Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Janko Janeff

 

Das Christentum ist die Unterbrechung der Geschichte des indogermanischen Lebens, das in einem ganz anderen Grund wurzelt. Es ist das größte Ereignis in der Geschichte. Es ist der gewaltigste und gewaltsamste Akt der Zersetzung des ursprünglichen Lebensgehalts, die Erniedrigung des Geistes, der das Recht auf seine selbstbewußte Gestaltung aufgeben mußte.

Bei der Durchsetzung des Christentums kämpften zwei Mächte: Erstens die Macht des mit dem Adel des Lebens niemals verbunden gewesenen Menschen aus dem Orient und zweitens die der naturnahen Kraft ruhenden Menschen, die den Wanderstab nicht kannten. Es siegte der Geist der Wüste, weil er immer stärker gewesen ist als der selbstherrschende Geist des Mythos.

Immer sollte die Masse und nicht das Volk, die Religion und nicht die Sage siegen. Der Galiläer wußte das und berief sich darum nicht auf den Mythos, sondern auf den Trieb des vorderasiatischen Menschentums. Noch besser wußte das Paulus, der seine Massenversammlungen zu Versammlungen der Verschwörer gegen den indoeuropäischen Weltgedanken machte.

Mit dem Untergang des Mythos begann der Siegeszug der christlichen Verkündigung. Die Massen drangen in die Entwicklung der Völker ein und verwüsteten alles, was artgerecht zu leben versuchte.

Es kam zur Vernichtung der letzten kultischen Zusammenhänge zwischen Mensch und Leben. Daß in dem abendländischen Denken nicht mehr der Mythos gespürt werden kann – das ist der Grund, warum wir mit dem Denken immer schwächer wurden, bis wir in eine Art von heiliger Stumpfheit gefallen sind

Der mit dem Mythos verkehrende Mensch lebt in der sich selbst ergründeten Mitte und braucht nicht zu erwarten und nicht nach messianischer Hilfe zu rufen. Er ist erfüllt und lebt in der Erfüllung der Natur, von der er ein Teil ist.

Das Christentum, das aus der asiatischen Agonie der Sehnsucht hervorging, bleibt im Unabwendbaren und Zerrissenen stecken. Es ist die unerlöste Leidenschaft des christlichen Glaubens, das sich wiederholende Leid Hiobs. Jeden Augblick steckt der Christ in Schwierigkeiten, so daß er von einer Gnadenpredigt auf die nächste angewiesen ist.

Darin liegt der gewaltige Unterschied und Widerspruch zum eigentlichen, zum naturbedingten Auftrag des bewußt lebenden Menschen: Das Leben mit den natürlichen Mitteln, die ihm geboten werden, selber in die Hand zu nehmen, und es zu gestalten!

Eine eingeredete imaginäre Hilfe, geboren in einer manchmal sicher hoffnungslosen Wüste, kann mit Wunschdenken oder um Gnade flehend niemals herbeigezaubert werden. Diejenigen, die die Menschen einerseits mit himmlischen Wünschen locken und andererseits mit höllischen Qualen drohen, kennen genau die Nutzlosigkeit ihrer Argumentation, aber sie können für sich die irdischen Erfolge ihres sittlichen Betrugs verbuchen.

In der Ohnmacht ihres imaginären Gottes ist der Widerspruch begründet. Für den Menschen ist die christliche Heilsvorstellung eine Tragik. Sie führt dazu, sich durch eingepredigte, Fata Morgana-ähnliche Täuschungen einer Wüsten-Religion vom natürlichen Lebens-Auftrag zu entfernen. Letzten Endes werden die Menschen verstümmelt, geistig-seelisch und körperlich. Sie sind nicht mehr mit den Fähigkeiten ausgerüstet, die das Leben erfordert. Der religiöse Wahn läßt sie wie in fröhlicher Trance am wirklichen Leben vorbei vegetieren.

Damit steht die ganze Welt im Widerspruch. Der selbstgemachte „Gott“ ist Opfer seines Urwillens, seines Schöpfungsplanes, seines Versuchs, die Sünde zur Grundlage der Existenzordnung zu machen.

Wie Gott Hiob nicht hörte, so hört der Mensch auch seinen „Gott“ nicht. Im Grunde bleibt der Mensch allein. Die vorgetäuschte Verbindung zwischen wenigen Menschen und Gott vor einigen tausend Jahren hat keine Wirkung hinterlassen. Lediglich eine Einbildung,  den  Menschen  von seinem von  der  Allnatur geschenkten Leben zu entfremden.

Der uneingeschränkte Wille zum Leben, zur Tat, welche die Erfüllung des Lebens bedeutete, war verkümmert. In dieser hilflosen Lage befindet sich der Mensch, seitdem er sich vom indoeuropäischen Lebenssinn entfernt hat.

Das Christentum verneint überhaupt die Autonomie des Existentiellen, was im Gegensatz zu der Welthaltung des schöpferischen abendländischen Menschen steht. Wir suchen den Urgrund alles Bestehenden. Dieser Urgrund ist das Volk. Das Volk behauptet sich selbst eben als Volk, als einen Teil des Kosmos.

Und das ist die Grundtatsache: Die Völker sind nicht gnadebedürftig, erlösungssuchend. Das Christentum zerstörte den Organismus der Völker und dadurch auch ihren Genius. Seit dem Hereinbruch des neuen religiösen Nihilismus verschwanden die artbedingten und starken Völker.

Die Wissenschaft ist im gestaltfremden Orient geboren, wie der christliche Humanismus, der Intellekt ist aus derselben Feindschaft gegen die Existenz, gegen den lebendigen Welturgrund entstanden, aus der sich der neue Glaube gegen die Entwicklung der ursprünglichen Volkstümer aufbäumte.

Die Wissenschaft des Intellektes in ihrer echten abendländischen Prägung führt niemals zum Lebendigen und niemals wird sie imstande sein, den Menschen in seiner Weltgebundenheit zu erfassen.

Nach Kant ist der Verstand von dem Durst erfüllt, Regeln zu erfinden und beruhigt sich nur, falls er diese Regeln findet. Einen Verstand hat die Wissenschaft erfunden, der sich nur im Abstrakten befriedigt weiß und dessen Amt darin besteht, das Artbedingte zu beseitigen.

Der Indoeuropäer zeigt seine Kraft vielmehr im originellen Schaffen; seine ehrliche Achtung vor dem Leben erlaubt es ihm nicht, nur zu zerlegen und zu beschreiben. Der Intellekt, der Herr der Wissenschaft, vernichtet alles Wesensgebundene und Arterweckende. Der Mensch, der nur Intellekt geworden ist, ist die Fratze des Teufels, die er sich erfunden hat.

Die erste wahre abendländische Wissenschaft war Magie, Einheit von Welt- und Gottvorstellung, Naturverehrung, urbäuerliche nordische Schau.

Der Intellekt an sich ist wertlos und die Bildung, die auf ihm beruht, ist kulturfeindlich. Die Wissenden, die Modernen, die Großstadtgelehrten, die Beherrscher der Physik und der Alchimie des Begrifflichen sind die geistlosesten Menschen, das Sinnbild der Armut an persönlichem Schauen und an Bereitschaft zur Tat.

Wieviel Geschlechter sind durch die Verwissenschaftlichung des „Individuums“ verdorben, wieviel junge Menschen haben ihre Schulbildung mit kranker Seele, mit erstarrtem Denken, mit lahmgelegtem Leib abgeschlossen …

Solche Menschen bestimmten später die Entwicklung der Staaten und der Kultur. Noch heute werden sie massenhaft produziert, da die abendländische Schule, trotz „Reformen“ und „Reorganisationen“, noch immer der Natur und dem völkisch geläuterten Bewußtsein fremd ist. Sie beruht noch weiter auf dem Wahn, daß Bildung wertvoller als das Leben sei.

Alles Wahrhafte ergreift, denn alles, was wahr ist, erfaßt den ganzen Menschen. Die Wahrheit ist etwas Gewaltiges, sie bedeutet die Offenbarung der verborgenen Zusammenhänge zwischen Mensch und dem Geschehen, zwischen Licht und Rasse, zwischen Wille und Welturgrund. Diese Erkenntnis deutet auf den Unterschied der Anlagen und der Absichten. Hier scheiden sich die Geister.

Die Wissenschaft des erwachten indogermanischen Lebensbewußtseins haftet nicht an Scheinbildern, sondern ist entstanden aus der Bindung des Bewußtseins an das Existentielle und seine Urordnung. Alles hat seine Wurzeln in den Bereichen der Landschaft, des Stammes, in der Unsterblichkeit des Blutes.

Es ist ein Gesetz der historischen Entwicklung, daß bei der Entweihung der Art, bei dem Zugrunderichten aller Tugenden des Schicksalsmenschen, wie Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Vornehmheit, Ehrfurcht vor dem Persönlichen, das Prinzip der leeren Form zur Herrschaft gelangt und dadurch das Prinzip der Nihilisierung der ursprünglichen Lebensordnung.

Europa muß wieder das Lebendige erwecken; seine Jugend braucht kein abstraktes Wissen. Die Jugend muß begeistert werden; bereits bei ihrem Auftreten in das praktische und soziale Leben muß sie von dem großen Schicksalssinn unserer Gegenwart überwältigt werden. Es ist viel besser, wenn soldatisch erzogen wird als Lateinisch zu lernen. Aus ihren Reihen müssen kampfesfrohe Naturen hervortreten, neue Wikinger.

Wenn Europa weiter bestehen will, muß es neue Schulen errichten, Paläste der ewigen Jugend. Das Erziehungs- und Bildungsproblem ist schließlich ein solches des Heroentums. Erziehung zum Verwegenen ist etwas vielfach Schwereres als die bloße Bildung und das Wissensammeln.

Im Bauerntum liegt heute die einzige lebendiggebliebene Ursprungskraft unseres Menschentums. Europa darf nicht wieder Zeiten erleben, da die Führer der Völker die Schwellen der Kirchen küßten. Rauhe Menschen müssen kommen, damit die Geschichte zur Weltmelodie des Bauerntums wird, wie sie Herder und Ernst Moritz Arndt ahnten.

Viele Staaten gingen unter, als das Landvolk verschwand. Die stärksten Heere lösten sich auf, wenn das Blut nicht mehr rein blieb und wenn das Dorf zu welken begann. Das Bauerntum muß als das lebendige Bollwerk des Abendlandes verstanden werden, dessen Bestimmung immer darin bestand und bestehen wird, die Kräfte des Volkes zu schützen und sie zu erneuern.

Dieser Prozeß der Entbäuerung muß mit allen Mitteln bekämpft werden, damit die Dorfgemeinschaft erhalten bleibt. Je weniger Städte, desto reiner und zukunftsreicher ist das Volk. Je weniger Wissenschaft, desto stärker blüht die Volksseele….

Die Menschen wie die Völker werden nur dann bestehen 
können, wenn sie die antike Weisheit 
mit ihrem Instinkt beherzigen: Gemeinnutz geht vor Eigennutz.

Janko Janeff, ᛉ 13. Dezember 1900 in Peschtera, Bezirk Pasardschik; ᛣ 13. Februar 1945 in Dresden