Rob Kenius

Wie das Geldsystem Wirtschaft und Politik verschlingt

 

Das Finanzsystem ist unbegrenzt. Es steht unter dem Zwang, sich auszudehnen und dann drängt es in die Realität, um sich abzusichern, sich zu vermehren, zu persönlichem Gewinn. Die Geldvermehrung geschieht durch Schulden der anderen, besonders durch Staatsschulden. Doch Geld ist auf allen materiellen Ebenen der höchste Wert und Maßstab für Entscheidungen. So treibt uns das Finanzsystem vor sich her, in die unbegrenzte Expansion und in den Krieg.

Geld als höchster Wert der westlichen Welt

Gesellschaften und Staaten werden oft von abstrakten Ideen beherrscht. Das kann Religion sein oder Ideologie oder gleich mehrere, sogar zahlreiche, solcher geistigen Mächte, wie es in Indien der Fall ist. Wir leben hier in der sogenannten westlichen Werte-Welt. Was uns eint, ist ein gemeinsames oder sehr ähnliches Finanzsystem.

Dieses Finanzsystem wird gestützt durch den festen Glauben daran, daß Geld der entscheidende Maßstab für alles Handeln ist. Daran glauben nicht nur Finanzleute, sondern fast alle, die wenig oder zu wenig Geld haben, und das ist die große Mehrheit von 90% bis 99% aller Menschen.

Wie das Finanzsystem aber funktioniert, wie Geld erschaffen wird, das ist fast allen unbekannt. Seine Menge und seine Macht sind in den letzten 50 Jahren enorm gewachsen. In Deutschland gipfelt die Finanzmacht in der Person von Friedrich Merz, der als Bundeskanzler voll und ganz die Interessen der Finanzwelt vertritt, so als sei er von einer Finanzinstitution in das Kanzleramt entsandt worden.

Die Grenzenlosigkeit von Geld und Schulden

Die Geldmenge steigt rasant und hat kein Limit. Gleichzeitig steigen Schulden so weit, dass alle Schulden längst nicht mehr beglichen werden können. Zinszahlungen überwältigen Staaten, Firmen und viele Privatleute.

Die Grenzenlosigkeit ist aber keine Glaubenssache, wie die Allmacht Gottes in früheren Zeiten, sie ist ein Systemfehler, der mathematisch begründet und mathematisch zu erkennen ist.

Während früher Geld häufig von Regierungen erzeugt, also gedruckt wurde, entsteht es heute zu etwa 90%, durch Kreditvergabe: Banken geben Kredite über Geld das sie nicht besitzen. Das nennt man girale Geldschöpfung. Dies ist ein Recht, das Banken sich einfach genommen haben. Niemand hat es verboten, es ist Gewohnheitsrecht oder Feudalrecht.

Es gibt keine Kontrolle und keine Begrenzung der Geldmenge. Gelegentlich kann eine Bank zusammenbrechen, wenn sie zu viele ungedeckte Gutschriften gemacht hat. Das gilt aber nur für den Einzelfall, die Expansion des Gesamtsystems wird dadurch nicht gestoppt, sondern nur auf andere Institute verlagert. Wenn ein Staat so eine Bank rettet, ist das ein Geldgeschenk im Namen der Allgemeinheit an die Finanzbesitzer.

Zinsen verlangen Expansion

Zum Feudalrecht der Banken, Geld zu erschaffen, gehört ein zweites Axiom der Finanzwirtschaft. Die Banken erheben Zinsen für dieses Geld, das sie nie besessen haben. Wie hoch die Zinsen sind, ist sekundär. Primär gibt es ein anderes Problem: Wo soll das Geld für die Zinsen herkommen? Es soll ja mehr zurückgezahlt werden, als erschaffen wurde. Im diesem System fehlt es immer an Geld für alle Zinsen.

Der einzelne Schuldner einer Bank kann versuchen, durch besondere Anstrengungen, sich das Geld für Zinsen zu beschaffen oder vom Munde abzusparen. Aber insgesamt können alle Schulden nicht beglichen werden. Es geht nur, wenn irgendwo sonst weiteres Geld per Gutschrift erzeugt wird, wodurch wieder mehr Schulden entstehen und mehr Zinsen aufkommen. Viele Schulden können nur durch weitere Schulden beglichen werden. Das nennt man Umschuldung. Es ist aber nur eine Verschiebung in einem sogenannten Teufelskreis: Das ist die Schuldenfalle.

Durch die Zinsforderung wird die Finanzwirtschaft genötigt, weitere Kredite zu vergeben und so die Geld- und Schuldenmenge zu steigern, das heißt, sie dehnt sich immer weiter aus. Unser Finanzsystem ist also nicht nur unbegrenzt, sondern auch expansiv.

Monetärer Teufelskreis

 

Geld ist eine Zahl, die unbegrenzt wächst

Rüstungsgüter sind zur Zeit der große Renner am Aktienmarkt und so treibt uns die Finanzmacht in die Hochrüstung und in Kriege. Donald Trump hat erkannt, daß für sein Land unterm Strich nichts dabei herauskommt. Er will den Krieg beenden, sonst hätte er sich nicht mit Wladimir Putin getroffen. Da steht aber eine Mehrheit in beiden Parteien gegen ihn, all diejenigen, die von der Dollarflut, der Rüstung, den Börsengeschäften, den Waffenexporten und von den Kriegen profitieren.

Auf dieser neokonservativen Linie liegt auch das Verhalten der Mächtigen in Europa: Merz, Starmer, Macron und von der Leyen, sie alle gebärden sich wie Angestellte der Finanzmacht: Unbegrenzte Rüstung, jetzt sogar gekoppelt an die Leistung der Volkswirtschaft. Das Treffen in Alaska hat ihnen das für die Rüstung nötige Feindbild genommen, weil Trump dem nicht mehr folgt, doch sie marschieren unbeirrt weiter. Da ist ein tiefer Widerspruch zwischen der absurden Logik der Finanzmacht und der globalen Machtpolitik, die Trump und Putin ansteuern.

Die Finanzwirtschaft hat sich schon lange von der Realität gelöst. Im Finanzsystem ist Unbegrenztheit und Expansion in Denken und Handeln immer möglich, weil Geld nur eine Zahl ist. Es vermehrt sich nicht in der realen Welt wie ein Pilz, auch nicht wie ein Krebsgeschwür oder wie eine Population von Insekten. Es vermehrt sich ohne direkte Zuführung irgendwelcher Substanzen rein mathematisch, losgelöst und völlig abstrakt. Und wenn Geld benutzt wird, nutzt es sich nicht ab, wie ein Werkzeug oder eine Maschine, es wird nicht verbraucht wie Energie, es wandert nur weiter und arbeitet völlig reibungslos. Deshalb ist Geld auch viel zu leicht verfügbar, für Banken und für die Politik.

Grenzenlosigkeit und Größenwahn

Die Grenzenlosigkeit und ständige Expansion des Geldsystems wirkt direkt auf diejenigen, die sich mit dem Geldsystem identifizieren. Sie tun dies, weil ihnen das Geld gehört oder weil sie über das Geld anderer verfügen, da ist es nur logisch, daß sie sich dieser Grenzenlosigkeit der Finanzen mental anpassen. Sie sehen ihre Finanzmittel und die eigene Macht ständig steigen, sehen, daß sie anderen überlegen sind, weil die anderen Geld mit Leistungen verdienen müssen.

Diese Situation, der ständigen Steigerung von Macht, ohne menschliche Anstrengung, treibt einige erfolgreiche Akteure in den Größenwahn. Der Größenwahn steckt im System, weil der oberste Maßstab für den Erfolg, das Geld, sich ständig vermehrt. Personen als Beispiele finden wir leicht: Elon Musk, Peter Thiel, Jeff Bezos und immer wieder Bill Gates.

Politiker sind davon nicht ausgenommen, sobald sie zu Milliarden oder zu hunderten Milliarden greifen können. Auch in der Politik wachsen die Zahlen, die bewegt werden, sehr schnell. Man vergleiche nur die Zahlen, die Olaf Scholz und Friedrich Merz bewegt haben.

Geld neu bewerten, mit oder ohne Zwang

Logisch wäre es, Geld erst einmal im Bewußtsein abzuwerten; denn die ständige Expansion der Menge muß den Wert gegenüber allen realen Dingen verringern. Alle anderen Güter sind begrenzt, ganz besonders die natürlichen Ressourcen auf diesem endlichen Planeten, aber auch die Leistung, der Wille zur Leistung und die Kraft der Menschen. Schulden sind schnell gemacht, die Rückzahlung plus Zinsen belastet Kinder und Enkel über Jahrzehnte hinaus.

Es herrscht die Illusion, daß mit Wirtschaftswachstum, besonders in der Informationstechnik, Schulden getilgt werden können. Aber die Glanzleistung der ›Künstlichen Intelligenz‹ bringt nur wenigen Insidern einen Gewinn. Diese Technik macht Informationen noch leichter zugänglich, doch Information hat nur dann einen Sinn, wenn sie von Menschen wahrgenommen und angewandt wird. Die Datenmenge ist wie die Geldmenge technisch kaum begrenzt, beides nutzt uns aber nur, wenn wir sie verarbeiten, uns daran erfreuen und uns dabei körperlich und geistig wohl fühlen.

Wer sich dem Irrsinn, der im Finanzsystem steckt, entziehen will und selber nicht die Macht über Milliarden hat, muß sich den Dingen zuwenden, die wenig oder gar nicht mit Geld kontaminiert sind. Man findet sie überall, in der Natur, bei frei lebenden Wildtieren und Pflanzen, im eigenen Körper, in der Liebe und in der freien Kommunikation, ohne Rundfunk und ohne Fernsehen. Wir können Maß halten und meditieren. Ein gebrauchtes Fahrrad statt ein neues Auto. Frisches Gemüse, Beeren und Früchte statt Filet-Steak. Sprudelwasser statt Champagner. Energie sparen statt Tesla fahren.

Das System reduziert sich nicht freiwillig, weil es dem Größenwahn verfallen ist. Es wartet auf Katastrophen und es ist auch bereit, diese selber anzuzetteln. Rüstung und Krieg sind aktuell das Feld, wo der Wahnsinn sich unbegrenzt austobt.

An dieser Stelle muß unnbedingt eine Vollbremsung erfolgen. Man hört es schon krachen und quietschen. Aber die Größenwahnsinnigen in Europa haben es nicht gehört.

Quelle: https://overton-magazin.de/top-story/grenzenlosigkeit-und-groessenwahn/

Beitragsbild: https://www.moneyland.ch/