Vincent Téma

 

Georges Vacher de Lapouge ist ein unbekannter und zugleich verfemter Wissenschaftler. Über ihm schwebt der Vorwurf, daß seine Arbeiten die Grundlage für die Entstehung des Nationalsozialismus bildeten, was im übrigen nicht zutrifft. Was uns heute interessiert, ist seine Beschreibung der Psyche der Indogermanen, der er einen Teil seines Buches ›L’Aryen, son rôle social‹ (Der Arier und seine soziale Rolle) widmet.

Beachten Sie, daß es zu der Zeit, als dieses Werk 1899 veröffentlicht wurde, den Nationalsozialismus noch nicht gab und daß der Begriff ›Arier‹, der von Philologen geprägt wurde, nicht mit ihm assoziiert wurde und daher nicht die heutige pejorative Konnotation hatte. Er entspricht dem heutigen ›indoeuropäisch‹, einem Begriff, der ›Arier‹ und ›Arisierte‹ (arisch durch die Kultur) vermischt. Der Begriff ›Homo Europaeus‹ wird verwendet, um den „biologischen“ Indoeuropäer zu bezeichnen, dessen Schädelmerkmal blond und dolichocephal (mit länglichem Schädel) ist.

Georges Vacher de Lapouge beginnt damit, einige psychologische Merkmale des gesamten Menschengeschlechts, also aller Individuen, die wir insgesamt sind, zu erläutern:

Jeder Mensch hat Gesichtszüge, die ihm eigen sind und ihn unverwechselbar machen. Ebenso hat er seine eigene Psychologie. Doch sowohl in Bezug auf den Körper als auch auf den Geist kann dieser Mensch, der eine Synthese aus unendlich vielen Vorfahren ist, in eine Kategorie eingeordnet werden.

Wir sind also, wie Gustave Le Bon in denselben Jahren behauptet, mehr das Ergebnis einer Entwicklung als die Entwicklung einer unberührten Seele ohne Vergangenheit.

Entwickelt aus der Tierpsychologie durch einen langsamen und unendlich vielfältigen Prozeß, hat sich die Psychologie des Menschen gebildet; sie bildet sich fortwährend weiter und entwickelt sich ständig. Die Faktoren, die auf die Vorfahren der verschiedenen Menschengruppen gewirkt haben, sind mit Ausnahme einiger sehr allgemeiner nicht die gleichen. Das, was in ihm denkt und handelt, ist die unzählbare Legion der Vorfahren, die unter der Erde liegen, alles, was gefühlt, gedacht und gewollt hat in der unendlichen, bei jeder Generation verzweigten Linie, die das Individuum über Millionen von Jahren und durch unzählige Milliarden von Vorfahren hinweg mit den ersten lebendigen Anfängen verbindet, die sich reproduziert haben.

Wir sind auch die Nachkommen von Menschen, die überlebt haben:

Dieser unendlichen Macht der Vorfahren kann sich der Mensch nicht entziehen. Er kann die Züge seines Gesichts nicht ändern, und er kann auch nicht die Tendenzen aus seiner Seele löschen, die ihn denken und handeln lassen, wie die Vorfahren gehandelt und gedacht haben. Besteht das Denkwerkzeug in ihm nicht auf eine bestimmte Weise, in der die Empfindungen oder die Erinnerung an die Taten der Vorfahren fortleben? Die Vererbung erworbener Eigenschaften, so begrenzt im physischen Bereich, ist im psychischen Bereich durchaus wahrscheinlich, aber die Selektion hat in der Vergangenheit unzählige Individuen eliminiert, die ohne Nachkommen gestorben sind, und die Psychologie der Lebenden ist die der Vorfahren, die überleben konnten.

 

 

Er betont jedoch bestimmte Nuancen in Bezug auf die „reine Vererbung“ des ›europaeus‹ Geschlechts:

Die Idee der Evolution schließt die Vorstellung einer perfekten Identität der arischen Psychologie zu allen Zeiten und in allen Ländern aus.

Indem er aus den ältesten Quellen schöpft, ging Lapouge sogar bis zu Homer, um die ersten Beschreibungen der Indo-Europäer zu finden:

Im Rahmen einer Zivilisation aus der frühen Eisenzeit, überlagert von der der Mykener, agieren stark gezeichnete Figuren, die den Rittern des Mittelalters sehr ähnlich sind. Diese räuberischen Achäer, große Trinker, große Esser, streitsüchtig und ritterlich, schnell begeistert und sehr schnell demoralisiert, vor allem kriegerisch und so redselig wie mutig, sind die wahren Brüder der historischen Gallier und der Helden der französischen Heldensagen. Als von der Sonne berauschte Aryer, in der Geburt des griechischen Genies, geben uns die Helden und ihr Dichter eine großartige und prächtige Vorstellung von der Psychologie ihrer Rasse. Niemals waren die Helden größer, und die Dichter haben nie ihr Vorbild übertroffen.

Da wir Menschen in erster Linie aus Erbgut und insbesondere aus Instinkten bestehen, erklärt er auch:

Die Beschäftigungen der Primärvölker – Krieg, Jagd und Fischfang – entsprechen angeborenen Vorlieben, die sie von fernen Vorfahren geerbt haben, Instinkten, deren Befriedigung Vergnügen bereitet.

Lapouge betont die Schlüsselrolle der Rassenpsychologie in der Geschichte:

Die Rassenpsychologie ist der grundlegende Faktor der historischen Entwicklung.

Bei einem Vergleich von ›Homo Europaeus‹ mit anderen Arten der Gattung Homo erklärt er:

Was bloße Intelligenz betrifft, so weicht der ›Europaeus‹ nicht sehr vom Durchschnitt der Menschheit ab, er hat keine besonderen Charaktereigenschaften. Man findet sehr intelligente, weniger intelligente und sehr wenig intelligente Individuen, wie bei allen Rassen.

Der eigentliche Unterschied zwischen ›Europaeus‹ und dem Rest der menschlichen Rassen ergibt sich aus einer angeborenen moralischen Tendenz:

Die angeborenen Neigungen des Ariers bilden sein wahres psychisches Gesicht. In allem, was er tut, zeigt er Entschlossenheit.

Und weiter:

Es ist eine große Stärke des Menschen, eine Entscheidung zu treffen, sie so gut wie möglich zu treffen, sie nicht ohne neue Gründe zu ändern und sie ohne Sturheit und Eigenliebe zu treffen, wenn sich die Bedingungen geändert haben. Diese Eigenschaften besitzt der Arier in höchstem Maße.

Auch die Kampfbereitschaft des biologischen Indoeuropäers oder ›Homo Europaeus‹ ist erwiesen:

Das gleiche Bedürfnis nach Aktion hat bei den Ariern immer einen intensiven Kampfgeist hervorgerufen. Die Griechen, die Gallier, die Germanen waren die größten Kämpfer der Antike.

Lapouge hebt auch seine „aggressive Art der Solidarität“ hervor und erklärt, daß

diese ausgeprägte Kampfbereitschaft den Arier nicht nur zu einem Eroberer, sowohl militärisch als auch industriell, gemacht hat, sondern auch zu einem freien Menschen. Unter rauen Gefährten kommt es notwendigerweise zu einer Vereinbarung auf der Grundlage großer individueller Unabhängigkeit.

Der Anthropologe fügt hinzu:

Die Beziehungen des Individuums der ›europaeus‹ Rasse zu anderen werden von zwei scheinbar widersprüchlichen Qualitäten beherrscht, die er in höchstem Maße besitzt. Die erste ist sein Individualismus. Er denkt, will und handelt für sich selbst, läßt keine Fremden in sein Leben. Kommt die Gelegenheit, in der er andere braucht, und umgekehrt, wenn andere ihn brauchen, wird der kühle und unnachgiebige Egoist menschlich, setzt alle seine Fähigkeiten für den gemeinsamen Erfolg ein und opfert sich, wenn nötig, mit wohlüberlegter Absicht. Er widersetzt sich jeder Form von Autorität, verteidigt seine persönliche Freiheit und wird bereitwillig zum Mustersoldaten und unterwirft sich allen zivilen Disziplinen, wenn es notwendig wird. Es gibt keinen Menschen, der so gern sein Haus für sich allein und abgelegen hat, es gibt aber auch keinen, der sich so sehr einer Vielzahl von Gesellschaften aller Art anschließt, wie er es tut.

Die Solidarität bei ihm ist nicht nur defensiv, sondern sondern hat die Eroberung zum Ziel,

eine pekuniäre, moralische, militärische Eroberung, was immer man will, aber etwas, das man anderen oder dem Nichts wegnehmen kann.

Russische Ausgabe: Der Arier und seine soziale Rolle

Lapouge beschreibt das Kriegerische und die anspruchsvolle Auffassung von Freiheit beim ›Homo Europaeus‹:

Intensive Entwicklung der öffentlichen Freiheiten.

Er bemerkt auch:

Der freie Mensch in der Antike gehörte oft ausschließlich zur Rasse ›Europaeus‹. Heute kann man sagen, daß nur die Völker dieser Rasse frei sind. Freiheit zeigt sich auf vielfältige Weise: individuelle Freiheit, der Mensch ist vor willkürlicher Inhaftierung geschützt, sein Zuhause ist unverletzlich, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit, insbesondere in politischen Angelegenheiten, Versammlungs- und Vereinsfreiheit.

Der Indo-Europäer wird als „der freie Mensch unter den Rassen“ bezeichnet.

In Bezug auf die Religionspsychologie erklärt Lapouge, daß die politische Psychologie ähnlich ist. Religiös und gleichzeitig frei, aufgrund der der „erblichen Tendenzen der Rasse“. So war es bei den Hindus, den Griechen und den frühen Römern:

Niemand konnte das Jenseits genießen, ohne die regelmäßige Durchführung der von einem Nachkommen durchgeführten Opfer; die Unsterblichkeit der Verstorbenen hing von der Fortdauer der Nachkommenschaft ab, und jeder war es sich und seinen Vorfahren schuldig, nicht ohne Nachkommen zu sterben.

Er erklärt, daß deshalb die Nordländer der ›Europaeus‹-Rasse sich der protestantischen Reformation anschlossen, gerade weil „zwischen dem Geist der Kirche, der ganz auf Autorität ausgerichtet war, und dem arischen Geist, der ganz auf Unabhängigkeit ausgerichtet war, ein unversöhnlicher Gegensatz bestand“. Der Indo-Europäer kann jedoch andererseits tolerant sein.

Der produktive und fleißige Geist des Indo-Europäers führt dazu, daß er alle Möglichkeiten seiner Umgebung nutzt:

Die natürlichen Reichtümer müssen genutzt werden, und die dolicho-blonden Völker tun dies mit einer Schnelligkeit und einer Tatkraft ohnegleichen.

Lapouge faßt die Merkmale des biologischen Indo-Europäers zusammen:

Wagemut, Beharrlichkeit, Dolichocephalie, Depigmentierung, Hochwuchs sind Merkmale des ›Homo Europaeus‹.

Es stellt sich die Frage, ob die kulturelle Identität der Indoeuropäer durch das biologische Aussterben der Indoeuropäer gefährdet wird. Dies ist eine Gewißheit. Der Indogermane würde durch seine Vermischung irgendwann aussterben, ebenso wie die Völker, die sich mit ihm vermischen würden.. Dies war eine der Befürchtungen der Gesetzgeber, die Rassentrennungsgesetze in den USA oder in Südafrika erlassen haben.

Man kann aber auch die positivere Auffassung vertreten, da der Indogermane, gerade weil er kühn und hartnäckig ist, nicht einfach so verschwinden könnte, weil seine natürlichen Neigungen ihn dazu bringen würden, weiterzubestehen.

Lapouge war zuversichtlich, daß die „dolicho-blonds“ überleben würden. Wie dem auch sei, es sind die Indogermanen selbst, die über ihr Schicksal entscheiden werden.

Quelle: https://www.terreetpeuple.com/les-indo-europeens/6613-la-psychologie-de-lindo-europeen-selon-georges-vacher-de-lapouge.html