Laurent Guyénot
Ich bin es leid, zu lesen, daß Netanjahu ein Psychopath ist. Er ist es ganz sicher nicht. Ich sehe keinen Grund, ihn oder eine andere israelische Führungspersönlichkeit als Psychopathen im psychiatrischen Sinne zu betrachten. Sie haben eine kollektive Psychopathie, was etwas ganz anderes ist.
Der Unterschied ist derselbe wie zwischen einer persönlichen Neurose und einer kollektiven Neurose. Laut Freud ist die Religion (und er meinte damit das Christentum) eine kollektive Neurose. Freud wollte damit nicht sagen, daß die Gläubigen neurotisch seien. Im Gegenteil, er beobachtete, daß ihre kollektive Neurose religiöse Menschen tendenziell gegen persönliche Neurosen immunisiert.[1]
Ich unterschreibe Freuds Theorie nicht, ich brauche nur seine Unterstützung, um meine eigene Theorie einzuführen: Zionisten, selbst die blutrünstigsten unter ihnen, sind keine individuellen Psychopathen; viele von ihnen sind liebevolle und sogar hingebungsvolle Menschen innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft. Sie sind vielmehr Träger einer kollektiven Psychopathie, d. h. einer besonderen Art und Weise (die wir als unmenschlich bezeichnen könnten), wie sie andere menschliche Gemeinschaften sehen und kollektiv mit ihnen interagieren.
Dies ist ein entscheidender Punkt, ohne den wir Israel nie verstehen werden. Ihre Führer als Psychopathen zu bezeichnen, ist nicht hilfreich. Was wir brauchen, ist, Israel als kollektiven Psychopathen zu erkennen und den Ursprung dieses einzigartigen Nationalcharakters zu erforschen. Es ist eine Frage des Überlebens für die Welt, genauso wie es eine Frage des Überlebens für jede Gruppe ist, den Psychopathen unter sich zu erkennen und seine Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen.
Was ist ein Psychopath?
Psychopathie ist ein Syndrom psychologischer Merkmale, das zu den Persönlichkeitsstörungen gezählt wird. Der kanadische Psychologe Robert Hare hat in Anlehnung an Hervey Cleckleys Die Maske der Vernunft (1941) seine diagnostischen Kriterien auf der Grundlage eines kognitiven Modells festgelegt, das heute weitgehend übernommen wird, auch wenn einige Psychiater den Begriff ›Soziopathie‹ vorziehen, da es sich tatsächlich um eine handelt, die mit der Unfähigkeit zu authentischer Sozialisation zu tun hat. [2] In dem Bemühen, alle auf einen Nenner zu bringen, hat das ›Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders‹ die „antisoziale Persönlichkeitsstörung“ vorgeschlagen; der Begriff „Psychopathie“ bleibt jedoch der beliebteste, und allein aus diesem Grund werde ich ihn übernehmen.
Das charakteristischste Merkmal eines Psychopathen ist das völlige Fehlen von Empathie und damit eine moralische Hemmung, anderen zu schaden, kombiniert mit Machtgier. Die Psychopathie teilt auch einige Merkmale mit dem Narzissmus: Psychopathen haben eine grandiose Vorstellung von ihrer eigenen Bedeutung. In ihrer Vorstellung steht ihnen alles zu, weil sie außergewöhnlich sind. Sie liegen nie falsch und an Mißerfolgen sind immer die anderen schuld.
Die Wahrheit hat für den Psychopathen keinen Wert; die Wahrheit ist alles, was ihm zu einem bestimmten Zeitpunkt paßt. Er ist ein pathologischer Lügner, aber er ist sich dessen kaum bewußt. Lügen ist für ihn so natürlich, daß die Frage nach seiner „Aufrichtigkeit“ fast irrelevant ist: Der Psychopath schlägt den Lügendetektor.
Der Psychopath empfindet nur sehr oberflächliche Emotionen und hat für niemanden echte Gefühle; er hat jedoch eine große Fähigkeit zur Täuschung entwickelt. Er kann so charmant sein, daß er charismatisch wirkt. Er ist nicht in der Lage, Empathie zu zeigen, lernt aber, sie zu simulieren. Seine Macht liegt in seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, zu simulieren, zu täuschen, in eine Falle zu locken und gefangen zu nehmen. Obwohl er selbst immun gegen Schuldgefühle ist, wird er zum Meister darin, anderen Schuldgefühle einzureden.
Weil der Psychopath nicht in der Lage ist, sich in die Lage einer anderen Person zu versetzen, kann er sich selbst nicht kritisch betrachten. Da er unter allen Umständen von seinem Recht überzeugt ist, ist er vom Groll seiner Opfer regelrecht überrascht – und wird sie dafür bestrafen. Wenn er jemandem sein Eigentum stiehlt, wird er den Groll der Enteigneten als irrationalen Hass betrachten.
Auch wenn ein Psychopath als völlig verrückt angesehen werden kann, ist er im medizinischen Sinne nicht verrückt, da er nicht leidet: Psychopathen suchen keinen Psychiater auf, es sei denn, sie werden dazu gezwungen. In gewissem Sinne ist der Psychopath überangepaßt an das gesellschaftliche Leben, wenn der Zweck des gesellschaftlichen Lebens darin besteht, individuell zurechtzukommen. Daher ist das eigentliche Rätsel aus darwinistischer Sicht nicht die Existenz von Psychopathen, sondern ihr geringer Anteil in der Bevölkerung.
Die optimistischste niedrige Schätzung für die westliche Bevölkerung liegt bei 1 Prozent. Sie sollten nicht mit dem sprichwörtlichen einen Prozent verwechselt werden, das die Hälfte des weltweiten Reichtums besitzt, obwohl eine Studie unter Führungskräften großer Unternehmen gezeigt hat, daß psychopathische Züge unter ihnen verbreitet sind[3].
Israel als psychopathischer Staat
Die Tatsache, daß Juden heute unverhältnismäßig stark in der Elite vertreten sind (sie stellen die Hälfte der amerikanischen Milliardäre, während sie nur 2,4 Prozent der Bevölkerung ausmachen) [4], bedeutet auch nicht, daß Psychopathie unter Juden stärker verbreitet ist. In gewisser Weise ist genau das Gegenteil der Fall: Juden zeigen untereinander ein hohes Maß an Empathie oder zumindest Solidarität, die oft bis zur Selbstaufopferung reicht. Doch der selektive Charakter dieser Empathie legt nahe, daß sie sich weniger auf die Menschlichkeit der anderen als auf ihr Jüdischsein richtet.
In der Tat neigen Juden dazu, Jüdischkeit mit Menschlichkeit zu verwechseln. Was gut für die Juden ist, muß daher zwangsläufig auch gut für die Menschheit sein. Umgekehrt ist ein Verbrechen gegen die Juden ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, ein Begriff, den sie 1945 geprägt haben. Jüdischsein mit Menschlichkeit zu verwechseln ist ein Zeichen von kollektivem Narzissmus, aber wenn es darum geht, Nichtjuden als weniger als Menschen zu betrachten, wird es zu einem Zeichen von kollektivem Narzissmus, das auf eine kollektive Psychopathie hindeutet.
Kollektiv halten sich die Juden für unschuldig an den gegen sie erhobenen Anschuldigungen. Aus diesem Grund betrachtete der zionistische Pionier und Arzt Leo Pinsker die Judeophobie als „eine psychische Aberration“. Als psychische Aberration ist sie erblich und als Krankheit, die seit zweitausend Jahren übertragen wird, unheilbar. Folglich seien die Juden „das auserwählte Volk für den universellen Haß“ (selbst atheistische Juden können nicht umhin, das Judentum als Auserwähltheit zu definieren) [5].
Israel, der jüdische Staat, ist der Psychopath unter den Nationen. Er verhält sich gegenüber den anderen Nationen auf die gleiche Weise, wie ein Psychopath gegenüber seinen Mitmenschen. „Nur Psychiater können das Verhalten Israels erklären“, schrieb der israelische Journalist Gideon Levy 2010 in ›Haaretz‹. Seine Diagnose, die „Paranoia, Schizophrenie und Größenwahn“[6]einschließt, ist jedoch falsch. In Anbetracht der absoluten Selbstgerechtigkeit Israels, der Entmenschlichung der Palästinenser und seiner außergewöhnlichen Fähigkeit zu lügen und zu manipulieren, haben wir es mit einem Psychopathen zu tun.
Wenn ich eine Parallele zwischen der Psychopathie und der Haltung Israels ziehe, gebe ich nicht den Israelis oder Juden als Individuen die Schuld. Sie sind nur in dem Maße Teil dieser kollektiven Psychopathie, wie sie sich der nationalen Ideologie unterwerfen. Man kann einen Vergleich mit einer anderen Art von kollektiver Entität anstellen. In ›The Corporation: The Pathological Pursuit of Profit and Power‹ (Das krankhafte Streben nach Profit und Macht), stellte Joel Bakan fest, daß sich große Unternehmen wie Psychopathen verhalten, unempfindlich gegenüber dem Leid derer, die sie in ihrem Profitstreben überrollen: „Das Verhalten von Unternehmen ist dem eines Psychopathen sehr ähnlich.“[7]Meine Analyse Israels beruht auf demselben Gedankengang. Nur daß Israel viel gefährlicher ist als jedes Riesenunternehmen (selbst Pfizer), denn die Ideologie, die seine Persönlichkeitsstörung verursacht, ist viel verrückter als die liberale, sozialdarwinistische Ideologie, die die Börse regiert. Die Ideologie Israels ist biblisch.
Das biblische Virus
Die kollektive Psychopathie Israels ist nicht genetisch, sondern kulturell bedingt, aber sie hat sich vor sehr langer Zeit gebildet und ist daher im Unterbewußtsein der Vorfahren (was auch immer das sein mag) verankert: Sie stammt letztlich von dem eifersüchtigen Gott, den die Leviten erfanden, um die hungernden Stämme zu kontrollieren, die sie sich vor etwa dreitausend Jahren daran machten, Palästina zu erobern. Von Geburt an ist Israel die Nation des psychopathischen Gottes.
Jahwe, „der Gott Israels“, ist ein vulkanischer, cholerischer und einsamer Gott, der allen anderen Göttern gegenüber unerbittlichen Haß zeigt und sie schließlich als Nicht-Götter betrachtet, da er in Wirklichkeit der einzig wahre Gott ist. Dies charakterisiert ihn sehr deutlich als einen Psychopathen unter den Göttern. Für die Ägypter hingegen, so der deutsche Ägyptologe Jan Assmann, „sind die Götter soziale Wesen“ und die Harmonie zwischen ihnen garantiert die Harmonie im Kosmos.[8]
Außerdem gab es einen gewissen Grad an Übertragbarkeit zwischen den Pantheons der verschiedenen Zivilisationen. Aber Jahwe lehrte die Hebräer, die Gottheiten ihrer Nachbarn zu verachten, und machte sie in den Augen dieser Nachbarn zu einer Bedrohung für die kosmische und soziale Ordnung. Jahwe ist im wesentlichen, so Assmann, ein theoklastischer Gott: „Zerstört alle heiligen Stätten, wo die Heiden, die ihr vertreiben werdet, ihren Göttern gedient haben, es sei auf hohen Bergen, auf Hügeln oder unter jedem grünen Baum, und reißt um ihre Altäre und zerbrecht ihre Steinmale und verbrennt mit Feuer ihre heiligen Pfähle, zerschlagt die Bilder ihrer Götzen und vertilgt ihren Namen von jener Stätte.“ (Deuteronomium 12, 2-3)
Jahwe mag eine fiktive Figur sein, aber sein Einfluß auf den jüdischen Geist ist dennoch real. „Sich an einen verrückten und gewalttätigen Vater zu wenden , und das dreitausend Jahre lang, das ist es, was es heißt, ein verrückter Jude zu sein!“[9]sagte ›Smilesburger‹ in Philip Roths ›Operation Shylock‹. Jahwe hat die Juden gelehrt, sich strikt von anderen zu trennen. Speiseverbote dienten dazu, jede Sozialisation außerhalb des Stammes zu verhindern: „Ich werde dich von all diesen Völkern absondern, damit du mir gehörst“ (Levitikus 20,26).
Die Natur des Bundes ist nicht moralisch. Das einzige Kriterium für die Anerkennung durch Jahwe ist der Gehorsam gegenüber seinen willkürlichen Gesetzen und Geboten. Hunderte von Baalspropheten heimtückisch abzuschlachten ist gut, denn es ist Jahwes Wille (1Kön 18). Dem König der Amalekiter Barmherzigkeit zu erweisen, ist eine schlechte Sache, denn wenn Jahwe sagt: „Tötet alle“, meint er „alle“ (1Samuel 15). In der biblischen Geschichtsschreibung hängt das Schicksal des jüdischen Volkes von seiner Fähigkeit ab, Jahwes Befehlen zu folgen, egal wie töricht sie auch sein mögen. Kevin MacDonald hat es treffend formuliert:
Die Idee, daß das jüdische Leiden daraus resultiert, daß die Juden von ihrem eigenen Gesetz abweichen, erscheint fast wie ein ständiger Trommelwirbel im gesamten Tanach – eine ständige Erinnerung daran, daß die Verfolgung der Juden nicht das Ergebnis ihres eigenen Verhaltens gegenüber den Nichtjuden ist, sondern vielmehr das Ergebnis ihres Verhaltens gegenüber Gott.[10]
Wenn die Juden Jahwes Gebot, sich vom Rest der Menschheit zu distanzieren, befolgen, verspricht Jahwe im Gegenzug, sie zum Herrscher über die Menschheit zu machen: „Folget seinen Wegen, haltet seine Satzungen, Gebote und Sitten und hört auf seine Stimme“, und Jahwe „wird euch höher erheben als alle anderen Nationen, die er geschaffen hat“; „Ihr werdet viele Nationen zu euren Untertanen machen, und keiner werdet ihr untertan sein“ (Deuteronomium 26,17-19 und 28,12). Das ähnelt tatsächlich sehr dem Pakt, den Satan Jesus angeboten hat: „Und der Teufel zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Und er sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du nur zu meinen Füßen fällst und mir huldigst.“ (Matthäus 4:8-9).
Wenn Israel das Gesetz gewissenhaft befolgt, verspricht Jahwe, alle Nationen unter die Herrschaft Israels zu bringen und die Nationen, die sich widersetzen, zu vernichten. „Könige werden sich vor dir niederwerfen mit dem Gesicht zur Erde und den Staub von deinen Füßen lecken“, während „das Volk und das Königreich, das dir nicht dienen will, untergehen wird“ (Jesaja 49,23 und 60,12). Die Nationen müssen entweder die Souveränität Israels anerkennen oder vernichtet werden. Jahwe sagte Israel, er habe „sieben Völker ausgemacht, die größer und stärker sind als du“, die „du mit dem Fluch der Vernichtung belegen mußt“ und „ihnen keine Gnade zeigen“ sollst. Was ihre Könige betrifft, so „werdet ihr ihre Namen unter dem Himmel auslöschen“ (5. Mose/Deuteronomium 7,1-2.24).
Die Kriegsordnung in ›Deuteronomium‹ 20 befiehlt, „jedes Lebewesen“ in den eroberten Städten Kanaans auszurotten. In der Praxis erstreckte sich die Regel auf alle Völker, die sich den Israeliten bei ihrer Eroberung widersetzten. Sie wurde von Mose auf die Midianiter angewandt, obwohl Jahwe in diesem Fall seinen Kriegern erlaubte, die Mädchen jungfräulich zu halten ( Num. 31). Sie wurde von Josua auf die kanaanitische Stadt Jericho angewendet, wo die Israeliten „den Fluch der Vernichtung über alle Bewohner der Stadt legten: Männer und Frauen, Junge und Alte, einschließlich der Rinder, Schafe und Esel, und sie alle abschlachteten“ ( Josua 6,21).
In der Stadt Ai wurden alle Einwohner niedergemetzelt, zwölftausend an der Zahl, „bis keiner mehr am Leben war und keiner mehr fliehen konnte … Als Israel alle Einwohner von Ai auf dem freien Feld und in der Wüste, wohin sie sie gejagt hatten, getötet hatte und jeder durch das Schwert gefallen war, kehrte ganz Israel nach Ai zurück und schlachtete die verbliebene Bevölkerung ab. Auch die Frauen wurden nicht verschont. „Als Beute nahm Israel nur das Vieh und die Beute dieser Stadt“ (Josua 8,22-27). Dann folgten die Städte Makkeda, Libna, Lakis, Eglon, Hebron, Debir und Hazor. Im ganzen Land „ließ Josua keinen Überlebenden zurück und unterwarf jedes Lebewesen dem Fluch der Vernichtung, wie Jahwe, der Gott Israels, es befohlen hatte“ (10,40).
Wie Avigail Abarbanel in ›Why I left the cult‹ (Warum ich den Kult verließ) schreibt, folgten die zionistischen Eroberer Palästinas „sehr genau dem biblischen Gebot an Josua, einzutreten und alles zu nehmen. … Für eine angeblich nicht religiöse Bewegung ist es außergewöhnlich zu sehen, wie sehr der Zionismus … der Bibel gefolgt ist. [11]
Kim Chernin, eine andere israelische Dissidentin, schrieb in ›The Seven Pillars of Jewish Denial‹ (Die sieben Säulen der jüdischen Verleugnung): „Ich kann nicht zählen, wie oft ich die Geschichte von Josua gelesen habe, als eine Geschichte, in der unser Volk in seinen rechtmäßigen Besitz des verheißenen Landes kommt, ohne mir zu sagen: ‚Aber das ist eine Geschichte von Vergewaltigung, Plünderung, Abschlachten, Invasion und Zerstörung anderer Völker.“[12]
Jahwe bietet Israel nur zwei mögliche Wege an: die Herrschaft über andere Völker, wenn Israel Jahwes Bund der Absonderung einhält, oder die Vernichtung durch dieselben Völker, wenn Israel den Bund bricht:
Wenn du dich mit dem Rest dieser Völker, die noch neben dir leben, anfreundest, wenn du dich mit ihnen vermischst, wenn du dich mit ihnen vermischst und sie mit dir, dann sei gewiß, daß Jahwe, dein Gott, aufhören wird, diese Völker vor dir zu enteignen, und sie werden für dich eine Schlinge, eine Falle, Dornen in deinen Seiten und Disteln in deinen Augen sein, bis du aus diesem schönen Land verschwindest, das Jahwe, dein Gott, dir gegeben hat. (Josua 23:12-14)
Andere enteignen oder enteignet werden, herrschen oder ausgerottet werden: Israel kann nicht über diese Alternative hinausdenken.
Der Zionismus ist biblisch
Was hat das mit dem Zionismus zu tun, fragen Sie? Ist der Zionismus nicht eine säkulare Ideologie? Ich denke, es ist höchste Zeit, dieses Mißsverständnis auszuräumen. Der Zionismus ist ein Produkt des Judentums, und das Judentum ist in der hebräischen Bibel, dem Tanach, verwurzelt. Ob er sie gelesen hat oder nicht, ob er ihn für historisch oder mythisch hält, jeder Jude gründet sein Judentum letztlich auf die Bibel – oder auf das, was er über die Bibel weiß. Das Judentum ist die Verinnerlichung des psychopathischen Gottes. Es spielt keine Rolle, ob Juden ihr Judentum in religiöser oder ethnischer Hinsicht definieren. Aus religiöser Sicht bewahrt die Bibel die Erinnerung und das Wesen des Bundes mit Gott, während aus säkularer Sicht die Bibel die Gründungsgeschichte des jüdischen Volkes und das Modell ist, nach dem die Juden ihre gesamte spätere Geschichte (die „Zerstreuung“) interpretieren.
Es stimmt, daß Theodor Herzl, der Prophet des politischen Zionismus, sich nicht von der Bibel inspirieren ließ. Dennoch bezeichnete er seine Ideologie als Zionismus und verwendete den biblischen Namen Jerusalem. Was die Zionisten nach dem Zweiten Weltkrieg und die eigentlichen Gründer des modernen Staates Israel betrifft, so waren sie von der Bibel durchdrungen. „Die Bibel ist unser Auftrag“, erklärte Chaim Weizmann 1919, und 1948 schenkte er Truman eine Thorarolle für seine Anerkennung Israels. So beginnt die Erklärung zur Gründung des Staates Israel:
ERETZ-ISRAEL [(hebräisch) – das Land Israel, Palästina] war der Geburtsort des jüdischen Volkes. Hier wurde seine geistige, religiöse und politische Identität geformt. Hier erlangte es erstmals Staatlichkeit, schuf kulturelle Werte von nationaler und universeller Bedeutung und schenkte der Welt das ewige Buch der Bücher.
Es besteht kein Zweifel daran, daß der Staat Israel auf biblischen Aussagen gegründet wurde.
David Ben Gurion, der Verfasser dieses Dokuments und Vater der Nation, hatte eine biblische Vision des jüdischen Volkes. Für ihn, so sein Biograf Dan Kurzman, war die Wiedergeburt Israels 1948 „vergleichbar mit dem Auszug aus Ägypten, der Eroberung des Landes durch Josua und dem Aufstand der Makkabäer“. Ben Gurion war nie in einer Synagoge gewesen und aß Schweinefleisch zum Frühstück, aber dennoch war er von der biblischen Geschichte durchdrungen. „Es kann keine sinnvolle politische oder militärische Erziehung über Israel geben ohne eine gründliche Kenntnis der Bibel“, sagte er.[13] Tom Segev schreibt in seiner jüngsten Biografie :
Er sponserte einen Bibelstudienkurs in seinem Haus und förderte zwei Konzepte, um den moralischen Charakter des Staates Israel und seine Bestimmung und Pflicht sich selbst und der Welt gegenüber zu charakterisieren: das erste war „auserwähltes Volk“, ein Begriff, der aus dem Bund zwischen Gott und dem Volk Israel stammt (Exodus 19,5-6); das zweite war die Verpflichtung des jüdischen Volkes auf die Prinzipien von Gerechtigkeit und Frieden, die es im Geiste der Propheten zu einem „Licht für die Völker“ machen (Jesaja 49,6). Er sprach und schrieb häufig über diese Konzepte.[14]
Ben Gurions biblische Denkweise wurde immer deutlicher, je älter er wurde. Betrachten wir zum Beispiel die Tatsache, daß er, während er Kennedy anflehte, seinem Volk die Bombe zu überlassen, weil die Ägypter sie ausrotten wollten (wie sie es unter Moses getan hatten), in der Zeitschrift ›Look‹ (16. Januar 1962) prophezeite, dass Jerusalem innerhalb von fünfundzwanzig Jahren „der Sitz des Obersten Gerichtshofs der Menschheit sein wird, um alle Streitigkeiten zwischen den föderierten Kontinenten zu schlichten, wie von Jesaja prophezeit“[15] Ben-Gurion war nicht verrückt, er dachte einfach biblisch.
Fast alle israelischen Führer der Generation Ben Gurions und der nachfolgenden Generation teilen die gleiche biblische Mentalität. Moshe Dayan, der militärische Held des Sechs-Tage-Kriegs von 1967, rechtfertigte seine Annexion eines neuen Gebiets in einem Buch mit dem Titel ›Living with the Bible‹ (1978). Auch Naftali Bennett , der damalige israelische Bildungsminister, rechtfertigte die Annexion des Westjordanlandes mit der Bibel.[16]
Zionisten können in der Bibel alle Rechtfertigungen finden, die sie brauchen: für Gaza haben sie Richter 1,18-19: „Und Juda nahm Gaza mit seinem Gebiet ein … Jahwe aber war mit Juda, und sie nahmen das Bergland in Besitz.“ Inzwischen gibt es auch in der israelischen Regierung Bibelfreaks wie den Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir, der täglich Bibelzitate verbreitet. „Gott hat dem jüdischen Volk das Land Israel gegeben“ ist das Alpha und Omega des Zionismus, nicht nur für Israelis, sondern auch für Christen, die seit 1917 den jüdischen Anspruch unterstützt haben und heute Israel unterstützen.
Mehr noch als Ben Gurion denkt Benjamin Netanjahu biblisch, und das wird immer deutlicher, je älter er wird. Er weiß auch, daß Christen biblische Aussagen nicht ernsthaft bestreiten können. Am 3. März 2015 dramatisierte er vor dem US-Kongreß seine Iran-Phobie, indem er sich auf das biblische Buch Esther bezog:
Wir sind ein altes Volk. Im Laufe unserer fast 4000-jährigen Geschichte haben viele wiederholt versucht, das jüdische Volk zu vernichten. Morgen Abend, am jüdischen Purimfest, werden wir das Buch Esther lesen. Darin werden wir von einem mächtigen persischen Vizekönig namens Haman berichten, der vor etwa 2500 Jahren Pläne schmiedete, das jüdische Volk zu vernichten. Doch eine mutige jüdische Frau, Königin Esther, deckte die Verschwörung auf und gab dem jüdischen Volk das Recht, sich gegen seine Feinde zu verteidigen. Die Verschwörung wurde vereitelt. Unser Volk wurde gerettet. Heute sieht sich das jüdische Volk einem neuen Versuch eines anderen persischen Potentaten gegenüber, der darauf abzielt, uns zu vernichten [17].
Netanjahu setzte seine Rede am Vorabend von Purim an, mit dem das glückliche Ende des Buches Esther gefeiert wird – die Tötung von 75.000 persischen Männern, Frauen und Kindern [Siehe Purim, Das jüdische Fest, das den Massenmord an den Persern freudig feiert].
Im Jahr 2019 sagte Netanjahu auf einer Tour durch das Westjordanland folgende Worte: „Ich glaube an das Buch der Bücher und lese es als Aufruf zum Handeln, dass jede Generation tun muß, was sie kann, um die Ewigkeit Israels zu sichern.“ Die Bibel nimmt einen so großen Teil seines Gehirns ein, daß er eine Bibel auf den Mond bringen will!
Also hören Sie bitte auf, Netanjahu einen Psychopathen zu nennen. Oder nennen Sie ihn zumindest einen biblischen Psychopathen, einen Anbeter des psychopathischen Gottes. Und wenn Sie schon dabei sind, lernen Sie, die Hebräische Bibel als das zu sehen, was sie ist: „eine Verschwörung gegen den Rest der Welt“, wie HG Wells es formulierte. In den Büchern der Bibel „haben Sie die klare und deutliche Verschwörung, eine aggressive und rachsüchtige Verschwörung. … Es ist keine Toleranz, sondern Dummheit, die Augen zu verschließen …“[18]
ANMERKUNGEN
[1] Freud entwickelte diese Theorie in drei Büchern: Totem und Tabu, Die Zivilisation und ihre Unzufriedenheit und Die Zukunft einer Illusion.
[2] Robert Hare, Without Conscience: The Disturbing World of the Psychopaths Among Us (Ohne Gewissen: Die unheimliche Welt der Psychopathen unter uns), The Guilford Press, 1993.
[3] Paul Babiak und Robert Hare, Snakes in Suits: When Psychopaths Go to Work (Schlangen im Anzug: Wenn Psychopathen zur Arbeit gehen), HarperCollins, 2007.
[4] Benjamin Ginsberg, The Fatal Shrink: Jews and the State, University of Chicago Press, 1993; JJ Goldberg, Jewish Power: Inside the American Jewish Establishment, Basic Books , 1997.
[5] Leon Pinsker, Auto-Emancipation: An Appeal to His People by a Russian Jew (Selbst-Emanzipation: Ein Aufruf an sein Volk durch einen russischen Juden), 1882 , auf www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Zionism/pinsker.html.
[6] Gideon Levy, “Only psychiatrists can explain Israel’s behavior” (Nur Psychiater können Israels Verhalten erklären), Haaretz, 10. Januar 2010, www.haaretz.com/print-edition/opinion/only-psychiatrists-can-explain-israel-s-behavior-1.261115 .
[7] Joel Bakan, The Corporation: The Pathological Pursuit of Profit and Power, Free Press, 2005. Siehe auch den Dokumentarfilm mit demselben Titel.
[8] Jan Assmann, De Dieu et des dieux: l’Égypte, Israël et la montée du monothéisme, University of Wisconsin Press, 2008, S. 47.
[9] Philip Roth, Operation Shylock: A Confession (Ein Geständnis), Simon & Schuster, 1993, S. 110.
[10] Kevin MacDonald, Separation and Its Discontents: Toward an Evolutionary Theory of Anti-Semitism (Die Trennung und ihre Unzufriedenheit: Auf dem Weg zu einer evolutionären Theorie des Antisemitismus), Praeger, 1998, Kindle 2013, Kindle l. 6187-89.
[11] Avigail Abarbanel, Why I left the Cult (Warum ich den Kult verlassen habe), 8. Oktober 2016, auf https://mondoweiss.net/author/avigail/.
[12] Kim Chernin, The Seven Pillars of Jewish Denial, Tikkun , September 2002, zitiert in Kevin MacDonald, Cultural Insurrections: Essays on Western Civilization, Jewish Influence, and Anti-Semitism, Occidental Press, 2007, S. 27. -28.
[13] Dan Kurzman, Ben-Gurion, Prophet of Fire (Ben Gurion, Prophet des Feuers) , Touchstone, 1983, S. 17-18, 22, 26-28.
[14] Tom Segev, A State at Any Cost: The Life of David Ben-Gurion (Ein Staat um jeden Preis: Das Leben von David Ben Gurion), Apollo, 2019, Kindle l. 286.
[15] David Ben Gurion und Amram Ducovny, David Ben-Gurion, In His Own Words (David Ben Gurion, In seinen eigenen Worten), Fleet Press Corp., 1969, S. 116.
[16] „Israelischer Minister: „The Bible says West Bank is ours” (Die Bibel sagt, daßs das Westjordanland uns gehört) auf www.youtube.com/watch?v=Png17wB_omA.
[17] “The Complete Transcript of Netanyahu’s Address to Congress,”(Die vollständige Abschrift von Netanjahus Rede vor dem Kongreß), auf www.washing tonpost.com.
[18] Herbert George Wells, The Fate of Homo Sapiens (Das Schicksal des Homo Sapiens), 1939 (archive.org), S. 128.
Quelle: https://www.terreetpeuple.com/guerre-culturelle-reflexion-20/81-decryptage/6900-la-psychopathie-biblique-disrael.html
Originalquelle: https://www.unz.com/article/israels-biblical-psychopathy/