Dr. Menno Aden

 

Wir Europäer sollten wachsam und kritisch bleiben in Bezug auf die US-Politik, die nun unter Donald Trump neue geopolitische Maßstäbe setzen will. Es geht weiterhin um die geopolitische wirtschaftliche amerikanische Vormachtstellung in der Welt. „Make America great again“ bedeutet vor allem die absolute Kontrolle über den gesamten Kontinent mit Trumps angekündigten Anspruch auf Kanada, Grönland, Panamakanal und Mexico. Es bleibt abzuwarten, welche Taten Trumps Worten folgen werden. Seit mehr als einem Jahrhundert sind die Raubzüge der USA sozusagen „Tradition“. Und immer hat sich die US-Politik negativ auf Europa ausgewirkt. (Anmerkung der Redaktion)

 

In diesen Tagen hat Donald Trump unverblümt Grönland und Panama für die USA gefordert. Für uns ist daher ein Blick in die Geschichte des amerikanischen Imperialismus sinnvoll. Es zeigt sich nämlich, daß die Ankündigungen von Trump kein leeres Gerede sind, sondern völlig in die Linie der bisherigen US-Politik passen. Es sind folgend nur die Hauptpunkte der aggressiven amerikanischen Expansionspolitik den letzten 120 Jahre herauszugreifen:[1]
 
Annexion des Panama-Kanals 1903

Goethe prophezeite 1827, daß es der „jugendliche Staat“ der USA sein werde, der einen Kanal bauen würde. Panama war damals Teil von Kolumbien. In Frankreich wurde nach dem Bau des Suezkanals eine Panamakanalgesellschaft gegründet.1889 brachen die Franzosen die Arbeiten ab (Panamaskandal). Die USA traten ein und verlangten von Kolumbien die Abtretung des Panamakanalgebiets.

US-Präsident Theodor („Teddy“) Roosevelt (nicht zu verwechseln mit Franklin Roosvelt) schickte 1903 ein Kriegsschiff. Amerikanische Soldaten gingen an Land, töteten den lokalen Milizkommandeur und riefen den unabhängigen Staat Panama aus. Am 18. November 1903 wurde ohne Beiziehung von Panamesen und nur in englischer Sprache ein Vertrag geschlossen: In einer Breite von fünf Meilen beiderseits der Kanaltrasse wurde das Gebiet der ewigen unbeschränkten Kontrolle der USA unterstellt. Die USA hatte gemäß Art. 2 ff die alleinige Kontrolle über den Kanal. Der Kanal wurde von den USA 1914 fertig gestellt und 1920 für den Weltverkehr geöffnet.

 
Dieser Akt steht in einer Reihe mit Folgendem:

1.     Annexion von Hawaii
Der in russischen Diensten stehende Deutsche Georg Anton Schäffer hatte 1815-1817 versucht, die Kontrolle über Hawaii zu erlangen.[2] Die Vereinigten Staaten anerkannten 1842 die Unabhängigkeit Hawaiis. 1875 garantierten sie dem Königreich Hawaii erneut die Unabhängigkeit. 1891 ließen sie eine Rebellion zu ihren Gunsten spielen und machten die Insel zur freien Republik, die alsbald den Anschluß an die Vereinigten Staaten erbat. Eine ›Apology Resolution‹ der USA 1993 erklärte den Putsch für unrechtmäßig, und man bat dafür um Entschuldigung.
 
2.    ›Guano Island Act‹. und der Erwerb des Pazifiks
Guano (petrifizierter Vogelkot der Jahrhunderte) war ein wichtiger Grundstoff für die Darbietung der für die Herstellung von Schießpulver und nach Erfindung des Kunstdüngers durch Liebig von Kunstdünger erforderlichen Stickstoffverbindungen. Um 1850 importierten die USA 760.000 Großbritannien 200.000 Tonnen. Die steigende Nachfrage führte zu exorbitanten Preisen. 1855 erfuhr man von großen Guano-Reserven im Pazifischen Ozean. Die absehbare Erschöpfung der Vorräte gab der USA Veranlassung zu dem ›Guano Islands Act‹ v. 1856, wonach jede Insel von US-Präsidenten zu US-Territorium gemacht werden kann, wenn dort ein US-Bürger Guano entdeckt. Mehr als fünfzig Inseln wurden auf diese Weise zum amerikanischen Staatsgebiet hinzugefügt.
 
3. Krieg gegen Spanien 1898
Der Erwerb Kubas war wiederholt von US-Präsidenten gefordert worden. Jefferson, Madison und Adams sahen die Annexion Kubas, damals noch spanische Kolonie, als unverzichtbar an. Spanien lehnte aber 1850 den Vorschlag der USA ab, Kuba zu verkaufen. In dem ›Ostende-Manifest‹ von 1854 erklärten die Vereinigten Staaten, daß sie berechtigt seien, Kuba zu annektieren. Der Anspruch auf Kuba wurde auch mit dem ›manifest destiny‹ begründet, wonach Kuba als den Amerikanern von Gott zugewiesener Lebensraum verstanden wurde. Nachdem um 1890 die Indianerkriege völlig beendet waren, griff die USA nach dem verbliebenen Überseebesitz der alten Kolonialmacht Spanien. Die seit 1895 auf Kuba stattfindenden Bürgerkriege gaben der USA den Vorwand einzugreifen. Am 27. März 1898 erließ Präsident McKinley ein Ultimatum an Spanien. Entgegen spanischen Protesten schickten die USA das Schlachtschiff USS Maine zu einem „Freundschaftsbesuch“ nach Havanna. Gleichzeitig liefen Vorbereitungen für eine Blockade der Insel, um die spanischen Truppen vom Nachschub abzuschneiden. Am 15. Februar 1898 kam es auf der USS Maine zu einer Explosion, bei der 268 Amerikaner den Tod fanden. Die amerikanische Öffentlichkeit war erwartungsgemäß empört, ein Kriegsgrund war gefunden. Unter anderem schürten die Publizisten Randolph Hearst und Joseph Pulitzer die Stimmung gegen Spanien. Der Schlachtruf der Hearst-Presse lautete: „Remember the Maine, to hell with Spain!” („Denkt an die Maine – Zur Hölle mit Spanien!“). Hearst wies seinen Korrespondenten Remington an, in Havanna zu bleiben und Bilder heranzuschaffen, damit er, Hearst, den Krieg heranschaffen könne: „You furnish the pictures. I’ll furnish the war”. Daraufhin brach Spanien die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab und erklärte der USA den Krieg.
Das Wrack der USS-Maine wurde 1976 untersucht mit dem Ergebnis, daß eine Explosion im Innern der USS Maine (wohin Nichtamerikaner keinen Zutritt hatten) stattgefunden hatte.

Puerto Rico
Nach dem leichten Sieg mußte Spanien Puerto Rico (Guam und die Philippinen an die USA abtreten.
 
Kuba
Die Insel wurde infolge des durch das ›Platt-Amendment‹ zum Protektorat der USA. Dieses ›Patt-Amendment‹ gab den USA das recht, bei Beeinträchtigung ihrer Interessen in Kuba zu intervenieren. Davon machten die USA auch mehrfach Gebrauch. So ersetzten sie 1934 den liberalen Präsidenten Ramón Grau San Martín[3] durch den Diktator Batista, der erst von Fidel Castro verjagt wurde.
 
Philippinen
Ab 1896 war es auf den Philippinen zu einer Erhebung gegen die spanische Fremdherrschaft gekommen. Die gingen ins Exil nach Hong-Kong und trafen sich mit Vertretern der USA, wo ihnen Hilfe in Aussicht gestellt wurde. Nach Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen Krieges kehrten sie im Mai 1898 zurück in der Erwartung, die Unabhängigkeit vorbereiten zu können. Im August aber trafen amerikanische Truppen ein. Im Januar 1899 kam es zur Ausrufung der philippinischen Verfassung und zur Gründung der Republik. US-Präsident McKinley bezeichnete im Dezember 1898 die Annexion der Philippinen als „benevolent assimilation” („wohlwollende Einverleibung“). Senator Beveridge am 9. Januar 1900 im US-Kongreß: Geradewegs hinter den Philippinen liegen Chinas schier unermeßliche Märkte. Wir werden unseren Teil in der Mission unserer von Gott geschützten Rasse bei der Zivilisierung der Erde beitragen. Wo werden wir die Abnehmer unserer Produkte finden? Die Philippinen geben uns einen Stützpunkt am Tor zum Osten.
 
Kriegsverbrechen
Zum Ausbruch des Krieges kam es am 4. Februar 1899, als eine US-Patrouille das Feuer auf eine Gruppe philippinischer Soldaten eröffnete. General Jacob Smith, ein Veteran des ›Wounded-Knee-Massakers‹, befahl seinen Soldaten: „I want no prisoners. I wish you to kill and burn; the more you kill and burn the better it will please me.” – „Ich wünsche keine Gefangenen. Ich wünsche, daß ihr tötet und niederbrennt; je mehr getötet und niedergebrannt wird, um so mehr wird es mich freuen.” 1902 fand eine Senatsuntersuchung zu den Verbrechen statt, die aber zu keinem Ergebnis führte. Zwischen 200.000 und 1,5 Millionen Filipinos, etwa 20 % der damaligen Bevölkerung, kamen durch und infolge des Krieges ums Leben. Die militärischen Verluste beliefen sich auf etwa 4.000 amerikanische Soldaten und 20.000 philippinische Aufständische.
 
Ergebnis
Seit ihrer Gründung im Jahre 1776 hat die USA praktisch keine Woche erlebt, in der sie nicht irgendwo auf der Welt in eine militärische Aktion verwickelt war. Es gibt also Gründe, der USA, die sich zur gottgewollten Bannerträgerin von Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten ausruft, etwas kritischer zu beurteilen, als es bei uns geschieht.
 
[1] Vgl. Aden. Menno Imperium Americanum 2016,
[2] Georg Anton Schäffer (1779-1836) aus Münnerstadt trat in den Dienst der Russisch-Amerikanischen Handelskompanie. 1816 schloß Schäffer im Namen der russischen Krone einen Protektoratsvertrag über die Hawaii-Insel mit dem dortigen König. Die Agitation US-amerikanischer und britischer Kaufleute zwangen Schäffer, Hawaii im Juli 1817 zu verlassen.
[3] In den 1920er Jahren schloß sich Grau der Studentenbewegung gegen den Diktator Gerardo Machado an und erhielt dafür 1931 eine Gefängnisstrafe. Nach seiner Freilassung ging er ins Exil in die USA. Nach dem Sieg der Volksbewegung über die blutige Herrschaft Machados (ca. 20.000 Ermordete) wurde Ramón Grau San Martin am 10. September 1933 Präsident der Republik Kuba. Die Regierung unter Grau setzte die kubanische Verfassung von 1901 außer Kraft und damit auch das ›Platt-Amendment‹, worauf die USA ihn verhinderten.