Weihnachten war nicht immer das Fest, das wir heute kennen, und der Weihnachtsmann ist viel mehr als eine joviale, windschnittige Figur direkt vom Nordpol, die eine Nacht lang durch die Welt reist, um jedem Geschenke und Schokolade zu bringen. Wir erzählen Ihnen die wahre Geschichte von Weihnachten…

Seit Jahrtausenden ist der Dezember in vielen Teilen der Welt Schauplatz von Riten und Feiern, die mit dem Licht in Verbindung stehen. Verschiedene Kulturen und Religionen haben im Laufe der Zeit dazu beigetragen, den Geist von Weihnachten an der Schnittstelle zwischen Heidentum und Christentum zu schaffen.

Ursprünglich das Fest der Wintersonnenwende, Jul, der Beginn eines neuen Zyklus

Bevor Weihnachten ein christliches Fest wurde, war es ein heidnisches Ritual, mit dem die Wintersonnenwende gefeiert wurde. Ein Fest, das in Skandinavien Yule genannt wurde, ein Wort, das im Altnordischen, der gemeinsamen Sprache der skandinavischen Länder während der Wikingerzeit, „Rad“ bedeutet.

Es war eines von acht wichtigen Daten, die das Jahr in den nordischen Kulturen unterteilten. Jeder dieser Tage war ein wichtiger Moment im Zyklus der Jahreszeiten und wurde mit Feierlichkeiten begangen. Viele dieser Feste sind auch heute noch Teil unserer Traditionen. Ihre Ursprünge sind nur in Vergessenheit geraten, weil sie von neueren Religionen übernommen wurden. Dies gilt zum Beispiel für Samhain, das keltische Neujahrsfest, das am 31. Oktober gefeiert wird, genau zwischen der Herbst-Tagundnachtgleiche und der Wintersonnenwende.

Als Vorläufer von Allerheiligen, Halloween oder dem Tag der Toten in Mexiko markiert dieses Fest den Beginn des Winters. In Nordeuropa verschwindet ab November die Sonne und es herrscht für einige Wochen Dunkelheit. Nach dem Glauben der Vorfahren wird in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die Grenze zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebenden geöffnet. Die Seele der Sonne steigt in den Himmel auf und kommt erst einige Wochen später, zur Wintersonnenwende, wieder herunter. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger: die Wiedergeburt der Sonne.

 Ein Fest des Lichts und des Friedens

Daher findet Yule (Jul) am Tag der Wintersonnenwende statt, dem 21. Dezember in der nördlichen Hemisphäre. Es ist der kürzeste Tag des Jahres. Etymologisch bedeutet das Wort Sonnenwende „die Sonne steht still“. Tatsächlich erreicht die Erdachse während der Sonnenwenden ihre maximale Neigung, bevor sie sich wieder in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Das Ende eines Zyklus ist erreicht, ein neuer beginnt. Am 21. Dezember wird die Sonne also wiedergeboren, nachdem sie viele Monate lang untergegangen ist. Doch zuvor steht alles für einen Moment still. Das ist der Friede von Yule, der von den Christen mit dem Weihnachtsfrieden übernommen wurde.

Yule ist also der Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Eine keltische Legende berichtet von einem Kampf zwischen dem Eichenkönig (Oak King) und dem Stechpalmenkönig (Holly King), aus dem der Eichenkönig siegreich hervorging. Der junge Eichenkönig symbolisiert das Licht, das den Stechpalmenkönig, das Symbol der Dunkelheit, überstrahlt. Der Begriff der Geburt selbst, den man später mit der Geburt Jesu in Verbindung brachte, ist in Wirklichkeit ein Hinweis auf diese Wiedergeburt der Sonne und des Lichts. Die Weihnachtsdekorationen und -feiern drehen sich übrigens oft um das Licht: Kerzen, Lichter in den Straßen, Freudenfeuer, ein beleuchteter Baum etc.

Der Weihnachtsbaum

Wie viele Weihnachtssymbole soll auch der geschmückte Baum aus den nordischen Kulturen stammen. Er soll eine Anspielung auf Ygdrassil sein, den Weltenbaum in der nordischen Mythologie, einen heiligen Baum, der sich auf der Erdachse abstützt und in den Himmel ragt. Dieser Baum verbindet drei Welten: Ásgard, die Welt der Götter, Midgard, die Welt der Menschen und Niflheim, die Welt der Dunkelheit. Seine Wurzeln sind in der dunklen Welt verankert, während seine Äste das Himmelsgewölbe tragen und einen Durchgang zwischen dem Reich der Götter und der Erde bilden. Während Yule kehrt die Sonne durch diesen Durchgang zur Erde zurück (so wie der Weihnachtsmann durch den Schornstein herunterkommt). Dies wäre eine Metapher: Die Seele der Sonne steigt, nachdem sie am 1. November die Welt der Menschen verlassen hat und in die Welt der Götter eingetreten ist, über den Weltenbaum wieder in die Welt der Menschen hinab.


Der Stern auf der Spitze des Baumes bezieht sich auf den Polarstern, der zum Sternbild des kleinen Bären gehört, einem Sternbild, das dem Schlitten des Weihnachtsmanns verblüffend ähnlich sieht. Gemeinsam tragen der Baum und der Bär die Welt, wie Atlas.

Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis diese Tradition in Europa wieder auftauchte. Um 1520 tauchten die ersten geschmückten Weihnachtsbäume im Elsaß auf, als die Bewohner der Region begannen, die noch grünen Bäume am Thomastag zu fällen, um sie mit Süßigkeiten und Äpfeln zu schmücken – eine Anspielung auf Adam und Eva. Einige schreiben Luther auch das Schmücken des ersten Weihnachtsbaums mit Kerzen als Symbol für das Licht Christi zu. Doch 1933 sprach die Zeitung des Vatikans dem Weihnachtsbaum seinen christlichen Charakter ab und erklärte, daß es sich dabei um einen heidnischen Brauch handele.

 Der Weihnachtsmann

Auch er hat einen unbestreitbar heidnischen Ursprung. Einige bringen die Figur des Weihnachtsmanns mit der nordischen Mythologie und bestimmten Gottheiten in Verbindung, die die Wintersonnenwende nutzten, um ihre eifrigsten Anhänger zu belohnen. Er könnte die Verkörperung des Gottes Thor sein, der als alter Mann in roter Kleidung und mit weißem Bart dargestellt wurde, der auf einem von Ziegenböcken gezogenen Wagen unterwegs war. Er könnte auch von Gott Odin, seinem Sohn, inspiriert worden sein, der auf Sleipnir ritt, einem Pferd mit acht Beinen, das den acht Rentieren des Weihnachtsmanns nicht unähnlich ist.

Man kann ihn auch mit gallischen Glaubensvorstellungen in Verbindung bringen. Im Pantheon der gallischen Götter war Belenus DER große Sonnengott, der Vater von Gargan, einem Gott, der den Menschen und der Natur näher stand. Der Ethnologe Arnold Van Gennep sieht im Weihnachtsmann eine Reminiszenz an diesen keltischen Gott, der eine Kapuze und Stiefel trug. Für andere ist es der Gott Belenus selbst. Wieder andere sehen im Weihnachtsmann ein Symbol für Apollo, der den Wagen der Sonne lenkt, die über die Erde fährt, um das Licht zu verbreiten. Wir sehen also, daß unabhängig von der Kultur die Verbindung zur Sonne immer vorhanden ist: Der Weihnachtsmann ist derjenige, der das Licht auf die Erde zurückbringt.

Die Geschenke

Am Weihnachtsabend steigt der Weihnachtsmann durch den Schornstein hinab, um Geschenke zu bringen. Diese Geschenke kommen also vom Himmel, um am Fuß des Weihnachtsbaums zu landen. Nach nordischem Glauben handelt es sich dabei um die Erinnerungsstücke der Alten, die den Kindern geschenkt werden, eine Weitergabe von Wissen zwischen den Generationen. In Skandinavien war es üblich, Gegenstände, die den verstorbenen Ältesten gehörten, in ihren Grabhügeln (kegelförmige Steingräber, die über den Gräbern errichtet wurden) aufzubewahren. Am Abend des Yule-Tages holte man sie ab, um sie den Kindern zu schenken. Hier zeigt sich die Bedeutung, die der Idee der Abstammung, der Weitergabe und der Fortführung des Lebenszyklus beigemessen wird.

 Die Weihnachtswichtel

In Skandinavien ist ein Nisse oder Tomte ein Fabelwesen, das oft in Form eines älteren Mannes dargestellt wird, dessen Größe zwischen wenigen Zentimetern und über einem Meter variieren kann. Ab dem 19. Jahrhundert wird der Nisse auch Julenisse genannt, was man als Weihnachtskobold übersetzen kann. Er wird zu demjenigen, der während des Yule-Festes die Geschenke bringt. Mit der Zeit (und der Vermarktung) hat sich sein Aussehen verändert und ähnelt immer mehr dem des Weihnachtsmanns, aber in den alten Traditionen war er viel mehr als nur der Wichtel des Weihnachtsmanns. Als naturverbundene Schutzfigur lebte er in den Wäldern Skandinaviens und Grönlands. Er trug einen Bart und bäuerliche Arbeitskleidung und beschützte die Kinder und das Haus des Bauern, wenn dessen Bewohner schliefen. Oft wurde er von einem Tier begleitet, das nicht fliegen konnte.

1881 veröffentlichte eine schwedische Zeitschrift ein Gedicht von Viktor Rydberg, ›Tomten où le tomte‹. Darin geht es um einen Kobold, der als einziges Wesen in der Weihnachtsnacht erwacht und sich Gedanken über die Geheimnisse des Lebens und des Todes macht. Das Gedicht wurde durch eine Zeichnung von Jenny Nyström illustriert, die diesen Tomte unter den Zügen eines gütigen Mannes mit weißem Bart darstellte. Er stieg nicht durch den Schornstein hinab, sondern überreichte seine Geschenke persönlich.

Der Weihnachtsscheit

Von diesem traditionellen skandinavischen Fest stammen auch die Stechpalmenkränze, die Wichtel des Weihnachtsmanns, aber auch der Weihnachtsscheit. Zu Beginn des Yule-Festes wurde im Kaminofen ein großer Holzklotz angezündet, der mehrere Tage, idealerweise bis zum Neujahrstag, brannte. Er diente als Opfergabe an die Götter und sollte die ganze Familie bis zum nächsten Jahr schützen. Vor dem Verbrennen wurde er mit einem Buchsbaumzweig gesegnet, der seit dem Palmsonntag aufbewahrt worden war, und dann mit Asche vom Johannisfeuer am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, angezündet. Diese Tradition findet man zur gleichen Zeit auch in der Provence. Dort wird dieser heidnische Ritus Cacho Fio genannt.

 Im antiken Rom: die Saturnalien

Einige Jahrhunderte später wurden im antiken Rom vom 17. bis 25. Dezember die Saturnalien gefeiert, die zu Ehren des Gottes Saturn gegeben wurden. Diese Feiern waren ebenfalls mit der Wintersonnenwende verbunden. Sie endeten am 25. Dezember, dem Tag der Geburt Christi, der auch hier die Wiedergeburt der Sonne bezeichnet.

Während der siebentägigen Feierlichkeiten wurden die militärischen und gerichtlichen Aktivitäten eingestellt, die Feldarbeit ruht und man feiert zusammen in einem Geist des Frohsinns. Die Häuser wurden mit Pflanzen und Tannenzweigen geschmückt, man versammelte sich mit Familie und Freunden und machte sich gegenseitig Geschenke.

Diese Feste waren aber auch eine Zeit der sozialen Umkehrung, die daran erinnerte, daß unter der Herrschaft des Saturn „die Sterblichen wie die Götter lebten und, fern von allem Übel, inmitten von Festmahlen fröhlich waren“, schrieb der griechische Dichter Hesiod. Zu diesem Anlaß tauschten die Herren also ihre Toga gegen die Tunika, die Kleidung der Sklaven, und trugen den pileus, die Mütze der befreiten Sklaven, die 2000 Jahre später die phrygische Mütze inspirierte. Für ein paar Tage bedienten die Herren ihre Sklaven, die in dieser Zeit ausnahmsweise Alkohol trinken und sich dem Glücksspiel widmen durften.

Es wurde ein Saturnalienkönig aus dem Volk ernannt. Natürlich war die Macht dieses Königs symbolisch, er durfte lediglich „trinken, sich betrinken, schreien, scherzen, würfeln, die Könige des Festmahls wählen, die Sklaven bewirten, nackt singen, schwankend applaudieren, manchmal in kaltes Wasser geworfen werden, das Gesicht mit Ruß beschmiert haben“, schreibt Lukian im 2. Jahrhundert in den Saturnalien.

In den ersten Jahrhunderten nach der Zeitwende, als das Römische Reich zu zerfallen begann, erschien der Sol Invictus, die unbesiegte Sonne, inspiriert von den Figuren des Apollon und des Gottes Mithras, eines indisch-iranischen Gottes, der in der römischen Armee sehr beliebt war. Kaiser Aurelian machte ihn zum Hauptpatron des Römischen Reiches und führte am 25. Dezember Feierlichkeiten in seinem Namen ein. Sie folgen auf die Saturnalien und sollen einen gemeinsamen Kult für das ganze Reich einführen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der verschiedenen Provinzen zu stärken, die alle an ihren jeweiligen Kulten und Glaubensrichtungen festhielten.

 Die Christianisierung heidnischer Glaubensvorstellungen

Die Schaffung eines synkretistischen Weihnachtsfestes war ein politischer Akt, der von der römischen Macht und dem Papsttum beschlossen wurde.

Auf römischer Seite war dies Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert n. Chr. zu verdanken, der Christen und Heiden miteinander versöhnen wollte. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung standen sich die verschiedenen Glaubensrichtungen gegenüber und die Anhänger des Christentums, einer ganz neuen Religion, wurden oft von den Heiden verfolgt. Das Zusammenfallen der religiösen Feiern, indem man das Gedenken an die unbesiegte Sonne und die Geburt Jesu vereinte, war daher eine Möglichkeit, die Spannungen abzubauen. Kaiser Konstantin war übrigens kein Christ, er ließ sich erst auf seinem Sterbebett taufen.

Auf christlicher Seite war es Papst Liberius, der das Geburtsdatum von Jesus verschob. Tatsächlich wurde die Geburt Christi zu Beginn des Christentums zunächst auf April, dann auf März oder Januar geschätzt. Papst Liberius legte das Datum offiziell auf den 25. Dezember fest, um die Menschen zu verführen, die an ihrem Glauben an die Natur und den Zyklus der Jahreszeiten festhielten. Um seine Glaubwürdigkeit zu erhöhen, erklärte er ihnen, daß Jesus am 25. März während der Frühlingstagundnachtgleiche (Zeit der Fruchtbarkeit) empfangen, am 25. Dezember während der Wintersonnenwende (Zeit der Erneuerung) geboren und am 25. März gestorben war. Der Kreis hatte sich geschlossen, ebenso wie der Zyklus der Jahreszeiten.

Die erste Erwähnung dieser Verschmelzung findet sich im liturgischen Kalender für das Jahr 354. Am 25. Dezember heißt es dort: natalis solis invicti (Geburt der unbesiegten Sonne) und natus Christus in Bethlehem (Geburt Christi in Bethlehem). Und um die Verschmelzung perfekt zu machen, schuf man sogar Darstellungen von Christus auf dem Sonnenwagen. So waren alle zufrieden.

Oder fast alle. Die Kirchen des Ostens, die von unseren europäischen Glaubensvorstellungen weit entfernt waren, protestierten und weigerten sich sogar, das zu feiern, was sie als heidnisches und götzendienerisches Fest betrachteten. So feierten Bethlehem und Jerusalem bis zum 6. Jahrhundert am 25. Dezember kein Weihnachten. Noch heute feiern die Armenier Weihnachten am 6. Januar.

Mit den Jahrhunderten, in denen das Christentum an Bedeutung gewann, änderten sich die Dinge. Die heidnischen Feiern störten die neue Kirche zunehmend, da ihr die Vermischung der Kulturen nicht gefiel, und sie versuchte, sie auszurotten. Doch anstatt zu versuchen, sie auszurotten, was unmöglich war, da die Menschen so sehr an diesem Glauben hingen, eignete sie sie sich wieder an und übernahm Symbole und Rituale. So geriet die unbesiegte Sonne nach und nach in Vergessenheit.

Das Fest der Narren im Mittelalter

Im Mittelalter verschwanden zwar Saturn und die Unbesiegte Sonne aus den Feierlichkeiten Ende Dezember, doch der Schabernack hatte noch nicht sein letztes Wort gesprochen, wie das Fest der Narren beweist, mit dem Victor Hugos Roman Notre-Dame-de-Paris (Der Glöckner von Notre Dame) beginnt und das Szenen eines großen Volksjubels zeigt.

Es wurde am 26., 27. und 28. Dezember in vielen Städten Frankreichs, aber auch in Europa gefeiert. Man nannte es auch das Fest der Subdiakone, der Diakon-Saouls, der Dezemberfreiheiten, oder auch das Fest der Unschuldigen oder das Fest des Esels, da es den Esel ehren sollte, auf dem Jesus in Jerusalem einzog, und das Massaker an den in Belen geborenen Kindern unter zwei Jahren, das von König Herodes angeordnet worden war, der den neugeborenen Jesus von Nazareth töten wollte.

Aubin-Louis Millin de Grandmaison, ein französischer Bibliothekar und großer Gelehrter, der im 19. Jahrhundert lebte, beschreibt ›La fête des fous‹ (Fest der Narren) als eine Episode, die Anlaß zu sehr bizarren Riten gibt. In dieser Maskerade findet sich die Idee der sozialen Umkehrung wieder, da der Klerus damals die Ausübung des Priestertums an das Volk abtrat, insbesondere an ein Kind, das den Titel „Bischof der Verrückten“ erhielt. Er nahm den Sitz des Priesters ein und führte dann eine festliche Prozession an, in der sich Geistliche, einfache Leute und Feiernde trafen. Die Stimmung war äußerst heidnisch: Die Priester beschmierten ihre Gesichter, tanzten auf den Straßen, sangen obszöne Lieder, nahmen anzügliche und schamlose Posen ein, das Volk trank und frönte allen Arten von Exzessen.

Aufgrund der Ausschweifungen, zu denen es kam, wurde das Fest nach und nach verboten, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten. Um dies zu erreichen, erlaubte die Kirche sogar die Anwendung von Gewalt wegen Ketzerei gegen Geistliche, die weiterhin an dem Fest teilnahmen. Die Weihnachtszeit wurde heilig gehalten und die Volksfeste wurden um einige Wochen verschoben. Aus ihnen wurde der Karneval.

Ab dem Mittelalter: die Legende des Heiligen Nikolaus

Während das Narrenfest verschwindet, erscheint der Heilige Nikolaus.

„Der christliche Bischof ersetzt den Narrenbischof. Aus dem jungen Mann wurde ein alter Mann. Eine reale Person wurde zu einer mythischen Figur; eine Emanation der Jugend, die ihren Antagonismus gegenüber den Erwachsenen symbolisierte, verwandelte sich in ein Symbol des reifen Alters, dessen wohlwollende Einstellung gegenüber der Jugend er widerspiegelt; der Apostel des Fehlverhaltens hat die Aufgabe, gutes Benehmen zu bestrafen. An die Stelle von Jugendlichen, die offen aggressiv gegen die Eltern sind, treten Eltern, die sich unter einem falschen Bart verstecken, um die Kinder zu beglücken.Lévi-Strauss, Le père-noël supplicié (Der gefolterte Weihnachtsmann), 1952.

St. Nikolaus lebte im 4. Jahrhundert in Lykien, dem Süden der heutigen Türkei. Als Bischof von Myra war er für seine große Güte, insbesondere gegenüber Kindern, bekannt. Nach seinem Tod an einem 6. Dezember wurde er geheiligt. Seine Legende tauchte im Mittelalter auf und seine Verehrung verbreitete sich schnell in ganz Westeuropa.

Sie erzählt die Geschichte von drei Kindern, die zum Sammeln auf die Felder gingen, sich auf dem Heimweg verirrten und an die Tür eines Metzgers namens Pierre Lenoir klopften. Er ließ sie eintreten, ermordete sie, zerteilte sie in Stücke und trocknete sie in seinem Salzfaß, um daraus gesalzenes Fleisch zu machen. Kurz darauf kam St. Nikolaus auf seinem Esel angeritten und klopfte beim Metzger an, der ihn an seinen Tisch einlud. Er bat ihn um Pökelfleisch. Der Mann wußte sofort, daß er entlarvt war und gestand seine Tat. Nikolaus streckte drei Finger über die Pökelkammer, die Kinder setzten sich wieder zusammen und wurden wieder lebendig. Er kettete den Metzger an seinen Esel und nahm ihn zur Strafe überall mit hin.

Sankt Nikolaus wurde zum Schutzpatron der Kinder. In den nord- und osteuropäischen Ländern wird ihm jedes Jahr gedacht: Eine als Nikolaus verkleidete Figur zieht von Haus zu Haus und beschenkt in der Nacht zum 6. Dezember brave Kinder. Er wird immer vom Metzger begleitet, der zum Peitschenschwinger geworden ist und ungehorsame Kinder erschreckt und bestraft.

Der Einpeitscher ist ganz in Schwarz gekleidet, er trägt eine schwarze Kapuze, einen schwarzen Bart und hat ein grimmiges Gesicht. Der Heilige Nikolaus hingegen ist hell, trägt bunte Kleidung, hat einen weißen Bart und ein freundliches Lächeln. Jahrhundert nahm St. Nikolaus den Namen Weihnachten an, ein Wort, dessen Etymologie unklar ist, das aber von den beiden gallischen Wörtern noio, neu, und hel, Sonne, abstammen könnte. Ein Hinweis auf die Wintersonnenwende und den heidnischen Ursprung des Festes.

Von St. Nikolaus zu Santa Klaus

Die protestantische Reformation im 16. Jahrhundert schaffte die Feier des Heiligen Nikolaus in ganz Europa ab. Nur die Niederländer behielten ihren Sinter Klaas bei. Als sie ein Jahrhundert später in die Vereinigten Staaten auswanderten, nahmen sie ihn und die gesamte damit verbundene Folklore, Legenden und Traditionen mit sich. So prägten Rentiere, Wichtel und geschmückte Tannenbäume den Geist der Weihnacht auf der anderen Seite des Atlantiks. Der Name Santa-Claus leitet sich übrigens direkt von Sinter Klaas, dem Nikolaus der Niederländer, ab.

Im Laufe der Jahrhunderte setzte sich diese Figur in allen Gemeinschaften durch und nahm verschiedene Namen an. Sogar die Christen übernahmen ihn, da sie der Meinung waren, daß dieses Fest für Kinder genauso gut dazu dienen könnte, die Geburt Jesu zu feiern. Der Weihnachtsmann begann daher, in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und nicht mehr in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember um die Häuser zu ziehen, damit alle Glaubensrichtungen auf ihre Kosten kommen konnten. In vielen Regionen, insbesondere im Elsaß in Frankreich und in den Ländern mit germanischem Kulturkreis, wird der Nikolaustag jedoch weiterhin am 6. Dezember gefeiert.

 Eine ganze Welt voller Legenden

In den USA geht der Mythos des modernen Weihnachtsmanns auf ein Gedicht von Clement Moore aus dem Jahr 1823 zurück: The Night Before Christmas. Darin geht es um die Ankunft von St. Nikolaus, einem molligen und fröhlichen Kobold, der in einem von acht fliegenden Rentieren gezogenen Schlitten vom Himmel herabsteigt, um Geschenke an die Kinder zu verteilen. In Europa war es Charles Dickens, der 1850 mit der Veröffentlichung seiner Weihnachtsbücher, die sehr schnell ins Französische übersetzt wurden, die Weihnachtsbilder ins Leben rief.

 

Unsere grafische Darstellung des Weihnachtsmannes stammt von Thomas Nast, einem Illustrator und Karikaturisten, der 1860 eine erste Zeichnung in Harper’s Weekly veröffentlichte, auf der ein kleiner, runder Weihnachtsmann mit einem langen weißen Bart, einer Pelzkapuze und Pfeife zu sehen ist. 1890 veröffentlichte er sein Buch „Thomas Nast’s Christmas Dessins for the Human Gender“ und trug damit dazu bei, das Bild des pausbäckigen und lächelnden Weihnachtsmanns in die kollektive Vorstellungswelt einzugravieren. Er war es auch, der den Nordpol als Wohnort des Weihnachtsmanns festlegte, vielleicht als Rechtfertigung für die warme Kleidung und die Rentiere, die seinen Schlitten zogen, oder auch als Hommage an die skandinavischen Ursprünge dieser Feierlichkeiten zum Jahresende. Der Enkel von Thomas Nast erklärte, daß die Wahl auf den Nordpol fiel, weil er sich in gleicher Entfernung zu den meisten Ländern der nördlichen Hemisphäre befand, in denen Weihnachten überwiegend gefeiert wurde.

Coca-Cola wird oft für das rote Kostüm des Weihnachtsmanns verantwortlich gemacht, doch das ist nicht der Fall. In vielen Ländern war diese Farbe schon lange vor dem 20. Jahrhundert verbreitet. Eine von Louis Prang 1885 herausgegebene Weihnachtskarte zeigt ihn auf einem Fahrrad, mit einem langen weißen Bart und einem roten Anzug. Da die Marke erst 1886 gegründet wurde, kann sie nicht der Urheber sein. Die Aneignung der Figur durch die Marke in den 1930er Jahren trug jedoch höchstwahrscheinlich dazu bei, diese Darstellung des Weihnachtsmanns festzuschreiben.

 Ein schamanischer Weihnachtsmann

John Rush, ein amerikanischer Anthropologe, der sich auf die Erforschung von Magie, Mythen und Religionen spezialisiert hat, bringt unsere Weihnachtsrituale mit einigen uralten Praktiken der sibirischen Schamanen in Verbindung, insbesondere mit dem Volk der Evenki, Rentierzüchter, die von diesen Tieren abhängig waren, um zu überleben, da sie ihnen Nahrung, Kleidung, Werkzeuge, Decken und Transportmittel zur Verfügung stellten. Laut Boris Rybakov, einem russischen Historiker und Archäologen, geht die Verehrung von Hirschen in Verbindung mit Schamanismus auf die Mittelsteinzeit zurück.

In diesen arktischen Gegenden ist der Schamanismus auch mit dem Fliegenpilz verbunden, dem berühmten roten Pilz mit weißen, tödlich giftigen Punkten, der manchmal, ohne zu wissen warum, in unseren Weihnachtsdekorationen auftaucht. Aufgrund seiner Seltenheit war der Pilz den sibirischen Völkern heilig und Schamanen benutzten ihn wegen seiner psychoaktiven Wirkung bei ihren Zeremonien. Da er hauptsächlich unter Kiefern wuchs, wurde auch dieser Baum zu einem heiligen Symbol.

Um die Toxizität dieser Pilze zu verringern, sollten sie getrocknet werden. Laut John Rush legten die Schamanen die Pilze beim Sammeln auf die Äste der umliegenden Tannen und schmückten ihre dunklen Gewänder mit roten und weißen Verzierungen. Wenn sie mit dem Sammeln fertig waren, sammelten sie die Pilze und steckten sie in einen großen Sack, mit dem sie die Häuser des Dorfes aufsuchten, um die Pilze zu verteilen. Da der viele Schnee oft die Türen der Häuser blockierte, ließen sie die Pilze durch den Schornstein an der Spitze der Jurten gehen. Die Pilze trockneten dann in großen Socken, die in der Nähe des Feuers aufgehängt wurden, weiter. Nach dem Verzehr lösten die Pilze Halluzinationen aus und gaben denjenigen, die sie gegessen hatten, das Gefühl, zu fliegen.

Die Tannen, unter denen die Fliegenpilze wuchsen, wurden von den sibirischen Völkern als Symbole des Weltenbaums angesehen. Oft stellten sie einen solchen Baum in die Mitte ihrer Jurte, damit er bei schamanischen Reisen ihren Geist nach außen führen konnte. Für diese Völker war der Nordstern der Gipfel der Oberwelt, daher wurde er logischerweise an der Spitze des Weltenbaums platziert.

Weihnachten, ein Fest an der Schnittstelle vieler Kulturen

Weihnachten, wie es heute gefeiert wird, ist also ein Fest, das seine Wurzeln vor Tausenden von Jahren in den indoeuropäischen Kulturen der vorchristlichen Zeit hat. Eine Zeit, in der religiöse Überzeugungen und Riten häufig mit den Zyklen der Natur in Verbindung standen. Seitdem haben viele verschiedene Kulturen das Fest übernommen und bereichert. Die Weihnachtsfeierlichkeiten haben sich mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet, und überall, von Europa bis Amerika, von Asien bis Afrika und Ozeanien, wird das Ende des Jahres mit Feierlichkeiten begangen, die mit der Figur des Santa Claus verbunden sind. Diese Figur ist das Ergebnis einer Mischung aus verschiedenen Traditionen, Legenden, Religionen und Folklore, wie Levi-Strauss erklärt:

„Man kann nicht vom Überleben einer archaischen Tradition sprechen, da sie aus zu unterschiedlichen Quellen und Epochen stammt, sondern von einer Konvergenz oder, um ein Fachvokabular zu verwenden, von einem Synkretismus, einer Mischung aus verschiedenen Glaubensrichtungen, Ritualen. Tatsächlich gehört dieses übernatürliche und unveränderliche Wesen, das ewig in seiner Form festgelegt ist und durch eine exklusive Funktion und eine periodische Wiederkehr definiert wird, eher zur Familie der Gottheiten; es wird übrigens zu bestimmten Zeiten des Jahres von den Kindern in Form von Briefen und Gebeten verehrt; es belohnt die Guten und beraubt die Bösen. Er ist die Gottheit einer Altersgruppe in unserer Gesellschaft (einer Altersgruppe, die übrigens durch den Glauben an den Weihnachtsmann ausreichend charakterisiert wird), und der einzige Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und einer echten Gottheit besteht darin, daß die Erwachsenen nicht an ihn glauben, obwohl sie ihre Kinder dazu ermutigen, an ihn zu glauben, und diesen Glauben durch eine Vielzahl von Mystifikationen aufrechterhalten.“

In diesem Sinne ist er auch eine Figur, die einen Übergangsritus symbolisiert. Übergang von einem Jahr zum anderen, von einem Lebenszyklus zum anderen, aber auch von der Kindheit zum Erwachsenenalter, da die Verehrung des Weihnachtsmanns den Kindern vorbehalten ist, die ihn verlassen, sobald sie im Alter sind, erwachsen zu werden.

Quelle: https://www.terreetpeuple.com/paganisme-memoire-35/164-fetes-paiennes/5482-noel-paien-une-histoire-millenaire.html