Gerhard Hess
fehu:
bewegliches
Eigentum/Vieh
Phonetischer Wert : f
Tierkreis: Schütze
November Ende
Sakralfest: Nikar-Umzüge
Perchtentreiben. Ein Beiname des Wodan-Odin war Nikar/Nickl (= der Aufrührende), der mit seinem „wütigen Heer“ bzw. seinem Seelentroß durch die schaurigen Winternächte jagte. Im Brauchtum wurden diese Wodan-Umzüge von den Gilden nachgestellt und die Erscheinung des Wodan-Nickl in den Häusern der Heiden aufgeführt. In diese Zeit legte die Christenkirche als alternativen Kalendermann den „Bischof Nikolaus“ mit ähnlich klingendem Namen.
Die -Rune stellt den um 90° aufgestellten Rumpf des gehörnten Rindes dar. Vordergründig bedeutet Vieh, ebenso wie im Lateinischen, Geld bzw. materiellen Besitz: lat. pecuarius (zum Vieh gehörig) und lat.-franz. pekuniär (das Geld betreffend).
Im altisländischen Runenreim lautet das Beiwort: lat. aurum Gold. Die Rune meint also Reichtum, Wohlstand, Sattheit, Fülle. Doch Gold ist mehr als Geld, es ist der Begriff für das sonnenverwandte Metall und ein Symbol für den feinsten Wert dieser Welt.
Die Rune ist also nicht allein im grobstofflichen Sinne zu deuten, denn so wie aus dem vorausgegangenen Gottesopfer die Segensfülle jeder Art erwächst, so auch im höheren Verständnis das runisch runde, vollkommene All der harmonischen Urmuster-Bausteine von 24 kosmischen Segmenten der gottgewollten, rechtlichen (ahd.) wizzodhaftigen Weltordnung.
Letztere repräsentieren die Runen – neupythagoreisch-gnostischen Gedanken verwandt – in einer personifizierten Geistgestalt namens Oding. Sein Wort, als Titel des gesamten Symbolzeichensystems, ist durch die ersten drei Runenbuchstaben zu erfahren. Nach germanischen Sprachregeln heißt Oding nichts als Sohn des Od.
Noch in der späten Edda wird Gott Od als Gatte der gemeingerm. Muttergöttin Frija/ Freyja erwähnt und erweist sich damit als frühe Form von Odin, also des Geistgottes Wodin/Wodan.
Der geistige Runensohn des Geistgottes hat Kopf und Fuß: Deshalb beginnt die senkrecht aufgestellte Runenreihung oben mit OD und endet unten mit FUÞ. Die germanische Lautung od, ot hatte vielschichtige Bedeutung. Noch im Altdeutschen verstand man darunter Gut, Fruchtbarkeit, Glück, Gedeihen, Segen, Erfolg.
Der Odem ist als wodinisch-göttliche Belebungsenergie im Sinne des Lebenshauches und der Hauchseele zu verstehen.
Im Altnordischen bedeutet ódr die Seelenerregung, den Gesang und die Dichtung, doch oddr die Spitze, oddviti ist der Spitzenweiser, oddleif der Spitzenvorfahr, also das Haupt einer Schar. So konnte diese Lautfolge schon zur Runenentstehungszeit im Sinne von „Seelisch-Geistigem“ und „Anfang“ genutzt werden.
Der runische fuð war für die Adepten unschwer als Fuß zu verstehen; got. fotus, ahd. fuoz, aengl. fot, dän. Fod, nassauisch-mundartlich Fude. Der sinnbildhafte Kopf des Oding raunt also von unvergänglicher segensreicher Seelenkraft aus feinstofflichem Ur-Etwas, wohin wir uns zurücksuchen sollen, aber keinesfalls als Traumtänzer und haltlos jenseitsflüchtige Spekulanten. Vielmehr bedürfen wir auch des festen Fußes der goldenen pekuniären Grundlage.
So liegt die ganze Runenwelt zwischen O und F, zwischen Oben und Unten, Seele und Besitz, zwischen Geistlichem und Stofflichem beschlossen.
Das runische Heil, gebündelt zum Strauß,
steht im vierundzwanzigsten Runenhaus.
Wir dürfen in dem Begriff VIEH vermuten
eine Zusammenfassung von allem Guten.
Das Runenbild zeigt ein gehörntes Tier
in leicht erkennbarer Kürzel-Manier.
Die Zahl Vierundzwanzig meint die „Sechs“,
das gesamte, um fassende Wonnegewächs.
Die Sechs, die das All umschließen soll,
keine Rune ist sämtlicher Gaben so voll.
Als Ergebnis von unserem „Runengebet“,
zu dessen Ende erfüllte Gewährung steht,
darf nur das VIEH als Sinnwort erscheinen,
der Ausdruck will allen BESITZ vereinen.
Kein Saal im gesamten Runengebäude
ist erfüllter von hoffnungsseligster Freude.
Das Gleichniswort VIEH galt unseren Ahnen,
vedischen Indern, Eranern, Germanen,
soviel wie „Wohlstand – Reichtum – Eigentum“,
zum eig‘nen sowie eig‘ner Gottheit Ruhm.