Dietrich Schuler
Nietzsches ›Übermensch‹ und seine zeitgemäße kreatistische Umsetzung
Auszug aus dem Buch von Dietrich Schuler:
Nietzsche, Hitler. Die weitreichenden Folgen
Kreatismus als geistige Revolution
Der Übermensch Nietzsches war eine sehnsüchtige Zielvorgabe für eine unbestimmte Zukunft, gespeist von dem ‚Leiden am Menschen‘, abgestoßen vom Verwesungsgeruch der vulgären Massengesellschaft eines zu Ende gehenden christlichen Zeitalters der unterschiedslosen ‚Menschenrechte‘. Dieses Leiden, das sich in den 120 Jahren seit Nietzsche – seine letzten elf akuten Krankenjahre zählen nicht mehr – bei den feiner Veranlagten und tiefer Schürfenden nur schmerzlich verstärken konnte, ist auch ein genuin kreatistisches. Denn Kreatismus heißt ‚Lehre vom Schaffen‘, und wenn Nietzsche ständig vom Schaffen, den Schaffenden und vom höheren Menschen sprach, so lag darin das Ziel einer weiteren Aufartung des Typus Mensch, also die Fortsetzung der Evolution in jetzt bewußter Form, der er dienen wollte und der sein ganzes Dichten und Trachten galt.
Aufartung, weitere Höherentwicklung zumindest von Teilen der ‚Menschheit‘? Wenn das zu Beginn des 21. Jahrhunderts jemand liest, dann löst dies meist zwei Arten von Reaktionen aus, die miteinander korrelieren: Maßloses Erstaunen, verbunden mit Unverständnis, dann aber auch überlegen-ironisches Lächeln über einen solchen Zeitgenossen, komischen Kauz, der da etwas so furchtbar Unzeitgemäßes zu schreiben wagt. Und das nehme ich keinem einzigen geneigten oder ungeneigten Leser übel, der mir dann, sich zu höflicher Ernsthaftigkeit zwingend, erklärt, daß doch absolut nichts dafür spräche. Hierbei kann ich allerdings meinerseits nur ‚müde kichern‘, wobei man mir diese indezente Ausdrucksweise bei ernster Thematik verzeihen möge. Als ob ausgerechnet ich, als ob die Kreatisten gerade das nicht wüßten! Als ob wir nicht längst erkannt hätten, daß heutzutage Dekadenz, die schlimmste, tödlichste Dekadenz, mit Fortschritt gleichgesetzt wird, daß alles in die total falsche Richtung läuft und wir inmitten einer Gegenevolution stehen!
Dieses Heute erstickt alles Höhere, Überragende im Keim, bekämpft jede Art von Elite oder Elitebildung als ‚undemokratisch‘, fortschritts-feindlich, faschistisch! Was sich jetzt vollzieht, ist die sichtbare Vernichtung der Intelligenzträger dieser Welt. Darum, eben deshalb, verlangt die Pflicht im Gegenzug den Willen zu zukünftiger Aufartung! Wenn allen Weißen und insbesondere den germanisch-stämmigen Völkern vom modernen ‚Zeitgeist‘ fortwährend Schuldgefühle und perverserweise sogar Minderwertigkeitskomplexe eingeimpft werden, so liegt darin eine zwingende geschichtliche Logik. Denn die Endphase des christlichen Zeitalters kann nicht anders schließen als mit der Verteufelung all dessen, was groß, strahlend, überlegen, stark, elitär ist. Genau dies nämlich bildet seit Jesus und Saulus / Paulus die Essenz christlicher Moral und ihres Miserabilismus. Man betrachte unter diesem Gesichtspunkt die gesellschaftliche Wirklichkeit der gesamten gegenwärtigen Staatenwelt!
Die Kritiker vergessen, daß es in wenigen Jahrzehnten kein Europa im anthropologischen Sinne mehr geben wird, keine weiße Weltkultur, falls nicht Entscheidendes geschieht, und daß es dann für uns rein nichts mehr zu lachen, lächeln oder zu ‚kichern‘ geben wird. Die Selbstvenichtung einer großen Kultur als moralische Pflicht gegenüber einer hochstilisierten ‚Menschheit‘, diese Geisteskrankheit konnte nur in einem christlichen Dunstkreis epidemisch werden, und dieser Dunst verlor nichts von seiner betäubenden Dichte durch den technisch-wissenschaftlichen Sturmlauf der letzten Jahrhunderte, ja, er verstärkte sich noch infolge der Möglichkeit medialer Massenverbreitung in der modernen ‚demokratischen‘ Welt.
Gerade weil die Welt vor einer ungeheuren Zäsur steht, weil die Menschheitselite für immer zu verschwinden droht, ist ein ungebremster Pendelrückschlag, ein umwälzender geschichtlicher Gegenentwurf, ist die kreatistische Idee notwendig. Ich wage sogar zu sagen, daß gerade der jetzige Niederbruch, die scheinbar totale Hoffnungslosigkeit und andererseits die Chance für ein leuchtendes Morgen einander bedingen. Die Evolutionsgeschichte verlief fast nie gleichmäßig linear, sondern gegenpolig, und es gab in der kosmischen Evolution Phasen, wo fast alles aussichtslos und verloren schien, lange, bevor überhaupt Galaxien und Planeten existierten, was die Kosmologie anhand markanter Beispiele verschiedentlich aufgezeigt hat. Innerhalb der Weltgeschichte im engeren Sinne stehen wir jedoch vor der vielleicht schwersten Hürde, die zu es überwinden gilt, seit es so etwas wie Menschen gibt.
Nun wird es notwendig, die kreatistische Sicht solcher Aufartung, des Weges zu einem übermenschliche Typus, der irgendeinmal in einem Gottmenschentum gipfeln könnte, etwas genauer darzustellen. Natürlich kann es sich dabei nicht um eine weitere rein biologische Evolution handeln, wie sie uns in Jahrmillionen und Jahrmilliarden durch die Lebensgeschichte auf diesem blauen Planeten – und schon vor dessen Entstehung – vorgegeben wurde, sondern es geht um eine bewußte geistige Steuerung im Rahmen einer neuen Weltanschauung durch Völker und Staaten einer zukünftigen Welt, die aufgrund ihrer Intelligenz und schöpferischen Kraft befähigt sind, das Höchste und Schwerste in Angriff zu nehmen. Es wird zu einer neuen und größeren Stufung kommen wie überall, wo der ‚Natur‘ nicht in den Arm gefallen wird, – also das Gegenteil heutiger Nivellierung! Geist und Biologie werden zusammenwirken, um etwas in kürzeren historischen Fristen zu erreichen, wozu einst Jahrzehnt- oder Jahrhunderttausende benötigt wurden.
Dies alles ist wiederum vor dem Hintergrund heutiger Gegenevolution zu sehen. Denn etwas Perverses, völlig Unbegreifliches spielt sich ab: Die Europäer und übrigen Weißen sind derart desorientiert, daß sie sich über Abtreibung, ‚Pille‘ und Pille danach sowie Familienzerstörung selbst umbringen, um, zumindest unbewußt, dem exorbitanten Nachwuchs in Südasien, Lateinamerika und vor allem Afrika Platz zu schaffen. Daß dies alles manipuliert, Folge eines induzierten Irreseins, keinesfalls also ein automatischer oder zufälliger ‚Trend‘ ist, ändert zunächst an dem Ergebnis nichts.
Nun ist aber die gesamte moderne Weltzivilisation mit ihren tausend und abertausend verblüffenden Errungenschaften auf unzähligen Gebieten vor allem technisch-wissenschaftlicher Art eine durch und durch weiße Zivilisation. Weder Ost- noch Südasiaten, weder lateinamerikanische Indios oder Südseeinsulaner haben sie geschaffen, noch viel weniger Afrikaner mit ihren Ablegern in verschiedenen Kontinenten. Daß es außerhalb Europas und Ostasiens heute über 4 Milliarden Farbige gibt und nicht höchstens eine halbe Milliarde wie vor 100 Jahren, ist ausschließlich der hier fehlgeleiteten weißen Schöpfer- und Leistungskraft zuzuschreiben, da ohne diese jene gewaltige Vermehrung niemals möglich gewesen wäre. Auch heute existieren diese exotischen Massen nur dank fortgesetzter weißer Zuwendungen, die über tausend nationale, internationale, kirchliche und private Organisationen laufen und zu deren immer stärkerer ‚Aufstockung‘ diese Weißen von der in Umrissen vorhandenen New Yorker ‘Weltregierung‘ permanent gedrängt werden.
Mit dem Zusammenbruch der weißen Welt würde in den farbigen Zonen ein Massensterben einsetzen, wie es die Erde noch nie gesehen hat. Dies zeigt sich schon jetzt in Südafrika, wo der von außen gestützte schwarze Rassismus zum immer stärkeren Abzug der früher dort ansässigen Weißen geführt hat, insbesondere in Simbabwe, dem ehemaligen Rhodesien, und in der Südafrikanischen Union. Dort breitet sich das Chaos rasch aus. Obwohl die Afrikaner noch den stärksten Bevölkerungszuwachs der Welt haben mit Raten um die 25 Promille jährlich, stagniert die Bevölkerungsentwicklung in Südafrika schon. Die Schwarzen stehen dort der Aids-Seuche völlig hilflos gegenüber. Ohne die medizinische Unterstützung durch die ‚UNO‘, d. h. in Wirklichkeit, ohne die kostenlose Versorgung durch die weißen Länder, läge praktisch das gesamte südliche Afrika bereits auf dem Sterbebett. Simbabwe, wo die weißen Farmer vertrieben oder ermordet wurden, hatte 2005 noch einen Geburtenüberschuß von 6 a. Tsd., für afrikanische Verhältnisse minimal, Lesotho bei einer Geburtenrate von 28 a. Tsd. bereits 25 Promille Sterbefälle, und Botswana wies schon einen Sterbeüberschuß von einem Promille auf.
Diese perverse Schieflage: Alle europäischen Völker befinden sich in der demografischen Todesspirale, läßt man die Farbigen unberücksichtigt, die sich bereits vor allem in Westeuropa festgesetzt haben. Doch die Ursachen dafür sind genau gegenteiliger Art. Es fehlt nicht an Hilfsmitteln aller Art, nicht an medizinischer Versorgung, diese Länder sind alle ‚reich‘, wenn es langsam auch den Anschein gewinnt, als würden sie durch unsichtbare Steuerung auf Drittweltniveau hinabgedrückt. Die Gründe für den tödlichen Geburtenschwund und die Vergreisung heißen hier Überindividualismus, Feminismus, Egoismus, Mammonismus, Singleunwesen, Zerstörung des Gemeinschaftssinns, falsche Schuldkomplexe durch ein falsches Geschichtsbild!
Die europäisch-indogermanische Kultur ist ihrem innersten Wesen nach ‚faustisch‘, daher auch der ewige, nicht nur räumlich-geografisch zu sehende Ferndrang des echten Europäers. Deshalb trifft man überall, und sei es im abgelegensten Winkel der Erde, immer sehr bald einen Deutschen, Iren oder Schotten.
Die hier skizzierte Entwicklung muß über kurz oder lang zu einem totalen weltweiten Zusammenbruch führen, ohne daß wir etwas dazu tun müßten. Die Weißen haben keinerlei Grund, durch ihre Tüchtigkeit den Irrweg hinab zu Schlamm und Fäulnis zu verlangsamen. Der Kollaps mit dem ihm folgenden Chaos ist in dem herrschenden System selbst begründet. Erst dann wird ein ebenso radikaler Umschwung einsetzen, und all das, was heute falsch läuft, kann dann korrigiert werden, sofern unsere Völker dann noch ein Minimum an gesunder Substanz aufweisen. Es wird eine titanische Herausforderung sein.
Ich habe schon angedeutet, daß mit den heutigen wissenschaftlichen Mitteln und Erkenntnissen bei richtiger ideologischer Weichenstellung fraglos strahlende, gesunde Völker geschaffen werden könnten, wie wir es uns heute noch kaum vorzustellen vermögen. Mit der Erbgesundheitslehre, Identitätsbewußtsein, mit Breitensport, heilsamer ganzheitlicher Erziehung, Ansporn zur Geburtenfreudigkeit tun sich weite Betätigungsfelder für die Zukunft auf.
Nur junge Völker sind schön und gesund, die Altersheime darstellenden heutigen ‚Gesellschaften‘ dagegen wirken vergreist, krank und häßlich. Pierre Chassard hat zu diesem Fragenkreis in seiner Broschüre Philosophie du bien-naître, was man mit ›Philosophie der Wohlgeratenheit‹ übersetzen könnte, sehr wertvolle Gedanken geliefert. Der Kreatismus ist also nicht etwa eine abgehobene Gedankenspielerei, ein unverbindlicher Versuch, sondern zielt in eine konkrete politische und gesellschaftliche Wirklichkeit, in der ‚Aufartung‘ einst Gestalt gewinnen kann. Dem schließt sich ein weiterer wichtiger Gedanke an, nämlich der der Teleologie oder Zielgerichtetheit. Die Frage, ob die Welt ein Ziel habe oder nicht, ist gänzlich falsch gestellt und daher müßig. Denn von ‚der Welt‘ eine Antwort darauf zu erwarten, wäre sinnlos, weil es keine Instanz innerhalb der Welt und noch weniger ‚außerhalb‘ ihrer gibt, die das bestimmen könnte. Wir haben also keine solche Instanz über uns.
Nur eine jahrtausendelange Gewöhnung durch die monotheistischen Religionen hat dazu geführt, ständig nach einer Wundermacht über uns, über die Welt und außerhalb der Welt zu suchen, die letztlich alles weiß, bestimmt, vorschreibt, plant, der wir uns möglichst demütig zu beugen hätten, so daß wir uns dieser völlig ausgeliefert oder auch von ihr ‚beschützt‘ fühlten: Die hingenommene absolute Bevormundung!
Mit solcher Knechtschaft ist es nun vorbei. Wir selbst sind vollkommen entscheidungsfrei, aber auch alle anderen Dinge und Wesen, und durch diesen allgemeinen ‚Willen zur Macht‘ entsteht der Weltprozeß mit seinen Kämpfen, Leiden, Siegen, Herausforderungen und seiner Aussiebung, der aber auch gleichzeitig verbunden ist mit Liebe, Freundschaft, hierarchischen Strukturen, Symbiosen und Lebensbünden aller Art.
Wer die kreatistische Seinslehre verstanden hat, weiß, daß die Natur nur die Summe aller existierender Subjekte ist, daß wir also ganz und gar mit dieser Natur identisch sind und sie mit uns. Das heißt dann aber, die Natur bzw. Welt hat immer nur den Sinn, den Zweck, das Ziel, welches der fähigste und stärkste Wille zur Macht vorgibt.
Zu dieser konkreten Weltstunde obliegt es uns, der Welt das höchste Ziel zu setzen, nämlich ihre totale Selbsterkenntnis auf dem Höhepunkt ihres zyklischen Laufes. Denn es sei hier wiederholt, was in allen meinen Schriften betont wurde, daß es nämlich gänzlich vernunftwidrig wäre, würde der Kosmos ewig seine zeitlichen Bahnen ziehen, ohne jemals zur klarsten Selbsterhellung zu gelangen, so daß er gleichsam ewig blind bleiben müßte.
Der indoeuropäische Geist entspricht dem dynamischen Weltprozeß seit Jahrmilliarden am besten, und nur er kann die weitere irdische Evolution vorantreiben. Ohne eine ‚göttliche‘ Sendung, ohne den fordernden Anruf dazu, ist der weiße Menschenast gerade im Hinblick auf seinen jetzigen Zustand für immer verloren. Nur jener unbändige faustische Erkenntnisdrang kann uns in die Lage versetzen, die schwersten Aufgaben meistern. Höchstbegabung und Schöpferkraft mit einem hohen Maß an Fairness, Ritterlichkeit, Gerechtigkeitsgefühl und Objektivität, wurde ihnen aber sehr oft durch ein Übermaß zum Verhängnis.
In ähnlicher Weise ist der Streit darüber, ob Optimisten oder Pessimisten im philosophischen Sinne ‚recht haben‘, müßig. Obwohl ich der Überzeugung bin, daß es durchaus möglich wäre, die allgemeinen Daseinsbedingungen entscheidend zu verbessern, während sie heute freventlich oder aus Dummheit weit in das negative Feld gestoßen werden, wird es immer Pessimisten geben, die ihr Urteil mit schlimmen Erfahrungen stützen. Und jeder Sieg bedeutet für den Gegner eine oft schmerzliche Niederlage. All dies sind zuletzt Ermessensfragen, Fragen des Charakters, des Temperaments, des persönlichen Umfeldes. Ob ganze Völker letztlich optimistisch oder pessimistisch, glücklich oder unglücklich sind, hängt wesentlich von ihrer jeweiligen Führung ab. Jedenfalls steht der Kreatist auf dem Boden eines heroischen, lebensbejahenden Idealismus.
Die Sinnfrage der Welt liegt also unter jedem Betracht im Ermessen, im Willen und in den Fähigkeiten von uns selbst: Dies ist eine zwingende Folgerung aus dem Tod des Gottes der Wüstenreligionen. Im engsten Zusammenhang damit steht die ‚Weltvernunft‘, philosophie-geschichtlich am engsten mit Heraklit verbunden. Wenn Nietzsche einst sagte, bei allem sei eines unmöglich, nämlich Vernunft, dann war dies eine seiner aus einem tiefen Protest gegen alle bestehenden Satzungen und Meinungen geborenen Überspitzungen.
Natürlich gibt es eine Art Weltvernunft, sonst stünden wir nicht hier als denkende Wesen. Diese Welt könnte nicht aus lauter krausen Zufällen entstanden sein. Und die denkerische Vernunft hat gerade durch den Geist der weißen Völker bereits Erstaunliches, Verblüffendes aus Lebenswelt und Kosmos enthüllt. Hier gilt wiederum dasselbe: Nach der kreatistischen Seinslehre sind alle Dinge und Wesen in ihrem urmonergonalen Kern unzerstörbar, daher so alt wie die Welt selber und gehören zur Gänze auch der zukünftigen Welt an. Das heißt, alles, was je entstand und entstehen wird, war keimhaft schon im Ur vorhanden, wobei das jeweilige Ur nur die Wiedergeburt eines vorausgegangenen Äons darstellt. Dies trifft natürlich auch für die menschliche Vernunft zu, wobei die sogenannte Weltvernunft ein integrierender Bestandteil unserer eigenen ist. Alles Seiende gab es also schon immer, nur in anderer, nach Maßgabe der Evolution unvollkommenerer Gestalt, wobei sich jene Evolution irgendwann wieder umkehren muß.
Wenn wir erklärt haben, daß die philosophische Frage nach dem Sinn der Welt falsch gestellt und daher müßig sei, so gilt dies nur im Hinblick auf die fixe Idee, wonach uns ein solcher Sinn von außen, durch Gott, Götter oder andere Universalgewalten vorgeschrieben und als verbindliche Norm auferlegt worden wäre, wie dies durch die monotheistische Religion so lange geschah. Hier ist also eine scharfe Unterscheidung notwendig. Wenn es keinen von außen diktierten Sinn geben kann, dann obliegt es uns erst recht, kraft unserer Existenz Welt und Leben einen hohen Sinn zu verschaffen. Die Menschen brauchen eine solche raison d’être (Daseinszweck) unbedingt.
Jener zähe religiöse Glaube beruht, abgesehen von dem in einer langen Tradition wirksamen Trägheitsgesetz, auf dem an sich zwingenden Schluß: Das Wesen des Lebens, die Essenz des Kosmos kann nicht ausschließlich ewiges Werden und Sterben sein. Einem fortdauernden Werden muß ein Sein zugrundeliegen, sonst fehlte jeder Sinn in dem Ganzen.
Ein Sein ohne Sinn aber ist sinnlos, ein sinnloses Leben wertlos. Ein bloßes ewiges Dahinwogen läßt einen festen Ankerplatz, den Fixpunkt vermissen. Daher versinken viele der ernsthafteren Zeitgenossen in tiefem Pessimismus, die Massen in einem Nihilismus, dessen Öde sie durch hektisches Genußstreben zu entrinnen suchen. Die ‚Offenbarungsrelionen‘ jedoch behaupteten seit Jahrtausenden jenen Fixpunkt zu kennen, und wie sie ihn nannten, wissen wir.
Der orientalische Priestergeist schuf sich einen Doppelgänger als den Ewigen, Allmächtigen, Allgegenwärtigen, als das A und O, und entrückte ihn in ein unsichtbares ‚Jenseits‘. Nun ist jener Wüstengott durchschaut, ertappt, entlarvt als Hirngespinst und allzumenschliches Konstrukt. Zu lange schon hat er die Menschen genarrt, terrorisiert und, oh ja, auch beruhigt, eingehüllt in seine ‚Barmherzigkeit‘, eingelullt und in seinen fragwürdigen Schutz genommen. Der Spuk ist verschwunden, der Bibelgott tot.
Es ist nun die weiße Bestimmung der Zukunft, Welt und Leben wieder ‚vom Kopf auf die Beine zu stellen‘, uns den Daseinszweck zurückzugeben, und der Indoeuropäer ist dazu kraft seines durchdringenden, forschenden, gewissenhaften wissenschaftlichen Geistes in der Lage. Denn ein Sinn muß sein, und da das Sinnlose unsere Vernunft schmerzt und beleidigt, werden gerade wir aufgerufen, diesen Sinn zu setzen, weil Sein und Denken untrennbar sind und somit unsere Vernunft mit der Welt identisch ist und umgekehrt, so daß eine total vernunftwidrige Welt nicht wahr sein kann, indem andernfalls unser Selbst, unser Sosein und die kosmische Existenz gar nicht möglich wären.
Dann aber muß jenes ‚Ding an sich‘, das Ewige, Beständige, im Kosmos, in unserem wirklichen Leben selber angelegt und als dialektische Notwendigkeit untrennbar mit dem fließenden Werden und Vergehen verknüpft sein. Wird diese Konsequenz nicht gezogen, dann kehrt das Denken Europas und der weißen Menschen immer wieder zu dem Wüstengötzen der Offenbarungsreligion zurück, d. h., eben bis zu dem dann absehbaren raschen Untergang dieser Menschenart.
Der Kreatismus befreit alle seienden Wesen von jeder jenseitigen Tyrannei und Vormundschaft. Wir erklären die Dinge und Wesen für frei und souverän in ihrer Art, weitab von ‚metaphysischer‘ Lenkung. Auch ein Atom ist schon ein ‚Wesen‘. Ihnen allen liegt ein unverlierbares Sein zugrunde, ihr Urmonergon das ihnen als seiende Antinichtse zugehört, wenn anders sie nicht existieren würden. Diese Wesen sind also nicht wieder einem absoluten Sein unterworfen, was nichts anderes als eine Ersatzgottheit oder ein Gottersatz wäre, sondern sie sind selbst.
Das Urmonergon ist ein logischer Vernunftschluß, der der kreatistischen Seinslehre entspringt und diese mitbegründet, weil ein Nichtsein nicht sein kann. Es läßt sich aber, weil nicht selbst wieder ein bloßes materielles Teilchen, nur definieren als jeweils unverwechselbarer ‚Code‘ an der ‚Nahtstelle‘ von Geist und Stoff in unerklärbarer Urdialektik. Untrennbar mit dem fließenden Charakter von Welt und Leben verbunden, schließt es im Wechsel von Leben und ‚Tod‘ die Reinkarnation als unabdingbares Naturgesetz ein. Es gibt keine ‚tote‘ Materie, und die alte Unterscheidung zwischen lebendem und totem Stoff ist überholt, eigentlich „tot“ ist allein das Nichts.
Es geht heute also nicht um eine ‚religiöse Erneuerung‘, sondern um eine gänzlich andere Grundlegung für Inhalt und Begriff von Religion überhaupt. Ebenso wie die geschichtliche Erfahrung insbesondere der letzten 250 Jahre beweist der menschliche Alltag, daß auch die Kritischen, Tapferen, Klugen bei jedem tragischen Trauerfall in der Familie, bei jedem gräßlichen Ereignis irgendwo, sofort geneigt sind, in den weitgeöffneten Pferch der überlieferten Religion zurückzuflüchten, eben weil es für Vernunft und Gefühl weder hinnehm- noch nachvollziehbar ist, daß ein liebendes, lachendes, denkendes Wesen gleich einem Stück ‚toter Materie‘ für ewig in Nacht und Nichts verschwindet. Wenn aber Wiedergeburt in umfassendem Sinne ein Naturgesetz ist, bedeutet dies zumindest für starke Menschen einen Trost
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Dietrich Schuler, Nietzsche, Hitler – Die weitreichenden Folgen. Kreatismus als geistige Revolution.
Es weitet die Brust in diesen wüsten Zeiten einen solchen Text wie den von Dietrich Schuler zu lesen ( wieder zu lesen…). Danke!
Danke für die positive Resonanz auf den Schuler-Beitrag. Wir bemühen uns in diesen wahrhaft düsteren Zeiten um Aufbauendes, Mutmachendes, Stärkendes und Erhellendes, wobei allerdings mit Blick auf die reale Situation die harten Fakten der tödlichen Bedrohung ((Guillaume Faye in hellseherischer Weise mit seiner Vorhersage der „Konvergenz der Katastrophen“) auch nicht fehlen dürfen. Augen verschließen, nützt nichts! Wir müssen uns geistig, körperlich, seelisch gesund und stark erhalten, um das Kommende auszuhalten und … als erste Pflicht: überleben!!