Thierry Meyssan

Die israelische Armee bereitet sich darauf vor, den Gazastreifen gemäß dem alten Traum der jüdischen Suprematisten ethnisch zu säubern. In Israel und in den Vereinigten Staaten lehnen jedoch viele Bürger dieses Verbrechen ab. Während sich im Nahen Osten viele Freiwillige darauf vorbereiten, sie durch einen Angriff auf den jüdischen Staat zu retten.

Entgegen der Wahrnehmung, die wir von diesem Konflikt haben, ist die Unmöglichkeit, ihn seit 76 Jahren zu lösen, nicht auf den bösen Willen seiner Protagonisten zurückzuführen. Sondern aus der fehlenden Wahl zwischen zwei Systemen: einer Welt „auf der Grundlage von Regeln“ oder „auf der Grundlage des Völkerrechts“.

 

Die Ereignisse in Israel/Palästina überstürzen sich. Jeder sieht, wie die israelische Armee sich vorbereitet und mit der ethnischen Säuberung des Gazastreifens beginnt. Die von den Vereinten Nationen am Freitagabend erstellte Bilanz lautete, daß bereits ein Drittel von Gaza-Stadt in Schutt und Asche gelegt worden sei, während fast alle Bewohner der Stadt in den Süden geflohen waren und keine andere Alternative hatten, als auf den Feldern zu kampieren.

Nachdem der israelische Generalstab zunächst einen Krieg zur Aufstandsbekämpfung nach dem Vorbild der ›Schlacht von Algier‹ oder der ›Operation Phoenix‹ in Vietnam in Erwägung gezogen hatte, plant er nun, Gaza-Stadt vollständig auszulöschen und dann seine Armee zu schicken, um die Überlebenden zu eliminieren. Laut dem israelischen Verteidigungsminister soll dieser Plan drei Monate dauern, laut seinem US-amerikanischen Amtskollegen neun Monate.

Der Generalstabschef der Armee, General Herzl Halevi, erklärte am 21. Oktober: „Wir werden den Gazastreifen für eine operative und professionelle Mission betreten: die Agenten und die Infrastruktur der Hamas zu zerstören (…) Gaza ist komplex und dicht, der Feind plant dort viel, aber wir bereiten uns auch auf ihn vor“.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) protestierte am 14. Oktober gegen den Befehl der Israelis, die Krankenhäuser in Gaza zu evakuieren. Sie wies darauf hin, daß die Verlegung von Intensivpatienten ein Todesurteil für sie wäre [1]. Drei Tage später wurde das Al-Ahli-Krankenhaus zerstört. Israelis und Palästinenser schieben sich gegenseitig die Schuld an diesem Massaker in die Schuhe.

Im übrigen hat keiner der Verbündeten Israels versucht, den Gazawitern zu Hilfe zu kommen. Dabei verfügen die USA, Deutschland und Großbritannien über Feldlazarette, Medikamente und Lebensmittel, die sie in den Gazastreifen fliegen können. Um ehrlich zu sein, bereiteten sich alle drei eher darauf vor, die israelische Armee zu unterstützen, als einer notleidenden Bevölkerung zu Hilfe zu kommen.

Die USA schickten der IDF Tausende von 155-Millimeter-Granaten und eine unbekannte Anzahl von durchdringenden Bomben Joint Direct Attack Munition (JDAM), die in 30 bis 40 Metern Tiefe und in einem Radius von 400 Metern alles zerstören können.
Israel ist gespalten

Monatelang prangerten Monsterdemonstrationen Benjamin Netanjahus jüdische suprematistische Verbündete und die Reform der Grundgesetze an, mit der die Judikative unter die Kontrolle der Exekutive gestellt wurde. Nichts half, der „Staatsstreich“ fand in diesem Sommer statt.

Mit „jüdischen Suprematisten“ bezeichne ich die Partei Jüdische Kraft (Otzma Yehudit), die das Erbe der US-amerikanischen ›Jewish Defense League‹ des Rabbiners Meir Kahane angetreten hat. Diese Organisation lehnte jeden Kontakt mit der Sowjetunion und heute mit Rußland ab. Sie hat zum Mord an „Neonazis“ aufgerufen und den Leiter des ›American-Arab Anti-Discrimination Committee‹ ermordet. Sie ist explizit rassistisch und lehnt jede Ehe zwischen Juden und Gojims (Nicht-Juden) ab. Seit 2001 wird sie in den USA als terroristische Organisation eingestuft. Sie wurde heimlich von Yitzhak Shamir mit israelischen Geldern finanziert [2].

Der Angriff auf den vereinten palästinensischen Widerstand (außer der Fatah) am 7. Oktober war eine „göttliche Überraschung“ und bot den jüdischen Rassisten die Gelegenheit, ihr wiederholt erklärtes Ziel zu erreichen: Palästina ethnisch von palästinensischen Arabern zu säubern, sei es durch Umsiedlung oder Ausrottung der Bevölkerung.

Angesichts der Erschütterung der israelischen Bevölkerung und der Gefahr, die dem jüdischen Staat drohte, bildete Premierminister Benjamin Netanjahu eine Notstandsregierung, wie alle seine Vorgänger in solchen Fällen. Doch wo Golda Meir im Sechstagekrieg nur wenige Stunden brauchte, benötigte er für die Operation „Flut von Al-Aqsa“ sieben Tage. Innerhalb der Regierung wurde ein Kriegsrat gebildet, um die jüdischen Suprematisten auf Abstand zu halten.

Doch dieses kleine Kabinett war von seiner ersten Sitzung an Schauplatz eines Zusammenstoßes zwischen den Befürwortern der Zerstörung des Gazastreifens und denjenigen, die eine gezielte Operation gegen den palästinensischen Widerstand befürworteten. Die meisten Minister beschränkten sich darauf, in der Öffentlichkeit über eine Aktion gegen die Hamas zu sprechen, da die militärische Zensur es verbietet, über die Aktionen anderer palästinensischer Fraktionen zu berichten.

Der Verteidigungsminister, General Yoav Gallant, griff sowohl den Premierminister an, den er für wahnhaft hält, als auch seinen Vorgänger, General Benny Gantz, den er für schwach hält. Im Juni verbot der Premierminister seinem Verteidigungsminister, sein Büro im Hauptquartier der Armee zu betreten, ein Verbot, das bis heute aufrechterhalten wird. Er weigert sich, mit dem militärischen Verantwortlichen für die Instandsetzung der Infrastruktur, General Roni Numa, zusammenzuarbeiten. Er ernannte einen hohen Beamten, der das Gleiche wie er tun sollte, Moshe Edri, doch dieser untersteht dem jüdischen suprematistischen Finanzminister Bezalel Smotrich, und die Beziehungen zwischen Militär und Zivilisten in diesem Bereich sind nicht organisiert oder auch nur vorgesehen.

Wir sollten uns daran erinnern, daß General Numa vor zwei Wochen Demonstrationen gegen den Premierminister angeführt hat. Er reichte eine gerichtliche Klage gegen die „Reformen“ ein, die er zu Recht als „Staatsstreich“ bezeichnet. Darüber hinaus haben mehrere Schlüsselministerien (Nationale Sicherheit, Bildung, Information, Nachrichtendienst und Kultur) immer noch keine Generaldirektoren. Die militärische Zensur, die dieses Chaos überdeckt, ist so stark, dass die Informationsministerin, Distel Atbaryan, mitten im Krieg zurückgetreten ist.

Vor dem Krieg versicherten Reservisten massenhaft, daß sie keine kriminellen Befehle der antidemokratischen Regierung ihres Landes befolgen würden. Heute wurden sie mobilisiert und niemand weiß, wie sie handeln werden. Benjamin Netanjahu hat einige von ihnen besucht, um sich von ihrer Loyalität zu überzeugen. Im Moment stationieren die israelische Infanterie und Kavallerie (Panzer) vor Gaza und vor der libanesischen Grenze und warten auf Befehle, die nicht kommen. Dennoch bombardiert die Luftwaffe Gaza-Stadt in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat sie bereits mindestens ein Drittel des Stadtgebiets in Staub verwandelt.

Gilad Erdan, der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, bemüht sich nach Kräften, alle UN-Organisationen und Mitgliedsstaaten dazu zu bringen, die Hamas zu verurteilen. Während er in den ersten Tagen des Krieges gut angenommen wurde, hat er nun zunehmend Schwierigkeiten, dem Standpunkt seines Landes Gehör zu verschaffen.

Der Widerstand ist gespalten

Während es dem palästinensischen Widerstand im Gazastreifen gelungen ist, sich im Zuge der Anfang des Jahres vom Iran im Libanon organisierten Konsultationen wieder zu vereinen, setzt die Fatah von Präsident Mahmoud Abbas ihre Politik der Zusammenarbeit mit Israel fort. Er ist sich nicht zu schade, allen seinen Gesprächspartnern zu sagen, daß nur er nicht mit der Muslimbruderschaft (d. h. der Hamas) zusammenarbeitet.

Er hoffte wohl, auf diese Weise in den Augen des Westens der einzige Vertraute zu bleiben, verlor aber sofort jegliche moralische Autorität über die Palästinenser im allgemeinen und über die im Westjordanland im besonderen. Als der US-Präsident Joe Biden angesichts der Proteste in Jordanien den von ihm einberufenen Gipfel absagte, an dem auch Präsident Abbas teilnehmen sollte, weigerte sich Abbas, den Anruf von Biden entgegenzunehmen.

Die Polemik, die durch die Zerstörung eines Krankenhauses in Gaza ausgelöst wurde, bot eine willkommene Gelegenheit, die Fehltritte der Palästinensischen Autonomiebehörde zu verschleiern, die nicht mehr weiß, wie sie sich verhalten soll. Sie hat gerade ein Mitglied des Zentralkomitees der Fatah, Abbas Zaki, bestraft, der die Operation „Al-Aqsa-Flut“ gelobt und bedauert hatte, daß die Fatah nicht daran teilgenommen hatte.

Auch die Hamas ist gespalten zwischen den Anhängern des Widerstands in Gaza und denen des politischen Islams im Ausland. Während ihre Kämpfer leidenschaftlich kämpfen, dankte Khaled Mechaal, der Vorsitzende des Politbüros, der libanesischen Hisbollah zwar dafür, daß sie einen Teil der israelischen Armee an der libanesischen Grenze in Alarmbereitschaft hält, warf ihr aber vor, nicht genug zu tun. Mechaals Ziel (die Israelis zu töten), ist keineswegs dasselbe wie das der Hisbollah (den Staat Israel zu besiegen) und ihrer eigenen Hamas-Kämpfer.

Die Vereinigten Staaten sind gespalten

Der Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, reiste nach Israel, um dem Land seine Unterstützung zu versichern. Er traf sich nicht mit den jüdischen suprematistischen Ministern, sondern nahm an einem Kriegsrat teil. Er sagte, er sei sich bewußt, daß die Israelis mit der Hamas Schluß machen müßten. Er versicherte seinen Gesprächspartnern, daß er sie mit 155-Mn-Granaten und durchdringenden Bomben versorgen würde … aber er bat sie um Mäßigung. Seine zweideutigen Äußerungen wurden von den Befürwortern ethnischer Säuberungen als Freibrief, von den anderen jedoch als Befehl zur Zurückhaltung interpretiert.

In den USA demonstrierten jüdische Pazifisten vor dem Kongress. Die Polizei auf dem Kapitol erinnerte sich an den Angriff der Trumpisten und ging hart gegen sie vor. 500 von ihnen wurden festgenommen und müssen sich möglicherweise vor Gericht verantworten.

Ein hochrangiger Beamter des Außenministeriums, Josh Paul, trat am 18. Oktober mit großem Verlust zurück und beschuldigte die Biden-Administration, keine eigene politische Linie zu haben und letztlich eine vorbereitete ethnische Säuberung zu decken. Nach einer erfolgreichen Karriere im Kabinett des Verteidigungsministers Robert Gates und im Kongress war er seit elf Jahren Direktor des Büros für politische und militärische Angelegenheiten. Er war es, der alle Waffentransfers genehmigte.

Daraufhin versammelten sich 441 parlamentarische Assistenten in einem angrenzenden Gebäude des Kapitols, um die Gewissenlosigkeit der Biden-Regierung und der Mitglieder beider Häuser anzuprangern. Während Josh Paul ein Jude war, der der ›J Street‹, der pro-israelischen Anti-Netanjahu-Lobby, nahestand, stammen diese Revoluzzer sowohl aus der jüdischen als auch aus der muslimischen Minderheit. Sie bestreiten nicht den Kampf gegen die politischen Islamisten der Hamas, sondern warnen davor, einen Völkermord zu begehen. Alle sind sich sehr wohl bewusst, daß sie aufgrund ihrer Stellungnahme mit Entlassungen rechnen müssen.

Beamte des Außenministeriums haben unabhängig von ihrem Rang in der Hierarchie die Möglichkeit, ihre abweichende Meinung in einem eigens dafür eingerichteten Forum zu äußern. Dabei geht es in der Regel darum, den Mißbrauch eines Amtsleiters zu kritisieren. Nun tauschen sich die Beamten jedoch über den moralischen Bankrott der Biden-Administration aus, die die Meinung ihrer Experten ignoriert. Die schärfsten E-Mails wurden von zahlreichen Bürokollegen unterzeichnet, so dass aus diesem Forum eine Meuterei entstand [3].

Mitch McConnell, republikanischer Minderheitsführer im Senat, reichte einen Resolutionsentwurf ein, um die von Präsident Joe Biden geforderte Nothilfe für Israel in Höhe von 14,3 Milliarden US-Dollar zu untersagen. Tim Scott (Republikaner, South Carolina), Präsidentschaftskandidat, kündigte an, daß er sich weigern werde, für Israel zu stimmen. Er ist der Vorsitzende der Republikaner im Senatsausschuss für Banken, Wohnungsbau und städtische Angelegenheiten.

Die Vasallen der USA warten ab

Die Vasallen der USA halten weiterhin daran fest, sich blindlings an die Positionen Washingtons anzupassen. Auf einer Klausurtagung des UN-Sicherheitsrats kam es zu einem dummen Widerspruch zwischen der ständigen Vertreterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, und ihrem russischen Amtskollegen, Wassili Nebenzia. Während die beiden Länder viele Krisen im Nahen Osten einvernehmlich gelöst haben, veranlaßte die aktuelle Spannung zwischen ihnen Washington dazu, sein Veto einzulegen.

In der Sitzung ging es um einen russischen Vorschlag für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand. Die Botschafterin beschuldigte Rußland, die Hamas zu schützen, weil diese in ihrem Resolutionsentwurf nicht verurteilt wurde. Nun, aus Prinzip dürfen alle humanitären Aktionen seit Henry Dunant und der Gründung des Internationalen Roten Kreuzes keine Partei in dem Konflikt ergreifen, in dem sie intervenieren. Ob man nun von den Hamas-Kommandos oder der israelischen Luftwaffe schockiert ist, man darf auf keinen Fall die eine oder die andere Seite verurteilen oder gar ihre Handlungen verurteilen, sondern ausschließlich den Opfern zu Hilfe kommen. Doch Washington, das eine einäugige moralische und nicht eine humanitäre oder politische Haltung einnimmt, verurteilt, was das Zeug hält. Und es benennt nicht die barbarischen Taten, sondern einige der Personen, die sie begehen.

Während der Sitzung äußerten sich Frankreich, Japan und das Vereinigte Königreich ähnlich wie ihr Oberherr. Frankreich legte zum ersten Mal seit 1976 ein Veto ein und gab damit einem geplanten Völkermord einen Blankoscheck. Da das Treffen hinter verschlossenen Türen stattfand, verbreiten die Vereinten Nationen weder ein Wortprotokoll noch einen Bericht darüber, doch Botschafter Nicolas de Rivière gab es zu, während die Tageszeitung ›Le Monde‹ es bestritt.

Dieselbe Haltung wählte auch der französische Siegelbewahrer Éric Dupont-Moretti. Er betonte vor der Nationalversammlung, daß die Unterstützung der muslimischen Vorfeldorganisationen der Hamas eine Unterstützung der von ihr begangenen Terrorakte bedeute und mit fünf Jahren Gefängnis bestraft werde. Das stimmt, aber die Unterstützung der jüdischen Suprematisten, die mit der Zerstörung von Gaza-Stadt begonnen haben, ist genau die gleiche Straftat. Frankreich verbot zunächst pro-palästinensische Demonstrationen, bis der Staatsrat diese Bestimmung, die gegen das verfassungsmäßige Recht auf Meinungsäußerung verstößt, aufhob.

In einer zweiten Sitzung des Sicherheitsrats wurde ein identischer Resolutionsentwurf Brasiliens abgelehnt. Dieser griff ausdrücklich die offizielle Version auf, daß der Angriff vom 7. Oktober allein von der Hamas verübt worden war, und verurteilte die Organisation. Diesmal waren es das Vereinigte Königreich und Rußland, die die Resolution verurteilten. Am Ende wurde kein einziger Entwurf verabschiedet.

Gleichzeitig gelang es Katar, zwei US-amerikanisch-israelische Gefangene der Hamas freizubekommen, im Austausch für die Durchfahrt von 20 Lastwagen mit humanitärer Hilfe, 7 Tanklastwagen mit Treibstoff und andere nicht offengelegte Verpflichtungen. Vor dem Krieg waren es mindestens 100 pro Tag.

Die Frage des Gefangenenaustauschs wird immer komplexer: Seit Beginn des Krieges haben die israelischen Sicherheitskräfte weitere 1070 Palästinenser festgenommen und in Hochsicherheitsgefängnissen inhaftiert. Abu Oubaida, der Sprecher der Izz el-Deen al-Qassam-Brigaden, erklärte, die Hamas habe die Freilassung von zwei weiteren Gefangenen in Erwägung gezogen, Israel sei jedoch nicht auf den Vorschlag eingegangen.

Nach dem US-Präsidenten besuchte auch der britische Premierminister Rishi Sunak Israel. Er unterstützte ebenfalls den israelischen Gegenschlag gegen die Hamas. Die britische und die israelische Verteidigung sind durch einen Vertrag miteinander verbunden, der vor zwei Jahren unterzeichnet wurde und dessen Bedingungen nie veröffentlicht wurden.

In London gingen 100.000 Bürger auf die Straße, um zu versuchen, ihre Regierung davon abzubringen, das geplante Verbrechen zu unterstützen. Um ihnen zu entgegnen, organisierte der ›Jewish Leadership Council‹ eine Versammlung von einigen Tausend Menschen am Trafalgar Square.

Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni unternahm ebenfalls ihre Pilgerreise nach Tel Aviv. Der zypriotische Präsident Níkos Christodoulídis, der französische Präsident Emmanuel Macron und der amtierende niederländische Ministerpräsident Mark Rutte dürften nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Bei der Feier seiner Sonntagsmesse sagte Papst Franziskus: „Der Krieg, jeder Krieg in der Welt – ich denke auch an die geplagte Ukraine – ist eine Niederlage. Krieg ist immer eine Niederlage; er ist eine Zerstörung der menschlichen Brüderlichkeit. Brüder, hört auf! Hört auf!“.

Der Nahe Osten will die Palästinenser retten.

In Kairo fand auf Initiative von Präsident Abdel Fatah Al-Sissi eine internationale Friedenskonferenz statt. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, und der Hohe Vertreter der Union, Josep Borrell, der König von Jordanien, Abdullah II, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohamed Ben Zayed, der König von Bahrain, Hamad bin Issa al-Khalifa, der Kronprinz von Kuwait, Scheich Meshal al-Ahmad al-Sabah, der irakische Premierminister, Mohammad Chia el-Soudani, der zypriotische Präsident Nikos Christodoulides, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez, der britische Premierminister Rishi Sunak und der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Insgesamt waren dreißig Staaten vertreten. Doch weder die USA, noch China, Rußland und vor allem nicht Israel nahmen an dem Gipfel teil.

Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, kam mit dem Heiligenschein der Befreiung der „US-Geiseln“, hielt aber angesichts der Anti-Hamas-Position des Westens keine Rede. Der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune hatte die Einladung abgelehnt. Algerien hatte im Oktober 2022 eine Konferenz für die Einheit des palästinensischen Volkes organisiert. Sie änderte die Resolution der Arabischen Liga ab und merkte an, daß sie sich von den „doppelten Standards“ distanziere, die keine Hierarchie zwischen den Rechten der Palästinenser und den Verletzungen, die Israel gegen sie begeht, aufstellen.

António Guterres erklärte, dasß der Angriff vom 7. Oktober „niemals eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes rechtfertigen kann“. Mahmoud Abbas erklärte seinerseits: „Wir werden nicht gehen, wir werden in unserem Land bleiben“. Ägypten hält an der Position der Arabischen Liga von 1969 fest: Die Aufnahme neuer palästinensischer Flüchtlinge würde bedeuten, sich an der ethnischen Säuberung ihres historischen Heimatlandes mitschuldig zu machen. Eine intellektuell richtige Position, die jedoch die Angst vor einer palästinensischen Invasion, wie sie der Libanon und Jordanien erlebt hatten, nur schlecht kaschiert. Damals hatten die Palästinenser versucht, mit Waffengewalt die Macht in Beirut (Libanonkrieg) und später in Amman (Schwarzer September) zu übernehmen und dort standardmäßig den Staat Palästina zu errichten.

Letztendlich war der Gipfel nutzlos: Jeder beharrte auf seinen Positionen. Auf der einen Seite diejenigen, die die Hamas verurteilen wollten, auf der anderen Seite diejenigen, die den palästinensischen Widerstand unterstützen wollten, in dem die Hamas die wichtigste Komponente ist.

Im Nahen Osten gibt es zahlreiche Gruppen, die Freiwillige zusammenbringen, um die Palästinenser zu retten und Israel anzugreifen. Die iranischen Revolutionsgarden versuchen, einen gemeinsamen Generalstab aufzubauen, der die palästinensischen Kämpfer der Hamas, der PFLP und des Islamischen Dschihad, die libanesischen Kämpfer der Hisbollah, der PSNS und der Jamaa Islamiya, aber auch Jordanier und Iraker vereinen soll.

Warum gelingt es uns nicht, diesen Konflikt zu lösen?

Die weit verbreitete Spaltung in allen Lagern macht es unmöglich, eine Entscheidung zu treffen. Auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, daß Israel seine Armee in den Dienst des Völkermordprojekts seiner jüdischen suprematistischen Minister stellen wird, ist die Zeit kein Verbündeter des Friedens. Während jede Seite versucht, ihre Position zu etablieren, regnet es weiterhin Bomben auf Gaza und Waffen treffen in Israel ein. Bereits 1.300 israelische und 4.137 palästinensische Tote.

Die Unmöglichkeit, den israelisch-palästinensischen Konflikt zu lösen, liegt nicht an der israelischen Unaufrichtigkeit. In Wirklichkeit sind wir alle Komplizen: Er zeigt die Untauglichkeit der „regelbasierten Welt“, die der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill 1942-45 zu schaffen versuchten und die wir nach der Auflösung der UdSSR akzeptierten. Er funktioniert auf der Grundlage der von den Angelsachsen erlassenen Regeln, die heute durch die G7 öffentlich bekannt gemacht werden. Im Gegensatz dazu forderten der Generalsekretär der KPdSU, Josef Stalin, und der Chef der französischen Exilregierung, Charles De Gaulle, eine „Welt auf der Grundlage des Völkerrechts“. In diesem sind die Staaten souverän und müssen sich nur an die von ihnen unterzeichneten Verträge halten. Auf dieser Grundlage wurden die Vereinten Nationen gegründet. Es liegt an uns, zum Gründungstext, der Charta von San Francisco, zurückzukehren. Auf den aktuellen Konflikt angewandt, bedeutet dies zunächst, daß Israel seine eigene Unterschrift unter seinem Beitrittsschreiben zur UNO respektiert und die Palästinensische Autonomiebehörde ihre Unterschrift unter dem Osloer Abkommen.

Quelle: https://www.voltairenet.org/article219882.html