Bemerkenswertes Interview von Valérie Bérenger mit dem hochrangigen internationalen Anwalt Arnaud Develay, der an der Seite des ehemaligen US-Generalstaatsanwalts Ramsey Clark an der Verteidigung des ehemaligen Präsidenten Saddam Hussein beteiligt war.

 

                                     Valérie Bérenger und Arnaud Develay

 

Arnaud Develay ist ein französisch-amerikanischer internationaler Jurist, der früher in Paris und Washington als Anwalt zugelassen war und heute in Moskau lebt. Er ist Autor des Buches Foreign Entanglements: Ukraine, Biden & the Fractured American Political Consensus. Eine eindringliche Untersuchung über die Korruption der Familie Biden in der Ukraine und die Art und Weise, wie die US-Regierung der Demokratischen Partei die Souveränität der Ukraine an sich gerissen hat.

 

 

Valérie Bérenger: Sie waren Anwalt und sind nicht in Moskau zugelassen. Was machen Sie heute in Rußland?

Arnaud Develay: Im Moment befinde ich mich in der Promotionsphase für mein Buch, das im April dieses Jahres erschienen ist. Außerdem arbeite ich mit der russischen Wahlkommission im Rahmen von Wahlbeobachtungsmissionen zusammen. Ich schreibe und veröffentliche. Man merkt es nicht, aber es ist eine Menge Arbeit. Wir leben in einer Zeit, die von seismischen Veränderungen in der internationalen Geopolitik erschüttert wird. Sofern man nicht träge ist, hat man ziemlich schnell alle Hände voll zu tun.

Valérie Bérenger: Wie beurteilen Sie als internationaler Anwalt den aktuellen Ukraine-Konflikt?

Arnaud Develay: Wenn ich mir den Ukraine-Konflikt anschaue, habe ich ein Déjà-vu-Erlebnis. Es gibt eine Kluft zwischen den gängigen offiziellen Erklärungen und der Realität, und wenn man sich den Konflikt ansieht, hat man den Eindruck, daß es sich um eine Art ›Copy & Paste‹ des Irakkriegs handelt. Vor der Zeit, als die USA und ihre Komplizen den Irak angriffen, hatte ich übrigens noch nie eine so koordinierte Marketingoperation gesehen. Diese groß angelegte, von den Managern des Imperiums koordinierte Lügenkampagne sah ich in der Ukraine nach dem Beginn der militärischen Sonderoperation repliziert.

Obwohl die Neokonservativen seit den 1970er Jahren einen gewissen Einfluß auf die Außenpolitik der USA ausgeübt haben, wurden sie damals von den Realisten, die bei Präsident Reagan und Bush Vater ein offenes Ohr hatten, in Schach gehalten. Dennoch sind sie ein äußerst diszipliniertes Kollektiv. Sie wissen genau, wohin sie wollen und wie sie es erreichen können. Sie sind sehr hartnäckig und wenden die Methoden des Trotzkismus wortwörtlich an.

Nachdem sie ein Netz von sich gegenseitig durchdringenden Netzwerken aus Denkfabriken und Presseorganen geknüpft hatten, übernahmen sie nach dem 11. September 2001 die Macht in den USA. In den letzten 25 Jahren wurde ihre Macht durch ihre Infiltration des Außenministeriums und der Geheimdienste immer weiter ausgebaut. Bis heute gibt es keine institutionelle Opposition gegen diese Kabale, die ihre Ziele durchkreuzen könnte. Darüber hinaus sind die Neokonservativen Menschen, die das Konzept des Umkehrens nie verinnerlicht haben. Je mehr sie scheitern, wie im Irak, desto mehr beharren sie auf ihren Fehlern. Diese Leute sind also alles andere als rational, was sie extrem gefährlich macht.

Valérie Bérenger: Wie würden Sie Wladimir Putin charakterisieren?

Arnaud Develay: Er ist ein komplexer, sehr nuancierter Mensch mit einem großen Erfahrungsschatz, den er seit seinem Machtantritt Ende des letzten Jahrhunderts gesammelt hat. Der Wladimir Putin von heute hat nichts mit dem Wladimir Putin von 2000 gemein. Die Ausübung der Macht hat ihn nach und nach geformt, bis er schließlich zu dem Staatsmann wurde, der heute in der ganzen Welt gepriesen wird.

Putin ist ein Kind des Krieges. Er hat also am eigenen Leib erfahren, was Entbehrungen und Mangel bedeuten. Das erklärt, warum der russische Präsident in Krisenzeiten systematisch friedlichen Lösungen den Vorzug vor einer Eskalation gibt. Das ist nicht das, was ich als das Verhalten eines Diktators bezeichnen würde! Putin verfügt nicht nur über ein ausgeprägtes Gespür für die tieferen Beweggründe der internationalen politischen Akteure, sondern er kann auch sehr geduldig sein. Er war stets darauf bedacht, seinen Partnern Sicherheiten zu geben, und ist in seinem Vorgehen sehr legalistisch.

Wladimir Putin ist eine Art Samurai. Wie alle ehemaligen KGB-Mitarbeiter und ungeachtet des ideologischen Aspekts von einst gehört er zu einer Elite, die eine bestimmte Vorstellung vom Staat teilt und zudem bestimmte Prinzipien in sich verankert hat. Solche Leute hatten wir in Frankreich während des gaullistischen Zwischenspiels. Diese wurden größtenteils durch das Aufkommen der Zentristen wie Giscard und Lecanuet gesäubert. Der letzte Überrest dieser Strömung, Philippe Seguin, kapitulierte 1992 beim Maastrich-Referendum. Heute ist Frankreich in den Händen der Finanzwelt. Der Politiker im ursprünglichen Sinne des Wortes existiert nicht mehr, seit Jacques Chirac den Elysée-Palast verlassen hat.

Valérie Bérenger: Wie sehen Sie die Zukunft der Beziehungen zum Westen?

Arnaud Develay: Wenn die Dinge weiterhin wie bisher von Antagonismus, Kleingeistigkeit, grundloser Bosheit und intellektueller Unehrlichkeit geprägt sind; kurz gesagt, von all dem, was eine Herangehensweise kennzeichnet, die von einem kulturellen „Rassismus” geprägt ist, der Rußland als rückständiges Land wahrnimmt, könnte der Westen eine Überraschung erleben. Es sind genau diese Vorurteile, die den Westen aufgrund der von ihm selbst verhängten Sanktionen in eine katastrophale Lage geraten lassen.

Seit 2014, als Rußland nach dem Anschluß der Krim die erste Sanktionsrunde erlebte, haben die Russen weitgehend bewiesen, daß sie in der Lage sind, all das zu ersetzen und zu produzieren, was man ihnen vorzuenthalten versuchte. Die Sanktionen waren für Rußland von Vorteil, da sie das Land dazu zwangen, sich zu industrialisieren, Forschung und Entwicklung zu fördern und die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und Getränken voranzutreiben. Alles wurde meisterhaft gemanagt.

Der Westen steht nun mit dem Rücken zur Wand, und das Ergebnis ist ein Mangel an Legitimität, der das Ergebnis eines Wirtschaftsmodells ist, das nur Armut produziert, und eines Sozialmodells (manche würden sagen, eines gesellschaftlichen Modells), das die Grundlagen für eine gesunde Gesellschaft mißachtet.

Valérie Bérenger: Glauben Sie, daß der Westen das Rad zurückdrehen kann, indem er sich seiner angehäuften Fehler wieder besinnt?

Arnaud Develay: Die Geschichte wiederholt sich unaufhörlich. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird es noch schwierige Zeiten geben, aber wir können auf eine Bewußtwerdung hoffen. Auf jeden Fall haben wir Grund zu der Annahme, daß der Westen einen totalen Zusammenbruch durchmachen muß, bevor er wiedergeboren wird. Wenn das System nicht vollständig zusammenbricht, wird es immer versuchen, davon zu überzeugen, daß es sich reformieren kann, obwohl es seine eigenen Prinzipien verraten hat.

Valérie Bérenger: Es ist offensichtlich, daß Frankreich von den USA instrumentalisiert wird, um einen Stellvertreterkrieg zu führen. Was ermöglicht es den USA, einen solchen Gehorsam von der EU und insbesondere von Frankreich zu erhalten?

Arnaud Develay: Um die Situation der vollständigen Vasallisierung Europas gegenüber den USA zu verstehen, müssen wir bis zum Mai 68 zurückgehen, der die erste farbenfrohe Revolution der Neuzeit darstellte. Was daraufhin mit dem Abgang von General de Gaulle folgte, war ein langer Abstieg in die Hölle.

Wenn man die Schulden seines Landes überstaatlichen Finanzinteressen anvertraut und gleichzeitig die Infiltration seiner politischen Klasse durch ausländische Interessengruppen fördert, kommt es dazu, daß eben diese politische Klasse (in diesem Fall) von Washington ausgewählt wird. Erst kürzlich haben die USA offen Einflußagenten rekrutiert und ausgebildet, indem sie Leute wie Assa Traoré oder Rokhaya Diallo zu Kolloquien und anderen Konferenzen eingeladen haben, damit sie in Frankreich die Forderungen der Minderheiten jenseits des Atlantiks nach Viktimisierung reproduzieren. In dieser Hinsicht spielen sie eine schädliche Rolle und schaden dem französischen Zusammenhalt.

Valérie Bérenger: Sie haben gerade das Buch ›Foreign Entanglements: Ukraine, Biden & the Fractured American Political Consensus‹, in dem eine Verbindung zwischen der Familie Biden und dem Krieg in der Ukraine hergestellt wird. Was hat Sie dazu veranlaßt, dieses Buch zu schreiben?

Arnaud Develay: Es ist das Ergebnis meiner Reisen in die neuen russischen Regionen und von Begegnungen mit Menschen in der Ukraine, die in mir den Wunsch geweckt haben, mehr darüber zu erfahren.

Wenn man also die Zeit vor dem Beginn des SVO (Special military operation) nimmt, die von den ständigen Besuchen westlicher Beamter in Moskau unterbrochen wurde, stellt man fest, daß trotz allem das Narrativ bereits vorhanden ist: „Die Russen bereiten sich darauf vor, etwas Verwerfliches zu tun”.

Nun war die Verwicklung der Biden-Familie in die Korruption in erster Linie eine Reihe von Gelegenheitsverbrechen. Die Obama-Regierung hatte ihrem Vizepräsidenten das ukrainische Portfolio anvertraut. Es kann nicht genug betont werden, daß die Karriere von Joe Biden durch seine Verbindungen zum Deep State gekennzeichnet ist. Biden ist der Golem der Sicherheits- und Geheimdienstbehörden sowie des dahinter stehenden militärisch-industriellen Komplexes. Biden ist jemand, der keine tiefen Überzeugungen hat. In seinen Augen zählt nur die persönliche Bereicherung.

Nach dem Staatsstreich in der Ukraine kam es zu einer Neuausrichtung der Kräfteverhältnisse, indem eine Regierung aus den Schubladen der Neokonservativen gebildet wurde. Schon vor 2014 machte der Präsident von Burisma, Mykola Zlotchvsky, ein ehemaliger Umweltminister unter Präsident Viktor Janukowitsch, auf ziemlich undurchsichtige Weise Geschäfte. Man muß verstehen, daß die Ukraine schon immer unter endemischer, fast institutioneller Korruption gelitten hat. Vor diesem Hintergrund weiß der Chef von Burisma, daß das neue Regime bald an seine Tür klopfen wird, und ihm wird bewußt, daß es für ihn von entscheidender Bedeutung ist, sich den neuen Herren der Ukraine anzunähern.

2014 wird Hunter Biden, der Sohn des US-Vizepräsidenten, Mitglied des Burisma-Verwaltungsrats. Zum Vorstand gehören auch der ehemalige polnische Präsident Alexander Kwasniewski, der starke Verbindungen zu den Amerikanern unterhält und auf den sich Zlochestky stützen wird, sowie der Investmentbanker Alan Apter. Hinzu kommen Devon Archer, der Partner von Hunter Biden, und Cofer Black, ein ehemaliger Leiter der CIA-Terrorismusbekämpfung.

Es handelt sich also um eine perfekte Tarnung, um durch Geldwäsche und Korruption geheime Destabilisierungs- und Terrorismusoperationen zu finanzieren. Der Anschlag auf die ›Crocus City Hall‹ am 22. März wurde teilweise durch Gelder finanziert, die bei Andriy Kicha, dem Anwalt von Burisma, beschlagnahmt worden waren (6 Millionen US-Dollar in bar). Das Geld sollte dazu dienen, die Einstellung von Ermittlungen zu erwirken, die sich eben auf die Einflußnahme durch Burisma bezogen.

Valérie Bérenger: Die Biden-Familie hatte kein Interesse daran, daß die Ukraine in den Krieg zieht. Glauben Sie nicht, daß sie damit die Gans, die goldene Eier legt, getötet haben?

Arnaud Develay: Mike Benz gab Tucker Carlson ein Interview, in dem er erklärte, daß das Ziel der Übernahme der Ukraine darin bestehe, Rußland den Zugang zu den westlichen Märkten für Gaslieferungen zu entziehen. Die USA wollten den gesamten EU-Markt für sich beanspruchen. Burisma wurde unter anderem als Deckmantel für die Verfolgung dieses Ziels ausgewählt.

Der gesamte Korruptionsprozeß in der Ukraine ist das Ergebnis der Politik der USA auf höchster Ebene bis 2016, als Donald Trump unerwartet ins Weiße Haus einzog, obwohl Hillary Clinton die Kandidatin des Systems war. Diese Wahl hat die Karten neu gemischt, da Trump jemand ist, auf den sie keinen Druck ausüben konnten. Um Trump zu umgehen, wurde daher beschlossen, eine Manipulation zu inszenieren, um Donald Trump als „russischen Agenten” darzustellen.

Im Nachhinein könnte man daher versucht sein zu glauben, daß der Ausbruch des Krieges in der Ukraine alle ihre Pläne zunichte machen würde. Dies würde jedoch den Grad der Selbstvergiftung der westlichen Eliten ignorieren, die davon überzeugt waren, daß nach acht Jahren der Ausbildung einer ukrainischen Armee von rund 800.000 Mann diese in der Lage sein würde, die russische Armee zu besiegen.

Man kommt immer wieder auf die Vorurteile des Westens bezüglich seiner Wahrnehmung Rußlands als rückständigen Staat zurück. Washington und Brüssel haben offensichtlich die russischen Leistungen in Syrien nicht berücksichtigt und sich gedacht, daß Moskau nicht die Mittel hätte, um gegen eine gut ausgerüstete Armee, die in einem Krieg mit hoher Intensität operiert, vorzugehen. Zumal die Grundidee nicht so sehr darin bestand, Rußland zu besiegen, sondern es zu schwächen.

Die Amerikaner planten seit langem, mehrere Fronten an der Peripherie Rußlands zu eröffnen, um seine Ressourcen und Menschen zu erschöpfen. Das ultimative Ziel bestand darin, die Voraussetzungen für eine Infragestellung der Macht durch die Bevölkerung und damit für einen Regimewechsel zu schaffen. Wobei sie sich völlig verrannt haben.

Es gibt aber auch einen ideologischen Aspekt, der den Russen jede Form von Fähigkeit abspricht, die Pläne des kollektiven Westens zu durchkreuzen. Die Neokonservativen funktionieren wie eine Echokammer, die keine abweichenden Meinungen duldet, weder in der Art und Weise, wie sie ihre Botschaft in die Öffentlichkeit projizieren, noch im Rahmen ihres internen Austauschs. Wir sollten nie die Äußerungen des verstorbenen Senators John McCain vergessen, für den Rußland nie etwas anderes war als „eine Tankstelle mit Atomwaffen”.

Das Ziel der Neokonservativen bestand darin, einen Zermürbungskrieg mit ungewissem Ausgang aufrechtzuerhalten. Dieser Erschöpfungskrieg würde es ermöglichen, Rußland auszubluten und den militärisch-industriellen Komplex zu bereichern, während in der Öffentlichkeit das Schreckgespenst einer allgegenwärtigen Bedrohung geschürt würde, um die Gemüter weiter zu mobilisieren.

All das ist vollkommen kohärent und wenn es ihnen durch einen großen Zufall gelänge, Putin zu beseitigen, dann könnten sie die Zerstückelung Rußlands in die Wege leiten. Es gibt von der NED (National Endowment for Democracy) finanzierte Organisationen, die sich damit beschäftigen, das Konzept des „russischen Kolonialismus” voranzutreiben, indem sie behaupten, der Krieg in der Ukraine zeige, wie sehr es einen russischen Imperialismus und Kolonialismus gibt. Es gehe also darum, die Völker, die unter russischer Herrschaft leben, zu befreien! Die Russen im Alltag haben die Ziele des Westens in Bezug auf sie mittlerweile voll und ganz durchschaut. Dies erklärt zweifellos zum Teil, warum sich die Bevölkerung bei den letzten Wahlen so massenhaft hinter der Kandidatur von Wladimir Putin vereint hat.

Valérie Bérenger: Was wird Ihrer Meinung nach aus dem Westen werden, wenn Rußland seinen Krieg gewonnen hat?

Arnaud Develay: Aus russischer Sicht haben die Russen endlich begriffen, daß 25 Jahre nicht eingehaltener Verpflichtungen die Einsicht bestätigten, daß vom Westen nichts zu erwarten ist. Moskau wird daher auf eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten warten, da es weiß, daß es von dieser Klasse nichts zu lernen gibt.

Davon ausgehend wird Moskau wahrscheinlich versuchen, eine Art Cordon sanitaire zu errichten und die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Es ist klar, daß der Westen seinerseits auf sehr schwierige Zeiten zusteuert. Einen Vorgeschmack darauf werden wir bei den Europawahlen am 9. Juni dieses Jahres erhalten. Alle Regierungsparteien bereiten sich darauf vor, eine vernichtende Niederlage zu erleiden. Wird das ausreichen, um das Europäische Parlament in Richtung Realismus zu bewegen? Wahrscheinlich nicht, aber man kann hoffen, daß diese Neuzusammensetzung die derzeitige Kriegstreiberei bremsen wird.

Offensichtlich beginnt die Realität die Propaganda zu überholen. Wir müssen daher mit einer verstärkten Repression seitens der westlichen herrschenden Klasse rechnen. Alle Probleme werden natürlich auf den russischen Einfluß zurückgeführt. So ist es beispielsweise sehr wahrscheinlich, daß die deutsche AFD für illegal erklärt wird, weil sie „gefährlich für die Demokratie” sei.

In Frankreich wurden in der Nationalversammlung und im Senat Scheinkommissionen eingerichtet, um den russischen Einfluß in der französischen Politik zu „erfassen”. Es wird also überall nach „russischen Agenten” gejagt werden! Ob es bei dieser neuen Hexenjagd zu einer Inhaftierung kommen wird, ist ungewiß. Je stärker der Zusammenbruch der Wirtschaft wird, desto mehr wird das System den Boden unter den Füßen verlieren. Die Repression wird immer brutaler werden.

In der Ukraine kann man dieses Phänomen bereits in Aktion sehen: Jeder, der auf die inneren Widersprüche des Regimes hinweist, wird automatisch wegen Hochverrats angeklagt. Das ganze System ist vergiftet. Das System wird aufgeräumt und um die Kollaborateure herum konsolidiert. Alle widerspenstigen Elemente werden neutralisiert, während gleichzeitig eine Kriegszensur eingeführt wird. Die Gelddruckmaschine wird angeworfen, um ein letztes großes Fest zu finanzieren und alle „Unbrauchbaren” in den Osten zu schicken.

Valérie Bérenger: Wir waren in der Rede „bis zum letzten Ukrainer”, denken Sie, daß sie noch weiter gehen können?

Arnaud Develay: Das „bis zum letzten Ukrainer” dient tatsächlich dazu, die Gemüter vor dem unausweichlichen tatsächlichen Eintritt der NATO in den Konflikt vorzubereiten. Bevor Macron und seine Komplizen in den Krieg ziehen, müssen sie die Bevölkerung sorgfältig und schrittweise bearbeiten. Die Reden, die sie in den letzten Monaten gehalten haben, klingen wütend wie das Vorspiel zu einer Eskalation. Sie müssen eine Jugend militarisieren, von der viele im EU-Raum arbeitslos sind oder sein werden.

Großbritannien hat übrigens die Rückkehr zur Wehrpflicht angekündigt. Um das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit abzuwenden, gaukelt ihnen das bankrotte System Abenteuer vor und vergißt dabei, ihnen zu sagen, daß Krieg alles andere als ein Videospiel ist.

Offiziell hat Frankreich bis heute 3500 Soldaten in Rumänien stationiert, die am Bau des größten NATO-Stützpunkts in Europa beteiligt sind. Die Wahl dieses geografischen Standorts (in der Nähe von Odessa) ist alles andere als ein Zufall. Die Interessen, die hinter der NATO stehen, können es nicht dulden, daß Kiew jeglichen Zugang zum Schwarzen Meer abschneidet.

Valérie Bérenger: Glauben Sie, daß Friedensverhandlungen derzeit möglich sind?

Arnaud Develay: Große US-Investmentfonds haben rund zwei Drittel des Ackerlandes der Ukraine aufgekauft. Einige dieser Flächen sind unter russische Kontrolle geraten. Diese Finanzmogule haben im voraus bezahlt und es kommt nicht in Frage, daß Rußland ihnen den Nachtisch wegnimmt. Ich denke daher, daß sie sogar so weit gehen werden, die Region zu kontaminieren, indem sie das Atomkraftwerk in Zaparojie bombardieren. Wenn sie dieses Land nicht in die Hände bekommen, soll es auch niemand anderes bekommen. Sie würden eher ganze Landstriche unbewohnbar machen, als das, was sie als ihr Jagdrevier betrachten, preiszugeben. Wir haben es hier mit Wahnsinnigen zu tun.

Valérie Bérenger: Wenn man heute Emmanuel Macron sagen hört, daß Frankreich weder eine Geschichte noch eine Kultur hat, ist das derselbe neokonservative Diskurs?

Arnaud Develay: Wir haben es vor allem mit Figuren zu tun, die wie die Golems aus Lehm gemacht sind. Sie alle wiederholen das Narrativ, das ihnen eingetrichtert wurde, und fallen nicht aus dem Rahmen. Doch Hochmut kommt vor dem Fall, und diese Menschen werden von Hybris aufgefressen. Das ist es, was diesen ganzen herrschenden Kriegswahnsinn ausmacht.

Die Hybris im Herzen des neoliberalen räuberischen Systems kann im Rahmen der seit 30 Jahren verfolgten Wirtschaftspolitik keine neuen Märkte erschließen und kannibalisiert schließlich die treibenden Kräfte innerhalb ihrer eigenen Einflußbereiche. Logischerweise wurde der menschliche Körper zum neuen, unüberwindbaren Horizont, der von den großen Pharmaunternehmen begehrt wird, und zum Gegenstand immer invasiverer Experimente im Bereich der Überwachung und Rückverfolgung.

Das ist vor allem der große Reset. Die Bevölkerung wird zu einem Produkt gemacht. Das Ziel ist nicht mehr und nicht weniger als die Monopolisierung des Lebendigen. In der Provinz Frankreich ist beim Ministerrat immer ein Vertreter von ›Black Rock‹ anwesend. In dieser Hinsicht ist Macron nur ein Juckreiz, den viele Franzosen gerne loswerden würden, wie ein Zelensky, der jetzt nur noch die Legitimität besitzt, die ihm seine Herren verleihen. Das Ende des Konflikts wird Zelenskys Todesurteil sein, und sei es nur, weil er zu viel weiß und seine Herren nicht das Risiko eingehen werden, daß er sich bei den Russen ausplaudert.

Quelle: https://rusreinfo.ru/fr/2024/06/lukraine-le-terrain-de-jeu-des-neo-conservateurs-americains/
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