
Zur Erinnerung an Hans-Wilhelm Schäfer
ᛉ 18. Dezember 1935 ᛣ 4. August 2022
DAS VÖGLEIN
Sieh doch nur dem Vöglein zu
es hat Augen so wie du
es hat Schultern, Rücken, Bein
sei’s auch klein
Sieh doch nur dem Vöglein zu
es fühlt Schmerzen so wie du
freut sich übers Morgenlicht
im Gesicht
Sie doch nur dem Vöglein zu
abends sucht es seine Ruh
und am Ende muß es sterben
so wie du
LEBENSLAUF
Studierst du den Menschen
ein Leben lang
so wird dir im Kopf
und im Herzen bang
Er lebt und gedeihet
den Pflanzen gleich
im Winter arm
und im Sommer reich
Er lebt wie die Tiere
erjagt sich sein Brot
er baut und er tötet
und kämpft gegen Not
Sein Leben ist kurz
sein Leben ist lang
und sucht wie die Sonne
den Untergang
ABSCHIED VON EINEM WEINENDEN KIND
Du stehst am Anfang des Lebens
mir ist das Ende nah
wie oft weinst du Tränen vergebens
nicht wissend was wirklich geschah
Du trägst die Qual des Scheidens
das Morgen ist dir leer
du trägst die Last des Leidens
des Tods ohne Wiederkehr
Ich hab im Herzen das Hoffen
und klammre mich an die Frist
dir steht ein Abgrund offen
der unergründbar ist
Verzeih wenn ich dich betrübe
und denk an das Wiedersehn
wenn ich den Abschied nicht übe
wie soll ich im Sterben bestehn
Die Gedichte wurden entnommen aus ›Neue Literatur‹ 2015 und 2015/2016
Vielen Dank für diese eindrücklichen Verse, die tief blicken lassen.
Er war wunderbar und ganz außergewöhnlich!