Deutsche Sprache

„Hallo! Hallo!“ Dieses Wort ist ein Haß-Wort oder Rache-Wort. Unsere Ahnen kannten noch den Sinn und nutzten es dementsprechend. Es ist noch nicht lange her, als man das Wort auch so benutzte.

Hermann Löns war deutscher Schriftsteller, Journalist, Naturforscher, Tierschilderer und Heide- und Liederdichter. In seinem Roman „Der Wehrwolf“ schildert er den gnadenlosen Partisanen-Krieg in niedersächsischen Bauerndörfer im 30-jährigen Krieg gegen Landstreicher, Marodöre und schwedische zügellosen Soldatenhaufen.

Der 30-jährige Krieg fand von 1618 bis 1648 statt und war im Grunde ein Religionskrieg der protestantischen Union gegen die katholische Liga. Ein grausames Abschlachten im Namen des Glaubens. Löns kannte noch die Bedeutung des Wortes.

In seinem Roman „Der Wehrwolf“ in Kapitel ,,Die Schnitter“ schreibt Löns:

Der Wulfsbauer stellte sich vorne hin: ,,Ich verklage sie auf den Feuertod meiner Ehefrau Rose gebürtigen Ull aus Ödringen und derer und meiner unmündigen Kinder Hermke und Maria Wulf, und wegen Brandstiftung, Raub und Diebstahl an totem und lebendigem Gut“.

Er ging zurück und Thedel stellte sich an seinen Platz und rief: ,,Ich verklage sie auf den Feuertod meiner Schwester Ulheid Niehus aus Ödringen, eines Waisenkindes, noch nicht fünfzehn Maien alt!“

Er ging zurück und machte Viekenludolf Platz, und der schrie: ,,Ich verklage sie im Namen ehrbaren Jungfrauen, Witfrauen, Schwangeren und Wöchnerinnen, unschuldigen Mädchen und unmündigen Kindern, Kranken und Schwachen, an denen sie sich vergriffen haben. Ich schrei Hallo über sie und abermals Hallo und zum drittenmal Hallo und Hallo und Hallo und Hallo, und will es mit Eiden beschwören, daß sie siebenmal und siebzig den Tod verdient haben nach dem, was sie mir gestern mit ihren eigenen Mäulern im Kruge zu Burgdorf in ihrer dummen Besoffenheit verzählt haben“.

Eine Erklärung zum Wort Hallo: „Hallo – der Racheruf!

Die Lösung wäre: Die Menschen, die Euch begegnen, mit ,,Guten Tag“, „Sei gegrüßt“, „Moin“ oder anders zu begrüßen. Ein Haß-Wort oder Rache-Wort ist zur Begrüßung nicht geeignet, auch wenn es aktuell fast der gesamte Planet praktiziert.

 

Muttersprache

Muttersprache, Mutterlaut,
wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
süßes, erstes Liebeswort,
erster Ton, den ich gelallet,
klingest ewig in mir fort.

Ach wie trüb ist meinem Sinn,
wann ich in der Fremde bin,
wann ich fremde Zungen üben,
fremde Worte brauchen muß,
die ich nimmermehr kann lieben,
die nicht klingen als ein Gruß.

Sprache, schön und wunderbar,
ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
in den Reichtum, in die Pracht:
Ist mir’s doch, als ob mich riefen
Väter aus der Grabesnacht.

Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
steig empor aus tiefen Grüften,
längst verschollnes altes Lied,
leb‘ aufs neu in heil’gen Schriften,
daß dir jedes Herz erglüht.

Überall weht Gottes Hauch,
heilig ist wohl mancher Brauch.
Aber soll ich beten, danken,
geb‘ ich meine Liebe kund:
Meine seligsten Gedanken
sprech‘ ich wie der Mutter Mund.

Max v. Schenkendorf (1783 – 1817)
Bildquelle: Wikipedia

Quelle: Deutsche Warte, Ausgabe 32
Beitragsbild: DerWeg.org