Constantin von Hoffmeister
Inspiriert durch die Bücher ›Archaeofuturism‹ und ›Archaeofuturism 2.0‹
ex fato nascimur
Zwei Jahrzehnte waren vergangen, seit die Bomben gefallen waren und die Welt, wie man sie kannte, unterging. Die einst großen Städte Europas lagen in Trümmern, ihre hoch aufragenden Bauwerke und historischen Paläste waren nur noch Schutt und Asche. Die Atmosphäre war immer noch stark verstrahlt, und der Boden war von Kratern und Einschlagstellen übersät.
Die Menschen, die die ersten Explosionen überlebt hatten, flohen aufs Land und suchten in der Natur Zuflucht und Sicherheit. Durch den Ausfall aller Energiequellen erlebte die Welt einen totalen technologischen Zusammenbruch. Die einst allgegenwärtigen Bildschirme und Geräte waren nur noch leblose Hüllen, und die Maschinen, die die alte Welt angetrieben hatten, lagen brach und rosteten. Die Überlebenden waren gezwungen, die Fähigkeiten und das Wissen ihrer Vorfahren zu nutzen, um zu überleben und verließen sich auf ihren Verstand und die Ressourcen des Landes.
Im Laufe der Jahre wichen die Überreste der alten Welt neuen Gemeinwesen, die auf der Asche der Vergangenheit errichtet wurden. Diese Dorfgemeinschaften waren autark und abgeschieden, und jede wurde von einem mächtigen Kriegsherrn geführt, der den Frieden aufrechterhielt und das Überleben seines jeweiligen Volkes sicherte.
Als die Ressourcen jedoch knapper wurden und der Wettbewerb um Nahrung und Wasser immer härter wurde, begannen die Spannungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften zuzunehmen, die von tief verwurzelten ethnischen Rivalitäten genährt wurden, die seit Generationen schwelten.
In dieser Zeit kehrte die Religion als dominante soziale Kraft zurück. Die Menschen, die verzweifelt nach Antworten und Sinn in einer Welt suchten, die jeden Sinn für Ordnung verloren hatte, klammerten sich an die alten Überzeugungen und Rituale ihrer Vorfahren.
Die Kriegsherren witterten die Chance, Macht zu gewinnen und machten sich die wiedererwachte Frömmigkeit zu eigen, um sie als Mittel zur Kontrolle einzusetzen. Eine der größten dieser Gemeinschaften wurde von einem Mann namens Marcus geleitet, der behauptete, eine direkte Verbindung zum Göttlichen zu haben. Er scharte seine Anhänger mit Heils- und Wohlstandsversprechen um sich und nahm die umliegenden Dörfer ins Visier.
Das Wiederaufleben des traditionellen Katholizismus führte zur Rückkehr der Inquisition und zur brutalen Unterdrückung anderer Glaubensrichtungen und Religionen. Die Kriegsherren, die ihre Herrschaft aufrechterhalten wollten, nutzten die Inquisition, um ihre Feinde auszuschalten und ihre Anhänger bei der Stange zu halten. Andere Glaubensrichtungen und Religionen galten als ketzerisch, und ihre Anhänger wurden gejagt und hingerichtet.
Doch Marcus ging noch weiter, indem er die Angst und Verzweiflung seiner Gefolgsleute nutzte, um sie gegeneinander aufzuhetzen. Er ließ die alte Praxis der Hexenprozesse und -verbrennungen wieder aufleben und schob die Schuld für die Drangsal des Volkes auf diejenigen, die anders waren oder einen anderen Glauben hatten.
Die anderen Kriegsherren sahen Marcus als Bedrohung an und schlossen sich zusammen, um ihn zu bekämpfen. Aber Marcus war gerissen und hatte eine Armee von treuen Anhängern. Der Krieg zwischen den Dörfern war brutal, und es gab auf keiner Seite Gnade.
Die ethnischen Spannungen verschärften sich, alter Groll wurde neu entfacht und alte Wunden wurden aufgerissen. Am Ende war es Marcus, der als Sieger hervorging. Er übernahm die Kontrolle über die umliegenden Gebiete und erklärte sich zum Herrscher eines neuen Königreichs.
Doch als er auf das Ödland blickte, das einst Europa gewesen war, erkannte er, daß der Preis für seinen Sieg hoch war. Das Land war gezeichnet, das Volk war gebrochen und die Welt würde nie wieder dieselbe sein. Die großartige europäische Zivilisation von einst war nur noch eine ferne Erinnerung, verloren in der Nacht der Zeit.
Marcus begnügte sich nicht damit, über ein Land aus Asche zu herrschen. Er erkannte das Potenzial für eine neue Gesellschaft, die auf den Prinzipien von Einheit und Ordnung aufbaute. Er wollte ein neues Heiliges Römisches Reich gründen, das dem Land und seinen Menschen Frieden und Wohlstand bringen sollte.
So wurde Marcus mit der Unterstützung der Kriegsherren und dem Segen der Kirche zum Kaiser des neuen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ausgerufen. Unter seiner Herrschaft wurden die verschiedenen Gemeinschaften zusammengeführt, und die alten ethnischen Rivalitäten wurden beigelegt. Die Inquisition wurde aufgelöst und die Religionsfreiheit ausgerufen. Das Land begann zu heilen und die Menschen blickten hoffnungsvoll in die Zukunft. Das dunkle Zeitalter war zu Ende, und eine neue Morgendämmerung brach an.
Unbemerkt von den einfachen Menschen war es jedoch einer kleinen und mächtigen Elite gelungen, Überreste fortschrittlicher Technologie zu entdecken und zu nutzen, die sie vor dem restlichen Teil der Bevölkerung verborgen hielt. Diese Menschen lebten in luxuriösen Hightech-Anlagen, umgeben von hochmodernen automatisierten Systemen und Robotik. Sie verfügten über enorme Macht und nutzten ihren technologischen Vorsprung, um die herrschenden Klassen zu kontrollieren und zu manipulieren und ihre Macht über die Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Trotz der Bemühungen von Marcus und dem Neuen Heiligen Römischen Reich, dem Land Gleichstellung und Gerechtigkeit zu bringen, florierte diese verborgene Elite weiterhin und klammerte sich an ihre fortschrittliche Technologie und ihre Machtposition.
Die Massen hingegen blieben in mittelalterlichen Verhältnissen gefangen, lebten in Armut und Unwissenheit, während die wenigen Privilegierten die Früchte der technischen Renaissance in vollen Zügen genossen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde von Tag zu Tag größer, und die Gesellschaft, an deren Aufbau Marcus so hart gearbeitet hatte, begann Risse zu bekommen.
Die Machtelite errichtete eine gewaltige Mauer, grenzte sich vom Rest der jeweiligen Gesellschaft ab und errichtete de facto ein sogenanntes Apartheidregime. Die Mauer wurde zum Symbol für die Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die das Neue Heilige Römische Reich plagten, und die Massen wurden unruhig, riefen nach Veränderungen und forderten ein Ende des unterdrückerischen Regimes.
Eine kleine Gruppe von Rebellen tauchte auf, die entschlossen war, die herrschende Oberschicht zu stürzen und dem einfachen Volk mehr Gleichberechtigung zu bringen. Sie schlossen sich zusammen und nutzten ihre Fähigkeiten und ihre Entschlossenheit, um sich Zugang zu Technologie und Wissen zu verschaffen, die ihnen vorenthalten worden waren.
Sie fanden Verbündete an unerwarteten Orten, darunter auch einige Mitglieder der Oberschicht, die von ihrem Lebensstil desillusioniert waren und sich nach einer anderen, besseren Welt sehnten. Gemeinsam starteten sie eine Reihe von kühnen Raubzügen und Sabotagemissionen und reduzierten langsam die Macht der Unterdrücker.
Marcus wurde sich unterdessen der wachsenden Kluft und der gefährlichen Auswirkungen der technologischen Kluft bewußt. Er erkannte, daß die Zukunft seines Königreichs in Gefahr war, wenn man die Kluft weiter bestehen ließ.
Er rief Kriegsherren, religiöse Führer und Vertreter der Oberschicht zu einem Gipfeltreffen zusammen, um das Problem anzugehen. Der Gipfel war hitzig, da sich die gesamte Machtelite gegen jeden Versuch wehrte, ihre Technologie zu teilen oder ihre Macht aufzugeben. Am Ende konnte Marcus jedoch einen Kompromiss aushandeln. Die Technologie würde geteilt werden und das Wissen, wie man sie nutzt, würde den Massen vermittelt werden. Die Oberschicht würde einen Teil ihrer Vormachtstellung behalten, sie aber dazu nutzen, dem Rest der Gesellschaft beim Aufstieg zu helfen, anstatt sie zu unterdrücken.
Mithilfe von Rebellen und aufgeklärteren Mitgliedern der Funktionselite begann für das Neue Heilige Römische Reich eine neue Ära des Wohlstands und des Wachstums. Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde kleiner, und die Menschen im Land profitierten von den Vorteilen der Technologie und dem Wissen, sie zu nutzen. Die Inquisition wurde ein für alle Mal abgeschafft, und die Bewohner des Landes konnten ohne Angst vor Verfolgung die Religion ihrer Wahl ausüben.
Die einstmals großartige europäische Zivilisation wurde wiederhergestellt, da die Menschen in der Lage waren, neue Städte zu bauen und die Infrastruktur der alten Welt wiederherzustellen. Sie entwickelten fortschrittliche Systeme, um ihre gesellschaftlichen Verhältnisse zu fördern, und bald war es wieder ein blühender und pulsierender Ort.
Im Laufe der Jahre wurde das Neue Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung und des Wohlstands, das Menschen aus dem ganzen Kontinent anzog. Es war ein Symbol dafür, was erreicht werden konnte, wenn die Menschen zusammenarbeiteten, und es war ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit des europäischen Geistes.
Mit den Worten IMPERIUM MAGNUM EST PATRIA NOSTRA auf ihrer Flagge blickten die Bewohner des Reiches also optimistisch und freudig in die Zukunft, weil sie wußten, daß alles möglich war.
Quelle: http://euro-synergies.hautetfort.com/archive/2023/02/16/le-cauchemar-de-guillaume-faye.html
Originalquelle: https://eurosiberia.substack.com/
In Deutsch: Ein Tag im Leben des Dimitri Leonidowitsch Oblomow (Auszug aus ›Archäofuturismus‹)
Wird der Archäofuturismus auf die Konvergenz der Katastrophen folgen? [Teil 1]
Der Archäofuturismus. Wege zu einer ideologischen Regeneration [Teil 2]
Israel Lira Baretto: Archäofuturismus, eine vitalistische Dynamik nach Guillaume Faye
Eine anregende Fiktion. Würde man jedoch das Verhältnis der Klassen auf die heutige Zeit übertragen, müsse man den genannten Kompromiss schlüssiger darstellen. Auf folgende Stelle mache ich aufmerksam:
„Am Ende konnte Marcus jedoch einen Kompromiss aushandeln. Die Technologie würde geteilt werden und das Wissen, wie man sie nutzt, würde den Massen vermittelt werden. Die Oberschicht würde einen Teil ihrer Vormachtstellung behalten, sie aber dazu nutzen, dem Rest der Gesellschaft beim Aufstieg zu helfen, anstatt sie zu unterdrücken.“
Die Oberschicht bräuchte einen Nutzen, ihre Technologie und ihr Wissen mit den unteren Schichten zu teilen. Derzeit findet sowas nur statt, da die unteren Schichten als Mitarbeiter oder Käufergruppe auftreten. Nehme man nun an, mit der fortschreitenden Digitalisierung und Technologisierung verkleinert sich immer mehr die Gruppe der Mitarbeiter, und die Oberschicht schaffe es für sich, eine Art technologische und ressourcenbezogene Autarkie aufzubauen, wieso sollte die Oberschicht dann auf ihre Vormachtstellung verzichten?
Ich bin mir darüber im Klaren, dass der Autor nicht unbedingt sein Bild auf die Realität übertragen muss, allerdings finde ich es interessant, jenes zu tun.
Im Übrigen, ich sehe, Sie haben das Layout für interene Verweise auf Artikel erweitert. Sieht einladender aus!
Das ist nur ein Amalgam aus Wunschdenken (schützende Dorfgemeinschaften, edle Rebellen, ein weiser Kompromiss) und „Fantasy“ (Rückkehr des Mittelalters samt Inquisition), Herr von Hofmeister! Die Realität war leider immer schon viel schäbiger, wie der Historiker weiß, und wird es auch bleiben. Ja, der propagandistische „Ukraine Hui“- und „Russland Pfui“-Wahnsinn wird in der nuklearen Katastrophe enden, die aber auf Europa und Russland beschränkt bleiben wird, während die kriegstreibenden USA es offensichtlich und eindeutig darauf anlegen, selbst ungeschoren davon zu kommen. „Iudaea transmarina“ wird dann China und einer Koalition aus Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern gegenüberstehen. „Die Zukunft ist offen“, um den Kurzkommentar zynisch mit Karl Raimund Popper , dem lehrmeisterlichen Idol von George Soros (für mich persönlich nur George der alte Stinkjude), zu beschließen.
Meine Meinung zu Constantin von Hoffmeisters Vision ist grundsätzlich skeptisch und das liegt vor allem daran, dass ich die katholische Kirche für klinisch tot halte. Die eigentliche Aufgabe einer Religionsgemeinschaft wäre es doch, eine Alternative zu bieten zu dem grassierenden Materialismus, der immer groteskere Züge annimmt, und die Kernbotschaft „Fürchtet euch nicht!“ in der Gegenwart zu praktizieren, Gelegenheiten dazu gäbe es reichlich. Leider ist die Kirche von heute, die also den Menschen der Zukunft am ehesten in Erinnerung sein wird, gekennzeichnet von Missbrauchsskandalen und einer widerwärtigen Anbiederung an die Politik: Wenn man im Pfarrbrief lesen muss, dass unser Bundeskanzler Olaf Scholz die Zeit, in der wir eben, als „Zeitenwende“ bezeichnet hat und daraus dann irgendwelche Lehren abgeleitet werden (so geschehen in unserer Gemeinde), dann fragt man sich doch, welcher Teufel den Verfasser dieses Pamphlets geritten hat?! – „In der Not lernen die Leute das Beten“ wusste schon meine Oma, aber was, wenn die Kirche nur als Institution des Machtmissbrauchs in Erinnerung sein wird und die inspirierenden und Ehrfurcht erzeugenden Prachtbauten dereinst (wie in dem Text geschildert) nicht mehr existieren; werden die Menschen dann nicht lieber gleich zu den Originalen zurückkehren, d. h. zu den germanischen, keltischen oder sonstigen lokalen Ritualen, von denen die katholische Kirche sich bekanntlich ungeniert bedient hat, um doch noch Fuß fassen zu können in Ländern, wo der christliche Glaube nicht beheimatet ist, sondern zunächst nur als eine Art Sammlung von Abenteuergeschichten aus dem Munde aufdringlicher Missionare auftrat? –
Ich finde außerdem eine Föderation von Staatsformen aller Ausprägungen, wie in dem großartigen Buch „Ein Tag im Leben des Dimitri Leonidowitsch Oblomow“ geschildert, viel zu attraktiv, um einem riesigen zentralistisch organisierten Reich, womöglich wieder mit einem Papst, Erfolgschancen einräumen zu können.
Wie auch immer: Das Vorhaben, einen Gegenentwurf zu Guillaume Fays Archäofuturismus zu formulieren, findet hoffentlich viele Nachahmer! Vielleicht sollten wir eine Art Wettbewerb veranstalten? 😉
P. S. Nur damit hier keine Mißverständnisse entstehen: Im Zweifelsfall, zum Beispiel wenn es gegen die Invasion von Muslimen geht, bin ich natürlich Christin!! Ich bin katholisch erzogen und zu meinen liebsten Kindheitserinnerungen gehören die Lichterprozessionen zu einer Feldkapelle im Marienmonat Mai; bis zum heutigen Tag gehe ich gern in Kirchen (wenn keine Messe ist) und genieße die schöne und ruhige Atmosphäre; daher auch meine Kenntnisse des Inhalts von Pfarrbriefen 😉
Nun, ich habe lange genug in einer deutschen Großstadt in „Multikulti“-Vierteln gelebt um mir eine Meinung erlauben zu können, wie das Zusammenleben grundsätzlich verschiedener Kulturen so funktioniert – nämlich nur sehr mühsam und unter großen Zugeständnissen und Opfern, und zwar meist einseitig von einer Partei. Daher auch meine Skepsis gegenüber der „Religionsfreiheit“ in Verbindung mit einem Papst als höchste religiöse Instanz in Constantin von Hoffmeisters Heiligem Römischen Reich Deutscher Nation 2.0: Glauben Sie mir, Muslime werden keinen Papst akzeptieren und keine Ruhe geben, bis sie selber am Ruder sitzen!
Übrigens gibt es eine neue Faltblattaktion von Sven von Storch / Initiative Christenschutz, falls es Sie interessiert:
https://www.christenschutz.de/
Man kann schonmal „die andere Backe hinhalten“, wenn man sich streng an die Bibel halten will – man sollte es nur nicht zu oft tun. (Sich direkt zu wehren, wäre meine Wahl.) Darum meine ich auch, dass jede Gruppe schön unter sich bleiben soll, dann gibt’s keinen Ärger und jeder kann nach seiner Fasson selig werden, dort wo er hingehört; dieser schöne Planet ist ja eigentlich groß genug, erst recht nach der so oft zitierten „großen Katastrophe“! (Man könnte sogar den LGBTQ+ Gestalten ein kleines Reservat einräumen, vorübergehend, denn lange würde sie es ja nicht brauchen.)