Dominique Venner

Der Liberalismus hatte zweifellos seinen Reiz – oder schien ihn zumindest zu haben – mit seinem Anschein von Großzügigkeit. Eine Fassade, der schnell durch die harten Wahrheiten der Realität zerbröckelte. Diese zerbrochene Ideologie dient als Tarnung für die heuchlerische Diktatur des internationalen Kapitalismus, der über die westlichen Demokratien herrscht.

Die kapitalistische Oligarchie entstand am Ende des 18. Jahrhunderts. Damals wurde der Begriff „liberal“ in Frankreich verwendet, um die gemeinsamen Interessen des Hochadels und des wohlhabenden Bürgertums gegen die zentrale Autorität zu rechtfertigen, die sie so lange im Zaum gehalten hatte. Dieser Kampf zwischen der Macht des Volkes (in jenem Fall die französische Monarchie) und etablierten Eliten wiederholt sich im Laufe der Geschichte immer wieder.

In organisierten Gesellschaften lassen sich – sobald der institutionelle Schleier von Monarchie oder Republikanismus weggefallen sind – zwei Arten von Macht unterscheiden. Die erste wurzelt im Volk und dient dazu, die Besitzansprüche – seien sie feudaler oder finanzieller Art – in Schach zu halten. Die zweite liegt in den Händen eben dieser „Großen” und erlaubt ihnen, das Volk auszubeuten. Die erste identifiziert sich mit der Volksgemeinschaft und dient dem Schicksal des Volkes. Die zweite unterwirft diese Gemeinschaft ihrem unstillbaren Machtstreben.

Die modernen Demokratien, die zur zweiten Kategorie gehören, haben sich parallel zum Kapitalismus entwickelt. Tatsächlich sind sie nichts anderes als die politische Ausprägung des Kapitalismus. Nachdem der Kapitalismus hat seine nationale und personenbezogene Hülle abgestreift hat, ist er zu einem finanzgesteuerten, staatenlosen System geworden.

Demokratische Nationen stehen heute unter der Kontrolle internationaler Finanzgruppen. Die wenigen Unterschiede, die zwischen diesen Gruppen noch bestehen, verschwinden in dem Moment, in dem ein echtes Erwachen des Volkes sie bedroht. Wenn Lügen und Manipulationen versagen, greifen sie zu brutaleren Mitteln: Völkermord, Atombomben, Konzentrationslager, Folter und psychische Gewalt.

Die kapitalistische Oligarchie ist gleichgültig gegenüber dem Schicksal nationaler Gemeinschaften. Ihr einziges Ziel ist die Befriedigung eines unstillbaren Machtwillens durch wirtschaftliche Weltherrschaft. Die Menschheit und ihre Zivilisationen werden auf dem Altar ihrer materialistischen Pläne geopfert – Pläne, die denen des Marxismus ähneln.

Sowohl für Technokraten als auch für  Kommunisten ist der Mensch nichts weiter als ein ökonomisches Tier, reduziert auf zwei Funktionen: produzieren und konsumieren. Alles, was sich nicht messen oder berechnen läßt, gilt als überflüssig – und das Überflüssige hat sich dem als „wesentlich“ geltenden Wirtschaftsertrag zu unterwerfen. Individualistische Tendenzen, die die reibungslose Umsetzung zentraler Pläne behindern, müssen beseitigt werden. In solchen materialistischen Gesellschaften gibt es nur Platz für gefügige, homogene, standardisierte Massen.

Wer sich dieser Gehirnwäsche widersetzt, wer die Kastration der Massen ablehnt, wird als „Faschist“ gebrandmarkt. Schon der Zweifel an der Aufrichtigkeit der Meinungsmacher in einer liberalen Demokratie – oder das Infragestellen der Parteilinie in einem kommunistischen Regime – reicht aus, um eliminiert zu werden.

Im Kommunismus führt Rebellion zur physischen Vernichtung. Im Liberalismus führt sie zur sozialen Vernichtung. Beide zerstören den schöpferischen Individualismus und die Verwurzelung im Volk – das wahre Wesen von Mensch und Gemeinschaft. Beide führen die Menschheit in eine Sackgasse: die schlimmste Art von Rückschritt.

Die Geschichte der Menschheit ist ein langer Kampf um die Befreiung von der Tyrannei der Materie. Religion, Kunst, Wissenschaft und Ethik sind allesamt Eroberungen des Geistes und des menschlichen Willens. Ganze Zivilisationen sind aus solchen Siegen hervorgegangen. Diese Schöpfungen – geboren aus Sensibilität, Intelligenz und der Energie von Völkern – entwickeln und reifen nur, solange ihre schöpferische Kraft anhält. Sobald die Völker, die sie hervorgebracht haben, den Willen verlieren, sich zu verteidigen, stürzen ihre Zivilisationen in Dekadenz oder werden vernichtet.

Dies ist das unausweichliche Ergebnis der Ausbeutung der Menschheit durch Technokraten und durch die „neue herrschende Klasse“. Beide entspringen derselben Philosophie. Liberalismus und Marxismus mögen unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, und sie mögen als Rivalen erscheinen – doch ihre Wege führen zum selben Ziel: der Unterwerfung der Völker unter die Mythen der Demokratie.

Die Demokratie ist das neue Opium des Volkes.

Quelle: https://www.arktosjournal.com/p/liberalism-and-marxism-two-paths

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Dominique Venner: Ein Samurai aus Europa. Das Brevier der Unbeugsamen