Enric Ravello Barber
Auf dialektischer Ebene neigt man dazu, eine kausale Beziehung zwischen der Kolonialisierung Ende des 19. Jahrhunderts und der Masseneinwanderung, die Europa seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu ertragen hat, herzustellen. Die Parallelität ist nicht ganz korrekt, aber es gibt gemeinsame Symptome und Merkmale beider Prozesse, die dem Großkapital zugutekommen und durch die Zerstörung von Identitäten und wirtschaftlichen Gleichgewichten auf dem gesamten Planeten ergänzt werden.
Zweifellos sind sowohl Kolonialisierung als auch Einwanderung schädliche Phänomene, die der gleichen globalistischen Logik und der gleichen liberal-marxistischen ideologischen Rechtfertigung gehorchen.
Imperialismus und Finanzkapitalismus
1916 veröffentlichte Wladimir Illich, genannt Lenin, ein Werk, das als Schlüsselwerk in der Entwicklung der marxistischen Analyse des Kapitalismus gilt. Es war die Zeit, in der Lenin seine Tätigkeit als Revolutionär mit der eines Theoretikers verband, was ihn von anderen Führern wie Trotzki oder Stalin unterschied. Der Titel des Buches, auf das wir uns beziehen, ist bezeichnend: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Die zentrale These dieses Buches, die wie so viele Thesen dieser Denkschule falsch ist, besteht in der Behauptung, daß der Freihandelskapitalismus Mitte des 19. Jahrhunderts seine Freihandelsphase beendet habe – der Marxismus war regelrecht besessen von „Phasen“ – und einer neuen Phase – der höheren Phase – Platz mache, die durch die Konzentration des Industriekapitals und die Konzentration der Wirtschaftseliten an der Spitze des Staates gekennzeichnet sei. Der Staat als Wirtschaftsakteur müsse – nachdem der „nationale“ Markt erschöpft sei – neue Räume erobern, um sich die Rohstoffe anzueignen und seine Produkte monopolistisch zu exportieren (daher die Vorstellung vom Ende des Freihandels). Für Lenin hätte der Kapitalismus vom Freihandel zum Protektionismus und zur imperialistischen Wirtschaft mutieren können, ohne in seinem Wesen beeinträchtigt zu werden.
Wie alle absurden Utopien, die als wissenschaftliche Methode getarnt sind, wurden Lenins Analysen von der Realität widerlegt, da der marxistische Sozialismus, der Reale und der Nicht-Reale, 1991 explodierte. Heute hat die Linke die alten Dogmen des sogenannten „historischen Materialismus“ aufgegeben und will sich nicht mehr an Lenin, die Phasen des Kapitalismus oder andere schwere Lasten erinnern, jetzt, da sie öko-pazifistisch und sentimental-globalistisch geworden ist.
Dennoch – und deshalb haben wir Lenins Werk vor dem Vergessen bewahrt – hat der Autor ein Zusammenspiel von Phänomenen aufgezeigt, die mutatis mutandis mit dem gegenwärtigen Prozeß des liberalen Kapitalismus parallelisiert werden können.
1.1. Debatte über die Ursachen des Imperialismus. Die marxistische Bewertung des Kolonialismus.
Theorien über die Natur des imperialistischen Phänomens entstanden praktisch zeitgleich mit der kolonialen Expansion. Generell sind zwei Arten von Theorien zu unterscheiden: eurozentrische und periphere Theorien; erstere sehen die Erklärung für die Expansion in den internen Ursachen der europäischen Länder, letztere in der Dynamik der kolonisierten Länder selbst, die das Phänomen begünstigt und gefördert hat. Die Kombination beider Faktoren würde uns sicherlich eine vollständigere Antwort liefern.
Die eurozentrischen Theorien sind nicht einheitlich oder einseitig; bei ihrer Erklärung können wir zwei Typen unterscheiden: diejenigen, die die europäischen wirtschaftlichen Bedürfnisse als Motor des Kolonialismus hervorheben, und diejenigen, die politische Faktoren als entscheidenden Vektor bezeichnen.
Unter denjenigen, die eine ökonomistische Erklärung liefern, können wir die des britischen Radikalliberalen Hobson erwähnen, der bereits 1902 betonte, daß das Vereinigte Königreich eine globale Expansion benötige, die es als führende globale Produktions- und Handelsmacht festigen würde, und den Imperialismus als bloße Finanzaktivität erklärte, bei der die durch Expansionskriege verursachten Militärausgaben immer geringer als die späteren Industrie- und Handelsgewinne sein würden. Dennoch nutzte er dieses Argument, um die britische Intervention in Südafrika zu rechtfertigen, eine Intervention, die zum Völkermord an den Buren führte.
Sehr interessant in diesem Erklärungsstrang ist der Beitrag des österreichischen marxistischen Historikers Hilferding, der – Lenins Beispiel folgend – in seinem Werk Das Finanzkapital eine Theorie aufstellte, der zufolge der Imperialismus die expansive Antwort des Kapitalismus ist, wenn er sich vom Industriekapitalismus zum Finanzkapitalismus wandelt. Er bezeichnet den Moment, in dem der Kapitalismus zur Anhäufung und Konzentration von Geld tendiert, als Finanzkapitalismus, genau in dem Moment, in dem sich eine Synergie zwischen dem Industriekapitalismus und dem Finanzkapitalismus unter der Hegemonie des letzteren herausbildet.
Laut Hilferding beginnt die Phase des Finanzkapitalismus Ende des 19. Jahrhunderts, da die Finanzwirtschaft durch die Verwendung von Krediten die oligarchischen Prozesse der Unternehmenskonzentration beschleunigt und das Gefüge der kleinen und mittleren Unternehmer durch die Abschottung der Kredite zerstört (ein Phänomen, das sich heute wiederholt); auf diese Weise vermeidet die Symbiose von Finanzkapitalismus und Großunternehmen den Wettbewerb. In der ersten Phase monopolisiert sie den nationalen Binnenmarkt, in der zweiten Phase schlägt sie einen expansiven Ton an und wendet sich auf der Suche nach neuen Märkten für ihre Produkte nach außen, d.h. sie bringt den kolonialistischen Imperialismus hervor, der nur das logische Ergebnis der inneren Dynamik selbst des Kapitalismus in seiner Finanzphase wäre.
Um auf das Buch von Lenin zurückzukommen, dem marxistischen Theoretiker, der dieses Phänomen am besten untersucht hat, hat seine These auch die nicht-marxistische Kritik am Phänomen des Kolonialismus beeinflußt. Wie der Titel seines Buches andeutet, lautet die vertretene These, daß der Imperialismus die höchste historische Phase des Kapitalismus ist, eine Phase, die durch Monopole im Gegensatz zum vorherigen freien Wettbewerb gekennzeichnet ist. Dieser Übergang vom Wettbewerb zwischen kleinen und mittleren Unternehmern zu dem des Zusammenschlusses in großen monopolistischen Industrie-/Finanzkonsortien, die keine wirtschaftlichen Möglichkeiten hätten, wenn es nicht eine Ausweitung der Märkte über den engen nationalen Rahmen hinaus gäbe, um ihre Industrieprodukte zu verkaufen und ihr akkumuliertes überschüssiges Finanzkapital anzulegen, diese notwendige monopolistische Ausweitung war der Kolonialismus, den Lenin als Imperialismus bezeichnete.
Lenin erklärte, daß die imperialistische Expansion der letzte Ausweg für den Kapitalismus sei, und daß der Kapitalismus – da die Welt endlich und die Fähigkeit, neue Märkte zu finden, begrenzt sei – nach Erschöpfung dieser auf territorialer Expansion und Markterweiterung beruhenden Ressource in seinen letzten Widerspruch geraten und schließlich untergehen würde, der Kapitalismus also den Keim seiner eigenen, unwiderruflichen Selbstzerstörung in sich trage. Eine weitere „Zukunftsprognose des „historischen Materialismus“, die sich in der Geschichte schnell als trügerisch erwiesen hat.
Wie bereits erwähnt, gibt es andere eurozentrische Erklärungstheorien, die nicht auf wirtschaftliche Faktoren als Erklärung für die koloniale Expansion hinweisen, sondern sich auf ideologisch-soziologische Zusammenhänge beziehen (subjektive Ursachen, wie ein Marxist sagen würde). Schumpeter, ein weiterer radikaler Liberaler, wurde traditionell als Hauptbezugspunkt für diese Erklärungsrichtung angesehen. Im Jahr 1919 veröffentlichte dieser Autor seine Soziologie des Imperialismus, in der er behauptete, daß hinter dem Phänomen des Imperialismus ein unhistorischer (d. h. permanenter) Expansionsimpuls stehe, der im 19. Jahrhundert in Kombination mit dem Massennationalismus den imperialistischen Impuls und die imperialistische Rechtfertigung hervorbringen würde.
In den 1970er Jahren entstand jedoch innerhalb der marxistischen Schule eine neue Erklärung, in der der Imperialismus in Form einer Dynamik der Peripherie, d. h. der kolonisierten Länder, erklärt wird, d. h. einer Eigendynamik der internen Spannungen zwischen den afrikanischen Gesellschaftsschichten, die die eigentliche Erklärung des Imperialismus sei und daher nicht auf innereuropäische Motive reagiere. Unter den peripheren Thesen ist die Arbeit von Robinson und Gallagher zu erwähnen, die völlig mit der unidirektionalen Tendenz zur Erklärung des Imperialismus bricht und den Kolonialismus sowie den katastrophalen Prozeß der Entkolonialisierung den afrikanischen Pseudo-Eliten zuschreibt, die nicht bereit oder in der Lage waren, die Überschußproduktion so zu organisieren, daß sie ihren Ländern stabile wirtschaftliche Bedingungen bieten konnten, und die, weil sie zu diesem qualitativen Sprung nicht in der Lage waren, den Europäern die Türen öffneten, weil sie es für sie erledigen würden. Man muß hinzufügen, daß bei dieser Öffnung der gesellschaftlichen Eliten Afrikas für die Europäer diese Eliten an ihre persönliche Bereicherung und nicht an den Wohlstand ihrer jeweiligen Völker gedacht haben. Eine Situation, die sich heute „ad nauseam“ wiederholt.
Kurz gesagt: Es ist unbestreitbar, daß Imperialismus das Ergebnis einer Interaktion zwischen zwei Variablen ist, einer europäischen und einer peripheren.
1.2. Der Kolonialismus: eine Idee der Linken
Entgegen dem Anschein und in Dysfunktion mit der von der Linken seit den 1960er Jahren übernommenen Botschaft ist der Kolonialismus eine Idee, die in ihrem ideologischen Bereich entstanden ist und in ihrer linearen und teleologischen Analyse der Geschichte stets als „fortschrittlich“ aufgewertet wurde.
Karl Marx war einer der Apologeten der britischen Kolonialisierung Indiens. Seiner Meinung nach würde die britische Kolonialisierung bedeuten, die mittelalterliche Produktionsweise der einheimischen Wirtschaft zu zerschlagen und durch die kapitalistische Produktionsweise zu ersetzen, was ein „Abbrennen einer Stufe“ bis zum kommunistischen Modell bedeuten würde, das – so der gebürtige Trierer – der notwendige nächste Schritt des kapitalistischen Modells aufgrund der einfachen Logik seiner inneren Widersprüche war.
Nicht nur in der streng marxistischen Sphäre wurde diese positive Bewertung des Kolonialismus vorgenommen. Der französische Schriftsteller Bernard Lugan, zweifellos der derzeit bedeutendste Experte für Afrika und den Kolonialismus – ein Autor, auf den wir in späteren Artikeln zwangsläufig zurückkommen müssen –, veröffentlichte in der Zeitschrift NRH einen interessanten Artikel mit dem Titel „Eine linke Idee von der Rechten verwirklicht“, in dem er beschreibt, wie der Prozeß der Kolonialisierung Afrikas von einer aufgeklärten und fortschrittlichen Linken konzipiert wurde, die in dieser geografischen Expansion die Ausweitung der universalistischen Prinzipien der Französischen Revolution auf den schwarzen Kontinent sah. Der Satz des französischen sozialistischen Premierministers Léon Blum ist in diesem Zusammenhang sehr bezeichnend: „(Ich verkünde) … das Recht und die Pflicht der höheren Rassen der französisch-jüdischen sozialistischen Politik, diejenigen, die noch nicht das gleiche kulturelle Niveau erreicht haben, anzuziehen (zum Fortschritt zu führen)“. Ein gutes Beispiel für globalistischen Integrationismus avant la lettre.
II. Einwanderung zwischen der Nachkriegszeit und der Dekolonisierung
Der Prozeß der Entkolonialisierung markierte eine neue Phase der Geschichte. In Afrika herrschte absolutes Chaos, die sogenannte „Befreiung“ bestand in Wirklichkeit in der Errichtung von tyrannischen und despotischen Regimen in allen Ländern, und die Folgen waren schnell sichtbar: Elend, Hunger und eine überbordende Geburtenrate. Andererseits begann in Westeuropa mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem anschließenden Wiederaufbau eine neue Phase der Expansion des Kapitalismus, in der die Profitraten und die Expansionsfähigkeit in die Höhe schnellten. Daher ist in dem Gebiet, in dem die Profite derzeit am höchsten sind – Westeuropa – eine ständige Zunahme der Arbeitskräfte erforderlich, um die objektiven Bedingungen des Wirtschaftswachstums nicht zu verschwenden.
Das Zusammenwirken dieser beiden Prozesse läuft auf den Beginn des Migrationsprozesses aus der Dritten Welt nach Europa hinaus. Wie wir zuvor für den Imperialismus hervorgehoben haben, ist auch in diesem Fall die Migration das Ergebnis einer Interaktion zwischen zwei Variablen, einer europäischen und einer peripher-tertiären-terroristischen.
Die Einwanderung speist sich aus demselben ideologischen Konzept wie der Kolonialismus, von dem sie nur eine Projektion ist. Die Steigerung des Profitanteils des Kapitals in einer Welt, die zu einem einzigen Markt geworden ist und in der Identitäten, Bräuche und Völker nichts weiter als umstandsbedingte Störungen sind, die beseitigt, annulliert oder – im schlimmsten Fall – auf folkloristische Anekdoten reduziert werden müssen.
So ist die Einwanderung nur eine der Folgen eines umfassenderen Prozesses, der auf Französisch Mondialisierung und auf Englisch Globalisierung genannt wird und dessen Endziel sich mit dem des Imperialismus des 19. Jahrhunderts deckt. In beiden Prozessen ist der Nutznießer die finanzkapitalistische Klasse und der Hauptverlierer die Volksgemeinschaft der Arbeiterklasse.
2.1. Der Liberalismus als ideologisches Prinzip der Einwanderung. Der Irrtum der Integration
In den letzten Jahrzehnten ist das Phänomen der Migration zu einem entscheidenden Thema in der politischen Debatte in Westeuropa geworden. Angesichts dieses Umstandes erleben wir ein komisches Schauspiel, eine Falle für Dummköpfe, die sich – leider – als einigermaßen wirksam erweist. Tatsache ist, daß der Liberalismus, ohne seine ideologischen Annahmen zu ändern, versucht, „Lösungen“ für das Problem der Migration zu finden, Lösungen, die Teil desselben universalistischen Prinzips sind und daher keine sind. Wir legen sie im folgenden dar, damit die Identitäre Bewegung diese Art von ideologischen Fehlern vermeidet und den Liberalismus und jede seiner politischen Annahmen als wirklich konträr zu unseren Positionen kennzeichnet.
Kommunitarismus: Hierbei handelt es sich um die Vorstellung, daß Einwanderer, je nach ihrer Herkunftsgemeinschaft, ihre eigenen kulturellen und religiösen Besonderheiten auf europäischem Boden weiterhin aufrechterhalten, während sie – ausgehend von ihrer Besonderheit – am Staat und in ihm als „Bürger“ teilnehmen. Mit anderen Worten, die Staatsbürgerschaft würde als bloßer Erwerb eines Personalausweises verstanden, Zuwanderer müßten sich nicht „integrieren“, sondern ihre Persönlichkeit beibehalten, solange sie die „Grundprinzipien und das ordnungsgemäße Funktionieren des freiheitlich-demokratischen Staates“ respektieren.
Tatsächlich ist dies die Idee des Melting Pot, die er in den Vereinigten Staaten von Amerika geschaffen hat. Er basiert auf der „Toleranz gegenüber allem Anderen“. Er steht als Synonym für einen anderen Begriff, nämlich den des „Multikulturalismus“. Wenn einige Politiker des Establishments wie Angela Merkel oder Tony Blair sagen, daß „der Multikulturalismus gescheitert ist“, meinen sie genau das. Es ist offensichtlich, daß der Multikulturalismus gescheitert ist, aber das Schlimmste ist, daß Merkel oder Blair angesichts dieses offensichtlichen Scheiterns die andere liberale „Lösung“ vorschlagen, die genauso katastrophal oder sogar noch katastrophaler ist als die vorherige.
Integration: Könnte auch als „Assimilationismus“ bezeichnet werden. Sie besteht darin, das gleiche Ziel zu erreichen, aber mit anderen Methoden. So würden Einwanderer bei der Beibehaltung ihrer Eigenheiten auf europäischem Boden nicht respektiert, sondern müssten sich „zwangsläufig“ anpassen und unsere Sitten und Gebräuche annehmen, was sie zu „perfekt integrierten Europäern“ machen würde.
Kommunitarismus und Assimilationismus sind die zwei Seiten desselben ideologischen Irrtums.
III. Die auf der Identität basierende Lösung
Von unserer identitären Position aus müssen wir sowohl auf die Phänomene der Kolonialisierung als auch auf die demografische Bedrohung durch die Einwanderung reagieren, aber immer ausgehend von der Festigkeit unserer ideologischen Parameter und der Strenge eines antikosmopolitischen Denkens, das die Existenz der Völker wertschätzt, sich der Idee des Weltmarkts radikal widersetzt und weder an Assimilation noch an Konversionen glaubt, sondern an die kollektive Persönlichkeit, die auf dem Erbe und der Geschichte beruht.
Im Gegensatz zum Kolonialismus verfechten die Vertreter der identitären Bewegung die Idee von großen, sich selbst tragenden Wirtschaftsräumen. Diese Räume werden durch die Gemeinschaft der Zivilisation, der Geschichte und der Blutsverwandtschaft definiert.
Im Gegensatz zu Integration oder Assimilation schlagen wir die Idee vor, daß der Staat ein Instrument der Volksgemeinschaft und Ausdruck einer monoethnischen Gesellschaft ist. Das war der Sinn der griechischen Demokratie, der Sinn des römischen Senats und der germanischen Kriegerversammlungen. Dies ist das unveräußerliche Prinzip, das wir heute verteidigen, damit die europäische Zivilisation die Bedrohungen und Wechselfälle dieses verstörenden 21. Jahrhunderts überleben kann.
Originalquelle: https://euro-sinergias.blogspot.com/2022/12/normal-0-21-false-false-false-es-x-none_26.html
„Lenin erklärte, daß die imperialistische Expansion der letzte Ausweg für den Kapitalismus sei, und daß der Kapitalismus – da die Welt endlich und die Fähigkeit, neue Märkte zu finden, begrenzt sei – nach Erschöpfung dieser auf territorialer Expansion und Markterweiterung beruhenden Ressource in seinen letzten Widerspruch geraten und schließlich untergehen würde, der Kapitalismus also den Keim seiner eigenen, unwiderruflichen Selbstzerstörung in sich trage.“
Der Autor bemerkt vollkommen richtig, dass sich Lenin und die Marxisten in dieser Überzeugung irrten. Liberale und Libertäre fühlen sich durch diesen Irrtum der Marxisten in ihrem Fortschrittsglauben bestärkt, und halten diese scheinbar unendlich Erweiterung der Industriezweige als Grundlage unendlichen Wachstums. Zu Zeiten Lenins gab es die Stahlindustrie, Tuchproduktion, Maschinenindustrie, Schifffahrt, aber der Lauf der Entwicklung zeigte auf, dass es nicht nur auf die Rohstoffe sowie der Nachfrage dieser Industrien ankam, sondern dass durch Erfindungen neue Industriezweige geschaffen werden konnten. Der Computer entstand viele Jahrzehnte später; daraus folgte: Die Halbleiterindustrie mit 600 Mrd. jährlichen Umsatz, die Telekommunikationsdienstleister, das digitale Medienwesen mit der Online-Unterhaltungsindustrie (Netflix, Disney), die Cloudanbieter mit ihren Internetdienstleistungen (Software as a Servie, kurz SaaS) usw.
Und es scheint in der Erweiterung dieser Industriezweige kein Ende zu nehmen. Der Expansionsdrang des Kapitalismus war, wie Lenin übersah, noch von anderen Variablen abhängig als der Endlichkeit der Rohstoffe.
Dem Wachstumszwang der Fortschrittsglauben wurde allerdings noch auf anderer Weise abgeholfen. Man verbilligte die Produktionsprozesse durch Verlagerungen der Produktionsstätten in die Dritte Welt. Der Fortschritt schlug sich in der Rentabilitätssteigerungen der Unternehmen nieder, die aufgrund geringerer Produktionskosten höhere Margen erhielten.
Dem Liberalismus kann man derzeit wenige Argumente wirtschaftlicher Art entgegenhalten. Man kann sich auf die Verbreitung minderer Qualität einzelner Warengattungen berufen, wie die der Kleidungsindustrie, oder auf ein schleichendes terrestrisches Platzproblem hinweisen, aber mehr fiele mehr kurzerhand nicht ein. Selbst bei letzterem, würde ein Liberaler mit dem Argument der Raumfahrt und einer künftigen Besiedlung anderer Planeten vorkommen.
So ist die Migrationsfrage und eine antiliberale Haltung, eine Frage der Kultur und Identität. Wer die Welt nicht als reinen Wirtschaftsraum und Schmelztiegel aller Völker sehen möchte, der nimmt eine antiliberale Haltung (ökonomischer Liberalismus) ein.