Auszug aus dem Buche

 

Die Gesittung (Kultur) des frühen Persertums und damit auch das meiste Geistesgut, das im Mazdaismus wirksam wurde, bieten eine besonders gutes Beispiel für die Gestaltung eines Volkstums und eines Glaubens aus dem Geiste der nordischen Rasse. Wenn man sich frägt, wie eine Glaubensgestaltung aus nordischem Wesen beschaffen sein müsse, so werden der persisische Mazdaismus, die homerische Frömmigkeit der Hellenen und die germanische Frömmigkeit [1] mit ihren Grundzügen und besonders ihren gemeinsamen Zügen die Antwort im wesentlichen erteilen können. Frühes Persertum, frühes Hellenentum und Germanentum enthalten als Geistesschöpfungen alles Wesentliche, worin die nordische Rassenseele, jeweils zu einzelnen Volkstümern abgewandelt, sich in möglichster Reinheit arteigen ausgedrückt hat. Auch aus diesem Grunde soll hier einiges über den Mazdaismus ausgeführt werden. Die rassenkundlichen Zeugnisse dafür, daß man das Persertum zur Zeit der Achaimeniden und der Ausbreitung des Mazdaismus der Rasse nach als überwiegend nordisch ansehen darf, sollen später zusammengestellt werden.

Gegen Ende des 7. und zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. – also lange vor anderen Glaubensstiftern, vor Buddha und den großen israelitischen Propheten – erstand aus ostiranischem Geschlecht ein Mann namens Spitama, der Später den Zunamen Zarathuschtra erhielt. [2]

Von Zarathuschtra ging eine Umbildung und Klärung der überlieferten indoiranischen Götterlehre aus, die bald persischen Glauben wesentlich vom indischen abhob. Die indischen ›dewas‹ (zu latein. deus, zu german. Tyr=Ziu), in Indien Gottheiten, wurden in Persien zu den ›dīws‹, teufelähnlichen Gestalten, an deren Stelle, nachdem Persien zum Islam gezwungen worden war, islamische ›scheitan‹- (= Satans-)Gestalten traten. Der Vielheit der indischen ›asuras‹, böswilliger Schädlingsgottheiten, entsprach schließlich in Persien nur noch eine Gestalt, und sie wurde durch Zarathuschtra nahezu zum Eingott erhoben: Ahura Mazda, der größte Ahura.[3]

Ahura Mazda, Relief

Gemeinsam blieben Indern und Iranern die Gottheit Mithra, die im Mazdaismus zurücktritt, und ›soma‹, persisch ›haoma‹, ursprünglich das Rauschgetränk der Götter und Menschen, vergleichbar mit dem Nektar der Hellenen, dem Met der Germanen.

Der Mazdaismus Zarathuschtras ist die erste Glaubenstiftung, die dem ganzen Weltlauf und der Staatsordnung sowie der Lebensführung der Menschen eine sittliche Bedeutung beimißt, den Menschen selbst in das Weltgeschehen als Mitwirkenden mitten hineinstellt zu der Entscheidung für oder wider Gott. Der Mazdaismus stellt überhaupt die erste bewußte Heilsordnung und Gotteslehre dar und hat damit geradezu schon Züge einer gewissen Gottesgelehrtheit, einer Theologie. Eben hierin darf man gegenüber der geringeren Bewußtheit des Frommseins, der unmittelbareren Frömmigkeit des Hellenen oder des Germanen, gegenüber dem Fehlen „theologischer“ Neigungen bei Hellenen und Germanen, einen Einfluß der vorderasiatischen Rassenseele suchen, der die „geoffenbarten“ Glaubensinhalte und die Aufstellung von Glaubenssätzen teuer sind. Gerade von diesen „theologischen“ Bestandteilen des Mazdaismus, aber auch von anderen, sind tiefgreifende Einflüsse ausgegangen auf Judentum und Christentum.

Dem Indogermanentum fremd sind die dem ursprünglichen Mazdaismus weniger, dem späteren mehr anhaftenden Einwirkungen des Erlösungsgedankens. Der Erlösungsgedanke gehört besonders der vorderasiatischen Rassenseele an, der Clauß darum die Bezeichnung „Erlösungstypus“ gegeben hat.[3] Dieser Gedanke regt sich aber auch deutlich überall da, wo die ostbaltische Rasse vorwiegt oder beigemischt ist. Vom Morgenlande und von Osteuropa sind dem Abendlande immer wieder neue Ausgestaltungen des Erlösungsgedankens zugekommen. Den späteren Mazdaismus hat er Gedanke der Erlösung und die Vorstellung eines Heilands (persisch ›saoschjant‹) stark durchsetzt. Reitzenstein hat aber nachgewiesen, daß der Erlösungsgedanke sich in der persischen Frömmigkeit erst geregt hat durch fremden Einfluß, erst nachdem die Perser nach Babylonien und Syrien, also in Gebiete überwiegend vorderasiatischer Rasse, vorgedrungen waren. [4] Einwirkungen vorderasiatischen Geistes, durchaus begreiflich in Iran, können aber dem ursprünglichen Mazdaismus doch nicht die wesentlichen Kennzeichen eines Glaubens nordischer Artung nehmen.

Unmittelbar aus altindigermanischem Geistesgute stammt Zarathuschtras Verehrung einer göttlichen Ordnung der Welt: einer Ordnung, die bei den Indern als ›ritam‹ erscheint, über die Waruna wacht, bei den Persern als ›rtam‹ (artam) und als ›ascha‹ (= Heil oder Recht oder Ordnung); das Wort ›ritam‹ erscheint dem Wortstamm nach und im Zusammenhang mit ähnlichen Glaubensvorstelliungen bei den Römern als ›ritus‹. Dieser Gedanke einer „sinnvollen Ordnung“, wie ihn W. Schulz gefaßt hat, [5] tritt im Hellenentum als der Kosmosgedanke hervor und läßt sich auch in der Midgardvorstellung der Germanen wieder erkennen. Die nordische Rasse hat sich ihrem ganzen Wesen entsprechend in allen Frühzeiten der großen Geschichtsvölker indogermanischer Sprache als eine „weltordnende Rasse“ erwiesen, hinwegstrebend vom Chaos und hinstrebend zum Kosmos: Familie, Staat, Recht, Gottesdienst, Jahreslauf und Geistesleben und sittliche Werte, alles ist bezogen auf die „sinnvolle Ordnung“ der Welt, und eine solche Vorstellung der Weltordnung findet sich im Völkerleben der Erde nur bei den Indogermanen.

Zarathuschtra geht bewußt von dieser indogermanischen Vorstellung aus; man hat im Mazdaismus einmal die „sittlich höchste Auffassung der Welt“ sehen wollen [6] und dem kann man durchaus zustimmen, wenn einem bei solchem Urteil bewußt bleibt, daß man offenbar nicht von einer „sittlichhöchsten“ Auffassung schlechthin sprechen darf – denn jedes Volk und jede Rasse empfinden das sittlich Höchste wieder anders –, sondern eine Auffassung in solcher Weise immer nur werten kann vom Geiste einer bestimmten Artung aus. Die Behauptung gilt also innerhalb der Grenzen nordisch-indogermanischer Artung. Im Mazdaismus wird die „Welt“ wie bei Fichte erblickt als „das versinnlichte Materiale unserer Pflicht“; nur ist diese ganze Weltordnung bei Zarathuschtra viel naturvertrauter empfunden als bei Fichte, dem das Naturgefühl der Indogermanen nicht zuteil geworden war.

Die echten Zarathuschtraworte im persischen Awesta, die für die Betrachtung dieses Buches – das ja immer bemüht ist, die lebensgesetzliche (biologische) Auswirkung solcher Lehren zu erfassen – bedeutsam sind, finden sich besonders in den Gathagesängen, den Awesta-Abschnitten 28-34, 43-51 und 53:

In der Welt und im Gewissen der Menschen geht ein fortwährender Kampf vor sich zwischen dem Gute Geiste Ahura Mazda und dem Bösen Geiste Angra Mainju (zwischen ›Ormuzd‹ und ›Ahriman‹ in späterer persischer Sprachform). Gelegentlich ist diese Vorstellung auch so gefaßt, als ob Ahura Mazda über diesem Kampfe zweier Mächte stehe; dann ist der im Kampfe liegende Ahura Mazda der Gute Geist, soweit er sich durch das sittliche Streben der Menschen im Leben verwirklichen kann.

›Ahura Mazda‹ und ›Angra Mainyu‹, Felsrelief der Sassaniden. Bildquelle: Ancient Origins

In seiner Auffassung vom Sittlichen geht Zarathuschtra vom Völkisch-Persischen aus, von angestammten iranischen Überlieferungen: was die Edelsten im Persertum, die besten Verleiblichungen persischen Geistes, als gut und ertüchtigend anerkannt haben, bildet die Grundlage sittlichen Wertens im Mazdaismus; was edlem persischem Wesen zuwider ist und was persische Kraft schwächen würde, das ist für den Mazdaismus das Schlechte, das sittlich Verwerfliche. [7] Perser wie Hellenen stehen in Glaubensdingen ganz auf eigenen Füßen, soviel inhaltliche Vorstellungen vorhellenischer und morgenländischer Herkunft die Hellenen auch für ihren homerischen Glauben umbildend aufgenommen haben mögen.

Das Verpflichtend-Völkische und das Völkisch-Verbindende wurde im Mazdaismus von den Persern der Frühzeit empfunden und konnte gerade wegen der arteigenen Gestaltung dieses Glaubens lebhaft empfunden werden. Herodotos (I, 132) hat aufgezeichnet: 

Wer Opfer darbringt, darf nicht für sich allein um Heil beten, sondern er bittet um Wohlergehen für alle Perser und für den König, denn in allen Persern ist er selbst mit einbegriffen.

Es leuchtet ein, daß eine solche Ablehnung individualistischen Denkens allein schon zur Erhaltung der arischen Geschlechter des Persertums beigetragen hätte, wenn nicht der Mazdaismus wie jeder Glaube indogermanischer Herkunft schon ein Glaube der Lebenserhaltung, ja der Lebenssteigerung gewesen wäre. Der „sinnvollen Ordnung“ entsprach eine Ordnung der Zeugungen, deren Sinnbild das heilige Herdfeuer war, das im Hause eines jeden indogermanischen Familienvaters brannte, dieses Herdfeuer selbst wieder ein Kennzeichen der ursprünglichen Seßhaftigkeit und Bäuerlichkeit der Indogermanen.

Im Wesen Ahura Mazdas als eines Gottes der Weltordnung lag für das fernere Geschick des Persertums auch eine gewisse Gefahr: war Ahura Mazda der Hüter der ganzen sinnvoll geordneten Welt, so konnte er leicht zu einem Gotte werden, der weit über das arische Persertum hinausgriff. Hiermit war eine großartige „theologische“ Wendung gegeben, die zum umfassenden Allgotte für alle Völker der Erde. Dieses Beispiel des Persertums zusammen mit anderen „theologisch“ erscheinenden oder auslegbaren mazdaistischen Lehren hat im ganzen Morgenlande ringsum zündend gewirkt, indem es die Glaubensvorstellungen von der Stammesgottlehre (Henotheismus) zur Eingottlehre (Monotheismus) hinlenkte. Für das Persertum selbst war mit solchen Vorstellungen eine völkische Gefahr verbunden: Ahura Mazda wurde schließlich zum Allerweltsgott des Großreichs der Achaimeniden mit seinen verschiedenen Völkern, Sprachen, Rassengemischen, ein „imperialistisch“ begriffender Reichsgott des sich weithin zerstreuenden persischen Adels, der den Achaimeniden ihre Statthalter, die ›Satrapen‹ (Schatrapa), und ihre Heerführer und hohen Beamten stellte.

Die Gestalt Zarathuschtras selbst bleibt im geschichtlichen Halbdunkel; doch läßt sich erkennen, daß Spitame, zubenannt Zarathuschtra, einer der Erhabensten war aus der Reihe der großen Männer, die indogermanischen Völkern entstammt sind. [8] Die sittliche Spannung, in die der Mensch hineingestellt ist, ist wohl nie tiefer empfunden worden als im Mazdaismus; auch ist nie und nirgends ein bestimmterer Aufruf erklungen zu einer reinen Lebensführung, „rein“ im frühpersischen Sinne und das bedeutet; im Sinne der nordischen Rassenseele persischer Sonderprägung.

Der Endsieg Gottes über den Widergott wird vorbereitet durch Mitwirken der Menschen im Kampfe gegen das Böse. Zu diesem Kampfe ruft der Mazdaismus täglich auf; nicht morgenländische Ergebung soll der Mensch üben, er soll das Böse in seinem Lebensbereich nicht dulden, sondern es bekämpfen „mit Taten, Worten und Gedanken“. Die angeborenen Züge frühpersischen Wesens: großzügige Vornehmheit, überlegenes Edelmannstum, frische Kampfeslust, sind durch den Mazdaismus gefördert worden, womit dieser sich als ein überzeugenderes Beispiel arteigenen Glaubens und arteigener Sittlichkeit erweist. Den Fleiß, die Einfachheit, Rechtschaffenheit und Wahrheitsliebe des frühen Persertums sowie den Familiensinn, den die frühen Perser mit den Römern teilen, hat der Mazdaismus bestätigt und zu Zügen bewußt persischer Frömmigkeit erhoben.

So hat der Mazdaismus auch die Staatsführung der Groß-Könige durchdrungen, denen es gelang, Kraft mit Weisheit und Milde zu vereinen. Dabei macht indogermanisches Adelsbauerntum die treibende Kraft der frühpersichen Frömmigkeit aus wie die treibende Kraft der römischen und germanischen Frömmigkeit. Xenophon bestätigt in seinem ›Oikonomikós‹, IV, 17, der Großkönig rechne zu den edelsten und notwendigsten Tätigkeiten den Beruf des Bauern und den des Kriegers. Hiermit ist schon eine spätere Stufe der Gesellschaftsgestaltung eines Volkes indogermanischer Sprache angegeben, wie sie oben betrachtet worden ist; aber was dem Urteil des Großkönigs als Lebensgefühl zugrunde liegt, ist das ursprünglich einheitliche Bauernkriegertum der Indogermanen.

Zoroaster in der Darstellung von Friedrich Rehberg, Bildquelle: Mumbay Blogg

Ganz nach Art der Staatsgestaltung in allen Mittelaltern indogermanischer Völker war das Reich der Achaimeniden ein ausgesprochener Adelsstaat. [9] Die Söhne edler Perser – sie trugen, wir Herodotos (VI, 19) mitteilt, ihr Haar lang bis auf die Schultern wie die keltischen und germanischen Freien – wurden am Hofe des Großkönigs erzogen zwischen dem 5. und dem 20. Lebensjahre und lernten dort, wie Herodotos (I, 136) sich ausdrückt, „nur dreierlei: Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen“ – eine Wendung, die Nietzsche besonders erfreut hat. In seinem Werke ›Also sprach Zarathustra‹ hat ja Nietzsche, achtsam auf jede Regung eines Edelmannstums, manche Anregung aus der Geisteswelt des frühen Persertums verwertet. Auch Plutarchos (Artaxerxes 4) berichtet über die Erziehung der edlen Perser, die vom 14, Lebenjahre ab besonders bestrebt sei, die Furchtlosigkeit zu stärken und mit Staatsgeschäften vertraut zu machen.

Von den Auswirkungen, die der Mazdaismus gehabt hat, sind für die Betrachtungsweise dieses Buches diejenigen besonders bedeutsam, die sich auf die Lebensvorgänge im persichen Volke erstrecken, die zu Auslese und Ausmerze beigetragen haben. Diese Frage hat auch W. Schulz sich gestellt in seiner Arbeit ›Arische Rassenhygiene in der Religion der alten Perser‹, [10] aus der für die folgende Schilderung einiges entnommen ist.

Das ganze Dasein des Persers wird von Zarathuschtra erfaßt mit der Absicht der Förderung des tüchtigen Lebens. Fasten und Ehelosigkeit – die im Bereich der Völker überwiegend vorderasiatischer Rasse und vorderasiatischen Einschlags leicht als heiligend gelten – werden als lebenshemmend verboten; geboten ist alles, was das Leben steigert von der Pflanzenzucht, Baumpflege, [11] Haustierzucht und Haustierpflege bis zur Pflege der menschlichen Familie, der Frömmigkeit und sittlichen Reinheit. Im ›Widewdat‹ 4, 47 des Awestas hat Zarathuschtra ausgesprochen:

Hoch steht der Mann, der eine Ehefrau hat, über dem, der keine hat; derjenige, der einen Haushalt hat, über dem, der nichts hat; derjenige, der Kinder hat, hoch über dem Kinderlosen.

Die Gattenwahl wird auf die edelsten Männer und Frauen gelenkt. Herodotos VII, 117 erzählt, wie das persische Heer um einen Gefallenen getrauert habe, der als der Größte und Kraftvollste unter den Persern gegolten hatte. Diejenigen Frauen wurden gefeiert, „die den schönsten Leib zu Zeugung haben, die für das Hauswesen die trefflichsten sind“ (Jascht 5, 34) oder „die schön gewachsenen Frauen, die sich guten Eheglücks und trefflicher Abstammung erfreuen“ (Wisprat 2, 7). Die Mädchen der persischen Frühzeit beten um einen schönen und tüchtigen Hausherrn, der ihnen Nachkommen zeugen solle (Jascht 15, 40); der Hausherr betet um tüchtige Nachkommenschaft, die das Ansehen der Sippe und Gemeinde und den Ruhm des Reiches mehren solle (Jasna 62,5; Jasna 68, 5). Die Ahnengeister (Frawurtis) bittet man um „tüchtige, strahlende, helläugige Nachkommen“ (Jascht 13, 134).

Wenn ein Perser in das Paradies eingeht – Paradies (›pairidasa‹), ein Garten mit Tieren, ist eine frühpersische Vorstellung –, fragen ihn die Engel, ob er einen Stellverstreter in der Menschenwelt hinterlassen habe. Kann er das nicht bejahen, so muß er vor dem Eingang stehen bleiben. Kennzeichnend ist, daß eine Kuh, die nicht geopfert, sondern opferlos von Menschen verspeist werden soll, gegen ihren Schlächter den Fluch ausspricht: „Kinderlos sollst du sein“ (Jasna 11, 1). Die Parsen in Indien haben einen sprichwörtlichen Ausdruck bäuerlicher Lebensbejahung des frühen Persertums erhalten: „Den Acker bestellen und Kinder zeugen.“ [12] Der Großkönig war auf Erhaltung und Mehrung des arischen Persertums bedacht; Herodotos (I, 136) bestätigt: „Für Mannhaftigkeit gilt es, wenn ein Perser viele Kinder hat, und wer die meisten hat, dem schickt der König Geschenke Jahr für Jahr.“

Nicht auf die Zahl der Kinder allein kam es dabei an, sondern – wie bei allen Indogermanen – auf die erbliche Beschaffenheit, auf die Wohlgeborenheit, die ›eugéneia‹, wie es in Hellas hieß. Wie bei allen Indogermanen wurden mißgeschaffene Kinder bald nach der Geburt ausgesetzt. Diese Sitte, die ›expositio‹ der Römer, die bei sich zersetzenden Anschauungen so leicht zu einer Unsitte wird, so daß dann auch gesunde Kinder ausgesetzt werden können, hat sich im Persertum anscheinend bis in die Zeit des abendländischen Mittelalters erhalten, so wie erst im späteren Mittelalter die Kirche in Norwegen die germanische Aussetzung minderwertiger Kinder unterdrücken konnte. In ›Firdausis Shahname‹, dem Königsbuche, setzt Sam seinen neugeborenen Sohn Sal aus wegen dessen „weißer“ Haarfarbe. Da rosighelle Hautfarbe, wie die Kleinmalerei (Miniaturen) in Persien zeigen kann, noch bis in neuere Zeit herauf geschätzt wurde und Blondhaar in Persien heute noch nicht abgelehnt wird, kann es sich hier nur um die krankhafte Erscheinung des ›Albinismus‹ (der Farblosigkeit von Haut und Haaren) handeln. Auch unheilbar erscheinende Kranke der unteren Volksschichten scheint man in Persien ausgesetzt zu haben. [12]

Der Mazdaismus, der seine Gebote der Lebenssteigerung auf Acker, Tier und Menschen ausdehnte, ist die großartigste lebensbejahende Glaubensform indogermanischen Bauernkriegertums im Bereich der Völker indogermanischer Sprache. Gerade der Gegensatz zu andersgearteten Völkerschaften Vorderasiens mag den Mazdaismus zu diesem Höhenflug der Gedanken getrieben haben. Das Bauernkriegertum, das aus der germanischen Frömmigkeit spricht – die in deutscher Sprache am besten durch Kummer, ›Midgards Untergang‹, 1927, dargestellt wird – ist von gleicher Artung, aber gelassener, minder angespannt in seinem Ausdruck, und die römische Frömmigkeit der lateinisch-sabinischen Patres, auch sie echter Ausdruck indogermanischen Bauernkriegertums, ist – mindestens dem Mazdaismus gegenüber – bei aller Größe außerordentlich nüchtern. [13]

Krieger, Meder (runde Kopfbedeckung) und Perser (geriffelte Kopfbedeckungen. Bildquelle: picture-alliance / akg-images //akg

 

Gegenüber den ältesten Abschnitten des persischen Awestas bleibt es unverständlich, wie man, wenn nicht im gesamten Indogermanentum, so doch im ›Satem‹-Indogermanentum ein Wanderhirtentum oder einen wesentlichen Einschlag eines asiatischen Wanderhirtentums vermuten konnte. Daß einzelne iranische Völkerschaften in Gebiete gerieten, die keinen Ackerbau zuließen, wie das Beispiel der ›Kafiren‹ gezeigt hat, oder daß andere, durch spätere geschichtliche Vorgänge vom Bauernkriegertum abgedrängt, in Hirtenkriegertum getrieben wurden, kann nicht als Einwand gegen die Behauptung eines ursprünglichen Bauerntums aller Indogermanen gebraucht werden. Die persische Awesta-Dichtung spricht hierin eindeutig das Lebensgefühl indogermanischer Bauernkrieger aus.

Ahura Mazda wird am schönsten erfreut durch denenigen,der am meisten Getreide baut und Weideländer und fruchttragende Pflanzen anlegt …, der trockenes Land bewässert und sumpfiges trocken legt“ (Widewdat 3, 23). „Wer Getreide anbaut, der baut das Gesetz (das Heil) an“ (Wid. 3, 31). „Wenn es Getreide gibt, so schwitzen die ›Dīws‹“ (Wid. 3, 32). Die Teuflischen schwitzen also beim Anblick eines Getreidefeldes vor Wut über ihr verlorenes Spiel, denn sie wünschen sich die Erde als ordnungslose, gesetzlose Wüstenei. Die Zusammengehörigkeit von Ackerbau und Sippenpflege im großen Ganzen einer „sinnvollen Ordnung“ drückt ein Satz aus wie: „Erde, die brach liegt, ist nicht froh; ebensowenig die schöne Frau, die lange kinderlos bleibt“ (Widewdat 3, 24).

So umfaßt ein einheitliches adelsbäuerliches Denken im Mazdaismus alles sich regende tüchtige Leben bei Pflanze, Tier und Menschen. Da aber der Mazdaismus ein wesentlicher Ausdruck des frühen Persertums ist und ein solches adelsbäuerliches Denken sich nirgends im vorpersischen Iran nachweisen läßt, so fällt es schwierig, sich vorzustellen, daß eine „vorindogermanische Hirtenkultur“ in Südrußland irgendwelche wesentliche Einwirkung auf das vorgeschichtliche Indoiranertum gehabt haben könnte.

Gerade der Gegensatz zun Wanderhirtentum macht Zarathuschtras Glauben aus: die Frommen sind für ihn die Ackerbauern und Viehzüchter; die Ungläubigen für ihn die Wanderhirten der frühiranischen Ebenen, die „Räuber“, die keine geordnete Viehzucht kennen, nur Viehhaltung. [14] In solcher Weise sind ihm die Stämme semitischer Sprache im Süden Irans, die Stämme überwiegend orientalischer (Clauß: „wüstenländischer“) Rasse, wesensfremd, deren Hirtenkriegertum seinem Bauernkriegertum feindlich entgegengesetzt. Diesen Hirtenkriegern gegenüber empfindet er sein Volk als ein arbeitendes Volk.

Der völkisch-rassische Gegensatz des Iranertums gegenüber seinen Nachbarn ist aber nicht eigentlich in das Glaubensleben der Iraner eingedrungen. Der Frömmigkeit allen Indogernanentums ist Bekehrungseifer und Unduldsamseit immer fremd geblieben. Hierin äußert sich der nordische Sinn für den Abstand der Menschen von einander, die Scheu vor dem Betreten seelischer Bezirke der anderen Menschen. Man kann sich keinen echten Hellenen vorstellen, der seine Glaubensvorstellungen einem Nichthellenen hätte verkündigen wollen, keinen Germanen, Römer, Perser oder arisch-brahmanischen Inder, der andere Menschen zu seinem Glauben hätte „bekehren“ wollen. Der nordischen Rassenseele erscheint die Einmischung in das Seelenleben anderer Menschen als unvornehm und als Grenzverletzung. Daher die Duldsamkeit aller indogermanischen Glaubensformen. Bei allem edlen Stolze auf seinen mazdaistischen Glauben, der aus den von ihm entworfenen Inschriften spricht, hat Darajawahusch (Dareios) auch die anderen Glaubensformen in seinem Reiche geachtet, vor allem den Götterglauben der Hellenen. Es ist bezeichnend, daß erst unter den Sassaniden unter priesterlichem Einfluß die Andersgläubigen im Perserreiche wegen ihres Glaubens verfolgt wurden.

 

Anmerkungen

[1] Für germanische Frömmigkeit und Glaubensgestaltung vgl. Kummer, Midgards Untergang, 1927.

[2] Aus Zarathuschtra (wie der Name im folgenden geschrieben werden soll) entstand später die Form ›Zoroaster‹ (woraus italienisch ›Sarastro‹, bekannt aus Mozarts „Zauberflöte“)

[3] Dem indischen s entspricht in bestimmten Fällen lautgesetzlich ein persisches h; dem indischen Rauschtrank soma der persische haoma.

[4] Clauß, Rasse und Seele, 3. Auflage, 1933

[5] Reizenstein, Das iranische Erlösungsmysterium, 1921, S. 1

[6] W. Schulz, Zeitrechnung und Weltordnung in ihren übereinstimmenden Grundzügen bei den Indern, Iranern, Hellenen, Italikern, Kelten, Germanen, Litauern, Slawen, 1924; vgl. auch Oldenberg, Die Religion des Veda, 1917, 194ff.; Negelein, Die Weltanschauungen des indogermanischen Asiens, 1924, S. 100, Anmerkung 97: „Der Begriff rta“.

[7] So ›Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde‹, Bd. III, 1926, S, 652 unter „Welt“.

[8] Vgl. Geyer, ›Bildungswerte aus Osten und Orient, Jahresbericht des Forschungsinstitutes für Osten und Orient‹, Wien, 1919.

[9] Jackson, Zoroaster, The Prophet of Ancient Iran, 1919, Barthologmä, Zarathustra, Leben und Lehre, 1924; Hertel, Die Zeit Zoroasters, 1924; v. Wesendonk, Urmensch und Seele in der iranischen Überlieferung, 1924; Geldner, Die zoroastrische Religion, 1926; Clemen, Die Religionen der Erde 1927, S. 145 ff.; Lommel, Die Religion Zarathustras, nach dem Awesta dargestellt, 1930.

[10] Vgl. König, Altpersische Adelsgeschlechter, Wiener Zeitschrift für die Runde des Morgenlandes, Bd. 31, 1924k S. 287 ff., und Bd. 33, 1926, S. 23 ff.

[11] Volk und Rasse, Heft 3, 1932, S. 129 ff.

[12] Vgl. Herodotos VII, 31.

[13] Westermarck, The History of Human Marriage, Bd. I, 1925, S. 384.

[14] Spiegel, Iranische Altertumskunde, Bd. I, 1871, S. 565, Bd. III, 1878, S. 682; Windischmann, Zoroastrische Studien, 1863, S. 297-299

[15] Vgl. Deubner, Die altrömische Religion, Die Antike, 1926, S. 61-78