Erwan Castel
In meinem Sektor hüllt wirbelnder Schnee die Front ein und verwässert die Schützengräben und verkohlten Ruinen, die Silhouetten aus Fleisch und die Formen aus Stahl in einer milchigen Watte, die Erde und den Himmel in einem wilden Tanz verschmelzen lässt.
Nur hier und da sind Wachen zu erkennen, die unter den Angriffen des eisigen Windes zittern, Bäume und Menschen, die nach den täglichen Stahlwolken Ausschau halten…
Der Krieg geht weiter, gleichgültig, was die Menschen treiben und was die Natur will.
Wenn ich die Trostlosigkeit des Schlachtfelds betrachte, die Splittergarben, die die Wände und die Schönheit zerkratzen, die Waffenfeuer, die die Steppe und den Traum verbrennen, dann wünsche ich mir, daß die westlichen Geier, die diesen Krieg seit 2014 anheizen, auch nur einen Tag und eine Nacht in der ersten Reihe leben würden, sei es die russische, die ukrainische oder die zivile.
Ich glaube, sie würden einen bedingungslosen Friedensvertrag unterzeichnen, damit sie aus dieser Hölle, die sie geschaffen haben, fliehen können, um ihre von Angst befleckten Hosen zu wechseln.
Mein Herz, sieh mich an
Meine Hand hat sich in eine Faust verwandelt!
Erwan
Als musikalischen Weckruf des Tages empfehle ich Ihnen diese schöne Interpretation des Liedes ›Kukuschka‹ der Gruppe Kino (Victor Tsoi), hier gespielt auf einer Gouspil, einem traditionellen russischen Instrument.
DER KUCKUCK
(Vladimir Borisov)
Wie viele ungeschriebene Lieder gibt es noch?
Sag es mir, Kuckuck, sing es mir vor.
Werde ich in der Stadt leben oder in den Dörfern,
Werde ich stillstehen wie ein Stein oder brennen wie ein Stern?
Wie ein Stern.
Mein Herz – sieh mich an,
Meine offene Hand ist zur Faust geworden,
Und wenn es Pulver gibt, dann gib mir Feuer.
Und das war’s…
Wer folgt der einsamen Spur?
Starke und tapfere Köpfe
Sind auf dem Schlachtfeld gefallen.
Nur wenige blieben in heller Erinnerung,
In nüchternem Geist und mit fester Hand in den Reihen,
In den Reihen.
Mein Herz – sieh mich an,
Meine offene Hand ist zur Faust geworden,
Und wenn es Pulver gibt, dann gib mir Feuer.
Und das war’s…
Wo bist du jetzt, geliebte Freiheit?
Mit wem feierst du jetzt
Den zarten Tagesanbruch? Antworte mir.
Es ist so gut mit dir und schrecklich ohne dich,
Der Kopf und die Schultern sind hart unter der Peitsche,
Unter der Peitsche.
Mein Herz – sieh mich an,
Meine offene Hand ist zur Faust geworden,
Und wenn es Pulver gibt, so gib mir Feuer.
Und das war’s…