Thomas F. Bertonneau

 

 

Die Erschaffung von „Zombies”: Bislang hat noch niemand versucht, den seltsamen Ausgang des Kalten Krieges, dieser Epoche gewaltiger Veränderungen, in vollem Umfang zu verstehen. Wer hat diesen Scheinkrieg gewonnen? Natürlich waren es die Vereinigten Staaten und mit ihnen die Marktwirtschaft. Doch daneben gab es auch die universelle und einheitliche „Religion der Humanität”. Diese einte die ehemals rivalisierenden Seiten – und es war bei weitem nicht die einzige Übereinstimmung.

Wonach strebten die Kommunisten von gestern? Sie wollten den gesamten Reichtum der Welt unter vermeintlich rationaler Verwaltung an sich reißen und so Wohlstand und Frieden für alle sichern. Sie wollten einen neuen Menschen schaffen, der imstande war, nach diesen Errungenschaften zu streben – einen rationalen und universellen Menschen, frei von allen Hindernissen, die seine Verwurzelung in Kultur und Natur mit sich brachte. Und schließlich wollten sie auch ihre Rachegelüste an den „echten” Menschen, diesen Verkörperungen authentischer Andersartigkeit, befriedigen – und ihren Haß auf das alte, so vielfältig reiche und tragische Europa.

Und was wollte der amerikanisierte Westen? Eigentlich dasselbe. Das amerikanische System lehnte jedoch eine erzwungene Zentralplanung ab, da es den Markt als wichtigstes Mittel und Instrument des Wandels und der Erreichung wirtschaftlicher Rationalität anerkennt – daher auch die Bezeichnung ›Marktkommunismus‹ von Flora Montcorbier.

Der Marktkommunismus, nur ein anderer Name für Globalismus, hat mit seinem ehemaligen sowjetischen Bruder/Feind nicht nur eine strahlende Vision des Endziels gemeinsam: Um die Welt zu verändern, muß er zuerst den Menschen verändern; den Homo Oeconomicus der Zukunft schaffen, einen „Zombie”, einen aus dem Nihilismus geborenen Menschen, der entleert und anschließend mit dem Geist des Marktes und der universellen Menschlichkeit erfüllt wird.

Bildquelle: https://vulcanostatale.it/2018/05/homo-oeconomicus-un-mito-in-decadenza/

Die Reihen dieser „Zombies” breiten sich vor unseren Augen immer zahlreicher aus: Sie sind zufrieden, weil „der Marktgeist ihnen zuflüstert, daß Glück gleichbedeutend mit der Befriedigung aller Wünsche ist“. Die einzigen Wünsche, die sie erfüllen, werden jedoch vom Markt selbst erzeugt und ihnen vorgesetzt.

Diese Zombifizierung erfolgt jedoch nicht ohne Widerstand. Da es sich jedoch um ein so grandioses Projekt handelt, ist es nicht angebracht, sich mit den Mitteln zur Unterdrückung des Widerstands zu befassen. Wer sich hartnäckig weigert, die Vorteile des Systems anzuerkennen, muß mit einem ähnlichen Schicksal rechnen wie der Irak 1991 oder Serbien 1999. Die Welt ist voller sturer Diktatoren, die umerzogen werden müssen.

Baschar al-Assad, Muammar al-Gaddafi, Saddam Hussein: die „sturen“ Diktatoren

Die Innovation der Masseneinwanderung hat sich als geeignetes Mittel erwiesen, diese hartnäckig rebellischen Europäer zu „Zombies” zu machen. Die Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen. Die dauerhafte Ansiedlung von Einwanderergemeinschaften beschleunigt den Proletarisierungsprozeß nicht nur der Einwanderer selbst, sondern auch der einheimischen Arbeitskräfte, der „kleinen Weißen“ ( petits blancs ).

Diese – ohne den Schutz einer geschlossenen Nation, von der Exekutive als verdächtig angesehen und von der Justiz im voraus verurteilt – haben ihr gesamtes soziales „Immunsystem“ verloren. Trotz alledem bleiben sie weiterhin ungebrochen und sind so zu „nackten Proletariern” (prolétaires nus) geworden, zu „Zombies”, die von den Machthabern so sehr gehaßt werden.

Um diesen hartnäckigen Widerstand zu brechen, haben die „Radikalen” auf die Lehren ihrer treuen Führer und Lehrer aus der alten Garde der kommunistischen Intellektuellen zurückgegriffen. Die alten Kommunisten haben für die Kommunisten einen gründlichen Inquisitionskatechismus der Religion der Menschlichkeit geschaffen, dieses neuen Opiums der Menschheit, in dem der Sport die Rolle der Heiligen Messe erfüllt.

Diese Religion basiert auf sogenannten ›Menschenrechten‹, d. h. Zombierechten, die in Wirklichkeit lästige Pflichten sind. Auch diese Religion hat ihre Dogmen und ihren säkularen verlängerten Arm, vertreten durch das amerikanische Militär, seine europäischen Hilfskorps und verschiedene internationale und nationale Tribunale.

Eines der wichtigsten Werkzeuge dieses Kults ist die aktuelle Manipulation europäischer Kollektivschuld und die Sucht der Europäer nach falschem Mitleid. Die ›Viktimologie‹ [Opfertheorie] ist für die neuen selbsternannten Eliten zu einem Legitimitätsmaßstab geworden. Um jegliches verdächtige Denken zu unterdrücken, mußte sich dieses Dogma in die Position einer Art ständigen Strafgerichtsbarkeit begeben.

Und so verstärkt sich diese ›Viktimologie‹ fortwährend selbst: Sie verurteilt die „Verbrechen“ der Vergangenheit oder jener exotischen Diktaturen und schreibt sich selbst gleichzeitig höchste moralische Qualitäten zu. Deshalb ist sie trotz ihrer Mängel und Korruption das relativ beste System, das ethische Ideal und der beste Garant für Gerechtigkeit überhaupt. Natürlich sind selbst die am besten konzipierten Systeme den Fallstricken unerwarteter Ereignisse ausgesetzt, sodaß sich die „Opfertheorie“ von Zeit zu Zeit gegen ihre Nutzer wendet.

Ideopolizisten suchen unaufhörlich nach dem Keim des Bösen: dem Bösen der Andersartigkeit, der Individualisierung, der Liebe zum Leben, zur Natur, zur Vergangenheit, der Pflege kritischen Denkens und der Weigerung, Opfer auf dem Altar der universellen Gottheit darzubringen.

Ideopolizisten bei der Arbeit

Das Böse: Das liberale Regime bezeichnet somit den geringsten Anflug von Unwilligkeit, sich vom System täuschen zu lassen oder – in den Worten von Flora Montcorbier – sich gegen jeglichen Bezug auf liberale Glaubensbekenntnisse, moralistischen Humanismus oder eine falsche ökologische Umverteilung des Reichtums zu wehren, um die unvermeidliche und grundlegende liberale Zerstörung von Mensch, Natur und sozialem Leben zu verschleiern.

Hinweis: Der französische Begriff ›viktimologie‹ wird mit ›Viktimologie‹ übersetzt, obwohl „Viktimokratie“ genauer sein könnte, wenn sich das Wort „Viktimologie“ auf die Ideologie der ›Viktimokratie‹ oder die Herrschaft von (selbsternannten, d. h. von niemandem gewählten) Vertretern von (ebenfalls selbsternannten) Opfern bezieht.

Quelle: https://deliandiver.org/dominique-venner-k-nihilismu-a-humanitarnimu-nabozenstvi/?pdf=93725

 

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