Gerhard Hess
Nach Norden weisen die Sterne
Vielerlei Wege verführen nach Rom,
in die Fremde, die südliche Ferne,
doch nach Norden unter den Himmelsdom,
nach Thule, weisen die Sterne.
Sie kreisen im kosmischen Reigen,
um der Götter Thron und Altar;
was die Zeichen der Höhe erzeigen,
bleibt wahr und wunderbar.
Vom Nordberg schimmert die Irminsul
über braves Volk und der Wüste Brut.
Der Finsternismeister auf goldenem Stuhl,
wirft Mammons Macht gegen Menschenblut.
Wer hält den Hort, wer greift den Gral -,
Held und Händler hadern im Ringe;
trifft des Lichtritters blitzender Eisenstrahl,
oder fasst ihn des Drachens Schlinge ?
Zwei Geisterheere steh’n im Streit:
Pflichttreue ringt gegen Hetze und Hohn.
Wird Chaos oder Gerechtigkeit -,
siegt Atlantis oder siegt Babylon ?
Breite Straßen lenken hinab nach Rom,
Babels Buhldirnen lachen und winken;
es lockt zum Bade der goldene Strom
und die Seelen, die Seelen ertrinken.
Im Osten geht sichtbar die Sonne auf -,
der Norden schenkt höheres Licht.
Das geht seinen ewigen Opferlauf -,
aber Thule stirbt nicht !
Begriffserklärungen
Irminsul = altgerm.-sächsisches Sinnbild der Himmelsstütze
Rom = Sinnbild des Imperialismus u. geistiger Fremd- bzw. Zwangsherrschaft
Thule = Insel der Seligen im höchsten Norden
Atlantis = der ideale Staat
Finsternismeister = die Geld- bzw. Bankenmacht
Buhldirnen = Metapher für weltliche Verführungen
Babylon = Symbol für Völkerchaos