
Kazuhiro Hayashida
behauptet, daß das heutige Japan China falsch einschätzt, Freunde und Feinde verwechselt und nach wie vor eine amerikanische Kolonie bleibt.
Seit einiger Zeit spreche ich von einer besonderen Umkehrung in der Selbstwahrnehmung Japans. Normalerweise sollte es einfach sein, den Unterschied zwischen Freund und Feind zu verstehen. Seltsamerweise scheinen jedoch viele Japaner nicht in der Lage zu sein, diesen grundlegenden Unterschied zu erkennen.
Der Begriff ›Deep State‹ ist in Japan in letzter Zeit geläufig geworden, aber nur wenige erkennen, daß sein Hauptquartier in den Vereinigten Staaten liegt.
Trump hat sich zeitweise gegen den ›Deep State‹ gestellt, aber sein Kampf gegen ihn blieb begrenzt. Er hat ihn nicht vollständig unterworfen. Stattdessen scheint er durch das Aushandeln von Abkommen dessen Einfluß im Inland zu schwächen, während er im Ausland genau die Maßnahmen durchführt, die der ›Deep State‹ wünscht.
Nachdem er aus Amerika vertrieben wurde, scheint der ›Deep State‹ seine Aktivitäten nach Japan verlagert zu haben. Hier finden seine verbliebenen Kräfte einen fruchtbaren Boden. Die japanische Regierung verfolgt nun eine Politik, die den Willen ihrer eigenen Bürger ignoriert, während sie in der Außenpolitik Entscheidungen trifft, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen.
Weltweit gilt die Gleichung „Anti-Deep State = Rußland” als selbstverständlich. Das Besondere an Japan ist, daß diese Wahrheit dort nicht gilt. Da die Erwartungen der Japaner an Trump als Anti-Deep-State-Figur übertrieben hoch waren, führte sein Unvermögen, diese zu erfüllen, zu einer Enttäuschung, die schnell in pure Verzweiflung umschlug.

Minamoto no Yoritomo, der erste Shōgun des Kamakura-Shōgunats, Bildquelle: Wikipedia
Historisch gesehen wurde Japan nach einer dualen Struktur regiert: dem Kaiser und dem Shogunat. Das Shogunat übte die tatsächliche Macht aus. Heute agiert Amerika in Japan wie ein neues Shogunat.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs in Ostasien hat Amerika die politischen Institutionen Japans aufgelöst, die japanische Regierung ersetzt und ein Besatzungsregime eingesetzt. In Wirklichkeit kam dies einem Wechsel des Shogunats gleich. Amerika hatte sein eigenes Shogunat errichtet.
So fungiert die japanische Regierung heute als moderates Militär-/Marionettenregime, das vom amerikanischen Shogunat verwaltet wird und eine entwaffnete Nation regiert. Genau diese Konstellation – entstanden aus der Niederlage Japans, seiner Besetzung und seiner anschließenden Unterordnung unter die amerikanische Macht – schuf den ideologischen Rahmen, in dem die Atombombenabwürfe und die wahllose Zerstörung japanischer Großstädte als legitime Kriegshandlungen verteidigt werden.
Da das Nachkriegsregime seine Existenz den Vereinigten Staaten verdankt, übernimmt es das Narrativ, daß die Gewalt der USA gerechtfertigt war, selbst wenn sie die Massenvernichtung von Zivilisten bedeutete, und hält daran fest.
Solche Rechtfertigungen lösen jedes Mal eine heftige Reaktion aus, wenn asiatische Nationen Japan für seine Rolle in der regionalen Vorherrschaft vor dem Krieg verurteilen.
Die japanische Argumentation lautet wie folgt:
♦ Japan war eine Bedrohung für Asien; daher war die Befreiung durch Amerika notwendig. Wenn die militärische Intervention der USA gerechtfertigt war, dann waren es auch die Atombombenabwürfe und die wahllosen Bombardierungen japanischer Städte.
♦ Amerika hat Japan befreit. Mit der Befreiung Japans hat es auch Asien befreit. Wenn diese Befreiung weltweit als gerecht anerkannt wird, dann ist auch die amerikanische Politik gerecht – und zwar absolut.
Diese Erzählung wurde während des Kalten Krieges in Japan immer wieder neu aufgelegt. Dann kam das Platzen der Wirtschaftsblase, der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Aufstieg von George Soros. Karl Poppers „offene Gesellschaft” wurde plötzlich auf Japan selbst angewendet.
Traditionelle politische Strukturen wurden ausradiert, das historische Gedächtnis der regionalen Beziehungen ausgelöscht und die Wahrnehmung von Rußland und China als Feinde fest verankert.
Die japanischen Konservativen sehen sich mit einem Argument konfrontiert, auf das sie keine Antwort haben. Dieses Argument lautet: China mag zwar kommunistisch sein, aber wenn man es unter dem Gesichtspunkt des Widerstands gegen die amerikanische Vorherrschaft bewertet, dann erscheinen Chinas Handlungen gegenüber Japan im Vergleich zu Premierminister Kishidas Verkauf Japans an Washington angemessener.
Die Japaner leben in der Illusion, daß sie einen unabhängigen Staat regieren. Ihre Situation spiegelt die der Ukraine wider. Da ihnen echte politische Rechte vorenthalten werden, hat das japanische Volk keine direkte Möglichkeit, sich gegen Soros‘ diskrete Kampagne zum Aufkauf Japans zu wehren.
Woher kommt mir das bekannt vor? In der BRD genannt „Deutschland“ läuft es genauso.
jawohl: 1 : 1
Im 7. Absatz hat sich offensichtlich ein Fehler eingeschlichen: „Nach dem Ersten Weltkrieg….“ – gemeint ist wohl der Zweite Weltkrieg.
… ja natürlich! Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen. Korrektur ist erfolgt.