Boris Genadewitsch Karpow

 

Igor „Strelkow“ mit Namen Igor Girkin ist in erster Linie ein Offizier des russischen Geheimdienstes. Er hat in Bosnien, in den beiden Tschetschenienkriegen und natürlich in Noworossija gekämpft, wo er Verteidigungsminister der Republik Donezk war.

Er wurde beschuldigt, den Befehl zum Abschuß eines Zivilflugzeugs über dem Donbass gegeben zu haben, und wurde dafür vom Internationalen Strafgerichtshof verurteilt. Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl vor, ebenso wie gegen Wladimir Putin.

Strelkow ist ein entschlossener Offizier mit einem sehr starken Sinn für Ehre und Pflicht, der im Herzen ein wahrer Patriot ist. Er ist sehr belesen und ein hochrangiger Militärstratege, dessen militärische Analysen im aktuellen Konflikt Maßstäbe setzen.

Seit 2014 befürwortete er eine russische Militärintervention im Donbass. Nachdem Rußland im Februar 2022 endlich intervenierte, schloß er sich freiwillig dem Donbass an, doch der russische Generalstab weigerte sich, ihn einzuziehen. Dies war zweifellos auf seine harsche Kritik an den Behörden der Republik Donezk zurückzuführen, die er als korrupt erachtete.

Zurück in Moskau baute er seine Telegram-Kanäle auf, die sehr schnell einen enormen Erfolg hatten. In Verbindung mit zahlreichen Kämpfern veröffentlichte Strelkow qualitativ hochwertige Nachrichten und militärische Analysen auf hohem Niveau.

Er kritisierte das Verteidigungsministerium und den Kreml schon sehr bald scharf und warf ihnen vor, nicht genug Kraft und Willen aufzubringen, um einen klaren und endgültigen Sieg zu erringen. Persönliche Angriffe, vermischt mit Beleidigungen und Beschimpfungen, folgten auf seinen Telegram-Kanälen.

Das Problem liegt genau hier: Im Krieg muß man den „Führer“ unterstützen, vor allem, wenn man ein Offizier ist. Strelkow erhielt viele Ratschläge, solche Reden nur bei privaten Treffen zu halten, aber in der Öffentlichkeit seine Unterstützung für den Präsidenten zu bekunden.

Dies tat er auch während des Prigoschin-Putschversuchs, indem er Wagner verurteilte und erklärte, er wünsche sich, daß der Kreml ihn in die Schranken weist, notfalls auch militärisch. Es kam zu heftigen Anfeindungen zwischen Strelkow und Prigoschin, die ebenfalls auf Telegram ausgetragen wurden.

Igor hat offensichtlich nicht akzeptiert, daß der Kreml sich weigert, Wagner auszuschalten und Prigozhin entkommen zu lassen, und hat daher seine Beleidigungen und Verleumdungen gegenüber Wladimir Putin und dem russischen Generalstab wiederholt, was schließlich zu seiner gestrigen Verhaftung in Moskau wegen ‚Extremismus‘ und seiner präventiven Inhaftierung für zwei Monate geführt hat.

Tatsache ist, daß die Mehrheit der Russen wie Strelkow wünscht, daß der Kreml härter vorgeht, um die Sonderoperation zu beenden. Aber die Mehrheit der Russen will sicherlich keine öffentlichen persönlichen Angriffe auf Wladimir Putin. Aus diesem Grund verlor Prigozhin, der anfangs sehr beliebt war, schließlich seine „Aura“, als er begann, Wladimir Putin zu beleidigen und zu bedrohen.

Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß „schmutzige Wäsche in der Familie gewaschen werden sollte“: Dies hätte im privaten Bereich bleiben sollen, und Strelkow fehlt es nicht an Unterstützung in den Kreisen der Macht, um seine Botschaften bis in den Kreml zu tragen. Er hätte sich also in der Öffentlichkeit zurückhalten sollen.

Ich glaube nicht, daß Igor Strelkow lange in Untersuchungshaft bleiben wird oder daß er verurteilt wird. Es ist im Gegenteil sehr gut möglich, daß er in den nächsten Jahren oder Monaten eine wichtige politische Rolle spielen wird.

 

Quelle: https://rusreinfo.ru/fr/2023/07/les-raisons-de-larrestation-digor-strelkov/