Siegfried Kadner

Auszug aus dem Buch:

Rasse und Humor

In den unzähligen Büchern und Abhandlungen, die sich in den letzten Jahrzehnten mit den Lebensbedingungen und der Geistesentfaltung der Völker beschäftigen, treten vor allem drei Leitbegriffe hervor: Kultur, Stil und Rasse. Und wenn wir uns auch von der Erkenntnis führen lassen, daß ohne die rassische Wertung des Völkergeschehens keine kulturelle und stilistische Untersuchung Erfolg verspricht, daß also die Rasse der Oberbegriff der beiden anderen ist, so stehen die genannten drei insofern auf gleicher Ebene, als sie sämtlich Spätbegriffe der Erkenntnis sind.

Dazu ein Wort der Erläuterung: Die gemeinsamen Gesittungsformen einer Menschengruppe in der Ausübung ihrer Religion und ihres Kults, in ihrer Kunstübung, ihrem Familienleben und ihren Erwerbsformen werden von den betreffenden Menschen ganz unbewußt gelebt und hingenommen, als das Selbstverständliche, das Immergewesene und Unveränderliche.

Abstrakte, sinnenferne Bezeichnungen bilden sich ja überhaupt viel später aus als die konkreten, dinglichen, die zur Benennung und Beherrschung des werkhaften, gegenständlichen Alltagslebens fürs erste nötig sind. Es leuchtet somit ein, daß ein Begriff von solch umfassender Bedeutung und mit solch fließenden Grenzen wie derjenige der Kultur erst sehr spät Geltung bekommt. Ja, eigentlich wird er in seinem Wesen erst geformt und erfaßt, „begriffen“, in einem geschichtlichen Augenblick, in dem die zugehörige Erscheinung, also die Kultur selbst, in ihrem Bestand bedroht erscheint.

Erst wenn die Völker in ihrem Gefüge, in dem tragenden Unterbau ihres Gemeinschaftsdaseins, des überlieferten Brauchtums, ihrer religiösen Anschauungen usf. Risse und Sprünge spüren, formt sich aus der unbewußt gefühlten Not ein Sammelbegriff, der wie ein Alarmruf das, was zu entschwinden droht, benennt und damit gleichsam beschwört.

Nietzsche hat einmal gefordert, den Worten zu ihrem besseren Verständnis und zu ihrer tieferen Erkenntnis bis zur Wurzel nachzuspüren. Verfahren wir so mit der „Kultur” – das Wort stammt ursprünglich von colere – das Land, den Boden bebauen, so daß cultura die bäuerliche Pflege der Erde ist und nichts anderes (die agricultura). Die Sinnerweiterung bezeichnet dann die kultische Weihe, die Heiligung des bäuerlichen Daseins in seinen organischen Entwicklungsformen, und fernerhin die künstlerische, geistliche und wissenschaftliche Steigerung des Lebens, die auf einem im Bauerntum gesicherten, festen staatlichen Rahmen möglich wird.

Otto von Bismarck, fälisch, Radierung von W. Hecht nach Franz von Lenbach

Ein solcher Spätbegriff ist auch „Stil“. Stylus, ursprünglich das Gerät, der Schreibgriffel, erweitert sich zum Begriff der Schreibweise, nicht nur im Sinne der Handfertigkeit des Schreibers, sondern auch in dem der sprachlichen Prägung des Gedankens. Die in der Folge einsetzende Ausweitung des Gedankens: Stil – die Gesamtheit der Merkmale in der Formensprache der bildenden Künste, soweit sie für bestimmte Kulturbezirke und Epochen nachweisbar sind, ja, darüber hinaus als eine zeit- und volksbedingte Grundhaltung – gehört als Tatsache starken, selbstsicheren Zeiten an.

Als von einem bewußten Begriff des genannten Umfangs ist erst sehr spät von ihm die Rede, nämlich dann, wenn die gestaltenden Kräfte selbst von Fäulnis, Spaltung und Verfall bedroht sind. Die Zeit des Phidias, des Perikies und Sophokles, die klassische Zeit des attischen Geistes besaß Kultur und Stil in einem Umfang und verfügte darüber mit einer Unbefangenheit, wie sie kaum wieder erreicht wurden. Aber sie sprach nicht davon.

Die mittelalterliche Gotik, in der die gleiche Einstellung zum Leben aus den hochragenden und mystisch verdunkelten Kathedralen spricht wie aus den Steinbildnissen der Heiligen, erlebt den gotischen Stil bis in die Alltagserscheinungen der Umgangssprache und der Mode hinab, aber sie weiß nichts von ihm. Erst Zeiten, in denen das schöpferische Ingenium zu versagen und zu versiegen droht, schaffen den Begriff zugleich als einen Hebel der Kritik und als einen Ausdruck der Sehnsucht.

Der körperliche Schmerz ist die Reaktion, die auf einen Gefahrenherd hinweist, welcher Leben oder Gesundheit bedroht. Ein Notsignal! Den Charakter eines solchen Notsignals nimmt auch die Vokabel „Rasse” in steigendem Maße an, seitdem sie von den europäischen Sprachen, einem dringenden Bedürfnis der Völker folgend, allenthalben in Umlauf gesetzt wird und auf menschliche Verhältnisse angewandt wird.

Solange die Nationen in völkischer Geschlossenheit und wenn auch nicht unvermischt, so doch in harmonischem Zusammenwirken ihrer Rassenschichten dahinleben, ist ihnen der Begriff „Rasse” als Daseinsnorm und bewußte Forderung unbekannt, aber keineswegs als unbewußt wirkendes Gesetz ihrer Lebensregelung und Rechtsprechung.

Diese Betrachtung glaubt der Verfasser dem Verständnis seiner Abhandlung schuldig zu sein. Denn, wenn überhaupt Komik und Humor zum Rassengedanken in Beziehung gesetzt werden, so geht es nicht an, über die Geschichte des Rassengedankens selbst achtlos hinwegzugleiten. Ja, da das Element des Lächerlichen in jeder Gestalt nicht nur geistesbiologisch zu erfassen ist, sondern, abgelöst von dem der Kultur und des Stils, nicht verstanden werden kann, war auch ein kurzer Hinweis auf diese beiden notwendig.

An dieser Stelle hat die Untersuchung einzusetzen, welches Verhältnis denn nun zwischen den heutzutage unterschiedenen Rassentypen, also den nordischen, den fälischen, den ostischen und ostbaltischen, den westischen und orientalischen, den dinarischen und vorderasiatischen, den negriden und innerasiatischen einerseits und dem Phänomen des Lachens andererseits besteht.

 
von li.: Voltaire westisch-nordisch, Abraham a Santa Clara, dinarisch, Francois Rabelais, westisch-vorderasiatisch

Ganz gleich, ob die von H. F. K. Günther u. a. aufgezählten Typenreihen um den einen oder den anderen Faktor vermehrt oder vermindert werden, ob der eine Rassenforscher an der Benennung „turanisch“ oder „alarodisch” festhält, ob wieder ein anderer die „sudetische” Rasse vermissen mag, es handelt sich hier um Anschauungshilfen, die bei der Betrachtung und Einstufung der abendländischen Völker nach ihrem Schichtungsbestand notwendig sind.

Mag die Zukunft diese Skala erweitern, vereinfachen oder umgestalten, wir haben den Männern, die sie aufstellten, weit über die Gegenwart hinaus dankbar zu sein. Doch sollen die beiden ersten der genannten Rassetypen, der nordische und fälische, nicht, wie es vielfach geschieht, als Menschengruppen unter anderen Menschengruppen dargestellt werden, wenn auch vielleicht mit vorzugsweiser Behandlung, sondern als die schöpferischen Ausgangsrassen, die, allerdings in hundertfacher Abwandlung im Abendlande und den angrenzenden Kulturbezirken, natürlich auch in Nordamerika, den entscheidenden Anstoß gegeben haben lür die Kulturentfaltung sowohl wie für die Ausprägung der Stile.

Wenn beide, Kultur und Stil, sich trotzdem recht verschieden entwickelt haben, so liegt es an den verschiedenen örtlichen und zeitlichen Bedingungen und damit zugleich an den hinzutretenden fremdrassigen Komponenten des Menschenschlages.

So viel steht fest, daß die Nacheiszeit mit ihren harten Lebensbedingungen in einem Jahrtausende langen Ausleseprozeß zur hohen Schule der beiden Rassen wurde. Der lange Winter erforderte Vordenklichkeit und wohlbedachte Maßnahmen in der wärmeren Jahreszeit, damit man ihm trotzen konnte. Nur straffe Kameradschaftlichkeit in den Sippenverbänden und gestählte Willenshärte vermochte dem Ansturm eines rauhen und gefährlichen Lebens Widerstand zu leisten.

Und doch unterschieden sich beide Schwesterrassen, die wohl im Grunde Töchter derselben Urnordrasse sind, vom Anfang ihres Auftretens an. Die fälische, zum Teil auf dem fetten Marschboden siedelnd, ging zuerst zum Ackerbau über und zeichnete sich bald durch Seßhaftigkeit, enge Verbundenheit mit der Scholle, durch bäuerliche Beharrlichkeit und Stetigkeit aus, Charakterzüge, die sich ihrer äußeren Erscheinung, breit und wuchtig, mit schwerem, gelassenem Gang, trefflich einfügen. Die nordische Rasse, erstmalig südöstlich von der fälischen auftretend, ist von Beginn an beweglicher, unternehmender und zu weiträumigem Ausgriff geneigter.

Was in den kommenden Beispielen auf der fälischen, was auf der nordischen Seite zu buchen ist, soll zwar in seiner Besonderung deutlich und faßlich nachgewiesen werden, aber nicht in streng schematischer Trennung. Denn infolge des Jahrtausende alten Ineinandergreifens und Ineinanderschmelzens der beiden Rassen, das kraft der Erbgesetze doch niemals zu einem einheitlichen Mischtypus führen konnte, sondern in dem immer wieder die eine Art aus der anderen „herausmendelte“, treten die kennzeichnenden Züge im seelischen Antlitz (wie auch im körperlichen) im gleichen Werk, beim gleichen Dichter, häufig mehr hintereinander als nebeneinander hervor. Es ist oft so, als erblicke man durch eine gläserne Maske eine zweite. Man sieht durch das nach außen gekehrte Erscheinungsbild sozusagen die der anderen Rasse zugehörenden Anlagen hindurchschimmern. Das soll nicht hindern, den Grundcharakter zu verdeutlichen, der jeweils das Vorklingen der fälischen oder der nordischen Leitmelodie deutlich vernehmen läßt.

›Berliner Illustrierte Zeitung‹, 1938, Nr. 20. Zeichnung von Barlog

 

„Ich rauche nicht und trinke nicht!”

„So, dann haben Sie also gar keine Laster?”

„Doch, ich lüge!”

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