Raphael Machado
Wenn wir unsere Füße in die hellenische Tradition setzen, die für die europäische Zivilisation, aber auch für andere nahe oder verwandte Zivilisationen (wie die iberoamerikanische) von Bedeutung ist, werden wir die Betonung sehen, die Philosophen wie Aristoteles der Tugend des Mutes beimessen ( ἀνδρεία ). Als die größte Tugend der Spartaner angesehen – wie wir aus den Sprüchen der Spartaner von Plutarch ableiten können – beinhaltete die Tugend des Mutes laut Aristoteles die Bereitschaft, sich einem realen existenziellen Risiko zu stellen, jedoch nicht ohne Hoffnung, zugunsten eines würdigen Zweckes. Aristoteles bestreitet daher, daß wir es mit der Tugend des Mutes zu tun haben, wenn die Gefahr nicht existentiell ist, wenn keine Chance auf einen Sieg besteht oder wenn es keinen würdigen Zweck gibt. Mut beinhaltet also, wie alle aristotelischen Tugenden, ein richtiges Objekt, eine richtige Art und Weise und einen richtigen Moment, in einer Art exaktem Maß zwischen den Extremen Angst und Zuversicht.
Hier könnten wir auch das Konzept von Yong (勇) erwähnen, die Tugend des Mutes, wie sie in der chinesischen Zivilisation durch die Schriften von Konfuzius erscheint. Mut erscheint hier als eine der drei Tugenden des edlen Mannes, daran beteiligt zu sein, ist für Konfuzius auch eine Frage des Maßes. Es muß von einem Sinn für Angemessenheit oder Ritus umrahmt werden, das heißt, es gibt einen richtigen Weg, mutig zu sein, und ihm muß immer auch Wissen vorausgehen. Es ist schließlich die Bereitschaft, sich selbst zu riskieren, um im Einklang mit den ethischen Normen Böses zu verhindern.
Nun, man könnte sich fragen, wozu dieser kurze Diskurs über die Tugend in einer Vorlesung über Multipolarität gut sein soll. Aber es ist möglich, einen solchen Weg zu rechtfertigen, indem man sich auf eine sehr traditionelle Vorstellung beruft: Nach der Antike gibt es eine Homologie zwischen dem Menschen und der Stadt (d. h. dem Staat in modernen Begriffen), so dass es möglich ist, die menschlichen Tugenden auf die politische Dimension, die gemeinschaftliche und institutionelle Dimension des Öffentlichen zu übertragen.
Wir müssen daher über den multipolaren Übergang und die Einstellung der Länder zu diesem Übergang im Lichte des traditionellen Mutes als öffentliche Tugend nachdenken. Es ist etwas, das von allen wahrgenommen wird, nämlich daß wir an einem historischen Scheideweg stehen, vor epochalen Ereignissen, die den Verlauf der historischen Entwicklung der Völker verändern können. Wir müssen den gegenwärtigen Moment als so erschütternd betrachten wie die Periode des Falls von Konstantinopel. Diese Möglichkeiten wurden durch den Start der russischen Spezialmilitäroperation an seiner südwestlichen Grenze eröffnet. Die russische Entscheidung, diese Operation genau zum richtigen Zeitpunkt zu starten, eröffnete den anderen Völkern der Welt eine Vielzahl von Möglichkeiten. Auch sie befinden sich in dem „Kairos“, eine Entscheidung zu treffen.
Diese unzähligen Möglichkeiten, die durch die russische Entscheidung eröffnet wurden, lassen sich in der Überwindung des unipolaren atlantischen Moments durch die Errichtung einer multipolaren Weltordnung zusammenfassen. Wir befinden uns jetzt im Übergang, im Intervall, an der Schwelle zwischen diesen beiden Richtungen, und wenn der endgültige Ausgang vom Ergebnis der russischen Militäroperation abhängt, so hängt die Konkretisierung, Stabilisierung und Gestaltung der multipolaren Ordnung von der Entscheidung ab, die jedes Volk in diesem „Kairos“ trifft, der einmalig ist und daher eine Entscheidung erfordert. Die Folgen einer Nicht-Entscheidung oder einer falschen Entscheidung, die dazu führt, daß sich die Türen dieses „Kairos“ schließen, können drastisch sein.
In diesem Zusammenhang können wir Mut als öffentliche Tugend und darüber hinaus als grundlegende öffentliche Tugend in diesem internationalen „Kairos“ bezeichnen.
Hier, auf unserer Konferenz, haben wir Vertreter aus über 64 Ländern. Im Publikum haben wir Vertreter aus noch mehr Ländern, vielleicht aus allen Ländern der Welt. Daher ist es nicht abwegig zu sagen, daß es in diesem Moment des multipolaren Übergangs mehrere kleine und große Länder gibt, die sich der Möglichkeit drastischer Veränderungen in der internationalen Ordnung widersetzen. Neben der bürgerlichen Angst vor dem Unbekannten fürchten diese Länder:
a) Sanktionen;
b) militärische Interventionen;
c) Farbrevolutionen,
oder eine Kombination dieser Maßnahmen, falls ihre Staaten Schritte unternehmen, um mit dem Status quo zu brechen.
Nach aristotelischen Kriterien entsprechen alle diese Ängste dem Typus von Objekten, die sich für die Tugend des Mutes eignen. Es handelt sich um existenzielle Risiken, die zur Zerstörung eines Landes führen können; das Ziel ist edel, denn Multipolarität ist die internationale Bedingung, die die souveräne Selbstverwirklichung eines jeden Volkes in seiner Zivilisation ermöglicht; und, was am wichtigsten ist, die Gefahr ist überwindbar.
Denn viele Nationen, die sich an Situationen in der Vergangenheit erinnern, in denen sie mit Sanktionen, Interventionen und farbigen Revolutionen angegriffen wurden, haben gerade im Moment der Schwäche des Hegemons und der hegemonialen Strukturen eine übertriebene Angst und zögern deshalb, sich aktiv im Übergang zur Multipolarität zu positionieren, indem sie darauf bestehen, diesen Übergang zu verschieben. Das heißt nicht, daß alle Länder der Welt die gleiche Position einnehmen sollten wie Rußland und andere Länder, die die alte unipolare Struktur offen und aktiv herausfordern. Es ist bezeichnend für Mut, daß er sich auf das richtige Ziel, die richtige Art und Weise und zum richtigen Zeitpunkt richtet, wobei der Zeitpunkt für alle gleich ist und die Art und Weise je nach den objektiven Bedingungen (Machtverhältnisse, Geografie usw.) eines jeden Landes variiert. Aber auch wenn die Art und Weise unterschiedlich ist, kann auch das kleinste Land der Welt, wenn es den Mut hat, etwas riskieren und seinen Wert zeigen und dazu beitragen, den multipolaren Übergang zu beschleunigen und zu konsolidieren.
Für einige wird dies einfach bedeuten, daß sie sich weigern, Sanktionen gegen westliche Aufhebungsziele zu unterstützen, oder in der UNO nach multipolaristischen Grundsätzen abzustimmen. Vielleicht sogar etwas so Einfaches wie die Förderung des Dialogs auf offizieller oder kultureller Ebene mit den Ländern, die von den Globalisten „gestrichen“ wurden. Von grundlegender Bedeutung ist es jedoch, den Moment, den „Kairos“, zu verstehen und entsprechend zu handeln, damit jedes unserer Völker und jede unserer Zivilisationen am Aufbau der Multipolarität teilnimmt.
Freunde aller Völker der Welt, laßt uns mutig sein.
Mut haben? Ja, das wäre schön, aber mir scheint, daß wir hier in Deutschland ganz klein anfangen und erst einmal unseren Selbsterhaltungstrieb wiederentdecken müssen. Daß dieser Prozeß bei einer Mehrheit noch rechtzeitig innerhalb des jetzt zur Verfügung stehenden Kairos entscheidende Fortschritte erzielen könnte, darf bezweifelt werden, aber vielleicht ist es auch gar nicht nötig. Vielleicht braucht es nur ein paar Wenige, die mit Entschlossenheit vorangehen; die Unentschlossenen kommen dann schon „hinterhergetrabt“; die allgemeine Unzufriedenheit ist inzwischen wohl groß genug.
Der international bekannte Journalist Pepe Escobar aus Brasilien, natürlich mehrsprachig (leider kein Deutsch) und gut vernetzt, hat am Wochenende einen sehr bemerkenswerten Artikel veröffentlicht, aus dem ich einen Absatz übersetzen will, wie folgt – Zitat -:
„Deutsche Regierungsmitglieder verharren in Schweigen, was nicht überrascht wenn man bedenkt, daß das Land sich noch in einer neo-kolonialen Periode befindet.“ – (Anm.: das ist sehr nett ausgedrückt, üblicherweise betitelt Escobar die Deutschen, allen voran Olaf Scholz, nur als „Leberwürste“) – „Ein Beweis dafür ist der ganze Nord Stream Vorfall. Aber deutsche Geschäftsleute reden bereits darüber. Es gibt da eine geheime, ich würde sagen tatsächlich sehr geheime unterirdische Strömung, denn hie und da gibt es mal ein Leck. Deutsche Geschäftsleute und Teile der alten deutschen Aristokratie diskutieren im Wesentlichen miteinander und sagen: ‚Wir müssen diese Ampelregierung loswerden, die sind ja völlig verrückt, mit diesen Grünen! Und wir sollten wieder einen Vertrag mit Russland haben, so wie damals mit Bismarck, dann wären wir in der Lage unser Schicksal zu erfüllen als Handelsmacht Nummer eins in Europa und eine der stärksten weltweit.‘ – Handel, vor allem mit Russland, China und dem Rest von Asien. Und enormously die amerikanische Vorherrschaft loswerden. – (Anm.: ‚enormously‘ ist ein Adverb und bezieht sich auf ‚loswerden‘, gemeint ist offensichtlich, daß es sich um einen bedeutenden Vorgang handelt). – Dies ist wie gesagt eine im Moment noch sehr geheim gehaltene Unterströmung, aber man hört es die ganze Zeit von gut vernetzten deutschen Geschäftsleuten. (…)“ – Zitat Ende –
Oha! Solche Meldungen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen. Mein erster Gedanke war: Pepe Escobar als alter Anti-Imperialist, überzeugter Eurasier und BRICS+ Befürworter, sieht sich momentan auf der Zielgeraden kurz vor dem Erreichen seiner Jahrzehnte alten Träume und macht in seinen Artikeln (ich lese fast alle) keinen Hehl aus seiner Begeisterung, so daß man sich schon fragt, ob streckenweise nicht der Wunsch der Vater seiner Gedanken ist. Andererseits ist er ein Journalist alter Schule, d. h. er kann unterscheiden zwischen Fakten und deren Interpretationen und Meinungen dazu; seine teils hochkarätigen Interviewpartner sind m. E. ein verläßliches Anzeichen für die Qualität, d. h. Seriosität seiner Arbeit. Er ist in letzter Zeit viel in Europa unterwegs gewesen, warum soll er nicht auch ein paar deutsche Manager getroffen haben? Und ist es nicht völlig normal, daß diese Angelegenheiten diskutieren, wie hier beschrieben, und anfangen Gerüchte zu streuen? – Bleibt der Wunsch, daß sie auch den MUT finden mögen, zur Tat zu schreiten, bevor es zu spät ist! – Ganz ehrlich, wenn ich (rein hypothetisch) ein Rädchen in der politischen Maschinerie wäre, z. B. ein regierungstreuer Verfassungsschutzbeamter, dann würde ich mir langsam aber sicher Gedanken machen, wie ich aus der Sache wieder heraus- und möglichst ungeschoren davonkomme …
Wenn ich Fürstin Gloria von Thurn und Taxis bei „Achtung Reichelt“ zitieren darf, wenn Sie schon oben von Teilen des deutschen Adels reden: „Die Grünen hassen das deutsche Volk“. Das ziehe sich durch das gesamte Parteiprogramm der Grünen. – so die streitbare Fürstin. Da weniger vornehm als diese, pflege ich denselben Sachverhalt auf den derben, aber eingängigen Nenner zu bringen: Die Grünen sind die „Deutschland-Verrecke“-Partei. Und bei dieser scheußlichen Parole handelt es sich keineswegs nur um Ausrutscher auf Parteitagen und Demonstrationen, sondern um Wesen und Kern der Partei, die nie eine Öko-Partei gewesen ist, sondern die Partei der 1968er, direkt hervorgegangen aus dem „Kommunistischen Bund Westdeutschlands“, einer maoistisch-trotzkistischen Sekte, weit links von der seinerzeit Stasi-gesteuerten „Deutschen Kommunistischen Partei“ (DKP). Jürgen Trittin, Ralph Füchs (heute als Chef des Zentrums „Liberale Moderne“ fanatischer Kriegstreiber gegen Russland, früher zum Pädophilen-Netzwerk der Grünen gehörend) und Claudia Roth kamen vom KBW. Die echten Ökologen um Herbert Gruß wurden hinausgeekelt und gründeten die ÖDP (Ökologisch-Demokratische Partei.) Trittin gab vor kurzem noch zu, daß nicht der Pazifismus die DNA der Grünen sei, sondern der Antifaschismus. Weil der Begriff Antifaschismus im ehemaligen realexistierenden Sozialismus und auch heute noch in Putins Rußland etwas anderes bedeutet als bei den kulturmarxistischen (wegen des Minderheitenkultes richtiger neotrotzkistischen) Einflüstern der 1968er Adorno, Horkheimer, Marcuse & Co ersetze ich ihn im Falle der Grünen schlicht durch antideutschen und antiweißen Rassismus, womit sich auch die gesamte aktuelle Politik der Grünen erklärt. Mit uferloser Migration samt entsprechender Wohnungsnot im ganzen Land und gleichzeitiger kalter Enteignung fast der Hälfte aller Eigenheime im Namen eines sinnlosen Klimaschutzes soll den Restdeutschen die Hölle bereitetet werden. Ich erinnere mich noch lebhaft an Demonstrationen der 1980er-Jahre in England gegen Margaret Thatcher, auf denen geschrieen wurde: „Schlagt sie tot!“. Die „Eiserne Lady“ war seinerzeit dabei, den Gewerkschaften den Garaus zu machen. Sie mußte zurückrudern. Warum sind solche Demonstrationen gegen die deutschen Grünen nicht möglich, wo es doch um alles oder nichts für die ethnischen Deutschen geht.
Lieber Cato Censorius, es gab einen „echten“ Grünen, der als Öko-Landwirt wußte, daß gehaltvolles „Grünes“ nur aus guter schwarzbrauner Erde erwächst: Baldur Springmann! Vor diesem Mitbegründer der „Grünen“ kann man nur „den Hut ziehen“. Es ist kaum zu ertragen, wie falsch und pervers alles geworden ist.