Auszug aus

Dämonie des Jahrhunderts‹ 

Janko Janeff starb am 13. Februar 1945 im Alter von 45 Jahren

bei den Bombenangriffen auf Dresden

 

 

Janko Janeff, ᛉ 13. Dezember 1900 in Peschtera, Bezirk Pasardschik; ᛣ 13. Februar 1945 in Dresden

Wahrheit und Wissenschaft

 

Die Wahrheit ist etwas Gewaltiges, sie bedeutet die Offenbarung der verborgenen Zusammenhänge zwischen Mensch und Sein, zwischen Licht und Rasse, zwischen Wille und Welturgrund. Jede Wahrheit ist Bekenntnis der Art oder Hinweis auf die Art; durch das Wahrheitserlebnis drücken wir uns als Seiende in der wirklichen Einheit des Lebens aus. Darum ist die Wahrheit nicht von uns, von der Mächtigkeit und dem Willen unserer Art zu trennen. Sie verbindet uns mit uns selbst, in jeder Wahrheit spricht alles, was wir wirklich sind. Daher ist sie göttlich, unwandelbar und unzerstörbar, wie die Art, wie wrir selbstr insofern wir Teile des Ganzen sind.

Die Begriffe sind zu schwach, um das Wahre zu erfassen und auszudrücken. Wer schaut, wer schauen kann — und dies ist wieder ein schöpferisches Erlebnis, die Erinnerung an unsere Verankerung im Kosmos — braucht keine Begriffe, um das Geschaute darzustellen. Die Begriffe demokratisieren die Erkenntnis, sie wirken an der Verflachung des Tragischen und seiner Verbindung mit dem Prinzip des Bösen mit, des wahrhaft Bösen, das nichts anderes ist, als Überschattung des Urgrundes, aus dem der Geist entspringt.

Die Begriffe führen nicht zu diesem Urgrund, sie haben dieselbe Funktion zu erfüllen, wie die religiösen Vorstellungen. Auch die Begriffe entfernen uns vom Sein und machen uns unfähig, artbewußt und artbekennend zu schauen. Der Begriff ist überhaupt das Rassenfeindlichc oder das Rassenneutrale, er hindert den Prozeß der Überwältigung des Menschen durch seine Wiedervereinigung und Versöhnung mit dem Leben. Er löst die unbewußte Bindung mit diesem Leben auf, und darum ist alle Wissenschaft „allgemein“ und „objektiv“. Es ist die „Objektivität“ des Scheins.

Die wahre Objektivität ist wesensbedingt, sie ist Ausdruck, nicht Bildung, sie ist Urwirkung, nicht Erscheinung und Folge. Als solche ist sie aber das Zeichen des Arteigenen, Unwiederholbaren und Unverwechselbaren. In der Erkenntnis der Objektivität wird die Art bejaht, der Wurzelgrund des Erlebten und des Erlebenden, und deshalb vollzieht sich in dem Erfassen des Objektiven die Verbindung mit diesem Wurzelgrund. Die Objektivität ist die Form der vergegenständlichten absoluten Existenz, und die Wissenschaft, die sich auf diese Objektivität beruft, ist die Wissenschaft des schöpferischen Menschen, der also nicht mehr an Scheinbildern haftet, sondern in der Erschütterung durch die Bindung des Bewußtseins an das Existentielle und seine Ordnung lebt.

Faust und Mephisto, Gemälde von Anton Kaulbach

Diese Wissenschaft ist eine Tat des erwachten indogermanischen Lebensbewußtseins. Sie vollzieht sich nicht nur als Denken oder als bloßes Anschauen, sondern als Erinnerung an dasjenige, was vor uns, vor unserer Versündigung und unserer Wissenschaft bereits da war: an das Leben als Einheit des Existenzerfüllten und Existenzbedingten, das als solches in dem Bereich des Stammes, der Landschaft, der tellurischcn Elemente, der Unsterblichkeit des Blutes verwurzelt ist. Durch die so verstandene Wissenschaft wird nicht nur etwas erforscht oder festgestellt; in der Erforschung und dem Erkennen erinnert sich die Seele an ihre ursprünglichen Kräfte, die Dinge werden in Zusammenhang mit diesen Kräften gebracht, und dadurch wird die Wissenschaft — selbst die abstrakteste — zum Wissen von der Art, von dem Stamm, von dem Boden, von dem Licht und dem Dunklen, von dem Feuer und der Erkrankung des Seienden.

In diesem Sinne ist die Wissenschaft Artlehre, Landschaftsichre, Zeitlehre, und da die Art und die Landschaft sowie die Zeit keine biologischen oder psychologischen Tatsachen, sondern Elemente des Schicksalhaften sind, ist die Wissenschaft im Grunde genommen eine solche vom Schicksal des Seienden, deren höchste Form die Philosophie ist. Unlebendiges gibt es nicht, alles ist lebendig, selbst das Tote lebt; darum ist die Wissenschaft Funktion und Offenbarung des sich selbst besinnenden und seinen Ursprung schauenden Denkens.

Drei Grazien, Wandmalerei aus Pompeji

Die alten Griechen kannten diese Wissenschaft, dieses Gespräch des Menschen mit sich selbst, die Darstellung der Ergriffenheit des organisch gegründeten Bewußtseins vor dem All. Die moderne Wissenschaft vergaß, daß vor dem Denken etwas anderes besteht, aus dem alles entspringt. Sie gab die wahre, lebendige Objektivität preis und suchte eine solche des ›Voraussetzungslosen‹ und ›Allgemeingültigen‹. Deshalb ist die Wissenschaft des christlichen Abendlandes eine Allegorielehre, die tief in der Feindschaft des Orientes gegen die Erlebniskraft und das Gestaltertum der Indogermanen steckt.

Es ist klar, warum die Wissenschaft an sich keinen Kulturwert in der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes darstellt. Das europäische Bewußtsein hat etwas anderes als Wissenschaft nötig, um überhaupt schöpferisch auftreten zu können. Wo gestaltet wird, geschieht das nicht durch die Wissenschaft, sei sie auch als eine Art Kunst oder Architektonik der Gleichnisse gedacht, sondern durch das tragische Erlebnis des nur in der arischen Weltdämonie wurzelnden Menschen. Alles, was vom Orient gekommen ist, nicht nur also der christliche Heilsgedanke und die Ethik der Massen, sondern auch der Erkenntnisbegriff der Wissenschaft gehört zum sich stets wiederholenden Untergang Europas.

Immer, wenn der Mensch geistig verarmt und ermüdet, beginnt die wissenschaftliche Erstarrung der Persönlichkeit. Etwas Verbrecherisches liegt darin, wenn die europäische Jugend fortwährend mit abstrakten Gebilden und Formeln beladen wird, um ,,intelligent“ auszusehen. Die wissenschaftliche Intelligenz ist eine Späterscheinung, sie tritt auf, wenn das Blut nicht mehr in den Adern rauscht, so wie es beim Untergang der Antike oder des römischen Legionärs der Fall war. Auch die letzte wissenschaftliche Verflachung des Abendlandes geschah in der Periode der Auflösung der Romantik und des deutschen Idealismus, nach derem Ausklang die Verödung der gesamten Instinktwelt anfing.

Der Alchemist, Gemälde von David-Teniers dem Jüngeren

Es ist ein Gesetz der historischen Entwicklung, daß bei der Entweihung der Art, bei dem Zugrunderichten aller Tugenden des Schicksalsmenschen, wie Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Vornehmheit, Ehrfurcht vor dem Persönlichen, das Prinzip der leeren Form zur Herrschaft gelangt und dadurch das Prinzip der Nihilisierung der göttergebundenen Lebensordnung. Immer, wenn das Pöbelhafte auftritt, beginnt das wissenschaftliche Spiel der Mißdeutungen. Die Art verneint die Wissenschaft, weil sie sich selbständig, raum- und zeitgebunden, als Teil des Organismus eines Volkes behaupten will.

Europa muß wieder das Lebendige erwecken; seine Jugend braucht kein abstraktes Wissen, das ist nicht nur einmal gesagt worden. Europa hat alle Möglichkeiten und alle Siege der Wissenschaft gesehen, wobei nur die Entdeckungen des Genies wertvoll und unumstößlich geblieben sind. Die Jugend muß begeistert werden; bereits bei ihrem Auftreten in das praktische und soziale Leben muß sie von dem großen Schicksalssinn unserer Gegenwart überwältigt werden. Es ist viel besser, wenn sie soldatisch erzogen wird, als Lateinisch zu lernen. Aus ihren Reihen müssen kampfesfrohe Naturen hervortreten, neue Wikinger.

Beitragsbild: Francisco José de Goya, Die Wahrheit, die Geschichte und die Zeit

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