Wilhelm Petersen gehört zweifellos zu den großen deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts, dennoch ist sein Name heute nur noch wenigen vertraut. In unseren Augen besitzt der deutsche Maler zwei herausragende Qualitäten: Er war ein Künstler, der die Vollkommenheit seines eigenen Volkes, der Friesen in Norddeutschland, darzustellen vermochte. Und er vertrat seine Ideen konsequent und kompromisslos und setzte das, was er als Maler, Professor, Krieger und Familienvater dachte, stets in die Tat um.

 

ᛉ 10. August 1900 ᛣ 22. Mai 1987

 

Erweisen wir also diesem „vermaledeiten“ Maler die Ehre. Wilhelm Petersen wurde am 10. August 1900 als Sohn eines Schusters in seinem Elternhaus, einem typischen Holzbau, in Klostersande bei Elmshorn im norddeutschen Holstein geboren. Seine Familie zog 1912 nach Hamburg, und drei Jahre später begann der junge Wilhelm, sich in der Jugendbewegung der Artamanen zu engagieren.

Im Alter von sechzehn Jahren begann er ein Studium der Malerei bei Peter Gustav Dorén an der Hamburger Kunstgewerbeschule. Als er achtzehn wurde, meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und wurde in das 76. Infanterieregiment in Hamburg eingegliedert. Der Krieg endete, bevor er an die Front geschickt wurde.

Er schloß sich dann dem ›Fränkischen Korps‹ an, indem er in die Brigade Ehrhardt eintrat, und kämpfte 1919 in den Straßen von Berlin gegen die Spartakisten und in den folgenden zwei Jahren in Oberschlesien und an der Ostsee.

Nach seiner Rückkehr im Jahr 1920 arbeitete er an der Forstakademie in Eberswalde.

Er malte zahlreiche Fresken, die seine Familienmitglieder in der Technik der ›Alten Meister‹ darstellten, von denen er sich für seine frühen Werke inspirieren ließ (Min Vader). Er wurde Bildrestaurator und Privatmaler.

Im Jahr 1923 schiffte er sich als Seemann auf der Yacht eines Grafen ein und segelte in skandinavischen Gewässern. Nach einer Studienreise nach Lappland und Skandinavien im Jahr 1924 nahm er seine Arbeit wieder auf und veröffentlichte seine ersten Gemäldesammlungen.

Im folgenden Jahr heiratete er Baronin Frigga von Vietinghoff-Scheel, mit der er zwei Töchter hatte. Inspiriert von den Werken Pieter Brueghels und Philipp Otto Runges, die er auf einer Reise im Wiener Kunstmuseum entdeckte, wählte er einen realistischen, aber persönlichen Stil, naiv, aber akribisch, der Andersens Märchen, die nordische Welt, Friesland und die Niederlande mit großer suggestiver Kraft umsetzt.

Im Jahr 1927 zog er nach Berlin und arbeitete als Illustrator für verschiedene Verlage. Er lernte Alfred Rosenberg kennen und trat der SA und der NSDAP bei.

In den frühen 1930er Jahren malte er hauptsächlich Szenen aus dem friesischen Volksleben, Porträts nordischer Mädchen, weibliche Akte und Familienszenen. Seine erste Ausstellung fand 1934 in Berlin statt.

Seine Bilder über die germanische Frühzeit, die die Altgermanen mit größtmöglicher Genauigkeit abzubilden versuchen, finden breiten Anklang. Von nun an wird Petersen mit zahlreichen staatlichen Aufträgen bedacht. Durch eine große Wanderausstellung 1936/37 erlangt er schließlich Berühmtheit. Dennoch bleibt er dem Wesen seiner Heimat treu.

Zusammen mit Walter Hansen malte er ein Fresko für eine Schule und ein weiteres für einen Fliegerclub sowie ein Wandgemälde „Heinrich I. mit gefangenen Ungarn“ im Schloß Quedlinburg auf Wunsch des Mannes, der sich für den geistigen Erben Heinrichs hielt.

Eine Serie seiner Bilder zur germanischen Vorgeschichte erschien in der Zeitschrift ›Germanenerbe‹ und wurde in einem Dutzend Städten (Lübeck, Kopenhagen, Helsinki, Hamburg…) ausgestellt. Mit dem Erfolg und den folgenden Ausstellungen kam auch die Anerkennung: 1936 erhielt er den Großen Preis des Reichsbundes für deutsche Vorgeschichte.

Anschließend vollendete er eine Reihe von Werken über Wikinger und das Nibelungenepos (Thor fährt über Midgard, Hagen…) und von der Edda inspirierte Holzskulpturen (Ask, Embla…).

1937 veröffentlichte er ein nach 1923 begonnenes KinderbuchUt de Ooken‹ (plattdeutsch: „Aus dem Winkel unterm Dach“) das die Abenteuer der Elfe Puck erzählt. Für dieses Buch erhielt er 1940 den Kunstpreis von Schleswig-Holstein.

Als er im Januar 1938 in Bremen zum Professor ernannt wurde, blieb ihm keine Zeit, mit Lehrtätigkeit für Malerei zu beginnen. Er wurde 1938 zur Infanterie eingezogen und nahm als Maschinengewehrschütze am Polenfeldzug teil. Er nutzte dies, um Kriegsszenen zu zeichnen. Sein anschließender Einsatz bei der ›Division Wiking‹ als Kriegsmaler führte ihn nach Belgien, Spanien und Frankreich, wo er mit dem ›Eisernen Kreuz‹ ausgezeichnet wurde.

Zu seinem 40. Geburtstag wird in der Kunsthalle Kiel eine große Retrospektive seines Werks gezeigt. Im Jahr 1942 heiratete er seine zweite Frau Lotte Luhmann, die Nichte des Malers Gustav Dorén, mit der er zwei Töchter und zwei Söhne hatte.

Von 1942 bis 1945 erneut mobilisiert, fertigt er an der Ostfront eine enorme Anzahl von Zeichnungen an. Es sind äußerst realistische Werke, die alle Aspekte des Krieges zeigen, auch die erschreckendsten. Am Ende des Krieges verlor er an der Front ein Auge, und viele seiner Zeichnungen wurden von der Roten Armee gestohlen oder zerstört.

In einem britischen Konzentrationslager inhaftiert, kann er seine Karriere erst 1947 in Elmshorn wieder aufnehmen, wo am 16. September sein Sohn Hans-Christian geboren wird. Dieser trat in die Fußstapfen seines Vaters, gutes Blut lügt nicht, und wurde 1974 Maler und Grafiker in Esens in Ostfriesland.

Dennoch gelang es Wilhelm Petersen, seine Werke erneut in Husum im prächtigen Nissenhaus auszustellen. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitete er als Werbegrafiker. Viele seiner illustrierten Werke wurden veröffentlicht, und er schuf die Kinderfigur ›Mecki der Igel‹.

Wie schon in den 1920er Jahren malte er zahlreiche Bilder von friesischen Landschaften und Familienporträts mit noch eindringlicherer Präzision.

Im Jahr 1950 unternahm er eine zweijährige Reise auf einem Schiff, die ihn nach Belgien, Großbritannien, Spanien, Algerien, Griechenland und in die Türkei führte. In den 1950er Jahren schuf er zahlreiche Ölgemälde und hielt sich in Skandinavien, Österreich und Italien auf.

Eine Ausstellung von 238 Gemälden fand 1956 in Bordesholm statt sowie weitere.

Anläßlich der Ausstellung in München im Jahr 1969 erhält er die Anerkennung des ›Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes‹ erhält.

Das Jahr 1975 war geprägt von wichtigen Ereignissen: einer Ausstellung in der Stadt Elmshorn, der Verleihung des Friedrich-Hebbel-Preises und der kriminellen Brandstiftung an seinem 300 Jahre alten Haus am 9. April in Klostersande bei Elmshorn. Dank der Bemühungen von Freunden und Unterstützern wurde das Haus innerhalb eines Jahres in identischer Form wiederaufgebaut.

Im Jahr 1978 verlor er sein Augenlicht vollständig, zwei Jahre später ernannte ihn die Stadt Elmshorn zum Ehrenbürger, und er stellte im Nordfriesischen Museum in Husum aus. Die meisten seiner Werke befinden sich in Privatbesitz.

Er starb am 22. Mai 1987 nach einem intensiven Leben, das er stets den Idealen seiner Jugend widmete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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