Idelmino Ramos Neto
Die Welt durchläuft bekanntlich seit langem einen andauernden und fortschreitenden Prozess der seelischen Korruption. Derzeit erreicht sie die letzten Stadien dieser langen degenerativen Kette und taucht in die Zeit ein, die die alten nordischen Völker das ›Wolfszeitalter‹ nannten.
In diesem Sinne werden nicht nur Männer von geringer Tugend den Staat beherrschen und eine Art dekadenter und umgekehrter Macht ausüben, sondern auch der tiefere Sinn allen heiligen Wissens wird verloren gehen, bis ein Erneuerer des göttlichen Erbstammes kommt und diese Achse wieder in die korrekte Richtung lenkt.
Es ist daher nicht falsch zu betonen, daß in Wahrheit vieles von dem, was unter Esoterik verstanden wird, zutiefst beeinflußt von den Fehlinterpretationen, die von okkultistischen Figuren des 19. und 20. Jahrhunderts vorgeschlagen wurden, fast völlig falsch ist.
Zunächst einmal muß betont werden, daß Esoterik, d. h. Metaphysik, die Struktur betrifft, die dem gesamten religiösen Feld zugrunde liegt – was an sich suprareligiös und nicht irreligiös oder antireligiös ist.
Wenn man einen Schritt weiter geht, besteht die Funktion der esoterischen Lehre nicht einfach darin, die Götter als Prinzipien an sich zu „verehren“, sondern durch die Verbindung mit diesen unsterblichen Aspekten dem Inneren des Menschen eine Brücke zur Ewigkeit zu errichten – die es ihm ermöglicht, seine eigenen Grenzen zu überschreiten.
Daher ist jeder Ritus, der nicht als Norden (als Polarstern) die Askese hat, nutzlos und sogar kontraproduktiv.
Der moderne Mensch, selbst derjenige, der sich selbst als antimodern betrachtet, sieht die Esoterik mit Augen, die im Heiligen nur eine Quelle des Feilschens um materielle Vorteile zu finden trachten – und aus diesem Grund ist er frustriert, ertrinkt im tiefen Schlamm der tellurischen Finsternis und sehnt sich danach, daß das Übernatürliche sich dem Profanen unterwirft.
In diesem Sinne ist es geradezu peremptorisch, all diese tellurischen und zersetzenden Verbindungen zu zerreißen.
Die Götter sind äußerlich subtile Kräfte der Natur, innerlich Mächte, die kultiviert und genährt werden müssen – damit der Mensch seine eigene gefallene Natur überwinden und sich zum Firmament erheben kann.
Daher der Spruch der Griechen, der im Tempel des Apollon in Delphi eingemeißelt ist: „nosce te ipsum“ – „Erkenne dich selbst“ und du wirst das Universum und die Götter kennen.