Chiara / Studentischer Block / Italien

Für eine positive Kritik: Kampfschrift für Aktivisten

 

 

Vor elf Jahren nahm sich Dominique Venner in der Kathedrale Notre-Dame mit einem Schuß in den Mund das Leben.

Was für manche eine egozentrische und mythomanische Geste war, war nichts anderes als ein Akt der Revolte gegen die Unausweichlichkeit des Schicksals, gegen den Egoismus, der die Grundlagen der tausendjährigen europäischen Zivilisation zerstört, gegen die Einschläferung des Gewissens.

Wie so oft erkennt man erst nach dem Tod bestimmter Intellektueller, wie weitblickend ihre Werke sind: Sie haben fast die Funktion eines Orakels.

Das Werk ›Pour une critique positive – Ecrits par un militant pour des militants‹ gehört in diese Kategorie: Es ist für politische Aktivisten das, was die Bibel für Katholiken ist.

Indem er alle revolutionären Erfahrungen der Geschichte (vom Faschismus bis zum Leninismus) analysiert, schlägt Venner einen Weg vor, der jenseits der demokratischen und kapitalistischen Illusionen, jenseits der progressiven Dogmen und jenseits der liberalen Politik liegt.

Er schlägt auch – und vor allem – ein Ziel vor: die „Erlösung“ der europäischen Zivilisation, die unter all dem schlummert, was sie kritisiert.

Im ersten Teil analysiert er mit besonderer Gründlichkeit die politischen Krankheiten, die zum Scheitern der nationalistischen politischen Aktivisten geführt haben.

Zunächst spricht er von ideologischer Verwirrung: „Die ›Nationalen‹ beschäftigen sich mit den Symptomen der Krankheit und nicht mit den Ursachen”; er wirft ihnen vor, sich nur mit dem sichtbaren Teil des Problems zu beschäftigen, ohne wirklich die Wurzeln zu analysieren, aus denen es entspringt. Es sei entscheidend, Lehren zu ziehen und sich an neue Kampfbedingungen anzupassen.

Er kritisiert auch Konformismus und Archaismus: In Anlehnung an Adriano Romualdi tadelt er diese häufige Fixierung auf vergangene Situationen, die für die heutige Welt völlig ungeeignet sind: Man kann nicht Lösungen aus dem 20. Jahrhundert für Probleme aus dem 21. Jahrhundert anwenden.

Er kritisiert den Liberalismus und den Marxismus, die zwar unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, aber zu denselben Ergebnissen geführt haben: „die Versklavung der Völker, die zuvor von den demokratischen Mythen getäuscht wurden“.

Er definiert die Demokratie als Opium für das Volk.

Jeder, der sich weigert, die „Massenkastration” zu akzeptieren, wird sofort als „Faschist“ gebrandmarkt: Die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Meinung in Frage zu stellen und auf die Widersprüche des Regimes hinzuweisen, sind für die meisten die Symptome einer ungesunden Rebellion, die dazu führen könnte, daß das Kartenhaus, auf dem ihre Welt aufgebaut ist, zusammenbricht.

Zu betonen, daß die Wurzeln der europäischen Zivilisation noch fest im Boden verankert sind, gibt Anlaß zu Kritik und Unterdrückung:

Sie preist die Individualität der Starken, den Triumph der menschlichen Qualität über die Mittelmäßigkeit. Sie faßt für sich allein das Gleichgewicht zusammen, das als Lösung für die Umwälzungen, die die technologische Revolution im Leben der Menschen geschaffen hat, hergestellt werden muß.

In diesem letzten Satz wird deutlich, wie die größte Angst in den Individualismus gelegt wird: Das Ziel der liberalen und materialistischen Kräfte ist die Vernichtung des Individuums, der Identität.

Der Kapitalismus will eine Welt der Unfreien, in der sich niemand gegen den Mißbrauch durch einige wenige wehren kann.

Die einzige Möglichkeit, sich nicht unterkriegen zu lassen, ist Bildung, die einzige Säule der Erlösung des nationalistischen Europas:

Die Bildung der Elite wird die Kraft ihres Charakters beleben, ihren Opfergeist steigern, ihren Geist für intellektuelle Disziplinen öffnen.

Darüber hinaus ist die Einheit Europas notwendig: Nur unter dieser Bedingung wird es die Mittel haben, sich gegen die Auswüchse der Uniformierung und des Kosmopolitismus durchzusetzen. Europa auf den lateinischen oder germanischen Einfluß zu beschränken, ist ebenfalls problematisch, da dies bedeuten würde, seine Spaltung aufrechterhalten und die Feindseligkeiten verstärken zu wollen. Die Einheit wird nicht durch wirtschaftliche Abkommen erreicht, sondern nur durch den Zusammenschluß von Völkern unter dem Banner des Nationalismus. („Ein Europa der Vaterländer”, Anm. d. Red.)

Im letzten Teil des Buches versäumt er es nicht festzustellen, daß

der Nationalist keine Retter braucht, sondern Kämpfer, die sich über ihre Doktrin und nicht über einen Menschen definieren. Sie kämpfen nicht für einen Pseudo-Retter, denn der Retter ist in ihnen selbst.

Er kommt auf die Bedeutung der Identität und des Individuums zurück: Wir brauchen keinen „Messias”, der uns leitet, wir müssen uns nicht für einen Menschen opfern, sondern für eine Idee; es ist die Idee, die die Aktivisten leiten muß und die sie zur Revolution, zum Wiederaufbau einer neuen Gesellschaft, führen wird.

Aktiv zu sein bedeutet, die von der heutigen Gesellschaft auferlegte Verflachung und Mattigheit abzulehnen, sich zu bemühen, nicht in die Mittelmäßigkeit abzurutschen, und vor allem, ein Vorbild zu sein und gegen die Logik des Fatalität zu kämpfen.

Venners Vermächtnis ist, wie er selbst sagte, ein heiliges Feuer, das die Aktivisten hüten müssen, damit es nicht erlischt; in seinem Testament erklärte er:

Während so viele Menschen ihr Leben zur Sklaverei machen, verkörpert meine Geste eine Ethik des Willens. Ich begebe mich in den Tod, um das schlafende Bewußtsein zu erwecken. Ich erhebe mich gegen das Schicksal. Ich erhebe mich gegen die Gifte der Seele und gegen die invasiven individuellen Begierden, die unsere Identitätsanker und insbesondere die Familie, den innersten Kern unserer jahrtausendealten Zivilisation, zerstören.

 

Quelle: http://euro-synergies.hautetfort.com/archive/2024/05/15/pour-une-critique-positive-ecrits-de-lutte-pour-les-militants-les-fondemen.html
Orginalquelle: https://www.bloccostudentesco.org/2024/04/29/bs-per-una-critica-positiva-dominique-venner/

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