Gerhard Hess
JUL-AHNEN-BRAUCH
„Jul“ ist des Nordens höchstes Fest,
wenn Neumond auf „Mittwinter“ steht
und sichtbar einen „Mücken-Sprung“
das Jul-Rad-Sonnenrad sich dreht.
Das war der Grund des Glückauf-Ruf’s,
zum Sonnenlauf-Begrüßungsfest,
jetzt war man sicher, dass die Sonn‘
ihr Mitgard nicht verschmachten läßt.
Der „Fimbulwinter“ liegt noch fern,
bald enden Winter-Not und Graus.
Man feierte froh, mit Reigentanz,
womöglich auch mit fettem Schmaus.
Das Jul-Schwein galt als Opfertier,
das gab den feisten Braten ab
und Julbiertrunk aufs Götterwohl,
so brachte man das Jahr auf Trab.
Talg-Lichter brannten ganz gewiß,
singrüne Zweige rings umher,
das heilige Eib- und Tannengrün,
galt als Unsterblichkeits-Panier.
Wie mit dem Jul-Rad-Sonnen-Rad,
beschwor man Ewigen-Lebens Frist
und hoffte damit fromm zu sein,
wie’s nach der Ahnen Brauchtum ist.
Ein Jul-Leuchter von Halland bracht‘
der Herman Wirth aus Schweden mit,
er zeigt das Jul-Rad und das Herz,
Symbole sind’s, aus alter Sitt‘.
Das waren schlechte Sitten nicht,
in Treue fest, zum Licht-Heil stehn.
Wer Sonnenschein im Herzen trägt,
den läßt sein Licht nicht untergehn !
Beitragsbild: Den sog. Halland-Jul-Leuchter brachte mein Anleiter und Freund, der Ahnenforscher Herman Wirth (1885-1981), der einige Jahre nach dem Krieg in Schweden lebte, vor dem Krieg aus Halland mit nach Deutschland und stellte ihn aus guten Gründen als Jul-Leuchter vor. Seine Erklärungen dazu bringe ich nicht, weil sie insgesamt haltlos-fantastisch sind, wie leider zu viele der Wirth’schen Gedankenmodelle. Trotzdem darf man diesen Kerzenhalter für die Julzeit sinnvoller Weise verwenden, denn das sechsspeichige Jul-Rad (Sonnen-Rad) ziert den Leuchter ebenso wie das Herz-Zeichen, als Sinnbild der Treue zum alten Glauben, einem Glauben an das Licht und die ewige Wiederkehr des Hellen, Guten und Wahren.
Einige Quellen verweisen auf die Funde in Halland/Schweden aus dem Jahr 1882 („Nordiska Museum“, Stockholm, Inv. Dokumentnummer 32477). Ein ähnlicher Julleuchter wie der im Freilichtmuseum Skansen, der auf das 18. Jahrhundert geschätzt wird. Der schwedische Literaturclub „Runa“, der von Johan August Strindberg gegründet wurde, erwähnte die Julleuchter in seiner Vereinszeitschrift im Jahre 1888 (Seite 20). Die Zeitschrift beschreibt einen Julleuchter aus Halland des 16. Jahrhunderts und veröffentlichte es in Deutschland, was dazu beitrug, den Julleuchter bekannt zu machen.
Anleitung zum Selbermachen:
Hinweis: Empfindsame Ohren sollten lieber den Ton abschalten!