wissenschaftstheorie. Es gelang ihm dann, Izurieta wieder auf seinen Lehrstuhl zu setzen, von dem er als früher Peronist ausgeschlossen worden war.

Es waren die Zeiten des Kalten Krieges und der weltweiten Studentenrevolte, in denen auch die argentinischen Universitäten von den so genannten „Linken“ beherrscht wurden, also von Professoren und Studenten, die sich dem Marxismus-Leninismus anschlossen, an ihn glaubten oder sich für ihn einsetzten.

Inmitten eines Kulturkampfes, der damals nicht nur theoretisch, sondern auch mit Waffen geführt wurde, wollte Carlos sein Pamphlet ›Función política del Universitario‹ (Cogtal, 1970) verbreiten, in dem er sich gegen die herrschenden Ideen wandte und einen ideologiefreien Unterricht verteidigte. Angesichts der damit verbundenen Gefahr zogen sich seine Mitstreiter in letzter Minute zurück. Er trug eine Brille und machte sich allein und unbewaffnet auf den Weg, um das zu tun, was er glaubte tun zu müssen.

Als Stipendiat des CONICET (Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas) setzte er seine Forschungen über mathematische Philosophie und Intuitionismus in Buenos Aires fort und veröffentlichte sein erstes Buch, ›Relaciones y Contenidos en Lógica Bivalente‹ (Editorial Ergon, 1977), dessen Umschlag von seinem Freund, dem argentinischen Künstler Héctor Giuffré, gestaltet wurde. Anschließend erhielt er ein Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst), um in Deutschland im Kreis des „logischen Konstruktivismus“ von Paul Lorenzen Logik zu studieren.

DEUTSCHE ZEIT

Bis zu einem gewissen Grad war es ihm möglich, Lorenzen und seine Leistungen auf dem Gebiet der Logik intellektuell zu würdigen, aber seine Nachfolger enttäuschten ihn. Er pflegte zu bemerken: „Die Epigonen verraten die geheimen Schwächen des Meisters“.

Es herrschte ein steriles intellektuelles Klima, geprägt von deutschen Nachkriegsüberzeugungen und angestiftet von der ›Frankfurter Schule‹, demzufolge es bequemer war, die Philosophie im Sinne der Sozialgeschichte zu betrachten und nachzuerzählen, als eine philosophische Idee zu schaffen, zu erhalten oder ein eigenes System zu konstruieren. Im Klartext: statt eigene Ideen zu haben, aus einer sicheren Position heraus eine Geschichte der Philosophie zu machen.

Als ob es besser wäre, die Geschichte mit ihren schweren, schmerzhaften, schrecklichen und großen Taten abzuschaffen und sie in eine soziologische Erzählung zu verwandeln, um sie dann sozusagen einem endgültigen Urteil zu unterwerfen. Eine solche Geschichtserzählung würde sicherlich die Rolle des Individuums nicht nur als Schöpfer historischer Fakten, sondern auch als Schöpfer von Identität verlieren, bis zu dem Punkt, daß sich seine Autonomie in einen bloßen Diskurs auflöst. Aus dieser universitären Lehre ging eine seltene Blume hervor, das Etikett „Sozialgeschichte der…“, das sich jeder Disziplin anheftete.

Denn es sollte nicht mehr den lustvollen und spielerischen Impuls geben, Logik zu betreiben, der die großen Meister wie Aristoteles, Ockham, Russell, Gödel, Quine bewegte. Nein! Eine „Sozialgeschichte der Logik“ mußte als Ersatz herhalten.

Aber Logiker zu sein bedeutet, Widersprüche aufzuspüren, sie zu entdecken und zu beweisen, intellektuelle Rätsel zu lösen und geniale Systeme zu schaffen, in der Hoffnung, daß sie vollständig und widerspruchsfrei sind. Kurz gesagt, der Logiker ist eine Untergruppe der Philosophen, die sich im wesentlichen durch ihre Liebe zur beweisbaren Wahrheit auszeichnet. Daher die Seltenheit und die Notwendigkeit einer Hingabe, die manchmal an Aufopferung grenzt.

Durch das Interesse an Geschichte und Politik kam Carlos in Kontakt mit Persönlichkeiten, die auf diesen Gebieten tätig waren. Ein Höhepunkt war die Begegnung mit Otto Ernst Remer, Generalmajor a.D. und Kommandeur des Gardebataillons des Wachbataillons Großdeutschland. Er besuchte ihn eines Morgens, als Remer noch in Deutschland lebte. In ihr angeregtes Gespräch vertieft, verging Stunde um Stunde. Schon am Nachmittag fiel plötzlich der Name Fellgiebel im Zusammenhang mit der Frage nach seiner Rolle bei dem Angriff vom 20. Juli 1944. Remer blickte auf, unterbrach seine historische Darstellung und wies darauf hin, daß dies der richtige Moment sei, um gemeinsam den Film ›Operation Walküre‹ von Joachim Fest anzuschauen. Mit den anschließenden Kommentaren ging ein außergewöhnlicher Tag zu Ende.

Carlos‘ Forschungen konzentrierten sich dann auf Gottlob Frege – einen Logiker, Mathematiker und Philosophen, der großen Einfluß auf die analytische Philosophie des letzten Jahrhunderts hatte –, um die Ursachen für die Inkonsistenz seiner Logik und Mengenlehre zu untersuchen und die Möglichkeit einer Rekonstruktion seines Systems zu prüfen.

Auf einem Symposium in Freiburg im Breisgau traf er 1986 den renommierten amerikanischen Philosophen Hector-Neri Castañeda /Mahlon Powell Professor of Philosophy an der Indiana University, Bloomington. Das oben beschriebene Muster wiederholte sich ständig: Ein echter Philosoph, der sein ontologisches System mit unwiderstehlicher logischer Grundlage und freier Rhetorik darlegte, mußte gegen die Verteidigungsmauer der deutschen Professoren stoßen, die mit kleinen Zetteln bewaffnet waren, um ihree Einwände nicht zu vergessen.

Carlos nahm den Eifer Castañedas auf und baute sein eigenes ontologisches System auf. Kurze Zeit später wurde Carlos zum Gutachter der von Castañeda gegründeten Philosophiezeitschrift ›Noûs‹ ernannt. Doch bevor Carlos die Einladung des Professors an die Universität von Bloomington annehmen konnte, starb dieser auf tragische Weise. Der Verlust war in jeder Hinsicht schwerwiegend.

Im Jahr 1987 lernte er bei der Vorbereitung seiner Doktorarbeit den ebenso streitbaren wie weitsichtigen Historiker Hellmut Diwald kennen, mit dem bis zu seinem frühen Tod ein respektvoller Austausch begann. Carlos promovierte mit ›summa cum laude‹ in Philosophie, Mathematik und Iberoromanischer Philologie mit seiner Arbeit ›Die Lehre der Proprietates Terminorum‹ (Philosophia Verlag, 1989), in der er die mittelalterliche Lehre von den Eigenschaften der Begriffe systematisierte und mit den Mitteln der modernen Logik interpretierte und rekonstruierte.

Darüber hinaus veröffentlichte er zahlreiche kulturgeschichtliche Artikel in spanischsprachigen Zeitschriften, mehrere Artikel in Fachenzyklopädien wie dem ›Handbook of Metaphysics and Ontology‹ (Philosophia Verlag, 1991), hielt Vorträge auf internationalen Philosophiekonferenzen (z.B. über Leibniz oder Semiotik) und lehrte an deutschen und anderen ausländischen Universitäten.

Carlos suchte Wahrheit und Erkenntnis jedoch nicht nur im einsamen Geschäft der Philosophie, sondern auch in der Konzeption von Geschichte und politischem Handeln. In Argentinien unterstützte er eine national orientierte politische Bewegung. Bei einer Rede vor 300 Teilnehmern der NPD in Deutschland berichtete er auch über die ungeklärten Todesfälle zweier NPD-Kameraden.

Seine politische Gesinnung veranlaßte ihn zu einer Reihe von Interviews mit Martin Mussgnug, dem damaligen NPD-Bundesvorsitzenden, und Franz Schönhuber, dem damaligen Chef der Partei Die Republikaner. In der Deutschen Stimme veröffentlichte er komprimierte Betrachtungen, die er ›Miniaturen‹ nannte. Als Mitglied der Redaktion von ›Volk in Bewegung‹ gab er Impulse für eine der wichtigsten nationalen Zeitschriften Deutschlands und erfand und gestaltete sogar eine Reihe politischer Comics um deren Protagonisten ›Sir Grobes‹.

EISZEIT

Castañeda war Carlos‘ Mentor und Förderer seiner Habilitation – dem höchsten deutschen akademischen Verfahren zur Erlangung einer Universitätsprofessur. Mit dem Tod seines Förderers änderte sich das Klima an seiner deutschen Universität, an der die Habilitation stattfinden sollte, für Carlos von trocken zu eisig. Dennoch verfolgte er unbeirrt seine Dissertation ›Inhärenz. Ontologische Untersuchungen‹, in der er die verschiedenen Fragen und Probleme untersucht, mit denen sich die Philosophie auseinandersetzen muß

. Nachdem er sie in drei allgemeine Typen eingeteilt hat, zeigt er ihre mögliche Behandlung auf. Für einige reichen die Werkzeuge der Logik aus, für andere werden zusätzliche nicht-philosophische Informationen benötigt, etwa aus der Mathematik, Physik oder Biologie. Im Gegensatz zur Bewegung der Analytischen Sprachphilosophie zeigt er die Möglichkeit eines philosophischen Realismus auf, der sich auf unsere intentionalen Erfahrungen bezieht. Dies würde sich in der dritten Art von Problemen zeigen, die die Bildung einer philosophischen Theorie erfordern, aber nicht von der Art, wie sie von der Sprachphilosophie vorgeschlagen wird, sondern von einer Theorie, die in einem ontologischen System ausgedrückt werden kann.

Als die besonnene deutsche Elite – Ärzte, Intellektuelle, Spezialisten – das Land verließ, um im Ausland mehr zu verdienen, reagierte er anders. Angesichts des akademischen Drucks gegen seine Habilitationsschrift war es an der Zeit, das Endspiel zu spielen. Er tat dies ohne zu zögern, wohl wissend, daß er damit für immer vom Spielbrett verschwinden würde. Wegen seiner Meinungsäußerungen in außeruniversitären Artikeln, die in ›Ciudad de los Césares‹ veröffentlicht und irgendwie platziert wurden, wurde Carlos zur ›persona politicamente non grata‹ erklärt. Von da an durfte er nicht mehr lehren. Dennoch wurde die Dissertation später in einem philosophischen Verlag veröffentlicht (Philosophia Verlag, 2009).

EPIPHANIE

Im Exil machte der Philosoph so unvoreingenommen wie möglich weiter, und es verging kaum ein Tag, an dem er nicht mit neuen Ideen oder Perspektiven konfrontiert wurde. Während die Professoren an den Universitäten beklagten, daß ihnen die Last der Verwaltungsarbeit die intellektuelle Arbeit unmöglich mache, veröffentlichte er, verbannt von der Universität und all ihren Möglichkeiten und Mitteln, sein erstes außerfachliches Werk, ›Das Wesen des Systems‹ (Ahnenrad der Moderne, 2017). Danach nahm er ein philosophisches Werk in Angriff, das den Titel ›Philosophische Zeichen‹ tragen sollte. Es sollte sein geistiges Testament werden.

Damit schließt sich der Kreis, den der Kompaß seines Lebens beschreibt. Er gibt hier nicht wieder, was die Philosophen im Laufe der Jahrhunderte gesagt haben. Der Kern des Werkes ist vielmehr der Prozeß der philosophischen Ideen in Aktion und Reaktion durch das Aufeinanderprallen ihrer Inhalte.

In den letzten Monaten und Tagen seines Lebens wandten sich seine Gedanken seinem Heimatland Argentinien zu und auch seinen ›Philosophischen Zeichen‹, die Gestalt anzunehmen begannen und die er zu vollenden versuchte. Obwohl das Werk unvollendet blieb – ein Kapitel des letzten Teils fehlt –, wollte ein glückliches Schicksal, daß das letzte Kapitel geschrieben wird.

Carlos Dufour war ein Mann, der sein Land liebte. Treue gehörte zu seinem Wesen.

In gewisser Weise erlebte er die Entscheidung der alten Perser, wie sie von Herodot erzählt wird. Ein Berater wollte sie überreden, ihren Herrschaftsbereich zu erweitern, ihr armes und unwegsames kleines Land zu verlassen und die reichen und fruchtbaren angrenzenden Ländereien zu übernehmen, um ihr Ansehen und ihre Ehre zu steigern.

Die Perser waren von dieser Idee begeistert und unterbreiteten sie ihrem König Kyros dem Großen. Kyros ließ ihnen die Freiheit, zu tun, was sie wollten. Er wies sie nur darauf hin, daß sie eines Tages zu Dienern statt zu Herren werden könnten, denn weiche Länder neigten dazu, auch weiche Menschen hervorzubringen, und er sagte zu ihnen:

Ein und dasselbe Land kann nicht gleichzeitig köstliche Früchte und tapfere Krieger hervorbringen.

Und Herodot fährt fort:

Da erkannten die Perser ihren Fehler und zogen ab, um Kyros gerecht zu werden. Von da an zogen sie es vor, Herren zu sein und in einem armen Land zu wohnen, als ein fruchtbares Land zu bebauen und Diener anderer zu sein.

Ein weiterer Kreis schließt sich: Am 15. Oktober, dem Geburtstag Friedrich Nietzsches, trat Carlos Dufour, Philosoph, Denker und Genosse, dem Tod mit der gleichen Würde entgegen, mit der er seinem Leben begegnet war. Beide nahmen die Einsamkeit an, die Nietzsche in ›Ecce Homo‹ charakterisiert:

Philosophie … ist das frei gewählte Leben im Eis und im Hochgebirge.

ᛉ23.08.1950 in Buenos Aires, ᛣ 15.10.2020 in München

Carlos Dufour hinterläßt uns seine Gedanken, die Leuchttürme sein können, errichtet in jener eisigen Kälte, die für diejenigen bestimmt ist, die es vorziehen, nach der Wahrheit zu suchen. Mit ihnen führt er uns durch Räume und Zeiten, dorthin, wo der Mythos immer lebt, wo die Sprache uns eint und der einzelne mit Stolz für sein Volk schafft. Diejenigen von uns, die zurückbleiben, können nur allein auf dem Meer segeln, um eines Tages wie er ein Strahlen für diejenigen zu hinterlassen, die ihr Schicksal mit wachen Augen suchen.

Quelle: https://elosoblindado.com/2021/07/13/carlos-dufour-in-memoriam-1950-2020/