Hoch über dem Chaos der Welt erhebt sich,
weithin leuchtend,
der Berg in Mitternacht,
der hohe Hügel der Verheißung.

Inmitten der Brandung erregter Tage
trotzt er, schroff und unzugänglich,
von Ewigkeit zu Ewigkeit
und bietet Zuflucht und Heimat nur den wenigen,
die gewohnt sind,
unter Opfern und Entbehrung
ein gefährliches Dasein zu leben.

Kalt ist der Stein des Berges im Norden,
und rauh sind die Winde,
die sich an seinem Gipfel spalten.
Schwächlingen graust vor seiner wilden Eintönigkeit.

Und Menschen, die da glauben,
Schönheit erwüchse nur
in den vor Stürmen geschützten,
wärmeerfüllten Tälern,
fürchten, daß ihr Herz erstarren müsse
in der Kälte jener Erhabenheit.

Und wenn es in der Welt dunkel wird,
wenn die Menschen der Täler
im Traume alle Hoffnung hingeben
an Wünsche des ewigen Friedens
und der fortdauernden Glückseligkeit,
dann beginnt der Berg in Mitternacht zu glühen
und die Herzen der Wenigen leuchten
in ihrer Begeisterung
für das gefährliche Wachsein
wie Fackeln in der Nacht.

[Kurt Eggers]
 1905-1943

 

Der Sturm (Musikvideo)