Renzo Giorgetti

Es gibt eine Tatsache, die sich in allen demokratischen Regimen regelmäßig und nahezu ohne Ausnahme wiederholt. Alle sogenannten Volksvertreter sowie die Regierungs- und Ministerialbeamten und alles, was man als Machtapparat bezeichnen könnte, sind durchweg von sehr geringer menschlicher Qualität und zeichnen sich bestenfalls durch Unwissenheit und Inkompetenz oder in den schlimmsten Fällen durch inhärente Schädlichkeit, Niedertracht und systematische Unredlichkeit aus. Eine Ansammlung extravaganter Spontankultur in einer Art großem Gefäß, in dem die schlimmsten asozialen Halunken zusammenkommen, bestehend aus Geschäftsleuten, Betrügern, Angebern, mehr oder weniger gewohnheitsmäßigen Delinquenten, Außenseitern, Histrionikern, geistig Zurückgebliebenen, Intriganten aller Art: ein wahrer „Staat im Staat“, eine kleine Republik, nicht „der Gelehrten“, sondern der Kriminalpathologie.

Diese „Anziehungskraft“ des Abschaums auf die obersten Ränge des Staates ist keineswegs zufällig, sondern hat etwas Unvermeidliches, fast Mathematisches, das uns das Vorhandensein festgelegter Prinzipien vor Augen führt, die erst noch entdeckt und interpretiert werden müssen.

Einem abgenutzen Klischee zufolge wäre die politische Klasse der ›Spiegel der Nation‹: eine beschwichtigende  und rechtfertigende Banalität, die völlig abzulehnen ist, da sie unwahr und kleinlich gegenüber denjenigen ist, die tagtäglich Ihre Qualitäten einsetzen, indem sie bauen, planen und handeln, um dann auf persönlicher und kollektiver Ebene hervorragende Ergebnisse zu erzielen. Jeder, der ein wenig Erfahrung hat, kann leicht erkennen, daß es neben den zahlreichen individuellen Exzellenzen, auch auf der Verbandsebene in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, viele Persönlichkeiten gibt, die sich gegen alle Widerstände auf der nationalen und internationalen Bühne verdient machen, oft sogar von der Politik behindert werden.

Aber warum gibt es dann keine politische Klasse, die des Respekts würdig ist? Die alte Kritik, wonach Demokratie die Regierung der Mittelmäßigen sei, hat uns nie wirklich überzeugt. Die Negativauslese, die stattfindet, ist zu präzise, beinahe wissenschaftlich, um zufällig zu sein, aber sie ist auch nicht das Resultat einer menschlichen Entscheidung, denn in einem solchen Fall sollte immer noch eine Fehlermarge vorhanden sein. Es gibt sicherlich noch etwas anderes, eine Art Naturgesetz, das noch nicht vollständig geklärt ist und in diesen Zusammenhängen auch ohne das Wissen der Protagonisten wirkt.

Um dies zu erläutern, müssen wir einen sehr weiten Sprung in die Vergangenheit machen und in die Zeit der antiken Demokratie von Athen zurückgehen (die übrigens die einzige ist, die diesen Namen verdient). Diese Institution, direkter Nachfolger der heidnischen Polis, erreichte ihren Höhepunkt und ihren ewigen Ruhm, solange sie ihr aristokratisches Rückgrat bewahren konnte und versuchte, das heroische Ideal in das bürgerliche zu übertragen. Es wurde versucht, das Volk zu veredeln, anstatt die Aristokratie zu demokratisieren. Die Staatsbürgerschaft war ein Privileg, sie war nicht automatisch und dauerhaft; alle Prüfungen und Pflichten, denen der Bürger unterworfen war, zielten darauf ab, einen Menschentypus zu schaffen, der fähig war, mit dem gleichen Geist, mit der gleichen Fähigkeit zu befehlen und zu gehorchen, niemals aus Eigennutz und immer für die höheren Interessen der Gemeinschaft. Doch dieses ideale Modell verfiel bald, wurde vulgär und entartete in die demagogische Kakophonie und Verwirrung der amorphen Masse.

Aristophanes

Die demokratische Degeneration wird von Aristophanes in seiner Komödie ›Die Ritter‹ (424 v. Chr.), einer nicht allzu metaphorischen Darstellung der letzten Jahre des politischen Lebens in Athen, deutlich zum Ausdruck gebracht. In der Regierung (sowohl in der theatralischen Fiktion als auch in der Realität) folgen sich immer schlimmere Individuen in einem Wettlauf der Niedertracht und Vulgarität. Die Figur des ›Paflagon‹, einer der Diener des alten Demos, ist in Wirklichkeit der Herr des Hauses und zwingt den anderen Bewohnern des Hauses seinen Willen auf (in ihm erkennen wir die Figur des Kleon, des ersten athenischen politischen Führers, der nicht aus einer Familie des antiken Adels stammt). Er verbirgt sich hinter Orakelsprüchen, die von der Zukunft der Stadt sprechen: Die Herrschenden können nur durch immer schlechtere Menschen ersetzt werden. Als seine Gegner von dieser Vorhersage erfahren, machen sie sich auf die Suche nach einem Gegenkandidaten, um den Paflagone zu besiegen, und finden ihn in einem Wurstmacher, einem „elenden, schamlosen, spießigen Mann“, der alle Voraussetzungen mitbringt, um sich an die Spitze des Volkes zu setzen: „furchtbare Stimme, schändliche Geburt, spießige Art“. Die Prophezeiung des Aristophanes nimmt lediglich Ereignisse zur Kenntnis, die sich in jenen Jahren bereits ereignet hatten: Nach dem Tod des Perikles würden sich Personen von weitaus geringerem Format durchsetzen, zunächst der Tuchhändler Eukrates, dann der Viehhändler Lysikles, „der die Macht so lange halten wird, bis einer kommt, der noch infamer ist als er“, nämlich Kleon selbst.

In der Tat wird hier ein Verfall theoretisiert, der fast eine Naturnotwendigkeit ist, ein physikalisches Gesetz, ähnlich dem, das den Fall von Körpern regelt und das, unausweichlich in seinem Verlauf, nur zum Ende der Institutionen und des Lebensmodells führen kann, das die Polis zum Ausdruck gebracht hatte.

Dieses Gesetz des gravitativen Falls ist unserer Meinung nach die beste Erklärung für das sehr niedrige menschliche Niveau aller demokratischen Vertreter, das sich immer weiter und immer schneller verschlechtert. René Guénon war sich dessen bereits bewußt und brachte den ›Demokratismus‹ mit dem Gravitationsgewicht in Zusammenhang, und zwar nicht nur aus streng materieller, sondern auch aus „metaphysischer“ Sicht. Seiner Analyse zufolge schafft die Tendenz zum ›Schwere‹ – die in der Samkhya-Philosophie als ›Tamas‹ bezeichnet wird und auch mit Unwissenheit und Dunkelheit gleichgesetzt werden kann – „die im Sein eine immer größere Begrenzung schafft, die zugleich in Richtung Vielheit geht, hier repräsentiert durch eine immer größere Dichte„. (1)

Ein immer tieferer symbolischer Fall, hin zum Mittelpunkt der Erde, diesem Punkt, zu dem jeder Körper hinstrebt (nach Dantes Worten „al qual si traggon d’ogne parte i pesi“) (2).

Derzeit haben wir jedoch eine Anomalie, da der Fall nach „oben“ und nicht mehr nach „unten“ verläuft. Dies geschieht jedoch nur in einem relativen Sinn, da wir die Dinge aufgrund eines Perspektivfehlers aus einer umgekehrten Perspektive betrachten. Wir leben heute in einer sogenannten „verkehrten Welt“. Wenn man es so betrachtet, ist alles logisch, denn wenn die soziale Pyramide auf dem Kopf steht, ist der Aufstieg nichts anderes als ein Sturz, und wer an der Spitze steht, steht „verdientermaßen“ an der Spitze, aber nur kraft dieser Umwälzung, wie im Karneval und bei den Neujahrsfeiern (in allen traditionellen Kulturen, in allen traditionellen Kulturen, seit den Babyloniern), wo jede Ordnung umgekehrt wird und die niederträchtigsten Mitglieder der Bevölkerung in Führungspositionen aufsteigen und die Souveränität ausüben können, wenn auch nur für kurze Zeit (es gibt zahlreiche Illustrationen der „verkehrten Welt“ in der Neuzeit, in denen Episoden wie Diener, die dem Herrn befehlen, Schüler, die die Lehrer zurechtweisen, der Himmel anstelle der Erde usw. dargestellt werden).

Jetzt wird klar, warum die Auswahl in der Politik so präzise und unfehlbar ist und einem nicht nur physikalischen, sondern hyperphysikalischen Gesetz folgt, das von Fehlern unberührt bleibt und kaum Ausnahmen zuläßt (die besten oder am wenigsten schlechten Exemplare, die in einem demokratischen System an die Macht gekommen sind, haben dies immer auf unnatürliche Weise getan, durch einen Gewaltakt).

Um dies zu verdeutlichen, kann man auch die traditionelle Parallelität zwischen der Tendenz ›tamas‹ (schwer, grau, dunkel) und den ›Parias‹, den Unberührbaren, den Ausgegrenzten hinzufügen, die ihre Befriedigung in dem finden, was andere ablehnen. Der Ausgestoßene ist laut Frithjof Schuon ein Subjekt, das „einen definierten Typus darstellt, der normalerweise am Rande der Gesellschaft lebt“ und oft „etwas Zweideutiges, Unausgeglichenes, manchmal Affenhaftes und Proteusartiges hat, das ihn zu allem und nichts fähig macht“, „Akrobat, Schauspieler, Henker“, Protagonist „jedweder illegalen oder schändlichen Aktivität“, Haltungen, die ihn auch bestimmten Heiligen ähneln lassen, aber natürlich nur „in umgekehrter Analogie, versteht sich.“ (3)

Das, was oben ist, spiegelt sich in dem, was unten ist, als plausible, aber verzerrte Spiegelung wider, die nur die authentische Realität des Modells, dem es zu folgen gilt, erahnen läßt, und das auch noch auf negative Weise.

(aus ›La società da liquidare‹, Kap. II; wiederveröffentlicht auf heliodromos.it)

Fußnoten

1 R. Guénon, La crisi del mondo moderno, Mediterranee, Rome, 1972, p.110.

2 Inferno, XXXIV 111.

3 F. Schuon, Castes et Races, Edizioni all’insegna del Veltro, Parme, 1979, p.13.

Beitragsbild: https://dewiki.de/Lexikon/Der_Kampf_zwischen_Karneval_und_Fasten
Quelle: https://www.terreetpeuple.com/ethnopolitique-reflexion-68/3691-pourquoi-ce-sont-toujours-les-pires-qui-gouvernent-dans-une-democratie.html