Gerhard Hess
hagalaz: Hagel
Phonetischer Wert : h
und stimmhaftes th
Tierkreis: Löwe
Juli Ende
Sakralfest: Hagelschutzbitte
Wir befinden uns in der meteorologischen Haupthagelzeit des Jahres. In dieser Phase wurden die sog. Wetterherren (die altgerm. Alken/röm. Dioskuren) um Abwendung von erntezerstörendem Unwetter angefleht. Die beiden Alken (auch in der elhaz-Rune vertreten), göttliche Zwillinge, fanden in christlicher Zeit ihre Entsprechung in den Wetterherren Peter und Paul.
Die -Rune erscheint zunächst nur im schlichten Gewande des ruppigen „Hagels“ und offenbart bei genauem Hinsehen doch ein vielschichtiges Innenleben.
Aus der Potenzierung der vier Grundstoffe (Elemente) des Alls geht die Sechzehn hervor (4×4=16). Die gleiche Anzahl der Weltgegenden (bei Verdoppelung der Windrose) weist auf das weite Rund des Himmelskreises hin. Die Zahl entsteht auch durch Doppelung der himmelsväterlichen Acht, damit könnten wieder die Abspaltungsformen Tius, nämlich seine dioskurischen Zwillingssöhne, die Alki, gemeint sein.
So ist es: In altnordischen Brettspielen spiegelt sich der mythische Grundsinn, nämlich der Weltkampf zwischen hellen und dunklen Parteien.
In den eddischen „Heidreksrätseln“ lautet eine Frage: „Wer sind die Degen, die zum Thing reiten, ihrer 16 zusammen?“ Die Antwort: „Das sind Itrek und Andad im Brettspiel.“ Zwei vielsagende Männernamen wurden auf die führenden konträren Spielfiguren übertragen: „Ausgezeichneter“ und „unholder Totengeist“.
Das norwegische Runengedicht erklärt zum 16. Zeichen: „Hagall ist das kälteste Korn – Christus schuf die uralte Welt.“ Der ursprüngliche heidnische Text kann nicht auf Christus gelautet haben, sondern nannte dessen Vorläufer aus altreligiöser Zeit: Heliand, Helgi, der „Heilige Heiler“.
Es stehen sich also „Heil und Hagel“ gegenüber – oder beisammen, wie es das Runenzeichen demonstriert, das schon den Spartanern als Dioskuren-Symbol galt.
In des Begriffes ältestem Sinn kommt „Hagel“ von hauen, stechen, und der „Hagel“ war der schlagende Unhold. Wir sagen noch immer: „Als ob ihn der Hagel jaget“, und meinen den Teufel.
Diese Rune repräsentiert also die beiden polaren Wirkkräfte in der Welt, gewissermaßen: positiv und negativ. Dadurch ist sie das Zeichen allumfassender Kräfte, der guten wie der unguten.
Doch während das gleichlautende 10. Sinnbild, die Algiz-Rune, im Sommerbeginn postiert ist und damit den positiven Pol hervorhebt, liegt der Schwerpunkt der Hagalaz-Rune in der Haupthagelzeit des Jahres.
Die negative Macht, der Unhold, zeigt seine Kräfte. Wem es gelingt, ihn zu besänftigen und gleichzeitig den Segen der milden Schicksalsmacht zu erringen, dem muß ein erfolgreicher, glücklicher Lebensweg gelingen.
LOB DER RUNEN
Kein Volk der Welt hat solche Schrift,
die jede andere übertrifft,
die königlich in Höhen wohnt,
die Welt der Schriften überthront.
Ich lobe laut den Runen-Geist,
der deutscher Ahnen Denken preist,
welcher bezeugt die Geisteskraft
der alt-teutonischen Wissenschaft.
Der Run-Buchstaben tiefer Sinn
bleibt der Germanen Haupt-Gewinn.
Germanisch‘ Volk aus aller Welt
der Runen-Geist zusammen hält.
Wer Runen ehrt ist unser Freund,
ob blond, ob braun, ob ungebräunt,
wir stehen Hand in Hand im Kreis,
rund um den Globus, Kind und Greis.
Uralt ist unser Runen-Kult,
er weiß nichts von der Leute Schuld,
er dient zum Nutzen jedermann
der mit den Stäben umgeh’n kann.
Sie lehren uns die Religion,
seit um zweitausend Jahren schon
und geben jede Festzeit kund,
im runischen Zeitweiser-Rund.
Die Vierundzwanzig, Platz für Platz,
sind uns‘res Volkes bester Schatz.
Ein jeder der zum Selbst erwacht‘,
erlichtet Nebel, Not und Nacht.
Er preist des ODING-FUÞARKs Od,
bringt seine Seel‘ ins rechte Lot
und ist geheilt aus eig‘nem Mut,
ist rückgekehrt in Heim und Hut.