Jean Raspail

Jean Raspail, ᛉ 5. Juli 1925 in Chemillé-sur-Dême, ᛣ 13. Juni 2020 in Paris

Ich habe mich um dieses Thema herumgedrückt wie ein Hundeführer um eine Paketbombe. Es ist schwierig, das Problem anzugehen, ohne daß es einem um die Ohren fliegt. Es besteht die Gefahr eines zivilen Todes. Und doch ist dies das Kernproblem. Ich habe gezögert. Zumal ich 1973, als ich Das Lager der Heiligen veröffentlichte, schon fast alles dazu gesagt hatte. Viel habe ich nicht hinzuzufügen, außer der Mutmaßung, daß „die Karotten gekocht“ sind.

Denn ich bin überzeugt, daß unser Schicksal als Franzosen besiegelt ist, denn „sie sind bei mir zu Hause“ (Mitterrand), „im Lebensraum des französischen Staates“. (Mitterrand), „in einem „Europa, dessen Wurzeln ebenso muslimisch wie christlich sind“ (Chirac), denn die Situation ist irreversibel bis zur endgültigen Umkehrung in den 2050er Jahren, bei der die ›gebürtigen Franzosen‹ nur noch die überalterte Hälfte der Landesbevölkerung ausmachen werden. Der Rest wird sich aus Nord- oder Schwarzafrikanern und Asiaten zusammensetzen, mit einer starken Dominanz des Islam, darunter Dschihadisten und Fundamentalisten … und dieser Tanz hat gerade erst begonnen.

Sterbender Gallier

Frankreich ist nicht das einzige betroffene Land. Ganz Europa marschiert in den Tod. An Warnungen mangelt es nicht, wie z.B. der UN-Bericht sowie vor allem die grundlegenden Werke von Jean-Claude Chesnais und Jacques Dupasquier, die aber systematisch verschwiegen werden, wohingegen Desinformation Blüten treibt. Das geradezu betäubende Schweigen der Medien, der Regierungen und der EU über den demographischen Absturz in Europa ist eines der augenfälligsten Phänomene unserer Zeit. Wenn in meiner Familie oder in meinem Freundeskreis ein Kind geboren wird, kann ich dieses Baby nicht betrachten, ohne daran zu denken, was ihm durch die vorsätzliche Mißordnung der „Regierungen“ angetan wird und was ihm auf seinem Lebensweg bevorsteht…

Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß die „einheimischen Franzosen“, die vom Getöse der Menschenrechte, der „Willkommenskultur“, des „Miteinanders“, das unseren Bischöfen so sehr am Herzen liegt, usw., flankiert von einem ganzen Arsenal repressiver „antirassistischer“ Gesetze, von Kindesbeinen an zur „Rassenmischung“ konditioniert werden, nicht nur die Gefährdesten, sondern auch die Schutzlosesten sind. Es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als ihren Lebensstandard herunterzuschrauben und mit der neuen „bürgerlichen“ Gesellschaftsform der Franzosen des Jahres 2050 zu verschmelzen.

Wir sollten jedoch nicht verzweifeln. Sicherlich wird es weiterhin das geben, was man in der Ethnologie ›Isolate‹ nennt, starke Minderheiten, vielleicht fünfzehn Millionen Franzosen, nicht unbedingt alle weiß, die unsere Sprache in ihrer mehr oder weniger geretteten Unversehrtheit sprechen werden und weiterhin von unserer Kultur und unserer Geschichte, wie sie uns von Generation zu Generation weitergegeben wurden, durchdrungen bleiben.

Hinsichtlich der ungleichen „Gesellschaften“, die sich heute auf den Trümmern der Integration bilden (oder vielmehr auf deren allmählicher Umkehrung: Wir sind es, die jetzt mit den „anderen“ integriert sind und nicht mehr andersherum) und die im Jahr 2050 endgültig und zweifellos institutionell installiert sein werden, wird es sich um eine Art – ich suche nach einem angemessenen Begriff – ›französisch geprägter Bevölkerung‹ handeln. Diese Gesellschaft wird sich auf ihre Familien, ihre Geburtenrate, ihre Endogamie des Überlebens, ihre Schulen, ihre parallelen Netze der Solidarität, vielleicht sogar auf ihre geografischen Zonen, ihre Gebietsabschnitte, ihre Stadtviertel, sogar auf ihre Sicherheitsplätze und, warum nicht, auf ihren christlichen und katholischen Glauben* stützen, sofern dieser Kitt noch hält.

Das wird indes nicht zufriedenstellen. Irgendwann wird es zum Zusammenstoß kommen. So etwas wie die Beseitigung der Kulaken** mit geeigneten legalen Mitteln. Und was dann?

Dann wird Frankreich, alle Herkünfte zusammengenommen, nur noch von Einsiedlerkrebsen bevölkert sein, die in Schalen leben, die von den Vertretern einer für immer verschwundenen Spezies zurückgelassen wurden, die als französische Spezies bezeichnet wurde und nicht durch wer weiß welche genetische Metamorphose diejenige vorwegnahm, die sich in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts diesen Namen gegeben haben wird. Dieser Prozess hat bereits begonnen.

Entkulakisierung

Es gibt eine zweite Hypothese, die ich nur unter vier Augen formulieren kann und für die ich vorher meinen Anwalt konsultieren müßte, nämlich, daß die letzten ›Eingeborenen‹ Widerstand leisten, bis hin zu einer Art Reconquista, die sich zweifellos von der spanischen unterscheidet, aber von denselben Motiven inspiriert ist. Es wäre gefährlich, darüber einen Roman zu schreiben. Ich bin nicht derjenige, der es tun muß; ich habe es bereits getan. Sein Verfasser ist wahrscheinlich noch nicht geboren, aber dieses Buch wird zur rechten Zeit entstehen, da bin ich mir sicher…

 

Keramik der Eroberung von Toledo durch Alfonso VI.

Was ich nicht verstehen kann und was mich in einen Abgrund verzweifelter Ratlosigkeit stürzt, ist die Frage, warum und wie so viele aufgeklärte Franzosen und so viele französische Politiker wissentlich, methodisch, ich wage nicht zu sagen: zynisch dazu beitragen, daß ein „gewisses“ Frankreich (vermeiden wir den für empfindliche Gemüter anstößigen Begriff „ewig“) auf dem Altar eines übersteigerten utopischen Humanismus verbrannt wird. Die gleiche Frage stelle ich mir bei all diesen omnipräsenten Interessenverbänden von Rechten auf dies, Rechten auf das, und all diesen Allianzen, diesen Denkfabriken, diesen subventionierten Agenturen, diesen Netzwerken von Manipulatoren, die in alle Bereiche des Staates (Bildung, Justiz, politische Parteien, Gewerkschaften usw.) eingeschleust sind, diesen unzähligen Bittstellern, diesen Medien und all diesen ›intelligenten‹ Leuten, die Tag für Tag und ungestraft ihre Betäubungsmittel in den noch gesunden Organismus der französischen Nation einimpfen.

Statue von Vercingetorix, gallischer Fürst vom Stamm der Arverner, die in der heutigen Auvergne lebten.

Auch wenn ich ihnen zumindest eine gewisse Redlichkeit zugestehen kann, fällt es mir manchmal schwer zuzugeben, daß sie meine Landsleute sind. Ich spüre das Wort Abtrünnigkeit in mir aufsteigen, aber es gibt noch eine andere Erklärung: Sie verwechseln Frankreich mit der Republik. Die ›republikanischen Werte‹ werden endlos dekliniert, wie wir zur Genüge wissen, aber ohne jeden Bezug zu Frankreich. Aber Frankreich ist in erster Linie ein Heimatland. Andererseits ist die Republik, die lediglich eine Regierungsform darstellt, für sie ein Synonym für Ideologie – Ideologie mit einem großen „I“: die große Ideologie. Ich habe den Eindruck, daß sie in gewisser Weise die Erstere für die Letztere verraten.

Unter der Flut von Hinweisen, die ich in dicken Aktenordnern sammle, um diese Einschätzung zu untermauern, ist einer, der unter seinem gefälligen Äußeren deutlich das Ausmaß des Schadens zeigt. Er ist einer Rede von Laurent Fabius auf dem sozialistischen Kongress in Dijon am 17. Mai 2003 entnommen:

Wenn die Marianne*** unserer Rathäuser das Gesicht einer jungen Französin mit Migrationshintergrund annimmt, wird Frankreich an diesem Tag einen Schritt nach vorn gemacht haben, indem es die Werte der Republik voll und ganz lebt....

Symbol der Freiheit: Marianne in der Julirevolution 1830, Gemälde von Eugène Delacroix

Da wir gerade bei Zitaten sind, hier zum Abschluß noch ein weiteres:

Keine noch so große Anzahl von Atombomben wird in der Lage sein, die Flutwelle von Millionen von Menschen aufzuhalten, die eines Tages den armen südlichen Teil der Welt verlassen werden, um auf der Suche nach einem besseren Leben in die relativ offenen Räume der reichen nördlichen Hemisphäre zu strömen. (Präsident Houari Boumédiène, März 1974)

Artikel aus Le Figaro Nr.: 18619 vom 17. Juni 2004, Debatten und Meinungen

*Der „christliche Kitt“ ist ein Gift für das identitäre Immunsystem der Europäer, ein gefährlicher Virus, der sich im Organismus unserer europäischen Völker eingenistet hat.

** Die Entkulakisierung oder Kulakendeportation, war eine politische Repressionskampagne in der Sowjetunion, die sich während der Diktatur Josef Stalins von 1929 bis 1933 gegen sogenannte Kulaken richtete. Verhaftungen, Enteignungen, Exekutionen und Massendeportationen kennzeichneten diese Politik.

*** Marianne: Bezeichnung für die Französische Republik datiert vom Oktober 1792. Marianne schmückt als Büste praktisch alle französischen Rathäuser, als Statue viele Plätze. Auf Briefmarken, Münzen (1, 2 und 5 Cent) und anderen Gegenständen symbolisiert Marianne die französische Nation.

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