Markku Siira
Wie der russische Historiker Andrej Fursow sagt,
befindet sich die Weltordnung an einem Wendepunkt und geht gerade durch schwierige Zeiten.
Der Kapitalismus befindet sich in seinem Todeskampf und wird bald aufhören zu existieren. Nicht, weil er so zusammenbrechen wird, wie Karl Marx es vorausgesagt hat, sondern weil er seine Aufgabe erfüllt hat; er ist zu einem überflüssigen Werkzeug der Geldmacht geworden.
Es wird versucht, etwas anderes aufzubauen, um den Kapitalismus zu ersetzen,
aber dieser Prozeß läuft ständig aus dem Ruder,
sagt Fursov. Wir leben in einer Zeit der Krise auf globaler Ebene.
Da diese Krisen nicht Schritt für Schritt ablaufen, entsteht eine verwirrende und komplexe Situation,
erklärt der russische Denker.
Die wirkliche Macht, den Lauf der Dinge zu beeinflussen, liegt nicht in den Händen der Politiker. Es ist eine geheime Macht, die Macht der wahren Herrscher der Welt, der Herren der Bankenwelt und der Wirtschaft. Man kann von den Rockefellers und den Rothschilds sprechen, aber diese Familien haben ihre eigenen Netzwerke, denen die verschiedenen Länder auf die eine oder andere Weise gehorchen.
Fursov, der sich in der russischen Geschichte gut auskennt, weiß, daß die Gelddynastien
sehr aktiv an der Etablierung eines bestimmten Segments der sowjetischen Elite als Teil ihrer Weltordnung
beteiligt waren. Die Rockefellers arbeiteten in der Sowjetunion, ebenso wie die Rothschilds.
Wir werden vielleicht nie die ganze Wahrheit erfahren,
vermutet Fursov. Andrej Gromyko, der sowjetische Außenminister und Vorsitzende des Obersten Sowjets, sagte einmal:
Wenn die Welt die ganze Wahrheit über die internationalen Beziehungen wüßte, würde sie explodieren.
Es gab ständige Kontakte zwischen dem sowjetischen Regime und den westlichen Globalisten über verschiedene Kanäle.
Die sowjetische Führung war nicht immer bereit, sich mit den Rockefellers und Rothschilds anzulegen, sondern wollte mit ihnen verhandeln, verrät Fursov. In grundsätzlichen Fragen, wie zum Beispiel dem Preis von Diamanten, gab es eine Einigung. Es war besser, eine Einigung zu erzielen, denn so funktioniert die Welt.
In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, tauchte im Westen eine neue bürgerliche Raubtiergruppe auf: die Korporatokratie.
Im Gegensatz zum staatlichen Monopolkapital, das bereit war, an der Seite der Sowjetunion zu leben, drang diese globale Konzernmacht überall ein,
erinnert sich Fursow.
Nachdem die Sowjetunion Ende der 1950er Jahre ihren Erdölabsatz dramatisch gesteigert hatte, bildete sich auch in der sowjetischen Gesellschaft eine Nomenklatur heraus, die sich am Weltmarkt orientierte. Dabei ging es nicht nur um Öl, sondern um einen umfassenderen Prozeß der Integration mit dem Westen. Mit anderen Worten, es handelte sich um den
sowjetischen Teil der globalen Korporatokratie.
Wichtige Meilensteine in dieser Zeit waren Nikita Chruschtschows Erklärung der ›Doktrin der friedlichen Koexistenz‹ im Jahr 1956 und das erneuerte Programm der Kommunistischen Partei von 1961.
Es war dieses Segment, das sich mit dem westlichen Kapital verbündete und die Sowjetunion zu Fall brachte,
argumentiert Fursov.
Heute beabsichtigt die herrschende Elite des Westens, die globale Krise zu überwinden, indem sie
den russischen Kuchen teilt, d.h. indem sie Rußlands Ressourcen und vor allem Rußlands Raum plündert,
warnt Fursov.
In einem von mehreren Krisen geprägten Umfeld wäre Rußland – d.h. die Landmasse Nordeurasiens – sicherlich ein schmackhafter Happen für die westlichen Giganten, die immer noch auf der Suche nach mehr Lebensraum und Rohstoffen sind. Madeleine Albright, die verstorbene US-Außenministerin, soll gesagt haben, daß
Rußland zu viel Platz und natürliche Ressourcen für ein Land hat.
Die fünfte Kolonne innerhalb Rußlands, die als Resonanzboden für den Westen fungiert, hat ebenfalls großspurig behauptet, man brauche das Gebiet östlich des Urals nicht, sondern könne es verschenken, es der „Weltgemeinschaft” schenken. Das geht aber laut Fursow nicht, denn es würde das Ende Rußlands bedeuten.
Die „Weltgemeinschaft” ist jedoch nur „eine Gruppe von transnationalen Konzernen, die bereits die halbe Welt zerstört und verschmutzt haben.
Jetzt wollen sie auch Rußland in ihren Besitz bringen. Der Ukraine-Konflikt ist somit die Fortsetzung eines jahrhundertealten Komplotts westlicher Banker und hybrider Kriegsführung, obwohl auch die Vermutung geäußert wurde, daß Putin irgendwie in das Komplott verwickelt ist.
In einer globalisierten Welt werden alle in eine Krise gestürzt, auch die USA, Europa und China. Paradoxerweise sieht Fursov diese Zeit als „große Chance für Rußland”. Nach Ansicht des Historikers hat Rußland
Erfahrung darin, wie man in einer Krisensituation aus historischen Fallen herausspringt.
Quelle: https://markkusiira.com/2024/06/12/venaja-vallanpitajat-ja-vaikea-aika/