Gerhard Hess

laguz: Gewässer
oder laukaz: Lauch
Phonetischer Wert: l
Tierkreis: Wassermann
Februar Beginn

Sakralfest: Disenopfer/Frauenfest
Verbunden mit Reinigungsriten und der Bitte an die weib­­lich gedachten Fruchtbarkeitswesen (Disen/Nym­phen) um Jahresfruchtbarkeit für Mensch, Tier- und Pflanzen­welt.

Die Laguz-Rune versinnbildlicht die Weltfeuchte, jegliche Lauge und ihre pflanzlichen Geschöpfe, das Kraut, wie Lauch und Lein. Die Runenbegriffe lauten Laguz („Wasser“), Lauka („Kraut“), Lin („Lein“). Ohne Wasser wird kein Wachstum und auch nicht ohne die launische vier-phasige Luna. Sie ist die Herrin der vier großen Weltströme, die aus dem Euter der Urkuh Audumla hervorquollen.

Mit dem ersten Aufblinken der (germ.) Lewa, der Mondessichel, rinnt seit Urbeginn bis heute Monat für Monat eine magische Wachstumskraft in die schimmernde „Zwiebel“, die sich füllende (und wieder trocknende) Pflanze am Nachthimmel, geradeso wie in die Kräuterwelt und die Meeresflut. Die Fluten und Ebben alles Lebendigen sind der Magie dieser Runenkraft unterworfen. Ihre Macht läßt die See und die Seelen gleichermaßen anschwellen, sie wirkt im physischen und nicht weniger im spirituellen Sinne.

Ihre Rune bewirkt nach der erfolgten Feuertaufe nunmehr die Wasserweihe des Lebens und auch des anhebenden Jahrgangs. Sie will die Geheimnisse lehren von den wahrsagenden Quellen, vom Sinn der urgläubigen Taufe, dem verjüngenden Reinigungsbad, dem Jungbrunnen, dem Kinderborn und auch dem einstigen Hin­übergehen auf dem Seelennachen über den großen Strom in die an­dere Welt.

Ohne Mondwissen und Erfahrungen um das pulsie­rende „Wasser des Lebens“ gibt’s keine Kräutermagie und kein Heilvermögen im medizinischen Sinne. Die Verständnisbegriffe des Stabes sind „Luna-Lache-Lauch-Lein“, also Mondmacht, reinigendes Wasser, Heilkraut und sauberes Tuch. Sie sind bis heute die grundnotwendigen Instrumentarien aller Heilkunst. Ohne sie und ihrer Rune Magie wird keiner Lachanarra, keinem Lachi (ahd. „Ärztin“ / „Arzt“) Lachenie („Heilung“) gelingen können.

Tanzende Frauen, Ital. Renaissance-Kupferstich von Zoan Andrea, 1497

 

Die Rune heißt LAGU, das Wasser, das tauge,
Tau, Regen, die Lache, die Lebens-Lauge.
Die Taufe, die Tunke aus himmlischem Sitz,
aus Wolken heraus schlägt Wasser der Blitz.
 
Lebendige, Fruchtbarkeit bringende Wasser,
so sagte sich nicht nur der Runen-Verfasser,
fallen segnend herab aus er Himmels-Traufe;
die Rune ist Sinnbild der Jahres-Taufe.
Denn sie steht am Eingang, – am Jahres-Tor,
das Feuer der Höhe schlägt LAGU hervor.
Ganz deutlich zeigt das Gewitter-Geschehen:
„Wasser“ muß hinter demFeuerstehen.

 

Vann, liv eller død,
Alt flytter

Wasser, Leben oder Tod,
alles bewegt sich

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