José Vicente Pascual
Emil Cioran sagte, daß sich in Selbstmorden die fernen Schicksale der Menschheit ankündigen. Natürlich wurde diese zeitliche Ferne der Katastrophe schon vor fünfzig Jahren vorhergesagt. Wir haben einige Fortschritte gemacht. Als erste Ankündigung des Endes – d. h. des Endes der Demokratie und des Wohlstands, wie wir sie im Westen gewohnt waren – sehen wir den Verzicht der nationalen Regierungen, als das zu handeln, was sie eigentlich sein sollten, nämlich Regierungen, und somit technische Angestellte der globalisierten Weltordnung zu werden.
Das Prinzip der nationalen Souveränität, das bis vor einigen Jahrzehnten noch unantastbar und unverzichtbar war, ist für das neue selbstzerstörerische – selbstmörderische – Paradigma des Westens zu einem bürokratisch-administrativen Detail geworden, das bei einigen, weniger schwerwiegenden Anlässen beibehalten werden kann, während dieses Prinzip der Souveränität der Bevölkerung in komplexen Szenarien, die wirksame Antworten erfordern, als unwirksam, nutzlos für die Verteidigung der gemeinsamen Interessen und, kurz gesagt, als Hindernis für die Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit präsentiert wird.
Auf diese Weise sind die globalistischen Oligarchien ständig damit beschäftigt, Krisensituationen zu schaffen, Probleme, die für eine „globale Welt“ charakteristisch sind und die den Verzicht auf die Souveränität der Staaten – d.h. der Bürger – erfordern, um die Entscheidungsbefugnis an supranationale Gremien abzugeben, die jede Notlage nach den Kriterien von „Experten“, „Wissenschaft“ oder Politikern, die an der Spitze der internationalen Exekutive installiert sind, verwalten, wobei sie das tägliche Wohl derer, die sie verwalten, ebenso wenig im Blick haben wie jede Intention, sich darum zu kümmern.
Pandemien, Kriege, Migrationsfluten, Klimakatastrophen, Finanz- und Energiekrisen, Verknappung von Grundnahrungsmitteln, der Aufstieg des Populismus und der „extremen Rechten“, Terrorismus jeglicher Couleur…
Die neue herrschende Klasse der Welt hat sich darauf spezialisiert, in der Bevölkerung einen Zustand ständiger Angst zu erzeugen, ein ständiges Gefühl des drohenden Unheils, des Untergangs der Zivilisation und des Planeten, wenn wir nicht auf sie hören und blindlings ihren Anweisungen folgen, ihnen gehorchen und den Verzicht auf die Übernahme unseres Schicksals in der Geschichte als Gegenleistung für das Gefühl der Sicherheit in ihren Händen normalisieren. Das war schon vor langer Zeit der Plan. Allmählich und unaufhaltsam setzen sie ihn in die Tat um.
Der normale Bürger – ich spreche immer von unserem zivilisatorischen und kulturellen Umfeld – ist davon überzeugt, daß individuelle Freiheiten, das Recht auf Privatsphäre, Fairness in unseren Beziehungen zum Staat und sogar das Recht auf den eigenen Körper und die Verwaltung unserer Gesundheit nach eigenem Ermessen echte Hindernisse für die gute Verwaltung des Gemeinwohls sind.
Daß ein örtlicher Polizist von jedem Bürger einen Impfpaß verlangen kann, um ihn in ein öffentliches Gebäude zu lassen, ist ein ebenso großer Skandal wie die Tatsache, daß ein Nachbar seinen Nachbarn auf der anderen Straßenseite mit seinem Mobiltelefon aufzeichnen und anprangern kann, weil er nach zehn Uhr nachts mit seinem Hund spazieren geht.
Beide realen Fälle erscheinen uns jedoch logisch – von einer grausamen Logik – in einer Welt, in der Freiheit und Würde, der „Stolz“, ein vollwertiger Bürger zu sein, nichts mehr bedeuten, nichts mehr sind im Vergleich zu den exorbitanten Befugnissen, die sich die Machthaber unter dem Vorwand, sich um das Wohl der Mehrheit zu kümmern, selbst zuschreiben.
Darüber hinaus sind die oben beschriebenen Fälle von Einmischung, so skandalös sie auch erscheinen mögen, unbedeutend, fast eine Anekdote im Vergleich zum Großteil des despotischen Interventionismus auf höheren Ebenen: Wirtschaft, Geopolitik, strategische Nutzung der Energie, globalisierte Gesundheitspolitik, zwischenmenschliche Beziehungen, sukzessive Anpassung der Gesetze an das kriminelle Profil der ungestraft Privilegierten, Bildung…
Ist es angesichts dieser Umstände überhaupt noch sinnvoll anzunehmen, daß wir noch freie Bürger sind, die das Recht haben, unsere Regierenden zu wählen und sie für ihre Amtsführung zur Rechenschaft zu ziehen? Wir wählen nicht diejenigen, die uns regieren, sondern diejenigen, die die gnadenlose Umsetzung des von den Eliten festgelegten langfristigen Plans verwalten müssen, der ein gesichts- und seelenloses Schicksal für den Großteil des menschlichen Fußvolks vorwegnimmt.
Mit der Zeit: neue Pandemien, neue Öko-Umwelt-Kataklysmen, neue Kriege und endlose Migrationen, neue Auswüchse des islamischen Terrorismus und des Terrorismus anderer Herkunft, neue Prophezeiungen über die Erschöpfung der Energieressourcen, die globale Erwärmung, das Ende der Welt…
Und wenn wir wählen gehen, werden wir dies mit dem bangenden Zittern derjenigen tun, die dringend nicht jemanden suchen, der uns aus dem Albtraum aufwecken kann, sondern jemanden, der in der Lage ist, eine mehr oder weniger akzeptable Kapitulation mit den Monstern auszuhandeln.
Im Kampf gegen das Unglück sehnen wir uns nicht mehr nach einem Sieg, sondern nach einer Kapitulation, die uns so wenig wie möglich leiden läßt. Wir haben uns daran gewöhnt, mit dem Geld nicht über die Runden zu kommen, im Winter zu frieren oder astronomische Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen – wer kann das noch? –, halbleere Regale in den Supermärkten, Armutsrenten und Hungerlöhne, verschlossene Türen in den Gesundheitszentren, unerträgliche Wartelisten für jedes Verwaltungsverfahren, das Verbot, in den Stadtzentren mit dem Auto zu fahren, wenn man nicht die entsprechende „ökologische“ Gebühr bezahlt…
Wir haben die Akzeptanz von Tumultgesellschaften ohne geschichtliche Grundlage und ohne gemeinsames Zukunftsprojekt normalisiert, in denen jeder einzelne so gut er kann überlebt, während das Kollektiv den Balsam des Staates als einziges Heilmittel anstrebt.
Und all diese Normalitäten und viele andere, die uns in das glückliche Nichts des dankbaren Bettlers führen, werden von den Eliten, die uns befehligen, und auch von denen, die uns regieren, als „Fortschritt“ bezeichnet.
Ja, in der Tat: Die Selbstmorde sind ein Vorgeschmack auf die fernen Schicksale der Menschheit. Aber seien wir einmal gut informierte Optimisten: So fern ist es nicht.