Prof. Sigurd Schulien

Auszug aus dem Buch:

Deutschland im Visier der anglo-amerikanischen Hochfinanz

 

Notbremse oder Untergang: der Zusammenbruch 
des globalisierten Finanzsystems

Die Hochfinanz ist berufen, die Nachfolge der Kaiserreiche und Königtümer anzutreten, mit einer Autorität, die sich überen ganzen Erdball erstreckt. [Internationale Bankenallianz, Paris 1913]

Das die Welt derzeit beherrschende anglo-amerikanische Geldsystem der Globalisierung ist pervers, chaotisch, menschenverachtend. Sein Untergang ist sicher.

Die Deutschen glauben immer noch, die Deindustrialisierung des Landes, die Globalisierung und überhandnehmende Börsenspekulation würden sie nicht arm machen, da die Regierung diese Vorgänge billigt. Sie meinen, ihr gespartes Geld sei sicher im Ausland angelegt, in großen internationalen Fonds, da die Banken dies empfehlen. Bei dem bevorstehenden finanziellen Zusammenbruch werden sie plötzlich erfahren, daß dieses Geld nur bunt bedrucktes Papier ohne jeden Wert ist, seitdem es nicht mehr dazu dient, produktive Industrien und Infrastrukturen zu finanzieren, sondern an den Börsen dazu verwendet wird, durch Spekulation neues Geld aus dem Nichts zu schaffen. Die Deutschen werden also mit leeren Händen dastehen.

Andere haben mit diesem künstlichen Börsengeld inzwischen die Rohstoffvorkommen, Energiereserven und strategischen Industrien der Welt aufgekauft. Sie wissen nicht mehr, daß sie ihren jetzigen Wohlstand einem jahrtausendealten Leistungs- und Sozialsystem in Deutschland verdanken, das denjenigen belohnte, der immer stetig und mit Ausdauer sich bemühte – in Achtung der Sitten und Gebräuche des Volkes, gekennzeichnet durch Eigenschaften wie Fleiß, Redlichkeit, Wahrhaftigkeit, Disziplin, Treue, Standhaftigkeit. Man sieht den deutlichen Gegensatz zu den seit 1945 erwünschten Eigenschaften, wo Figuren wie Josef Ackermann, Joschka Fischer, Ron Sommer und ähnliche als Idole von den Medien herausgestellt wurden und werden.

Das derzeitig herrschende chaotische Dollarsystem ist ein getreues Abbild der Zustände in der Gesellschaft. Im folgenden sollen einige Aspekte dieses Geldsystems dargestellt werden. Der Zusammenbruch dieses Systems ist nicht mehr aufzuhalten. Leider tut der Staat nichts, seine Bürger vor der Katastrophe zu schützen.

Der Dollar als Leitwährung

Aufgrund der politischen Stärke der USA und der erheblichen Goldreserven nach zwei von den USA finanzierten Weltkriegen löste der Dollar nach 1945 das englische Pfund als Leitwährung ab (Bretton Woods 1944). Viele Länder halten den Dollar seitdem als Reserve in ihren Zentralbanktresoren.

Wichtig für die Position des Dollar war die Tatsache, daß alle Erdölrechnungen und viele Lieferungen von Rohstoffen in dieser Währung zu zahlen sind; ein Umstand, der durch Vereinbarungen mit den Eliten der Erdöl fördernden Länder zustande gekommen war. Auf ähnliche Weise sind Banken, Versicherungen, Finanzdienstleister, Medien usw. der wichtigsten Länder durch Verträge, Beteiligungen und Abhängigkeiten miteinander verflochten, gesteuert von New York über die dahinter stehende finanzielle Macht.

Das von dieser Macht angestrebte einheitliche Weltwährungssystem ist ein verhängnisvoller Irrweg, da die Welt aus sehr unterschiedlichen Wirtschaftsregionen besteht, aus entwickelten und weniger entwickelten, aus agrarischen und industriellen Ländern. Diese Gruppierung wird deswegen ihr insgeheim verfolgtes Ziel, die Beherrschung und Ausbeutung aller Völker durch den Mammon (also Dollar) über immerwährende Zinszahlungen, nicht erreichen. Es ist eine Schande, daß das private deutsche Bankgewerbe seit Anfang der neunziger Jahre bei diesen Aktionen eine aktive Rolle spielt.

Das Streben nach Weltherrschaft ist kostspielig; es erfordert erhebliche militärische und finanzielle Ausgaben zur Überredung eventueller Konkurrenten. Wegen des Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie – sie legte zunehmend ihre Gewinne in Börsenspekulationen an statt in der Verbesserung und Erfindung neuer Produkte – und wegen der Kosten dauernder Kriege, die in Gold bezahlt wurden, war der Goldschatz der USA 1971 verbraucht, so daß die Golddeckung des Dollar aufgegeben werden mußte.

Anstelle des Goldes übernahm seitdem das Erdöl die Deckung des Dollar. Dies ist möglich, da, wie oben erwähnt, alle Erdölrechnungen in Dollar bezahlt werden müssen. Die Staaten, die Erdöl oder auch andere Rohstoffe einkaufen wollen, müssen sich, wie gesagt, bei New Yorker Banken Dollars besorgen, für die sie Zinsen zahlen. Die Dollars gingen an die arabischen Erdöllieferanten, die dieses Geld dann bei anglo-amerikanischen Banken anlegten (die arabischen Banken zahlen keine Zinsen), die damit an den Börsen spekulierten und so neue Dollars produzierten.

Jahrzehntelang lief diese Dollardruckmaschinerie wie geschmiert. Anfang der neunziger Jahre gab es jedoch eine Delle in diesem System der wunderbaren Geldvermehrung, als mißtrauische arabische Staaten damit begannen, ihr Geld in anderen Währungen anzulegen. Denn der Dollar war inzwischen abgewertet worden und damit auch der Wert der arabischen Guthaben in den USA. Außerdem sahen die Araber am Beispiel Libyen, daß ihre Gelder in New York mit einem Federstrich eingefroren werden könnten.

Da die Araber zum Teil ausfielen, brauchten die Anglo-Amerikaner jetzt dringend neue Abnehmer für die frisch gedruckten Dollars. Sie fanden sie in den exportorientierten Staaten wie Japan und Deutschland, die viel in den Dollar-Raum exportierten und mit den erlösten Dollars amerikanische Staatsanleihen kauften.

Die amerikanische Bevölkerung verbraucht mehr, als sie produziert (american way of life á la Hollywood); es wird daher mehr importiert als exportiert. Das machte nichts, denn die im Ausland ausgegebenen Dollars kamen nach New York zurück. Um die allmählich immer ärmer werdende amerikanische Bevölkerung bei der Stange zu halten, wurden immer mehr Billigwaren aus China eingeführt, neuerdings auch aus Indien.

Seit 1971 ist es eine bewährte amerikanische Sitte, daß die USA ihre Rechnungen und Schulden mit neuen frisch gedruckten Dollars bezahlen, die nur durch künftige Erdöllieferungen gedeckt sind. Die Chinesen haben von diesen Dollars inzwischen mehr als 1000 Milliarden, die Japaner nicht viel weniger. Wenn die Chinesen diese Dollars verkaufen wollten, würde der Wert des Dollar drastisch sinken, wodurch die chinesischen Waren in den USA teurer würden und nicht mehr abgesetzt werden könnten. Die Chinesen spielen das Spiel also zunächst mit, suchen aber neue Käufer für ihre Waren. Der Nachteil für die USA ist, daß die produzierende Industrie im eigenen Lande zugrunde geht. Aber das interessiert die Finanzoligarchie nicht, da die FED für jeden Dollar, den sie im Auftrag des Staates druckt, Zinsen erhält.

Nach den uralten Regeln des ehrlichen Kaufmanns kann man nur Güter eines fremden Landes kaufen, wenn man vorher Waren des entsprechenden Werts in dieses Land geliefert hat oder die Güter mit werthaltigem Geld oder Gold bezahlt. Der Dollar allerdings ist Falschgeld.

Der fundamentale Fehler des anglo-amerikanischen Finanzsystems ist, zu wähnen, daß die Grundlage der Wirtschaft das Geld sei. In Deutschland hingegen ist man seit jeher der Meinung, daß die Grundlage der Wirtschaft die Arbeit ist. Diese Auffassung der Deutschen machte sie bei den Anglo-Amerikanern sehr unbeliebt und führte zu zwei Weltkriegen. Die neue deutsche Elite hat die Lektion verstanden und die alte Auffassung für falsch erklärt.

Während bis vor einigen Jahren der Wert einer Firma nach der Größe ihres Umsatzes, dem Wert ihrer Maschinen und Anlagen sowie der Leistungsfähigkeit und Kreativität ihrer Mitarbeiter bewertet wurde, gilt heute nur ihr Börsenwert, der durch Aktienkäufe und -Verkäufe beliebig manipuliert werden kann (shareholder-value-System).

Wie man auf gut anglo-amerikanische Art das Geld anderer Leute in die eigene Taschen lenkt und so zu mehr Geld kommt als durch produktive ehrliche Arbeit, soll am Beispiel eines Aktienfonds gezeigt werden: Eine Finanzfirma oder ein Investor will einen Aktienfonds gründen. Er geht deswegen zu seiner Hausbank, erklärt ihr, welche Aktien er kaufen wolle und wie positiv sich deren Kurse entwickeln würden. Man gewährt ihm den Kredit zum Kauf der Aktien. Er beteiligt außerdem das Anlegerpublikum an seinem Fonds, der an der Börse gehandelt wird und Dividenden erwirtschaftet.

Der Investor hat das Recht, Aktien für ein Mehrfaches der Kreditsumme einzukaufen. Diese Aktien manipuliert er mit Hilfe seiner Freunde an der Börse hoch und verkauft sie dann eines Tages alle, wenn der Kurs hoch ist. Dieser Kurs hat wenig mit dem Wert der Firma zu tun. Er ist eine reine virtuelle Börsengröße. Durch den massenhaften Verkauf fällt der Kurs der Aktie; die Bank erhält vom Verkaufserlös den Kredit samt Zinsen zurück oder auch nicht; die Aktienkäufer stehen auf jeden Fall dumm da. Dieses Verfahren gilt nicht nur für Aktienfonds, sondern auch für Anleihen, Optionen, Pensionsfonds, Versicherungen (die haben ihre Gelder zum Teil in Fonds angelegt) u.ä.

Der Fonds kann sich aber auch verspekulieren, weil Aktienkurse eventuell fallen, statt, wie geplant, zu steigen. Dadurch können Milliardenverluste entstehen, die den Fonds zum Konkurs zwingen. Die Bank erhält ihren Kredit nicht zurück und müßte normalerweise Pleite machen. Viele Privatbanken sind in letzter Zeit auf diese Weise in eine schwierige Lage geraten. Allerdings wird kein Konkurs angemeldet, weil dies das Ende des anglo-amerikanischen Finanzsystems bedeuten, ein großer Bankzusammenbruch den nächsten nach sich ziehen würde, da fast alle Privatbanken wegen uneinbringbarer Kredite überschuldet sind.

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