Das Einsatzkommando zur Durchsuchung u.a. meiner Privaträume fand in meiner Abwesenheit statt. Ich war an einem anderen von drei Orten, die zeitgleich heimgesucht wurden.

Im Nachhinein bin ich heilfroh, nicht dabei gewesen zu sein und zusehen zu müssen, wie meine persönlichen Bereiche durchstöbert werden.

Da ich nicht genau weiß, wonach die Herrn Vollstrecker überhaupt gesucht haben, weil sie nicht, wie es sich gehört und vorgeschrieben ist, einen Nachweis der mitgenommenen Gegenstände hinterlassen haben, muß ich davon ausgehen, daß in allen Ecken gestöbert wurde: im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Küche, Bad, Abstellkammer.

Ich hatte damit gerechnet, bei meiner Heimkehr Verwüstungen vorzufinden, aber außer einigen aufgeschlagenen Leitzordnern auf dem Wohnzimmertisch sah alles halbwegs manierlich aus.

Amüsant ist folgendes: Es gibt vermutlich in jedem Haushalt Bereiche, die nicht regelmäßig kontrolliert werden und Dinge beherbergen, die selten (oder nie wieder) Beachtung finden wie z.B. alte Telefone, Bastelzeug, Notizbücher, ausrangierte Taschen …tausende kleine und größere Dinge. In meinen Fall handelt es sich um einen – ich nenne ihn mal „meinen Chaos-Schrank” –, über dessen Innenleben ich schon vor Jahren den Überblick verloren habe.

Als ich nun nach der Durchsuchung zaghaft meine Wohnung betrat, sah ich auf dem Boden im Wohnzimmer seltsame Objekte liegen, nämlich zwei Fuchsfelle, wie sie früher – vielleicht vor einem halben Jahrhundert – vornehme ältere Damen zu tragen pflegten. Sie waren ordentlich nebeneinander gelegt: ein Rotfuchs- und ein Silberfuchs. Ich hatte die Teile vor vielleicht dreißig Jahren das letzte Mal bewußt wahrgenommen und total vergessen, daß es sie gibt.

An dieser Stelle möchte ich mich bei den Durchsuchern dafür bedanken, daß sie meinen „Chaos-Schrank“ in einen viel übersichtlicheren Zustand als zuvor gebracht haben, und vor allem die Füchse befreit und ans Licht gebracht haben. Ich schätze mal, die Herren Vollstrecker hatten ein bißchen Humor!

Sie konnten sich in meinen Räumen frei bewegen, anstatt unter meinen womöglich vorwurfsvollen Blicken herumschnüffeln und -wühlen zu müssen – eine wahrlich unsaubere und unehrenhafte Tätigkeit!

Dankenswerterweise haben die „Räuber” weder Zerstörung noch schlechte Schwingungen hinterlassen. Denn eines der metyphysischen Übel eines solchen gewaltsamen Eindringens ungebetener „Gäste” in die Privatspäre, ist das Gefühl und eine Form der „Entweihung”.

Bei aller Bitternis über die herben Verluste (Computer, Nerven und den Glauben an die Rechtlichkeit), möchte ich diese kleine Episode mit einem Augenzwinkern kommentieren.

GudRun Schwarz

 

 

 

 

Chaos-Schrank

 

Silberfuchs und Rotfuchs