Karl Richter

 

Die Linken stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie müssen seit einiger Zeit eine Niederlage nach der anderen einstecken, wobei es sich durchaus um Rückschläge von strategischem Gewicht handelt: etwa wenn META-Chef Mark Zuckerberg ankündigt, es Elon Musk gleichzutun und auf seinen social-media-Plattformen Facebook und Instagram künftig nicht mehr zensieren zu wollen (was das vollmundige Eingeständnis ist, daß es diese Zensur bisher gab). Oder wenn immer mehr Unternehmen und Institutionen, bislang vor allem in den USA, demonstrativ ihre „Diversity“-Programme einstellen. Jüngst schloß sich mit der Universität im kanadischen Alberta auch die erste Hochschule im Nachbarland an – dort hatte erst dieser Tage der langjährige linke Regierungschef Justin Trudeau seinen Rücktritt angekündigt. Auch die bevorstehende Kickl-Regierung in Österreich gehört hierher.

Die Bastionen der Linken und Woken fallen gerade wie Dominosteine. Dabei haben Trump, Musk und Co. noch gar nicht richtig angefangen. Die Erwartung ist berechtigt, daß die Entsorgung der Linken auch in unseren Breiten rasant an Fahrt aufnehmen wird, wenn Trump erst einmal im Amt ist. Musks unverhohlene Parteinahme für die AfD in Deutschland und gegen die linke ›Labour‹-Regierung in Großbritannien sind Indizien dafür, daß man sich in Berlin warm anziehen kann.

Das alles sind gute Nachrichten. Es ist unübersehbar, daß die AfD den Segen der künftigen US-Regierung hat. Die Modellierung einer transatlantisch ausgerichteten, US- und Israel-affinen Euro-Rechten ist seit langem ein amerikanisches Projekt. Eine Reihe konservativer Denkfabriken dies- und jenseits des Atlantiks haben sie seit Jahren auf ihrer Agenda. Zu denken ist etwa an das ungarische regierungsnahe ›Mathias-Corvinus-Collegium‹, an das konservative amerikanische ›CPAC‹-Forum oder die von geldigen US-Stiftungen finanzierten ›NatCon‹-Konferenzen der letzten Jahre; eine der ersten fand 2020 in Rom statt, Gastgeberin war – wenig überraschend – die heutige italienische Regierungschefin Giorgia Meloni. Auch Weidel hat sich kürzlich mit ihrem frenetischen Bekenntnis zum Schutz Israels ihre Eintrittskarte verdient. Eine AfD-Regierung ist plötzlich kein Hirngespinst mehr. Die Medien, allen voran die „Bild“-Zeitung, haben längst begonnen, den Kurs- und Stimmungswechsel zu orchestrieren.

Das alles ist aber nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist, daß nur die Kulissen ausgetauscht werden. Das Wort von der „Melonisierung“ macht die Runde – gemeint ist die Implementierung einer US-kompatiblen Euro- und Pseudorechten, die jetzt auch in Deutschland ansteht. In einer Reihe anderer europäischer Länder ist sie bereits vollzogen oder steht bevor, so in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich. Nun werden die verbliebenen linken Hochburgen aufgerollt, neben Deutschland vor allem Großbritannien.

Viele AfD-Gläubige, die angesichts dieser Aussichten feuchte Träume bekommen, sind allerdings auf dem Holzweg: diese Entwicklung ist nicht ihr Verdienst, sondern eine strategische Entscheidung, die in den USA getroffen wurde. Deutsche haben rein gar nichts dazu beigetragen. Diese Feststellung ist deshalb wichtig, weil sich am Helotenstatus Deutschlands mit dem Anbruch der Trump-Ära nichts ändern wird. Das ist dem Großteil des AfD-Lagers, das am liebsten die alte 80er-Jahre-BRD unter Helmut Kohl zurückhaben möchte, allerdings ohnehin wumpe. Es hat die fehlende deutsche Souveränität schlechterdings nicht auf dem Radarschirm. Es macht deshalb letztlich nicht viel Unterschied, ob statt Scholz, Merkel oder Kohl künftig Alice Weidel zum Antrittsbesuch nach Washington reist und sich dort ihre Instruktionen vom Hegemon abholt.

Es mag sein, daß dort nach dem 20. Januar tatsächlich eine andere Agenda verfolgt wird, und vielleicht macht Trump das eine oder andere wirklich besser. Das wäre schön. Aber es ist natürlich immer noch keine deutsche Agenda.

Es ist nie gut, wenn man sich von anderen „befreien“ läßt. Dadurch stellt sich nicht automatisch Freiheit ein, und die wichtigen Koordinaten bleiben unverändert. Letztenendes tauschen die Drahtzieher lediglich erfolgreich ihre Handlanger aus. Als Vorbild taugen eigentlich nur die Taliban: sie setzten die Amerikaner im August 2021 hochkant vor die Tür und sind seither wieder Herren im eigenen Haus. Nur so geht es. Fraglich, ob die Deutschen das verstehen. Ihr letzter Volksaufstand, der diesen Namen verdient, war am 17. Juni 1953.

Quelle: https://www.facebook.com/karl.richter.798