Andrea Marcigliano

 

Ein Krieg mag uns weit entfernt erscheinen. Ein Konflikt zwischen Ländern, die Tausende von Kilometern von uns entfernt sind. Mit Kulturen und Mentalitäten, die sich von unseren unterscheiden. Fremde Realitäten. Die uns nichts angehen.

Aber das ist nicht der Fall. Es ist nicht mehr so, vorausgesetzt, daß die Dinge in der Welt von gestern anders waren. Aber natürlich sind heute die Verbindungen zwischen den verschiedenen Ländern, die Verflechtungen der Interessen und die Allianzen so stark, daß selbst der entfernteste und kleinste Konflikt eine allgemeine Bedrohung darstellen kann.

Oder besser gesagt, einen Teil einer viel größeren Auseinandersetzung/Konfrontation. Global.

Und was zwischen Israel und dem Iran geschieht, ist sicherlich nicht unbedeutend. An sich, auch wenn man es isoliert betrachtet, stellt es die Konfrontation zwischen der am besten bewaffneten und organisierten Macht im Nahen Osten, Israel, und der bevölkerungsreichsten, zahlenmäßig stärksten und mit wettbewerbsfähiger Technologie ausgestatteten Macht, dem Iran, dar. Und das wäre schon Grund zur Sorge. Zu großer Sorge.

Was jedoch wirklich beunruhigend ist, sind die Verbindungen, die Unterstützungsnetzwerke hinter den beiden Kontrahenten. Es handelt sich um riesige Netzwerke, die sich weit über die Grenzen des Nahen Ostens hinaus verzweigen und ausdehnen. Globale Netzwerke.

Bildquelle: Metapedia

Israel genießt die uneingeschränkte Unterstützung der USA. Und auch wenn Netanjahu auf eigene Faust gehandelt und Teheran angegriffen hat, ohne seine „Freunde” darüber zu informieren, kann Trump nichts anderes tun, als ihn bis zum bitteren Ende zu unterstützen. Netanjahu war sich dessen bewußt und hat entsprechend gehandelt.

Zur amerikanischen Unterstützung kommt noch die britische, die französische und im wesentlichen die der gesamten Europäischen Union hinzu. Es mag zwar einige geben, die das eine oder andere beanstanden, die Netanjahus Position verurteilen und ihn der Verbrechen bezichtigen… aber das sind nur Lippenbekenntnisse. An der Substanz ändert das nichts. Großbritannien und die EU unterstützen den Angriff Israels. Und das weiß man in Teheran sehr gut.

Auf der anderen Seite stehen die Freunde des Iran. Das sind nicht die arabischen Länder, die sich lautstark empören, aber insgeheim hoffen, daß Israel sie von der unbequemen iranischen Präsenz befreit. Jordanien ist da noch deutlicher. Aber hinter den Kulissen sind die arabischen Länder weitaus einflußreicher. Allen voran Saudi-Arabien.

Die wahren Freunde oder besser Verbündeten der Iraner sind ganz andere. Pakistan, das sich offen dazu bekennt. Es liefert bereits Waffen, vielleicht sogar Atomwaffen, nach Teheran. Und es erklärt sich bereit, mit seiner Luftwaffe einzugreifen.

Hinter Pakistan steht Peking. China will keinen Regimewechsel in Teheran, der von Israel provoziert und von Washington begünstigt wird. Ein Regimewechsel könnte der chinesischen Wirtschaft erheblich schaden. China braucht das iranische Gas und Öl.

Dann ist da natürlich noch Rußland. Moskau scheint sich eher zurückzuhalten, vor allem wegen seines militärischen Einsatzes in der Ukraine, auf das es seine Aufmerksamkeit und seine Ressourcen konzentriert.

Der Kreml ist jedoch ein enger Verbündeter Teherans. Und er kann einen radikalen Kurswechsel, einen Übergang von der Regierung der Ayatollahs zu einer anderen, die eine „Marionette” Israels und der USA ist, nicht akzeptieren. Sei es nun die Nachfolge des Schah oder eine Republik.

Derzeit würde die pro-iranische Front einen Krieg lieber vermeiden. Israel hat jedoch einen Krieg in vollem Umfang begonnen. Damit stellt es seine Verbündeten, allen voran Washington, vor vollendete Tatsachen.

Eine diplomatische Lösung ist derzeit schwer zu finden.

Einziger Hoffnungsschimmer ist die starke Reaktion Teherans auf den israelischen Angriff. Dieser hat die Durchlässigkeit der Verteidigungsanlagen Jerusalems aufgezeigt und in einem Land, das solche Gegenschläge nicht gewohnt ist, Panik ausgelöst.

An diese Entwicklung scheint sich eine gemeinsame Initiative Moskaus und Washingtons anzuknüpfen. Putin hat angeboten, in dem Konflikt zwischen Teheran und Jerusalem zu vermitteln.

Dieser Vorschlag scheint bei Trump auf Zustimmung zu stoßen.

Bildquelle: Wikipedia

Eine Hypothese, die jedoch noch zu überprüfen ist. Angesichts der wenig entgegenkommenden Haltung Netanjahus. Und parallel dazu die Tatsache, daß Ali Khamenei im wesentlichen die Führungsrolle an sich gerissen hat. Er hat die zu kompromißbereite Regierung von Pezeskian entmachtet.

Quelle: https://electomagazine.it/le-vie-della-guerra/

 

Der (entfachte) Niedergang Europas

Krieg ohne Regeln

Der Krieg und der menschliche Faktor