Frederick William Engdahl

Die Entscheidung des russischen Präsidenten, ab dem 24. Februar 2022 eine Militäroperation in der benachbarten Ukraine durchzuführen, hat viele schockiert, mich eingeschlossen. Die Frage, die sich zum jetzigen Zeitpunkt, fast zwei Wochen nach Beginn der Militäraktion russischer und anderer Streitkräfte in der Ukraine, stellt, ist, was Rußland dazu veranlaßt hat, sich an etwas zu beteiligen, das die westlichen Medien als einen unvertretbaren und ungerechtfertigten Angriffskrieg beschreiben.

Eine öffentliche Drohung, die der ukrainische Präsident und Komiker Volodymyr Zelensky am 19. Februar bei einem Treffen mit hochrangigen NATO-Vertretern und anderen Teilnehmern der jährlichen Sicherheitskonferenz in München ausgesprochen hat, liefert einen weitgehend unbeachteten Hinweis auf Moskaus Vorgehen. Darüber hinaus tragen neuere Berichte über die Existenz zahlreicher Biowaffenlabore des US-Pentagons in der Ukraine zu den grundlegenden Bedrohungen bei. Glaubte Moskau, daß Rußland mit einer „Do-or-die„-Realität konfrontiert ist [wenn du nichts tust, bist du tot]?

Ein wenig grundlegende Geschichte

Der aktuelle Konflikt in der Ukraine hat seinen Ursprung in den 1990er Jahren und dem von den USA unterstützten Zusammenbruch der Sowjetunion. Während der Zwei-plus-Vier-Gespräche über die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990, Gespräche zwischen US-Außenminister James Addison Baker III und dem damaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow sowie Frankreich, dem Vereinigten Königreich und der westdeutschen Regierung, über die deutsche Wiedervereinigung hatte Baker mündlich zugesagt, daß die NATO sich nicht „einen Zentimeter weiter nach Osten bewegen würde, um nicht die ehemaligen sowjetischen Gebiete zu bedrohen, im Gegenzug dafür, daß die UdSSR die Wiedervereinigung Deutschlands im NATO-Verbund genehmigte.

Jahrelang wurde von Washington über dieses Abkommen gelogen, derweil die Länder des ehemaligen Warschauer Pakts, darunter Polen, die Tschechische Republik, Rumänien, Ungarn und die baltischen Staaten, eines nach dem anderen in die NATO aufgenommen wurden und sich Rußland immer mehr näherten. Vor kurzem berief sich Putin auf das Baker-Abkommen von 1990, um die russischen Forderungen zu rechtfertigen, daß die NATO und Washington rechtsverbindliche Garantien [rund um das Versprechen, daß die Ukraine, ebenso wenig wie die anderen Länder des Warschauer Pakts,] für eine Nicht-Aufnahme in das NATO-Bündnis geben müßten. Bisher hat sich Washington kategorisch geweigert, dies zu tun.

Putins Rede in München im Jahr 2007

Auf der jährlichen Münchner Sicherheitskonferenz 2007, als die Bush-Cheney-Regierung ihre Absicht verkündet hatte, amerikanische Raketenabwehrsysteme in Polen, Rumänien und der Tschechischen Republik zu installieren, um sich „gegen Schurkenstaaten wie Nordkorea oder den Iran zu schützen„, übte der russische Präsident Putin eine vernichtende Kritik an den Lügen der USA und der Verletzung ihrer NATO-Versicherungen von 1990. Damals waren bereits zehn ehemalige kommunistische Staaten des Ostens entgegen den Zusagen der USA von 1990 in die NATO aufgenommen worden. Außerdem waren sowohl die Ukraine als auch Georgien nach den von den USA angeführten ›Farbrevolutionen in beiden Ländern in den Jahren 2003-2004 Kandidaten für die NATO-Mitgliedschaft. Putin argumentierte zu Recht, daß die US-Raketen auf Rußland und nicht auf Nordkorea oder den Iran gerichtet seien.

In seinen Bemerkungen in München 2007 sagte Putin gegenüber seinem westlichen Publikum:

Es hat sich herausgestellt, daß die NATO ihre Fronttruppen an unseren Grenzen stationiert hat, während wir weiterhin strikt die Verpflichtungen des Vertrags einhalten und überhaupt nicht auf diese Vorgänge reagieren. Ich denke, es ist offensichtlich, daß die NATO-Expansion nichts mit der Modernisierung des Militärbündnisses selbst oder der Gewährleistung der Sicherheit in Europa zu tun hat. Im Gegenteil, sie stellt eine schwere Provokation dar, die das Niveau des gegenseitigen Vertrauens senkt. Und wir haben das Recht zu fragen: Gegen wen richtet sich diese Expansion? Und was ist aus den Zusicherungen geworden, die unsere westlichen Partner nach der Auflösung des Warschauer Pakts gemacht haben? Wo sind diese Zusicherungen heute? Niemand erinnert sich an sie.

Putin fügte hinzu:

Aber ich werde mir erlauben, dieses Publikum an das zu erinnern, was gesagt wurde. Ich möchte die Rede des NATO-Generalsekretärs Woerner am 17. Mai 1990 in Brüssel zitieren. Damals sagte er: „Die Tatsache, daß wir bereit sind, keine NATO-Armee außerhalb des deutschen Hoheitsgebiets zu stationieren, gibt der Sowjetunion eine solide Sicherheitsgarantie.“ Wo sind diese Garantien?

Das war vor 15 Jahren.

Der Putsch auf dem Maidan-Platz im Jahr 2014

Im November 2013 kündigte eine wirtschaftlich korrupte und wankende Ukraine unter dem gewählten und ebenfalls sehr korrupten Präsidenten Viktor Janukowitsch an, daß die Ukraine, anstatt eine „besondereAssoziierung mit der EU zu akzeptieren, ein viel großzügigeres Angebot Moskaus annehmen würde, um der von Moskau geführten Eurasischen Wirtschaftsunion beizutreten. Rußland hatte sich bereit erklärt, den Preis für russisches Gas in die Ukraine um 30 % zu senken und ukrainische Anleihen im Wert von 15 Milliarden US-Dollar zu kaufen, um die Finanzkrise Kiews zu entschärfen.

Zu diesem Zeitpunkt, am 21. November, startete Arseniy Yatsenyuk, der von Washingtons Victoria Nuland und dem Kiewer Botschafter Geoffrey Pyatt ausgewählte Mann, zusammen mit dem damaligen Vizepräsidenten Joe Biden, die sogenannten Maidan-Platz-Proteste gegen das von US-amerikanischen NGOs unterstützte Janukowitsch-Regime. Nachdem von der CIA organisierte Scharfschützen, die angeblich im benachbarten Georgien rekrutiert worden waren, am 20. Februar 2014 Dutzende protestierende Studenten und auch Polizisten getötet hatten, was Janukowitsch zur Flucht veranlaßte, wurde Jazenjuk Premierminister in einer von den USA geführten Regierung, die unter anderem von Nuland und Biden handverlesen worden war.

Später, im Dezember 2014, sagte George Friedman von Stratford, einer privaten Beratungsfirma u. a. für das Pentagon und die CIA, in einem Interview mit einer russischen Zeitung über den von den USA angeführten Regimewechsel in Kiew im Februar 2014:

Rußland bezeichnet die Ereignisse, die Anfang dieses Jahres stattfanden, als einen von den USA organisierten Staatsstreich. Und es war wirklich der krasseste Staatsstreich in der Geschichte.

Und er begrüßte dies in dem Interview.

Dieses Putschregime in Kiew führte nach dem 22. Februar 2014 einen Vernichtungskrieg und eine ethnische Säuberung der russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine durch, der weitgehend von einer Privatarmee aus buchstäblich Neonazis des (in Rußland verbotenen) ›Rechten Sektors‹ geführt wurde – denselben, die den Maidan-Platz sicherten und eine Schreckensherrschaft gegen die russischsprachigen Ukrainer einleiteten.

Aus neonazistischen Söldnern wurden Bataillone gebildet. Sie erhielten den offiziellen Status von Soldaten der „Ukrainischen Nationalgarde„, des Asow-Bataillons, das vom ukrainischen Mafiaboss und milliardenschweren Oligarchen Ihor Kolomoisky finanziert wurde, der Zelensky als Präsident finanziell unterstützt. Die Soldaten von Asow tragen sogar offene SS-Runen als Logo. 2016 beschuldigte das Amt des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) das Asow-Bataillon, das im Januar 2015 offiziell zum Regiment erhoben wurde, Kriegsverbrechen wie massive Plünderungen, rechtswidrige Inhaftierungen und Folterungen begangen zu haben.

Heute ist Victoria Nuland Bidens Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten, die für ukrainische und russische Angelegenheiten zuständig ist. Sie weiß genau, was das Asow-Bataillon ist.

Zelensky und München 2022

Am 19. Februar 2022 äußerte der ukrainische Präsident Zelensky in München seine Drohung, Atomwaffen auf ukrainischem Gebiet zu stationieren. Er formulierte diese Drohung als einseitige Aufhebung des Budapester Memorandums von 1994, obwohl die Ukraine das Abkommen nicht unterzeichnet hatte. Zwei Tage später, am Abend des 21. Februar, hielt Putin seine Rede, in der er die  Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk anerkannte. Er bezog sich dabei ausdrücklich auf Zelenskys Münchner Atomwaffenverpflichtung: „Das ist keine leere Prahlerei„, betonte Putin in seiner Rede.

Am 6. März erklärte Generalmajor Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, in einer Erklärung gegenüber der offiziellen ›RiaNovosti‹ in Moskau, sie hätten Dokumente „von Mitarbeitern ukrainischer Biolabors erhalten, die bestätigen, daß Komponenten für biologische Waffen in der Ukraine in unmittelbarer Nähe des russischen Territoriums sehr wohl entwickelt wurden„.

Er stellte fest:

Während einer militärischen Sonderoperation wurden Beweise für eine Notsäuberung des Kiewer Regimes von den Spuren eines in der Ukraine durchgeführten und vom US-Verteidigungsministerium finanzierten biologischen Militärprogramms entdeckt.

Es erweist sich also eindeutig, daß Putin ernsthafte Gründe hatte, auf die ukrainische nukleare Bedrohung zu reagieren. Eine ukrainische Atomrakete, die sich weniger als sechs Minuten von Moskau entfernt befindet, würde eine existenzielle Gefahr darstellen, unabhängig davon, ob die Ukraine NATO-Mitglied ist oder nicht.

Eine enorme militärische Aufrüstung – Biologischer Krieg?

Es gibt noch mehr. Vor einem Jahr berichtete die ukrainische Presse über neue, vom Westen errichtete de facto NATO-Marinestützpunkte in Ochakov und Berdyansk und bezeichnete sie als „moderne Infrastruktur, die Schiffe aller Art aufnehmen kann, nach NATO-Standards ausgerüstet ist und mit dem Geld der Bündnisländer gebaut wurde„. Die Medien prahlten: „In drei Jahren werden wir in der Lage sein, mit unserer Moskito-Flotte russische Schiffe im Schwarzen Meer zu attackieren. Und wenn wir uns mit Georgien und der Türkei zusammenschließen, wird die Russische Föderation blockiert sein„, verkündeten ukrainische Militärexperten triumphierend.

Darüber hinaus verfügte das US-Pentagon über geheime Einrichtungen von mindestens acht Einheiten, die möglicherweise auf 30 streng geheime Biowaffen-Forschungslabore in der gesamten Ukraine ausgeweitet wurden, um die DNA von etwa 4000 freiwilligen Soldaten zu testen. Nachdem die russischen Soldaten Maßnahmen zur Sicherung der Beweise ergriffen hatten, entfernte die US-Botschaft in Kiew jede Erwähnung dieser Standorte von ihrer Website, und die Ukrainer unternahmen Berichten zufolge Schritte, um die Beweise für die Existenz dieser Labore zu vernichten. Die ukrainischen Labore in Charkow und anderswo arbeiteten in Kooperation mit den USA. Dort wurden heimlich Waffenbestände gelagert, was einen direkten Verstoß gegen internationale Übereinkommen darstellte.

Einen ganzen Monat vor der russischen Militäraktion vom 24. Februar in der Ukraine erhielt die unabhängige Forscherin für biologische Kriegsführung, Dilyana Gaytandzhieva, Dokumente, in denen „die biologischen Experimente des US-Pentagons mit potenziell tödlichem Ausgang an 4 400 Soldaten in der Ukraine und 1 000 Soldaten in Georgien“ detailliert beschrieben wurden. Den freigegebenen Dokumenten zufolge mußten alle Todesfälle von Freiwilligen innerhalb von 24 Stunden (in der Ukraine) und 48 Stunden (in Georgien) gemeldet werden. Darin werden die Humanexperimente detailliert beschrieben, die Antikörpertests gegen rund 14 Krankheitserreger umfassen, darunter das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber, die Borrelia-Spezies (Lyme-Krankheit) und andere. Den Dokumenten zufolge sind die Labore in der Ukraine und in Georgien Teil eines biologischen Kampfeinsatzprogramms des Pentagonsim Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar der Defense Threat Reduction Agency (DTRA), das die Erforschung von biologischen Kampfstoffen, tödlichen Viren und antibiotikaresistenten Bakterien umfaßt„.

Am 6. März erklärte Generalmajor Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, in einer Stellungnahme gegenüber der offiziellen ›Ria Novosti‹ in Moskau, sie hätten Dokumente „von Mitarbeitern ukrainischer Biolabors erhalten, die bestätigen, daß Komponenten für biologische Waffen in der Ukraine in unmittelbarer Nähe des russischen Territoriums tatsächlich entwickelt werden„.

Er stellte fest:

Während einer militärischen Sonderoperation wurden Beweise für eine Notsäuberung des Kiewer Regimes von den Spuren eines in der Ukraine durchgeführten und vom US-Verteidigungsministerium finanzierten biologischen Militärprogramms entdeckt.

Neben diesen Beweisen für die Platzierung von nuklearen und biologischen Waffen innerhalb der Ukraine in den letzten Jahren haben die westlichen NATO-Mitgliedsländer militärische Ausrüstung im Wert von Milliarden von Dollar, einschließlich Panzerabwehrwaffen und Sprengstoff, in die Ukraine gepumpt, während Zelensky, von dem die Opposition behauptet, er verstecke sich in der US-Botschaft in Warschau, wiederholt die Einrichtung einer NATO-Flugverbotszone über der Ukraine fordert, ein Akt, der ein direkter ›casus belli‹ für einen Krieg zwischen Rußland und der NATO wäre, einen Krieg, der schnell zu einem Atomkrieg oder mehr werden könnte.

Die Frage ist, ob diese jahrelange Provokation der nationalen Sicherheit Rußlands durch Washington und die NATO mittlels der Ukraine darauf abzielt, die Lebensfähigkeit Rußlands als souveräne Nation und Militärmacht zu zerstören. Handelt es sich um ein kalkuliertes Manöver, die Sanktionen gegen Rußland zu nutzen, um einen globalen Zusammenbruch und Energiekrisen, Nahrungsmittelknappheit und Schlimmeres herbeizuführen – alles, um die Agenda des ›Great Reset‹ von Davos 2030 voranzutreiben?

Den „bösen Putin und Rußland beschuldigen, während BlackRock und die Finanzmächte die Welt neu ordnen? Es ist zu früh, um das zu sagen, aber sicher ist, daß die Beweggründe Rußlands Handeln am 24. Februar 2022 viel schwerwiegender gewesen sein müssen, als das, was CNN oder andere kontrollierte westliche Medien uns weismachen wollen.

Quelle: https://reseauinternational.net/lagenda-du-suicide-occidental-en-profondeur/
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