Hans Burkhardt

Der folgende Beitrag des bekannten Nervenfacharztes Dr. Hans Burkhardt wurde bereits vor mehr als 35 Jahren geschrieben. Er sollte ursprünglich im zweiten Band eines von Narziß K. Ach herauszugebenden „Lehrbuches der Psychologie“ im Bamberger Verlag C. C. Büchner erscheinen. Die erste Korrektur lag im Dezember 1943 vor, doch kam es infolge der Kriegsereignisse nicht mehr zu der geplanten Veröffentlichung.

Der Verfasser, der uns diese Arbeit jetzt freundlicherweise zur Erstveröffentlichung überließ, hat das Originalmanuskript absichtlich weder durch Einfügungen noch durch Auslassungen verändert in der Überzeugung, daß es unabhängig von den jeweils herrschenden Ideologien hier um eine wissenschaftliche Darstellung geht, die selbstverständlich der Ergänzung durch weitere Forschungen und Fragestellungen bedarf, die aber Anspruch hat auf eine sachliche Kritik, da sie sich von Rassenhaß und Rassendiffamierung in jeglicher Form freizuhalten wußte.

Es ging schon damals – in dieser Auffassung sind wir uns mit dem Verfasser einig – und es geht natürlich erst recht auch heute um die Erarbeitung der Grundlagen einer Rassenpsychologie, in der als Fachdisziplin einer vorurteilsfreien Wissenschaft kein Platz ist für ideologische Verzerrungen und (wie immer beschaffene) politische Dämonologien. Rassenforschung läßt sich, dies verdeutlicht der hier veröffentlichte Beitrag von Burkhardt sehr eindringlich, ebenso ideologiefrei behandeln wie Konstitutionsforschung, und mit einer so oder so begründeten Tabuisierung der Rassenproblematik ist letztlich niemandem gedient. In diesem Sinne kommen wir mit der Veröffentlichung einer wissenschaftspublizistischen Pflicht nach.

Der Herausgeber: Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e.V.

 

Allgemeine Rassenpsychologie

Die Menschen sind, naturwissenschaftlich bezeichnet, gemeinsame Angehörige einer Gattung. Sie können grundsätzlich uneingeschränkt miteinander in Fortpflanzungsgemeinschaft leben. In der Tat aber lebten in der Menschheit, seit sie überhaupt über größere Räume sich verbreitet findet, nur einzelne Gruppen, die auch heute noch viel kleiner sind, als man meist sich vorstellt, in wirklich engerer Fortpflanzungsgemeinschaft. In den vorgeschichtlichen Zeiten waren, wie man weiß, stellenweise oft für lange Zeiten alle Verbindungen zwischen den einzelnen Gruppen abgeschnitten. Eine Rasse ist eine Gruppe solcher Lebewesen, deren Vorfahren lange Zeit in engster Fortpflanzungsgemeinschaft gelebt und einen gemeinsamen Züchtungsprozeß (auch Auslese genannt) durchgemacht haben und die infolgedessen bestimmte Erbanlagen gemeinsam haben, durch die sie sich von anderen unterscheiden.

Was die Art des Züchtungsprozesses betrifft, so waren bei der Ausbildung der menschlichen Rassen zweifellos natürliche und künstliche Ausleseverhältnisse von Anfang an eng verflochten. Durch künstliche Züchtung im engeren Sinne, durch Züchtung nämlich, die eingeengt ist auf vom Menschen gesetzte Zwecke, sind die Haustierrassen entstanden. In gewisser Weise ist der Mensch selbst ein domestiziertes Wesen. Soziale Lebensformen und kulturbedingte Tendenzen verschiedenster Art haben bei ihm oftmals auf die Rassenbildung eingewirkt. Man kann von menschlichen Sekundärrassen sprechen, die infolge künstlicher Ausleseverhältnisse ansatzweise gelegentlich auftreten. In ihren Grundlagen sind die menschlichen Rassen aber unter Ausleseverhältnissen entstanden, die der Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur entspringen, wobei in erster Linie zu denken ist an die Begünsti
gung oder Ausmerze bestimmter Anlagen durch das Klima und in zweiter Linie an eine auslesende Wirkung bestimmter Lebensformen (Wirtschaftsformen), die ihrerseits wieder auf Klima und Boden abgestimmt sind. Man könnte die Rassen bezeichnen als verschiedene Konstruktionstypen der Gattung Mensch, die die Natur an verschiedenen Stellen der Erde eingesetzt hat. Damit ist aber über das Wesen der Rasse bereits etwas Positives gesagt, positiv jedenfalls im Sinne einer biologischen Betrachtung. Zum Wesen einer Rasse gehört Lebenstüchtigkeit, eine Lebenstüchtigkeit freilich, die sich zunächst immer bezieht auf die ursprünglichen Verhältnisse, unter denen diese Rasse geworden ist. So ist die Lebenstüchtigkeit des Negers beispielsweise ganz auf das tropische Afrika abgestellt, während die Lebenstüchtigkeit des nordischen Menschen dort wesentlich herabgesetzt ist.

Die oftmals gegebene Definition der Rasse als einer Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Erbanlagen ist, wie man sieht, zu weit gefaßt. Biologisch schlechthin ungünstige Anlagen können nicht zum Wesen einer Rasse gehören. Um dies am Beispiel einer Erbkrankheit zu zeigen, so können selbstverständlich nicht die mit der Anlage zum erblichen Veitstanz behafteten Menschen als eine Rasse zusammengefaßt werden. Sehr elastisch bleibt hingegen der Rassebegriff nach einer anderen Richtung hin. Er enthält keine Forderung bezüglich der Zahl der besonderen Erbanlagen, die gemeinsam sein müssen, und keine Aussagen über den inneren Zusammenhang dieser Anlagen. Nur aus Zweckmäßigkeitsgründen wird man, wo man kann, eine zu weitgehende Unterteilung der Menschheit in Rassen vermeiden. Mögen es aber viele oder wenige besondere Erbanlagen sein, die einer Rasse gemeinsam sind, immer muß es sich um Anlagen handeln, die in harmonischer Weise auf das gesamte erbbedingte Gefüge abgestimmt sind und die nicht ohne weiteres herausgerissen aus diesem Gesamtgefüge gedacht werden können, denn zum Wesen ausgeprägter natürlicher Rassen gehört eine in meist sehr langer Entwicklungszeit bewährte Ausgeglichenheit der Erbanlagen.

Eine zuverlässige Beschreibung und Abgrenzung von Rassen erfolgte zunächst ganz vorwiegend von den körperlichen Merkmalen her. Da sind einerseits die für jedermann auffälligen und einprägsamen Farbunterschiede, andererseits die Maße und Indizes, die den Vorteil prägnanter Festlegung und Mitteilbarkeit haben. Kein ernsthafter Rassenforscher täuscht sich aber darüber, daß diese Maße ein Behelf sind. Man erinnert sich des Hinweises von Darwin, daß der Blick des geborenen Züchters vieles entdeckt, was durch Beschreibung kaum und durch Maße und Zahlen gar nicht festlegbar ist. Die auf das Körperliche gerichtete Rassenforschung ist bemüht, sich mehr und mehr der Erfassung von ineinandergreifenden Formeigentümlichkeiten zuzuwenden. Rasse ist für v. Eickstedt (1936) in erster Linie ein als Ganzheit zu verstehender Formbegriff. Neben der Form hat aber auch die Beachtung körperlicher Funktionen, physiologischer Eigentümlichkeiten also, in zunehmendem Maße die Beachtung der Rassenforschung gefunden. Über Eigentümlichkeiten des Stoffwechsels und der inneren Drüsentätigkeit bestimmter Rassen besitzt man bereits einige Kenntnisse, doch ist man gerade in dieser Richtung über Anfänge der Forschung noch nicht hinausgekommen.

Im Zuge solcher Forschungen mußte mehr und mehr auch die Frage nach psychischen Eigentümlichkeiten der Rassen zwangsläufig ins Blickfeld treten. Viel früher aber war diese Frage bereits von einer mehr geisteswissenschaftlichen, auf Weltanschauung und Wertung gerichteten Darstellungsweise und in einer sehr eindrucksvollen Zusammenschau in den Mittelpunkt des Interesses gestellt worden. Man bekannte sich zu der schöpferischen Kraft des „arischen“ und „germanischen“ Menschen und erkannte von dieser Sicht aus die Ungleichheit der Menschenrassen. Der Rassegedanke als solcher war der wissenschaftlichen Einsicht in die Bedeutung der Erblichkeit und Rassebedingtheit seelischer Wesenszüge vorausgeeilt. Von der gegnerischen Seite wurde diese Situation dahin mißdeutet, daß man zunächst Rassenunterschiede auf seelischem Gebiet leugnete, in Widerspruch zu dem Eindruck des Unbefangenen, für den doch augenfällig Menschen von sehr verschiedenem Rassehabitus auch verschiedenes Gebaren zeigen. Dem ist gegenüberzustellen die Erkenntnis der Rassenforschung, daß zur Kennzeichnung einer Rasse die psychischen Wesenszüge und Fähigkeiten von wenigstens gleicher, teilweise viel größerer biologischer Bedeutung sind als die körperlichen. Eine Rasse etwa, die sich unter sehr schwierigen klimatischen Verhältnissen entwickelt hat, bedurfte entweder im Falle mehr passiver Anpassung neben körperlicher Unempfindlichkeit vor allem einer besonderen Zähigkeit und Leidensfähigkeit (nördliches und zentrales Asien) oder im Falle aktiver Anpassung eine besondere Erfindungskraft und Vorausdenklichkeit (Nordwesteuropa).

Erster von sieben Teilen. Fortsetzung folgt!
 
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