Die ›Große Göttin‹ in ihrer dreifachen Gestalt als Jungfrau, als Mutter und als weise Alte wirkte in drei Bereichen: Himmel, Erde und Unterwelt. Sie erschien als Lichtbringerin vom Himmel, als Liebes- und Lebensbringerin auf der Erde und als die Überbringerin von Tod und Wiedergeburt in der Unterwelt. Ihr Partner war der ›Heros‹ (griech.) oder ›Heilige König‹, der mit seinen Kräften gegenüber der ewigen Göttin die sterblichen Menschen vertrat.

Die dreigestaltige Hekate (römische Marmor-Kopie nach einem hellenistischen Original).

Die Erde wurde als eine Urgöttin betrachtet, als ›Mutter Erde‹, die Schöpferin alles Lebendigen. Überall sahen die Menschen die Züge ihrer Weiblichkeit: in busenförmigen Hügeln und Bergen, in schoßartigen Tälern und Schluchten, in besonderen Steinen, Quellen, Seen und Flüssen, in Bergrücken in Gestalt einer liegenden Frau. Hier zeigte sich die Erde sinnfällig als ›Große Frau‹ und ›Mutter‹, und solche Plätze und Landschaften galten als heilig. Sie wurden zu Kultorten, an denen man siedelte, so daß sich die Menschen buchstäblich „im Schoß von Mutter Erde“ oder „am Busen der Natur“ geborgen fühlten.

Bildquelle: Besinnungsweg ›Mutter Erde‹

Ich bin die Mutter Erde:
Ich bin die Ewig-Alte,
Die Urmutter aller Wesen,
Und zugleich die Ewig-Junge,
Die sich stets selbst erneuert,
Die ewig aufersteht durch Wiedergeburt:
Ich bin Demeter und Persephone zugleich.

Aber nicht Alte oder Junge sollt Ihr mich nennen,
Denn ich bin jenseits aller Zeit: Ich bin der ewigwährende Geist,
Der im Planeten Erde seine Wohnstätte hat;
Und als es die Erde noch nicht gab,
Da habe ich schon präexistiert
In anderen geistigen Welten:
Ich war immer, ich bin immer,
Und ich werde immer sein.

Ich bin die Hüterin allen Lebens:
Und tief im Erdinneren befindet sich mein Tempel,
In dem ich mit meinen Schwestern
Über die heilige Flamme des Jenseits wache;
Denn allem Lebendigen schenke ich Odem.

Diese Erde, die Ihr bewohnt, ist mein Körper:
Die Flüsse und Bäche sind meine Adern;
Das Felsgestein ist mein Knochenmark;
Der Humus ist mein Fleisch;
Die Lufthülle ist mein Mantel,
Der mich bewahrt vor der Hitze der Sonne
Und vor der Kälte des Weltraums gleichermaßen.

Der Nordpol ist mein Scheitel,
Und der Südpol ist mein Becken,
Die Gebirge der Anden und Rocky Mountains
Sind meine Wirbelsäule,
Und die Wälder Amazoniens und Kongo
Sind meine Lungen:
Ich bin die Mutter Erde!

[Quelle: EHMER, M. K. (1994): Göttin Erde. Kult und Mythos der Mutter Erde]

 

 

Beitragsbild: Helfensteine auf dem Dörnberg bei Zierenberg

 

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