Dietrich Schuler
Seele und Urmonergon
Der Kreatismus begreift die Welt in ihrer totalen Existenz. Es gibt keine undurchdringliche Scheidewand zwischen der sogenannten ›unbelebten‹ und der belebten Natur im engeren Sinne. Ebenso entfallen die Trennungen zwischen Pflanzen-, Tier- und Menschenreich, selbstredend nicht im Sinne einer doktrinären ›Gleichheit‹ heutigen gutmenschlichen Zuschnitts, sondern im Sinne einer zusammenhängenden kosmischen Evolution. Denn diese Welt bedeutet in allen Teilen das kategorische Antinichts, und deshalb sind alle Dinge und Wesen so alt wie die Welt selber, weil auch sie Antinichtse sind, die im absoluten Sinne weder entstanden sind noch je vergehen können.
Das heißt: Alles Dasein ist Unsterblichkeit im Wechsel, alle Dinge sind unsterblich im Wechsel; dies gilt für uns ebenso wie für den letzten Atomkern irgendeines Minerals oder Metalls. Auch solche Atome sind ›Subjekte‹, sie leben also, schon weil sie eine bestimmte Kraft darstellen. Es gibt daher keinen Tod im Sinne eines absoluten Nichts, sondern jegliches Sterben des konkreten Daseins ist immer nur ein Übergang und somit auch der Tod stets relativ.
Diesem folgt die Reinkarnation nach wie der Tag der Nacht, und die Wiedergeburt ist überhaupt die fundamentale Urtatsache von Kosmos und Dasein, was zumindest die Inder schon vor 3 Jahrtausenden mit bestechender Klarheit erkannt hatten. Zeugung und Tod − diese Markierungen sind besser als das übliche ›Geburt und Tod‹ − stellen lediglich besonders scharfe Zäsuren und Einschnitte im sonst eher gleichmäßigen Fließen, Werden und Vergehen des Lebensstromes dar.
Solche Einschnitte gibt es auch in der gesamten Naturgeschichte wie in der Geschichte des Menschenreichs: Abrupte Klimaänderungen, Verschwinden ganzer Arten und Entstehung neuer, große entscheidende Kriege, grundstürzende Revolutionen und geistige Neuerungen! Aber all dem liegt nur Wechsel und Veränderung des schon ewig Vorhandenen zugrunde, und alles scheinbar Verschwundene kehrt in anderer Form wieder. Sämtliche ›Natur‹ − Religionen haben das quer über den Globus im Gegensatz zu den ›großen Offenbarungsreligionen‹ der Wüste immer gewußt.
Doch mit den letzteren kam der große Bruch. Solchen Offenbarungen müßte eigentlich schon der mittelmäßigste Psychologe den Betrug von weitem ansehen, weil da immer nur einer jenseitigen ›göttlichen‹ Instanz das in den Mund gelegt wurde, was die ›Propheten‹ selber wünschten, bezweckten und für ihr taktisches Vorgehen als sinnvoll erachteten.
Diese Religionen begannen, den Geist von Natur und Leben zu trennen. So erhielt ›der Mensch‹ − und nur dieser − plötzlich von Geburt an eine ›unsterbliche Seele‹, deren Unsterblichkeit sich jedoch erst in nebelhaft fernen Jenseitsen, Paradiesen oder Überwelten realisieren konnte, indem dort gerade alle Funktionen des Lebens fortfallen und so einer ewigen Beharrung − des selig entschlafenen Juden, Christen oder Moslem Platz machen. Offenbarer Unsinn!
Die Seele ist unlösbar mit dem Leib, seinem Werden und Vergehen verbunden. Stellen wir uns die Vita eines Menschen oder Tieres vor, so ist deren Leib- und Seelenleben Ausdruck ihres Urselbsts während einer bestimmten Zeit, aber nicht ihr Urmonergon selber, das nur den ›Code‹ eines unveränderlichen Soseins darstellt. Denn jedes Wesen hat schon unzählige Tode und Geburten hinter sich. Das Urselbst ist also als gleichsam zeitloses Sosein zu sehen. (Viele Christen lehnen den Spiritismus deshalb ab, weil bei parapsychologischen Erscheinungen häufig auch Tiere auftreten, was nicht in das anthropozentrische Weltbild der Bibel paßt!)
Dies wäre nur dann ein Widerspruch, wollte man sich das Urmonergon isoliert vom kosmischen Leben denken, was dann ewiges Beharren und Gleichsein bedeuten würde. Vielmehr müssen wir die Urmonergone als zwar unverlierbare ›Seinspunkte‹ erkennen, die jedoch urdialektisch und daher untrennbar stets mit Dasein, Bewegung, Leben und Erscheinung verknüpft sind. Das Urmonergon ist somit stets in irgendeiner Form verleiblicht. Denn nur so kann es eine Welt als das Antinichts schlechthin geben. Die zweite Urdialektik betrifft Geist und Stoff, denen gegenüber das Urmonergon gleichsam das Umgreifende bildet.
Alle religiösen Riten außerhalb der semitischen Wüstenreligionen sind Fruchtbarkeitskulte primitiver oder höherer Art. Das heißt aber: Sie sind Huldigungen an das Leben! Der katholische Ethnologe Josef Winthuis aus Kleve (1876-1956) erklärte sogar, das Weltbild der Naturvölker sei vollständig sexualisiert, die Welt ein ›ewig zeugendes und gebärendes doppelgeschlechtliches Urwesen‹. So gesehen, ist das Christentum mit seinem Erbsündensyndrom eine Gegenreligion.
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Viele meinen, und sie sagen es auch meist etwas apologetisch, die Kirchen hätten sich ›leider‹ an die liberalistische Gesellschaft zu sehr angepaßt. Damit aber wird die geistesgeschichtliche Genealogie auf den Kopf gestellt. Denn der heutige aggressive Individualismus und Egoismus, verbunden mit dem menschistischen Eineweltdenken, ist nur der legitime Sproß des gleichmacherischen christlichen Menschenbilds.
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Die Juden übertrugen das Christentum nach Europa, ohne sich dabei zu infizieren.
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›Wenn der Starke einmal aus der Bahn geworfen wird, benimmt er sich verrückter als jeder andere‹. Einen besseren Kommentar als dieses Nietzschewort kann es für das Verhalten der deutschen nach 1945 nicht geben. Die ganze Weltgeschichte kennt keine Zeit, in der das Unterste so sehr zuoberst gekehrt wurde, wie nach 1945. Eine Zeit, in der die falsche propagierte Wahrheit in so schreiendem Gegensatz zur wirklichen Wahrheit stand und in der die Erforschung der letzteren so gnadenlos verfolgt wurde.
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Alles, was niedersenkend, häßlich, heruntergekommen, formlos ist, wird ›liberal‹ entschuldigt, wenn nicht gepriesen, und die früheren deutschen Tugenden schwinden immer mehr dahin.
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Wer in dieser Republik Karriere machen will, muß notorisch antideutsch sein.
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Was ist das Schlimmste? Das deutsche Volk weiß gar nicht, wie krank es ist, wie sehr es systematisch krank gemacht wird. Nur sehr unterschwellig wohl fühlt es sich tief unglücklich.
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Multikultur heißt überhaupt keine Kultur, bedeutet die Beliebigkeit aller Wertvorstellungen. Cervantes, Goethe, Shakespeare, Dante, Voltaire, Dostojewski, Petöfi gehören zur Weltkultur, gerade weil sie in genialer Weise ihren jeweiligen Volksgeist verkörperten.
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Viele meinen, und sie sagen es auch meist etwas apologetisch, die Kirchen hätten sich ›leider‹ an die liberalistische Gesellschaft zu sehr angepaßt. Damit aber wird die geistesgeschichtliche Genealogie auf den Kopf gestellt. Denn der heutige aggressive Individualismus und Egoismus, verbunden mit dem menschistischen Eineweltdenken, ist nur der legitime Sproß des gleichmacherischen christlichen Menschenbilds.
Beitragsbild: Foto von Peter Wagner
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